Der langgestreckte, eher schmale als hohe Raum sieht eigentlich ganz unauffällig aus. Ein Konferenzzimmer wie viele, ausgestattet mit Rohrstühlen im Ikea-Stil, gruppiert um einen bananenförmigen Tisch, dem man die Herkunft aus einer hochgelobten Designerwerkstatt kaum ansieht. Immer am Montagmorgen aber versammelt sich hier die Creme der Creme der deutschen Meinungsmacher und das bescheidene zimmer wird zur Herzkammer von Nachrichtendeutschland: Wer soll und wer wird gestürzt werden? wen gilt es zu stützen, wen anzugreifen? Welche brandendgeile Reportage ist in der Mache, wie sieht's es mit Bildern aus? Und wie wird das kommende Titelbild am besten so gestaltet, dass die sozialen Netzwerke an die Decke gehen?
Das wird hier beraten, seit Jahrzehnten, und gerade in den zurückliegenden Jahrzehnten ist das Geschäft nicht nur einfacher, sondern auch schwieriger geworden. Die Auflagen sinken, das Renommee ist kaputt, die Hoffnung auf Besserung gewichen wie die Luft aus einem angestochenen Ballon. Und nun, ausgerechnet in einer durch Corona ohnehin bis zum Zerreißen angespannten Situation, verlässt mit dem amerikanischen Präsidenten Trump auch noch der Superstar der Schlagzeilen das sinkende Schiff.
Jedes vierte Titelbild hatte sich in den vergangenen vier Jahren der Aufgabe gewidmet, dem alten weißen Mann die Maske vom Gesicht zu reißen. Die besten Edelfedern waren auf ihn angesetzt, die schärften Kommentatoren und die flinksten Schnellrichter am Schreibmaschinengewehr. Auch in Deutschlands größter Nachrichtenfabrik hat das Zittern begonnen: was soll werden ohne ihn? Wo ist das Nachfolgeprodukt? Wie besetzen wir die nun überall offenen Rollen? Und mit wem?
PPQ.li weiß es derzeit auch noch nicht, doch dank eines whistle blowers, der in der Fantasiemanufaktur hoch im deutschen Norden mitarbeitet, kann das Mitmachboard zumindest ein erstes Bild vom Diskussionsstand zeigen, der sich zwar einem Mitschnitt aus einer Strategiekonferenz beim Medienmammut mit der großen Geschichte als ehemals regierungskritisches Blatt verdankt. Der gleichermaßen aber auch für ähnliche Impulsdebatten in anderen Häusern der Branche stehen dürfte.
Aus Gründen des Quellen- und Persönlichkeitsschutzes wurden die Diskussionsteilnehmer im Einklang mit den geltenden DSGVO-Regeln anonymisiert.
A: Alle da? Henry?
B: Klar, kann losgehen.
A: Dann wollen wir mal. es geht, das stand ja in Eurer Einladung drin, um unsere Strategie für die Biden-Jahre, also wenn jetzt der Trump endlich weg ist, da bricht uns ja gewaltig was weg, sage ich mal, wir müssen das irgendwie ersetzen. Das heißt, wir benötigen dringend andere Themen, möglichst genauso klickstark. Ich hatte Euch gebeten, mit ein paar Ideen zu kommen, also wie sieht es aus, jemand was am Start?
D: Wir haben uns in Ressort Gedanken gemacht, das ist ja eines unserer zentralen Probleme, sage ich mal, das deutet sich ja schon an in den letzten Tagen...
B: Also ich fand, wir haben das bisher gut ausgeglichen, der Gelbkopf hat noch mal richtig geliefert (lacht). Aber es ist sicher richtig, er wird fehlen, wenn er dann ab Januar golfen geht. Ich muss aber zugeben, im Augenblick sind wir noch ein bisschen ratlos, was Ersatz betrifft.
A: Ratlosigkeit füllt uns aber kein Blatt und schon gar keine Titelseiten. Ich kann es nur noch mal betonen, der Gelbkopf, wie du ihn so nett beschreibst, hat uns ein Viertel der Ausgaben gerettet, muss man schon anerkennen, da war er ein großer.
