Freitag, 6. November 2020

Neue Corona-Strategie: Gesünder ohne Tests

Die Teststrategie ändert sich, aber die Grundwahrheit bleibt: Gute Vorbereitung ist alles.   

Es geht nicht mehr, die Labore kommen nicht hinterher. Mit einer erneuten überraschenden Wende hat das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin der bisherigen deutschen Teststrategie gegen das Corona-Virus eine entscheidende Wende gegeben. "Im Rahmen der Anpassung an die Herbst- und Wintersaison", so die zentrale deutsche Seuchenbekämpfungsbehöre, erscheine es geboten, die Testkriterien für SARS-CoV-2-Infektionen anzupassen, "um eine Überlastung von Arztpraxen, Eltern, Betreuungseinrichtungen etc. zu verhindern". Getreu der Lehre des scheidenden US-Präsidenten, dass nur Corona-Infizierte zu beklagen habe, wer teste, und je mehr, desto schlimmer, verändert das RKI die bisher geltenden Testkriterien für Deutschland dahingehend, dass Profifußballer überhaupt nicht mehr getestet werden dürfen.  

Notbremse vom RKI

Das war bisher von der 1. bis zur 3. Liga bei allen Vereinen Pflicht gewesen, weil Spieler mit Positivtest nicht spielberechtigt waren, auch wenn sie von ihren Vereinen in der Regel als "symptomfrei" bezeichnet wurde. Hier zieht das RKI nun die Notbremse. Selbst ein Test aller Personen mit Erkältungssymptomen würde die Testkapazitäten überlasten, heißt es zur Erklärung. 

Angesichts die durchschnittliche Anzahl von Erkältungskrankheiten der letzten vier Jahre in den Wintermonaten würde wöchentliche Testkapazitäten von drei bis fünf Millionen Tests erfordern. Allein erkältete Kinder, bei denen eine Covid-19-Erkrankung ausgeschlossen werden solle, beanspruchten dabei 900.00 und 1,5 Millionen Test pro Woche. Das sei für die deutschen Labore nicht zu schaffen, so das RKI.

Deshalb sollen nun während der Erkältungssaison neue Kriterien gelten: Getestet wird nur noch, wer schwere Erkältungssymptome vorweisen könne, eine Störung des Geruchs- und Geschmackssinns nachweise, Kontakt mit einem bestätigten COVID-19-Fall habe und außerdem einer Risikogruppe angehöre, in Pflege, Arztpraxis oder Krankenhaus arbeite, bei einer - derzeit verbotenen - Veranstaltung mit mehr als zehn Personen in geschlossenen und unzureichend durchlüfteten Räumen und unzureichender Anwendung der AHA+L-Regeln zugegen gewesen sei oder "Kontakt im Haushalt oder zu einem Cluster von Personen mit akuten Atemwegserkrankungen ungeklärter Ursache und eine erhöhte Covid-19 Sieben-Tages-Inzidenz  mit mehr 35 Fällen pro 100.000 Einwohnern im Landkreis" gehabt habe. 

SexarbeiterInnen mit Symptomatik

Ausnahmsweise testberechtigt sind zudem Personen, die als "LehrerInnen, ChorleiterInnen, TrainerInnen, SexarbeiterInnen, etc." (RKI) engen Kontakt zu vielen Menschen pflegten oder bei denen es bereits zu einer "klinischen Verschlechterung bei bestehender Symptomatik" komme. 

Schlechte Nachrichten für den deutschen Profifußball, dessen Aktive kein einziges der erforderlichen Kriterien erfüllen. Das aber sind gute Nachrichten für Vereine und Fans: Zwar war es der Bundesliga bisher auch dank der Wunderdesinfektion von Serge Gnabry gelungen, immer weiter und weiter zu spielen. Doch hatten zuletzt immer wieder Spiele der 3. Liga abgesagt werden müssen, weil Corona-Tests positiv ausschlugen. Auch an diesem Wochenende sind bereits wieder zwei Begegnungen gestrichen. 

Win-Win für Fußballer und Fans

Die neue Teststrategie erzeugt eine Win-Win-Situation. Mit dem Ende des Missbrauchs der knappen Testkapazitäten, die im Mai bei rund einer Million pro Woche lagen und so zügig ausgebaut wurden, das heute schon drei Millionen pro Woche möglich sind, werden Ressourcen frei, um gefährdete Gruppen durchzutesten. Zugleich können kerngesunde Corona-Fußballer ohne positive Testergebnisse ungestört ihrer Arbeit nachgehen. Ansteckungsgefahr auf dem Platz besteht allen bisher vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ohnehin nicht, weil "die kurzen Kontakte auf dem Platz eigentlich gar nicht genügen, um eine Infektion zu verursachen".

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