Die Mode der Mutigen ist geschlechterneutral, die Sprache der Feigheit Deutsch. |
An Härte und Unerbittlichkeit zunehmend, tobt seit Jahren ein Streit über vermeintlich ungerechte Sprache in Deutschland. Schon sprechen öffentlich-rechtliche Moderatorinnen ein Markierungssternchen in ihren Ansagen mit, eingetragene Vereine verändern plötzlich durch Zuschreibung ihren Namen, aus "Steuerzahlern" werden "Steuerzahler*Innen", aus dem Vaterland wird das Heimatland und Studenten verwandeln sich in "Studierende", während Radfahrer nun als "Radfahrende" bezeichnet werden, selbst wenn sie gerade Autofahren.
Kann Sprache die Gesellschaft ändern? Muss sie, soll sie und weswegen? Quoten für Sprachsternchen, geschlechtersensible Sprache – seit die Politik größere Probleme nicht mehr geregelt bekommt, so scheint es, hat sie auf Nebenschlachtplätzen wie der Gleichstellung ein Feld gefunden, auf dem sich folgenlos toben lässt.
Mit Erfolg: Schon gibt es mit der amtlichen Bezeichnung „divers“ eine dritte Geschlechteroption, die sich anheften kann, wer weder Mann noch Frau sein möchte. Aus dem Tischler wird ein Tischlernder, aus der Verkäuferin eine Verkaufende und der Verwaltungsmitarbeiter kann künftig als Mitarbeitende/r angesprochen werden. Doch je gleichgeschlechtlicher die Gesellschaft wird, die neben der Förderung junger Mädchen beim "Girls Day" längst auch einen "Boys Day2 kennt, an dem Jungen gefördert werden, die durch die besondere Förderung der Mädchen beim "Girls Day" Nachteile erlitten haben, umso schmerzhafter werden die Defizite in der Genderisierung deutlich.
Rechte Extremisten nutzen den sprachlichen Fortschritt, um sich über angeblichen „Gender-Irrsinn“ zu erregen, ein Ventil, durch das oft gleich noch der ganze Unmut über politische Korrektheit im Allgemeinen und die Ächtung des miesen Altherrenwitzes durch die fortschrittlichen Kreise der Gesellschaft gepackt wird. Entschuldigt wird der Widerstand gegen eine Weiterentwicklung des Deutschen dann mit dem Argument: „Haben wir denn keine wichtigeren Probleme als diese Genderei?“
Doch, haben wir, Und gerade deshalb braucht die Diskussion eine Endlösung, einen scharfen Schnitt, der alte Zöpfe ein für allemal abschneidet und Platz macht für gerechtes Sprechen ohne ständiges Sprechen über gerechtes Sprechen, wie Prof. Dr. Fritz Schluchotzki, Sprachwissenschaftler an der Universität Usedom, in einer aufsehenerregenden Grundsatzarbeit schreibt, die der ermüdenden Debatte um die "Gendersprache" eine Schlussperspektive liefert.
Schluchotzki schlägt nichts weniger vor als zwei kleine, kaum spürbare kosmetische Veränderungen in der deutschen Sprache, die, so sagt er im Gespräch mit PPQ.li, "unmittelbar zu einer gerechten Sprache führen würden". Borbild ist das Englische, in dem das „generische“ Femininum, das in Deutschland so hart umkämpft ist, nicht existiert, weil auch das generische Maskulinum, das im Deutschen so ausdauernd bekämpft und verteidigt wird, nicht vorhanden ist.
Bei Personenbezeichnungen verwenden Amerikaner, Iren und Engländer stets Genus für Sexus. Alles ist das, nicht der oder die - ein Weg, den Deutschland leicht auch gehen könnte, wie Fritz Schluchotzki vorschlägt. Fielen "die" und "der" aus der erlaubten Verwendung heraus, bliebe nur das neutrale "das" übrig, mit dem sofort alle Verweiblichungsendungen als unnötig entfallen könnten.
"Zu sprechen wäre dann immer von das Arzt, das Fahrradfahrer und das Sänger", sagt Schluchotzki, "wobei das das immer deutlich signalisierte, dass alle Geschlechter gemeint sind." Das Deutsche als eine der wenigen Sprachen weltweit, die dem Sprachforscher zufolge "in einer nationalcharaktertypischen Analfixierung versuchen, Details mitzusprechen, die für den globalen Empfänger informationslos bleiben", käme so endlich auf Augenhöhe mit den großen gendergerechten Sprachen der Welt, die wie das Englische einen Artikel für alles verwenden, Begriffe nicht durch geschlechterspezifische Endungen aufblasen "und damit sehr gerecht fahren, wie der Siegeszug gerade der englischen Sprache zeigt".
Fritz Schluchotzki sieht den Bundestag und den Bundesrat, aber auch Duden-Redaktion und Bildungsministerkonferenz in der Pflicht. "Ein paar Federstriche, und ,die' wie ,der' sind aus dem amtlichen Wörterverzeichnis deutschen Sprache verbannt", sagt er, "das wäre ein Neuanfang, bei dem sich schlagartig alle Geschlechter auf Augenhöhe starten".
Die Rechtschreibreform von 1996 habe gezeigt, dass sich Worte auf diese Art wirksam wegschließen ließen. "Niemand schreibt heute noch ,daß', keiner spricht mehr von ,Mißstand'", sagt der Experte. Das mache Mut, an eine entschlossene Maßnahme zu glauben. "Wenn wir nur wollen, können wir binnen eines Tages gendergerecht sprechen müssen", betont Fritz Schluchotzki. Es sei nun Sache der Politik, zu handeln."Corona hat gezeigt, was möglich ist", sagt er, "ähnlich durchsetzungsstark muss endlich auch bei unserer Sprache durchgegriffen werden."
Genial. Mit Patent(d)lösungen haben die Deutschen ja die Welt schon einmal zu retten versucht. Einschlägige Erfahrungen verdienen es jedenfalls, genauer betrachtet zu werden - diesmal mit Genderdeutsch als Weltsprache.
AntwortenLöschen@suedwestfunk Wann soll das denn gewesen sein? Meinen Sie jetzt die Zeit, in der die weltweit meisten Patente in deutscher Sprache verfaßt waren?
AntwortenLöschenBlogger suedwestfunk hat gesagt...
AntwortenLöschenSWF (und ZDF) essen Brägen auf.