E: Ein Geschenk für die Branche, das sehe ich ähnlich. All der Hass, das Gift, die Twittersachen, das war ein dauerndes Weihnachten, im Grunde. es wird schwer werden, da in Zukunft auf Augenhöhe weiterzumachen.
B: Ich sehe nicht, dass Augenhöhe unser Anspruch sein muss. Sein kann. Er hat ja doch gespaltet und entzweit, es gab auch immer mal Echo, dass das nicht bei allen so gut angekommen ist. Ich weiß, ich weiß, da mussten wir Haltung zeigen. Aber die Konfrontation, die bringt es aus unserer Sicht nicht.
A: Was wäre denn aber die Alternative? Ich stelle das mal so in den Raum, ihr müsst doch das schon nachgedacht haben.
C: Wir hatten wirklich die Idee, vielleicht auf Dinge zu setzen, die ganz neu und frisch daherkommen, vielleicht mal was über Kamala Harris, und dass aus ihrer Sicht Demokratie ein Prozess und kein Zustand ist. Ich schätze, diese Frau in ihrer Art hat wirklich Potential, nicht dieses Zerstörerische von dem Gelbkopf, sondern eher positiv, denke ich. Das könnte gut werden.
A: Ich fänd' auch eine Story gut, die mal die Tochter von Biden als ganz symphatisches Mädchen darstellt. Sie zwar schon 39 und Sozialarbeiterin, aber sie hatte ja nach der Nominierung ihres Vaters als Kandidat der Demokratischen Partei bei einer Veranstaltung der „Women for Biden“ das Programm ihres Vaters für Frauenrechte vorgestellt.
D: Das sehen wir genauso. Es liegt jetzt an uns, das kontinuierlich etwas aufzubauen, man könnte auch mal was über ihren Mann machen, den Menschen hinter der Mächtigen zeigen, wie er tickt und so. Das sollte die Leser*Innen reinziehen und halten. Der Kerl ist ja bekannt dafür, dass er seiner Frau im Wahlkampf sogar einen eigenen Social-Media-Hashtag verpasst hat!
E: Das klingt spannend, auf jeden Fall. Wir könnten erzählen, wie er beim ersten Treffen gleich Liebe auf den ersten Blick empfunden hat und bei ihr damit offene Türen einrannte.
A: Hammergeschichte auf jeden Fall. Der... ich weiß den Namen gerade nicht, wird ja als second gentleman an der Seite der ersten Vizepräsidentin der USA in die amerikanische Geschichte eingehen. Das ist ein Ding, wie bei Merkel, da finden sich die Leser*Innen sicher wieder. Und dann ist er auch noch Anwalt und Partner eines Rechtsberatungsunternehmen mit
Sitz sowohl in Kalifornien und in Washington D.C. – tolle Sache! Und auch sehr praktisch.
B: Unbedingt müssten wir mal erzählen, dass ihre Stiefkinder Harris Momala nennen, weil sich in der Familie alle einig waren, dass sie den Ausdruck Stiefmutter hassen. Und dass Kamala ihren Mann als lustig, freundlich und geduldig beschreibt und sich freut, dass er es liebt, wenn sie kocht.
E: So nah waren wir nicht mal Familie Merkel dran, die schirmen ja ganz schön ab, was privat vorgeht.
D: Ja, dass sich der Professor im Netz selbst als "Dad, Kamala Harris’ Ehemann, Anwalt, Möchtegern-Golfer, Kämpfer für Gerechtigkeit und Gleichheit" beschreibt, kommt wohl eher nicht mehr in die Tüte.
A: Umso konsequenter sollten wir mit dem zweiten Gentleman arbeiten! Dieser Doug ist im vergangenen Jahr als Beschützer auf die Bühne gesprungen, als ein rechter Tierschutzaktivist seiner Frau bei einem Auftritt das Mikrofon entrissen hatte. das sind für mich Alltagshelden, die sowas machen, auch wenn mancher vielleicht kritisieren wird, dass da schon ein bisschen Mackertum rausguckt. Sehe ich nicht so.
