Dienstag, 16. Februar 2021

Erzfeind Einfamilienhaus: Krieg den Hütten

 
Weniger Außenwände, mehr Gemeinsamkeit: Die neuen grünen "Kommunalkas" versprechen nicht zuletzt Hilfe beim Klimaschutz.

Er hat das nie gesagt, jedenfalls nicht so. Es war auch ganz anders gemeint, ist nur vollkommen verkürzt zitiert worden. Dass die Grünen Einfamilienhäuser verbieten wollen, ist jedenfalls überhaupt nicht richtig. Sie wollen sie künftig nur nicht mehr erlauben! Kein Veggie-Day bei den Grünen, kein neuer Verbotsfeldzug, angeführt von Anton Hofreiter, dem Gesicht des wohlstandsverwahrlosten Flügels der Ökopartei. Sondern eine Idee gegen die "Wohnungsnot im Land" (Die Zeit), die vier Jahre nach der maßgeblich von den Grünen getragenen Initiative #wirhabenplatz endlich daran geht, dem Volk ohne Raum jenen zu verschaffen.  
 

Gemeinsinnstiftende Siedlungsidee


Und wie könnte das besser gehen als durch die Einsparung von Individualität? Hofreiter, wie die Bundeskanzlerin und der Bundestagsepidemologe Karl Lauterbach einer der wenigen Naturwissenschaftler in der Spitzenpolitik, hat es durchgerechnet. „Einparteienhäuser", wie Hofreiter sie nennt, "verbrauchen viel Fläche, viele Baustoffe, viel Energie, sie sorgen für Zersiedelung und damit auch für noch mehr Verkehr." Hier wird eine künftige unter Beteiligung der Grünen regierende Koalition nicht tatenlos zusehen können. Natürlich wolle seine Partei den Menschen draußen im Lande nicht die eigenen vier Wände verbieten. Doch wer welche Immobilie anschaffe, was er bauen müsse und wo, ob Einfamilienhaus, Reihenhaus, Mehrfamilienhaus, Mietshaus, das solle "nicht der Einzelne entscheiden, sondern die Gemeinde vor Ort".

Gemeinnutz vor Eigennutz, Krieg den Hütten, Friede den großen Wohnblocks aus verdichtetem Kollektivismus, mit denen schon die vormalige DDR erfolgreich gewesen war im Kampf gegen die "Wohnungsnot als soziales Problem" (Erich Honecker). Wer jetzt kein Haus hat, der soll auch keins mehr bauen. Zwar war es der Europäischen Zentralbank in den zurückliegenden Jahren vermittels einer konsequent auf Vermögensabbau gerichteten Geldpolitik bereits gelungen, dem einkommensschwächsten Fünftel der Bevölkerung jede rechnerische Chance zu nehmen, sich Wohnungseigentum leisten zu können. 

Uneinsichtige Wohnegoisten

Trotzdem aber wird immer noch gebaut, gerade wegen der Inflationierung der Barvermögen stieg die Wohneigentumsquote des einkommensstärksten Fünftels der Bevölkerung seit dem Jahr 1999 von 54 auf 63 Prozent. 

Mit schweren Schäden, die das beim Klima anrichtet. Einfamilienhäuser sind bourgeois, sie schaden dem Klima mehr als jede andere Bauform, sie vereinzeln Menschen, führen zu Depressionen, Schulden und Streit an Grundstücksgrenzen. Wer im traditionellen Mieterland Deutschland baut, gerät schnell in die Schuldenfalle, im Falle einer Scheidung gibt es oft Ärger um die Vermögensaufteilung und bleibt sie aus, beanspruchen doppelt berufstätige Haushalte oft öffentliche Transportleistungen von ihren privaten Refugien in die urbanen Zentren.

Der in Hamburg bereits ausgetestete grüne Weg, private Bauherren daran zu hindern, sich mit Geld, das der Gemeinschaft entzogen wurde, kleinbürgerliche Träume vom Wohnen in den eigenen vier Wänden zu erfüllen, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen, die sich diesen Luxus nicht leisten können, ist als bundesweites Modell alternativlos. Die triste Existenz im Einfamilienhaus ist schon aufgrund von dessen Bauweise die klimaschädlichste Art des Wohnens überhaupt: Zu viele Außenwände pro Bewohner, zu viel Platzbedarf auf einer Ebene, zu wenig gemeinsinnstiftende Kollektivverpflichtungen und spontane Begegnungen im Fahrstuhl oder am Müllschlucker.

