Donnerstag, 12. November 2020

Pandemie-Poesie: Ich trage eine Maske

Das Pandemievirus breitet sich weiter rasant aus, obwohl weltweit Maskenpflicht herrscht.

"It aint over yet", sang der altgediente Country-Barde Rodney Crowell, der damals noch nichts wusste von der Seuche, die viele schwere Jahre nicht nur endemische Angst, sondern auch eine große Ratlosigkeit unter die Menschen und ihre Regierungen bringen würde. Alles war im Fluss, was gerade noch als festgezurrt und unveränderlich galt. Deutschland und seine Politiker, bestens vorbereitet. Deutschland und sein Corona-Kabinett, vom Tragen einer Maske eher abratend. Deutschlands Sommer des Sieges über die Seuche. Und Deutschlands Schüler, zäh wie Leder und unangreifbar für "den Virus" (Armin Laschet).  

Schöner scheitern

Wie sich alles wandelt, Mal um Mal. Erst waren die so gut vorbereiteten Masken nicht da. Dann setzte sogar die Kanzlerin eine auf, noch nach Donald Trump, aber ihre war weitaus schöner bestickt. Die Welt, die die Deutschen wiedereinmal beneidet hatte um ihre kluge, umsichtige Führung, wandte sich ab, als die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen zu Brasilien und Russland aufschloss. Schöner scheitern, damit wir wenigstens noch einmal Weihnachten feiern können, wo doch Köln schon nicht mehr Köln ist ohne Karneval, das ist nun die Wurst, die das Licht am Ende des Tunnels ersetzt.

Tief unten aber, wo das Volk die Leiden still erduldet, die ein grausamer Gott ihm als Strafe für seien Klimasünden und den Hochmut auferlegt hat, die CO2-Steuer dennoch erst spät und mit einem fast noch bezahlbaren Einstiegsbetrag zu starten, suchen sie Dichter und Denker Auswege aus einem Leben ohne Kontakt, ohne Liebe und steigende Steuereinnahmen. 

 Elegische Psalmen, rockige Metrik

Schon im Frühling, als der unerlässliche Ausnahmezustand in vielen Bundesländern Baumärkte ausnahm, wurde PPQ.li zur Anlaufstelle unzähliger Menschen, die in den Tagen der Not nach einem Ausweg suchten und ihre Gefühle mangels anderer Möglichkeiten wenigstens mit anderen teilen wollten. Die zeitgeschichtliche Serie "Pandemie-Poesie" überzeugte damals mit elegischen Psalmen und rockiger Metrik, Verzweiflung wurde zu Versen und dem Notstand wurde mit der Feder in der Hand trotzig ins Gesicht gelacht.

Ein Hausdichterkreis, der für manchen zur lebensrettenden Anlaufstelle wurde. Niemand weiß, wie viele Leben, wie vielen Ehen und eingetragene Partnerschaften, wie viele Singles zudem die Dichtungsserie gerettet hat in Tagen, in denen selbst viele Therapeuten ihre Praxen schlossen. Doch die Pandemie-Poeme gelten bereits heute als zeitgeschichtliches Dokument, vergleichbar den historischen Berichten aus der Pest des Jahres 1348, als die Gesellschaft sich schon einmal radikal veränderte und die Totenglocken das Ende eines Zeitalters einläuteten.

Anscheinsmaske statt Pestmütze

Wie seinerzeit die spitze Mütze ist heute die nach langem Streit nach einer Anweisung der Bundesworthülsenfabrik als "Mund-Nasen-Schutz" bezeichnete Anscheinsmaske zum "Symbol der Seuche" (SZ) geworden. Der Träger zeigt Solidarität, der Nicht-Träger sein Misstrauen der Regierung gegenüber. Die ehemals "Schutzmaske" genannte Gesichtsbedeckung, deren Wirkung der Gesundheitsminister noch bis ins Frühjahr nachdrücklich und glaubwürdig bestritten hatte, ist zum Ausweis  bürgerschaftlichen Gefolgstreue geworden - und sie hat PPQ-Leserin Jana Keller zu einem Gedicht inspiriert, das eigentlich ein Lied ist. Und, geht es nach der jungen Frau aus Bergisch-Gladbach, unter Beachtung der Stoßlüftungsregeln ab sofort in jedem deutschen Klassenzimmer zu Unterrichtsbeginn gesungen werden sollte.