C: Bemerkenswert ist doch, dass sein Vater Frauenschuhe entworfen hat. Im Teenager-Alter zog er nach Los Angeles - und blieb dort. wenn wir uns mal vorstellen, was sonst passiert wäre! Nichts!
A: Dann säßen wir mit Joe Biden hier, von dem man sicher viel halten kann, aber mir kommt er leider nicht vor wie jemand, auf den wir wirklich bauen können.
E: Das ist wohl leider wahr.
D: Wobei die Geschichten mit seinen Hunden eigentlich sehr gut waren, Tiere gehen immer, klar, aber first dogs, das hat schon was Spezielles, auch SEO-mäßig. Ich wäre dafür, den Biden gegen den Strich zu bürsten. Vielleicht mal eine Story, warum es mehr alte weiße Männer wie Joe Biden geben sollte? Oder darüber, wie der Anstand dieses alten, gebrechlichen Mannes uns zu Tränen rührt? Das ist neu und pfiffig, denn wenn wir ehrlich sind, hat doch schon der Bush mit seiner vom Vater geerbten Obsession für Saddam Hussein und seiner Kriegslüsternheit, der die halbe arabische Welt in Schutt und Asche legte, gezeigt, dass solche Verfehlungen medial nur ausgeglichen werden können, wenn wir danach eine Lichtgestalt bringen, die nie etwas falsch macht und rundum sympathisch rüberkommt.
A: Wie Obama! Richtig. Nicht nur für Harris ist das jetzt ja die Chance ihres Lebens, die wir, wie ich finde solidarisch begleiten sollten, sondern für Herrn Biden ja noch viel mehr. Wie lange wird er denn Präsident sein können?
D: Geht man nach Adenauer, hat er noch zehn gute Jahre! (lacht)
E: Trotzdem finde ich Harris spannender. Vielleicht nennen wir sie eine furchtlose Kämpferin? So Xenia-mäßig?.
C: Oder wir untersuchen mal gentechnisch, wie viele Wurzeln sie überhaupt hat? Die ist ein echter Weltbürger.
A: Jetzt wirds aber zu bunt. Vergiss es.
D: Aber zu Biden könnten wir schreiben, dass Tony Blair ihn total gut finden. Wobei ich die Gefahr sehe, dass nicht alle unsere älteren Leser schon vergessen haben, wer der Blair war. Dann vielleicht doch lieber was über Bidens Frau, oder? "First Lady mit eigenem Beruf", das knallt doch. Oder mal melden, dass er sie herausragend findet!
A: Klingt spannend, wenn wir es schaffen, ihn als Mann der Mitte aufzubauen, der sie bei einem blind date kennengelernt hat, als er dabei war, nicht aufzugeben.
E: Das ist schon schwierig, denn die Atomkraft will er ja auch nicht aufgeben. Das finde ich gefährlich, denn seine neue Generation von mobilen und sicheren Mini-Kraftwerken wissen wir hier in Deutschland ja schon sicher, dass sie uns in die Katastrophe führen werden.
A: Mal nicht so negativ, wir sind doch nicht Monitor! Auch wenn wir natürlich auf derselben Seite kämpfen. Lasst uns bitte nicht Bidens Leute vergessen, das sind alles ganz spannende Menschen. Wir könnten über den neuen Außenminister doch zum Beispiel mal eine Story machen, die "Ein Name, der für leuchtende Augen sorgt" überschrieben ist! Oder ist das selbst für uns zu dicke?
B: Finde ich nicht. Es jubeln doch alle im Land, wenn Biden endlich Obamas alte Truppe zurückholt. Das sollten und das müssen wird dann auch entsprechend darstellen, auch wenn der Blinken natürlich auch wieder nur ein alter weißer Mann aus dem Apparat ist, aber es ist eben unser Apparat.
