Dienstag, 15. Dezember 2020

Donald Trump: Scheiden tut weh

Abgang aus dem Weißen Haus: Donald Trump, Ende einer Dienstfahrt.

Die Abschiedshymne, sie ist schon da. "Unser Leben, es war sehr schön, Licht und Schatten haben wir gesehen. Doch die Zeit, sie war voller Glück, in Dankbarkeit schauen wir zurück", singen die Amigos in ihrer großen Trump-Hymne "Wenn ich geh'". Die Zeit mit dem womöglich ungewöhnlichsten US-Präsidenten seit Richard Nixon, der den Vietnamkrieg beendete, aber wegen Watergate in Erinnerung blieb, sie wird noch einmal wach in diesem zärtlichen Lied, das einer Anbetung gleicht.

Jahre die an uns vorüberzieh'n wie Sterne, die am Horizont verglüh'n" werden da besungen und denn "es waren Jahre voller Glück, gerne denken wir daran zurück." Trump, ein Berg von einem Mann, geriet aus Versehen ins Amt, entfaltete dort aber Wirkung wie kaum einer seiner Vorgänger: Kein anderer Präsident, nicht einmal der von Medienarbeitern daheim und weltweit inbrünstig verabscheute George W. Bush, hat in so kurzer Zeit so viel Hass, so viele Beleidigungen, so viel Bösartigkeit und so viel leidenschaftliche Ablehnung auf sich gezogen wie der Milliardär, dem nicht nur die Beschuldigung folgte, er sei "irre" (FR), sondern auch die, er sei "gar kein Milliardär" (Spiegel).

Unterhaltsam war er immer.

Eine phänomenale Figur in vielen Beziehungen. Je eifernder die Bezichtigungen gegen ihn wurden, desto vergnügter schien der Präsident zuweilen zurückzuhassen. Was ihm gelangt, feierte er mit Überschwang. was liegenblieb, blieb zurück. Galt er anfangs als einer, der die vorgeschriebenen Pfade der Globalisierung ohne Genehmigung der zuständigen deutschen Behörden zu verlassen beabsichtigte, verwandelte er sich mit Beginn der Corona-Pandemie in einen Pionier nachhaltiger Versorgung aus der Region. Man müsse diese Masken, Medikamente und Beatmungsgeräte künftig unbedingt wieder daheim herstellen, wussten die besten Verteidiger der chinesischen Werkbank plötzlich ganz genau.

Vier Jahre Dauerfeuer haben am Ende gereicht, Trump die Wahlen verlieren zu lassen. Doch ausgerechnet diese Niederlage, von ihm selbst massiven  Manipulationen bei der Stimmabgabe zugeschrieben, war im Grunde ein letzter Sieg der Methode Trump. Zwar konnte sein Konkurrent Joe Biden mit mehr als 82 Millionen Stimmen mehr Wähler von sich überzeugen als jemals ein Präsidentschaftskandidat vor ihm. Doch Donald Trump, der "Hassprediger" (Steinmeier) hätte mit seinen 74 Millionen Stimmen selbst die Lichtgestalt Barack Obama im Vorbeigehen geschlagen. 

Wenn Trumps "fake news" sich in Skandale verwandeln.
Ohne Corona, das kann als gesichert gelten, wäre der meistgehasste Mann der Welt zweifellos wiedergewählt worden. Ein fürchterliches Zeugnis für alle, die sich nahezu fünf Jahre lang bemüht haben, den überselbstbewussten, manischen und zuweilen irrational handelnden Republikaner mit Hilfe bizarrer Verschwörungstheorien aus dem Amt und am besten gleich ins Gefängnis zu schreiben. All die Titelbilder, die Bezichtigungen, die Verbalinjurien, das Diabolisieren und Animalisieren, es hat so viel genützt wie die bundesweiten Restaurantschließungen gegen das Corona-Virus. Hilfreicher mag dagegen der Umstand gewesen sein, dass mögliche Verstrickungen des neuen Präsidenten in möglicherweise fragwürdige Geschäfte seines Sohnes Hunter medial nicht thematisiert wurden - punktgenau bis kurz nach der Wahl.

Trump wird fehlen, schon allein, weil ohne ihn eine Rückkehr der Hinterzimmerpolitik auf globaler Ebene ins Haus steht. Der Störfaktor, der sich dem schweigenden Konsens verweigerte, dass  es stets wichtiger ist, ein "Zeichen" für dies oder jenes zu setzen, als Entscheidungen zu treffen, die Folgen haben, ohne dass vorab gesagt werden kann, welche genau, verlässt die Weltbühne, brummelnd, meckernd und wegen seines Verlustes schlechtgelaunt.

Ab Januar sind sie wieder ganz unter sich, die Männer und Frauen, die im Augenblick meinen, gleicher  Meinung zu sein. Auch Trumps "diabolischer Plan" (FAZ, mit Hilfe eines  "heimlichen Militärputsches" (Berliner Zeitung) im Amt zu verbleiben, stellt sich als das heraus, was es war: Eine haltlose Verschwörungstheorie, ausgedacht, um Angst zu schüren. "Irgendwann kommt einmal die Zeit, und Du wirst gefragt, bis du bereit", singen die Amigos, "in ein and'res Leben zu geh'n, und Dein Stern wird dann am Himmel steh'n." Joe Biden hat nun in der Hand, ob es in vier Jahren ein Comeback geben wird: Donald Trump wäre in vier Jahren gerade mal so alt wie sein Nachfolger jetzt.

6 Kommentare:

  1. Dat iss wie bei Boyd, wenn der wieder mal lange kein Tor geschossen hat. Dann steht er auf einmal mit dem Ball vor einem leeren Tor, die Bilder des Grauens rattern im Hirn runter wie jene auf Flachmattscheibe und man wünscht sich insgeheim: Machet nochmal Terrence.

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  2. Was ist da los im Land rechter Aufmärche, der höchsten Mordopferzahlenspiele und Dunkelnetzwirtschaft?
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    https://www.deutschlandfunk.de/sachsen-anhalt-halle-und-magdeburg-bekommen.1939.de.html?drn:news_id=1205520

    Um die Bahnhöfe von Halle und Magdeburg sollen die ersten Waffen- und Messerverbotszonen in Sachsen-Anhalt errichtet werden.

    Innenminister Richter sagte, die Regelung wirke gegen gewalttätige Konflikte. Sie sei ein deutliches Signal zur Stärkung der inneren Sicherheit ...
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    Kann PPQ nicht auch mal deutliche Signale setzen?

    Weiß jemand, wieso der Richter die Schule geschwänzt hat?

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  3. So gehen Sieger raus.

    https://video.twimg.com/amplify_video/1337852265844142085/vid/946x570/GODzsJmjCx1UOk10.mp4

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  4. Er sieht sich auch im Ggs zu allen Umstehenden ausserhalb des C-Phänomens.

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  5. Ich weiß nicht, ob es schon Zeit für den Nachruf auf den Präsidenten ist.


    >ersten Waffen- und Messerverbotszonen in Sachsen-Anhalt

    Da werden sich diese Anhaltiner aber umschauen, wenn sie nicht nur wegen wiederholtem Raub und Körperverletzung, sondern auch wegen wiederholten Verstößen gegen das Messerverbot Bewährung bekommen.

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  6. das muss jetzt schnell auf die stadtränder ausgeweitet werden! https://www.mz-web.de/halle-saale/schuesse-in-ammendorf-streit-eskaliert---grosseinsatz-wegen-bedrohungslage-in-halle-37818038

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