Das kollektive Glück am Müllschlucker

Was in den 70er und 80er Jahren bereits Millionen Familien in der DDR, aber auch in Westberlin, Wiesbaden und Köln ein warmes Dach über dem Kopf und kollektives Glück beschert hat, wird zum  grünen Zukunftsplan: Hochaufragende Häuser „mit deutlich mehr Stockwerken“ (Die Grünen) lassen den Himmel näher- und die Menschen wieder enger zusammenrücken. Vorbild sind hier die "Kommunalkas" (russ.: коммуналка, Verniedlichung von russ.: коммунальная квартира), mit denen der junge sowjetische Staat gegen die Wohnungsnot vorging und zugleich das lauter werdende antikommunistische Murren in Teilen der uneinsichtigen Bevölkerung bekämpfte. Wo gemeinsam gewohnt, gelacht, geliebt und geweint wird, bliebt kein Herz lange eine Mördergrube.

Das angekündigte Ende des Einfamilienhauses ist dabei nur ein Zwischenschritt auf einem langen Weg hin zum klimagerechten Wohnen für alle. Einfamilienhäuser haben eine schlechtere CO2-Bilanz als Reihenhäuser, aber auch Reihenhäuser schneiden schlechter ab als Wohnblocks und kleine Wohnblocks schlechter als große. Als Faustformel im Klimakampf gilt, dass eine Halbierung der Außenflächen - Dach/Wände - in der Regel zu einer Halbierung der aufzuwendenden Heizenergie führt. Hochhäuser sind hier - bei möglichst großer Breite, also möglichst vielen nebeneinanderliegenden Eingängen - Klimafavorit: Ein 30-stöckiger Bau mit 70 nebeneinanderliegenden Aufgängen und 4.200 Wohnungen hat nur fünf Außenwände. 4.200 Einfamilienhäuser hingegen kommen je nach Bauart auf 21.000 bis 50.000 Außenwände.

Klimafreundliche Großwohnblocks

Gelingt der grüne Plan, ganz Deutschland aus seinen derzeit 15,9 Millionen einzelstehenden Egoistenheimen und in klimafreundliche Großwohnsiedlungen wie Mannheim Herzogenried, der Berliner Gropiusstadt, Leipzig-Grünau und Wolfen-Nord umzusiedeln, könnte seine Deutschland seine wohnbedingten CO2-Emissionen entsprechend um wenigstens das Fünftausendfache senken. Bis zum Zwanzigtausendfachen gar ging die Klimaeinsparung, würden erst alle, die schon länger oder kürzer hier leben, in einer einzigen klimakompakten Hochhausanlage angesiedelt, die Wohnen, Leben, Arbeiten und kollektiven Frohsinn nach Feierabend in nur vier dick gedämmten Wänden vereint.

9 Kommentare:

  1. Genial, wie so gut wie immer...

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  2. Mit Ockhams Rasiermesser drüber reicht doch eigentlich die einfache Version.

    >> Anton Hofreiter, dem Gesicht des wohlstandsverwahrlosten Flügels der Ökopartei

    Warum wohlstandsverwahrlost, wenn verwahrlost ausreichend ist?

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  3. Ohne Eigenheimdächer, die man mit Ökostromerzeugung bewirtschaften kann, würde dem durchschnittlichen suburbanen Grünenwähler aber ein schöner Teil der Kreditwürdigkeit wegbrechen. Da war der Altsponti Toni vielleicht etwas zu spontan.

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  4. Bedenket: Die Grünen Khmer gehen nicht ganz selten als Overton-Vorplänkler voran, eine neue Narrheit bzw. Niedertracht aufs Tapet zu bringen, man spottet, hähä, die nu wieder, und spätestens zehn Jahre danach ist die Lächerlichkeit eine Selbstverständlichkeit.
    Beispiel: Den Abschaum des Abschaumes, die Menschenschlepper, von Staats wegen zu finanzieren.

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  5. ein bild davon war in der vorauswahl. aber ich wollte sachlich bleiben, ausnahmsweise

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  6. Da war der Altsponti Toni vielleicht etwas zu spontan. ---

    Eben nicht. Wie schon F.D.Rosenfeld ganz richtig sagte, gibt es in der Politik keine Zufälle. Was abgeht, war auch so vorgesehen.
    Wenn Antonia Fettlode etwas wirklich unerwünschtes rausgehauen hätte, wäre exx schon kalt. Es muß keine Lungenembolie wie bei Fips Mißfelder sein (siehe Bolschewikiblödia: Sein jüngerer Bruder Magnus~ auch, Zufälle gibts), Blitzdiabetes oder sich aus Liebeskummer im Auto selbst abfackeln ginge auch. Was bin ich heute wieder auf Aluhut.

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  7. re Prora - ja genau - ein einziger Proragroßblock mit unterirdischer Fabrik wäre die Lösung - rotgrüne HabeckkinderInnen besuchen weiterhin die achtsam integrative Dänemarkschule mit ganz vielen Kuscheltieren .

    2030 - immer noch ppq - immer noch die gleichen Blogger .

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  8. 60 sind ein "Schock" (https://de.wikipedia.org/wiki/Dutzend)
    Also werden jeden Tag ein Schock Personen der Pieks verabreicht.

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