D: Trotzdem sollten wir nicht vergessen, unbedingt etwas darüber zu machen, das Joe Bidens stottert. Das finde ich ganz stark von ihm. Ganz fantastische Aktion von ihm, müsste man mal beschreiben, auch, wie er da jetzt selbstlos anderen Betroffenen hilft.
A: Finde ich gut. Das hat was Ratgeberhaftes, nicht aufgeben, pfiffige Ideen suchen. Wir sollten nicht vergessen, zu loben, wie entschlossen er unsere gute alte Truppe aus der Obama-Ära komplett wieder in Dienst stellt. Ich nehme doch stark an, dass die Leser*innen und Lesenden das sehr gut finden werden. Deshalb würde ich vorschlagen, wir machen aus den vielen spannenden Ideen mal einen Plan für die kommenden vier Jahre, was, wann, wo, wie groß, wo geht ein Titel, wer könnte liefern.
E: Bitte berücksichtigen, dass es sich auf jeden Fall anbietet, mal jemanden nach Wilmington zu schicken, wo Biden seinen Corona-Bunker hat. Da bietet sich aus meiner Sicht eine Kellerrreportage an, ich muss niemandem sagen, dass wir mit sowas sogar schon Preise gewonnen haben!
A: In diesem Sinne allen einen guten Tag, ich würde sagen morgen für die Liste reicht, Nachmittag bitte in meinem Büro abgeben, danke!
Das Traurige dabei ist, dass es so weitergehen wird, falls Biden Präsident werden sollte. Aber das entscheidet sich ja erst am 14. Dezember.
AntwortenLöschenAus der gewissenbefreiten Funktionärin Harris durch Zitieren eines Dutzends Philiosophen eine linke Traumdemokratin machen zu wollen, zeigt das Ausmaß der Verzweiflung bei taz.
AntwortenLöschenorange Män bad ?
AntwortenLöschen>> Hans R. Brecher 29. November 2020 at 04:12
AntwortenLöschenWie oft soetwas in den letzten Jahren passiert ist:
UNGLÜCK AM BAHNHOF VON ITZEHOE
Zwei tote Jugendliche nach 15 000 Volt-Stromschlag
Zwei Jugendliche sind nach einem Stromschlag im Bahnhofsbereich gestorben.
Wie konnte es dazu kommen? Eine Gruppe Jugendlicher am Samstagabend auf den im Bahnhof abgestellten Kesselwagen geklettert und dabei zu dicht an Oberleitungen gekommen. So kam es zu einem Überschlag von 15 000 Volt. <<
-----------------------------------------------------------
Nennt mich roh, herzlos usw. - wenn die älter als ~ höchstens 13 waren, so ist es natürliche Auslese. Das Ohmsche Gesetz hatten wie schon als Rotzlöffel in der 6. Klasse.
Wel nicht hölen will, muss fühlen. Altes chinesisches Splichwolt.
Ich hätte gedacht, es sei der Blutzoll für Merkels Führerei. Führer verheizen bei ihrem Tun im Endstadium nunmal die Jugend. Man hätte sie Freitags nie Gruppengaudy machen lassen dürfen oder aber die Schulen beschulen müssen. Bildung hat noch nie jemanden geschadet, auch wenn sie völlig überbewertet wird, wie ich neulich bezüglich Lederer herausfand.
AntwortenLöschenDer Autor hat zwar manches richtig erkannt, aber da er noch nicht mal zu wissen scheint, was "Nachrichten" sind, ist das Ganze natürlich mit heißer Nadel gestrickt. Den alten Begriff "Nachrichtenmagazin" verwendet das Blatt selbst kaum noch. Begriffsverwirrungen sind ein sehr beliebtes Mittel gerade von Leuten, die alles ideologisieren wollen: so also oft Autoren des Hamburger Magazins.
AntwortenLöschenunerträgliches schlechtreden! und dann nach so einem ernsten vorfall! https://www.spiegel.de/politik/ausland/joe-biden-verletzt-sich-beim-spielen-mit-seinem-hund-a-3753be3c-3cd8-4dcf-b2d7-d0a954d79011
AntwortenLöschen