Niemand will mehr Schweden sein, weil alle Schweden sterben. |
Wer trefflich mit Zahlen lügen will, und wer will das nicht!, der hat einige
grundsätzliche Regeln zu beachten, um nicht sofort aufzufliegen.
Einerseits ist es möglich, Zahlen ohne jeden Bezug zu präsentieren. Statt Werte aufwendig in einen Kontext zu stellen und sie damit einzuordnen, bevorzugen es Kenner, sie
einfach mit dem Zusatz "weniger als" oder "mehr als" zu versehen. Alternativ ist es möglich, in den Sinngehalt einzugreifen und den Inhalt um Informationen zu erleichtern, die zum Verständnis notwendig wären, aber falsches Verständnis provozieren könnten.
Oder aber man stellt Unvergleichbares gleich, indem man ihm gleiche Bedeutung zumisst: Ist es etwa in der Corona-Krise notwendig, Leserinnen und Leser davon zu überzeugen, dass hierzulande vielleicht nicht alles ganz optimal, eigentlich aber sogar superduper gelaufen ist, greift das im Internet spöttisch "Reichsnachrichtendienst" genannte Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) immer gern auf Schweden zurück. Dort gibt es ja einen Corona-Sonderweg, dort sterben deshalb schon seit April alle.
Gute Gefühle durch schlechte Nachrichten
In Deutschland erzeugt das gute Gefühle, denn es zeigt, wie toll die Betreuung trotz allem noch hierzulande ist. Regelmäßig meldet das in Teilen SPD-eigene RND deshalb Rekordopferzahlen aus dem Norden. 8.088 diesmal für den November, das sei, so heißt es, "die höchste Zahl an Todesfällen seit der Spanischen Grippe" im Jahr 1918. Und das, obwohl im April 2020 in Schweden noch über 10.000 Tote hatten verzeichnet werden müssen, was damals immerhin "die höchste Sterberate seit 1993" bedeutete.
Knapp 2.000 weniger sind aber mehr, denn, so zumindest rechnet RND, "nach der Bevölkerungsgröße war dies der höchste Wert seit November 2010". Es wird halt alles immer schlimmer. Zwar sei die Übersterblichkeit im Norden begrenzt auf die Altersgruppe 65 Jahre und älter, während alle Jüngeren im November etwas weniger gestorben seien als im Durchschnitt der vergangenen fünf November. Aber!
Im Dienst der schrecklichen Botschaft
Aber! Es ist die höchste absolute Zahl seit 1918! Seit der spanischen Grippe! Wenn da nicht die Lockdown-Glocken läuten! Und wie sie das tun, vor allem, wenn im Dienst der frohen schrecklichen Botschaft der Umstand wegfällt, dass Schweden im Jahr 1918 nur knapp 5,8 Millionen Einwohner hatte. Seitdem hat sich die Zahl der Schweden beinahe verdoppelt, das Land zählt heute 10,29 Millionen Einwohner. Dass die Zahl der Toten in Schweden höher liegt als 1918, scheint den Faktenchecker außerhalb des RND naheliegend: Doppelt so viele Menschen, da beißt die Maus keinen Faden ab, haben gar keine andere Wahl, als doppelt so oft zu sterben wie halb so viele von ihnen das tun würden.
Eine solche Einordnung aber, verteilt vielleicht noch über das gesamte "Redaktionsnetzwerk" mit unzähligen Abspielstationen, könnte die ganze schöne Horrormeldung beschädigen. Wie klänge es, erwähnte man, dass während der Spanischen Grippe zwischen sechs und sieben von 1.000 Schweden starben? An Corona derzeit aber weniger als einer von 1.000? Wen sollten die Hiobs aus Hannover noch alarmieren, wen überzeugen, dass Schweden für seine Versuche, die Krise anders zu bewältigen als Deutschland, einen bitteren Preis bezahlt?
Während Deutschland, klug geleitet von einem Corona-Kabinett, das die Sache wenn schon nicht im Griff, so doch jederzeit im Blick hat, heute zwar um ein Vielfaches mehr Menschen pro Jahr als etwa im Jahr 1500. Ja, die Zahl der Sterbefälle ist heute sogar höher als 962, als Otto I. zum Kaiser gekrönt wurde. Aber das ist eine andere Geschichte, die noch auf eine passende Gelegenheit wartet, serviert zu werden.
Wenn man selber nicht mit einstimmt in den Klagegesang: ja guckst du denn keine Medien?? ? Ähh, ja, ähh, nein.:D Was ist mit den Toten in Italien (Schweden, USA, whatever)?? Mir sehen die Schweden in ihren Cafes noch viel zu fröhlich aus, als dass da die Pest durchs Land ziehen täte.
AntwortenLöschenSom jag skröt tidigare, wie ich zuvor schon prahlte, habe ich Konnektionen nach Schweden, und: Es ist alles eitel Mumpitz. Die geben sich beim Lügen gar keine Mühe mehr. Plump und dreist - ist eher noch geschmeichelt.
AntwortenLöschenHalbgott in Weiß