Ich trage eine Maske

(nach der Melodie „Ich trage eine Fahne")

Ich trage eine Maske,

und diese Maske ist grau.

Es ist die Alltagsmaske,

die Vater trug schon in blau.

Die Maske ist niemals gefallen,

obwohl sie den Leugnern missfiel.

Sie nervt nun weiter uns alle,

doch sie dient 'nem höheren Ziel. 

Ich trage eine Maske, 

das Grauen der Epidemie.

Es hat meine Alltagsmaske 

 auch etwas von Anästhesie. 

Und wenn sie auch stört beim Atmen,

so kram' ich sie doch stets wieder vor.

Auf dass wir uns alle gut schützen

wie Angie schon mehrfach beschwor. 

Ich trage eine Maske, 

und diese Maske ist grau.

Es ist die Alltagsmaske, 

die uns alle beschützt so genau. 

Das Virus hat die Politik ermächtigt,

zu Lockdown, Krediten und mehr.

Drum vorwärts ihr Bürger nun fügt euch,

bis erlahmen all die Querdenkeeeer.

7 Kommentare:

  1. Wie jetzt. PPQ als Kampfsportportal gegen alle Querbeter? Oder heißt das Queerbeetler?

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  2. eingesandte gedichte werden wie eingereicht gedruckt! sie sprechen aus der "seele" (Biden) des jeweiligen einsenders/poeten, nicht aus der des hiesigen dichterkreises

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  3. @ppq

    Verstehe ich voll und ganz und mache mir das auch zu eigen. Wo kann ich das dann melden, wenn sich PPQ nicht zuständig fühlt und hier nur als Telefonleitung der Deutschen Telekom AG auftritt, sozusagen als Seelsorgetelefon der gebeutelten Heimdichtergemeinschaft?

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  4. Gar mancher glaubt, es sei weit hergeholt, die Maske als Söder-Windel zu bezeichnen, aber das ist grundfalsch. In Wuhan wurde frühzeitig festgestellt, daß das Coronavirus auch über den Stuhl ausgeschieden wird, wie hier zu lesen ist:

    "Wir haben das Virus in oralen Abstrichen (Mundraum), Analabstrichen (am Gesäß) und im Blut nachgewiesen", schreibt Wei Zhang vom Wuhan Institute of Virology der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Wuhan, China, und Kollegen. "Infizierte Patienten können diesen Erreger möglicherweise über die Atemwege, den Stuhl, den Mund oder über Körperflüssigkeiten ausscheiden", schreiben sie.
    https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/neuartiges-coronavirus-studie-haelt-mehrere-infektionswege-fuer-moeglich/

    Söder war diese Erkenntnis früh zugänglich. Zum Schutz seiner Umwelt hat er sofort diesen Ausscheidungsweg durch eine Maske versperrt, ein Zeichen seines hohen Verantwortungsbewußtseins. Später fiel es sich ihm leicht, sich ein Maskenduplikat ins Gesicht zu kleben, er hatte ja schön Übung im Anbringen der Windel. „Ist eh wurscht, ob am Arsch oder im Gesicht, da mache in keine Unterschiede“, sagt er.

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  5. @anmerkung: bis zum inkrafttreten der nächsten verschärfungstufe durch das neue telemedienschutzgesetz immer gleich ans BBAA wenden!

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  6. Je nun, OT:
    >> Lucius Lutz 11. November 2020 at 21:11
    Die Roten Zecken sind der Tot. << --- So ward dat nix, Kinnings. Wer als erwachsener Muttersprachler so schreibt, hat das Recht zum Klugsch...nacken verwirkt.

    "Hamburgs Innensenator Andreas Grote hat eine Schnüffelstelle eingerichtet ..." --
    Dieses Vögelchen ist aber sogar für einen Hamburger Sozen recht befremdlich unterwegs.

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  7. Auch OT, gestern 22.56 bei Danisch, Grundschulunterricht in Bremen:
    „1933 bekam Deutschland wieder einen König. Er wurde auch Führer genannt.“
    Immer wieder wähne ich, ein dickes Fell zu haben, und immer wieder muß ich mir den Irrtum eingestehen.
    Die können sich mit dem sogenannten "Volkslehrer" die Hände reichen, der die Schlacht um Stalingrad auf 1944, und die um Halbe auf Ende 1945 gepackt hat.

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