Donnerstag, 1. Oktober 2020

Duell der alten Männer - und natürlich siegt Merkel

Duell zu dritt - und die deutsche Kanzlerin gewann souverän.

Es hätte nicht der instruktiven Analyse des früheren Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" bedurft, um denen, die sich im deutschen Fernsehen und in deutschen Zeitungen über den ersten Showdown in Amerika informiert hatten, klarzumachen, wie glücklich sich Deutschland schätzen kann. 

Dort drüben, wo einst die Fackel der Freiheit leuchtete, verbeißen sich zwei alte, müde Männer abwechselnd in bizarre Lügen, die jeder Correctiv-Praktikant beim Zähneputzen als solche enttarnt. Im Bundestag dagegen steht fast zeitgleich die Kanzlerin, frisch vom Friseur, mit einer lachsfarbenen Jacke in neuem Schnitt, besorgt, aber optimistisch, mahnend und auf eine Weise persönlich, wie sie die Deutschen bisher nur von ihrem Treffen mit dem Flüchtlingsmädchen Reem Sahwil aus Rostock kannten.

Weitsicht der Physikerin

Nach dem schloss Angela Merkel die Grenze nicht, nach Corona schon, denn die Weitsicht der Physikerin im Kanzleramt ließ Angela Merkel früh ahnen, dass mit der Seuche eine Krise auf Deutschland zurollt, die sich nur einige Wochen lang mit Zusicherungen und Gebeten im Zaum halten lassen wird.  Wie Donald Trump änderte die deutsche Kanzlerin anschließend mehrfach ihre Strategie: Von "gut vorbereitet" und "Masken nützen nichts" ging es zu "wäre schön, wenn Deutschland zu einer einheitlichen Strategie fände" und "Grenzen zu nach Resteuropa". 

Sechs Monate danach ist Angela Merkel soweit, im Bundestag von einem "bundesweiten Lockdown" zu sprechen, dessen Wiederholung sie "unbedingt vermeiden" wolle. Historiker werden später vielleicht herausfinden, dass es einen "bundesweiten" Lockdown nie gegeben hat, weil die Stärke der föderalen Staatsstruktur Deutschlands stets sicherstellte, dass kein einziges Bundesland dieselben Krisenmaßnahmen verhängte wie irgendein anderes. 

Deutschen Medien gelang das schon nicht mehr, deutschen Medien fällt auch nicht auf, dass die Zusicherung der Bundesregierung, die nächsten Grenzschließungen wegen der Pandemie würden aber bestimmt in ganz, ganz enger Absprache mit europäischen Partnern verhängt, durch die mittlerweile erfolgte Einstufung fast ganz EU-Europas als Seuchenhotspot obsolet geworden ist.

Punktsieg der Mumie

Man hat zu tun, die Lügen von Donald Trump aufzudecken, der im Kräftemessen mit seinem Präsidentschaftskonkurrenten Joe Biden leider vitaler wirkte. Biden, bei seinem ersten längeren öffentlichen Auftritt im deutschen Fernsehen seit seiner Kür zum Präsidentschaftskandidaten und Träger aller deutschen Hoffnung auf ein Ende der Ära Trump im ersten Moment an eine Mumie erinnernd, schlägt sich gut angesichts der Erwartungen. Viele Skeptiker hatten gar nicht geglaubt, dass der 77-Jährige überhaupt eine ganze Fernsehdebatte durchhalten würde. Nun steht er selbst zum Schluss noch, und er hat keinen groben Fehler gemacht. Das reicht der Fankurve, den Endsieg auszurufen. 

Doch von der deutschen Zuversicht, mit Biden werde endlich wieder ein Mann ins Weiße Haus einziehen, mit dem Deutschland gut können werde,  blieb nicht viel übrig: Der Demokrat machte einen so durchgeistigten Eindruck, dass nur wenige ihm noch zugestehen, über Amerikas langjährige Partnerschaft mit Deutschland Bescheid zu wissen.

Deutschland, du hast es besser

Die Großauswertung des Duells der beiden alten Männer, die als americas finest antreten, die mächtigste Nation der Welt in die Mitte des Jahrzehnts zu steuern, hatte denn auch einen hämischen Unterton. Eine "kuriose Politschlacht", "hart, aber unfair", ein "Schlagabtausch mit falschen Behauptungen" und "ein Schreikrampf" sei es gewesen, der gezeigt habe, das Amerika seinen Offenbarungseid geleistet habe. Selbst  solche großen Fernsehduelle kann Deutschland inzwischen weit besser.

So kam es dann, dass Angela Merkel das Duell Biden gegen Trump gewann, wenn auch nur, weil  die deutsche Kanzlerin darauf zählen darf, dass niemand ihre Aussagen jemals dem Faktencheck unterziehen wird, der rituell über jeden Trump-Tweet abgehalten wird. In ihrer großen und nicht nur von den Gemeinsinnsendern als überaus emotional und menschlich gefeierten Rede der letzten Mahnung konnte die Kanzlerin so von ihrer eigenen Sehnsucht nach "Nähe, Berührungen und Gemeinsamkeit" (Merkel) sprechen, ohne dass nachgefragt wurde, wen außer ihrem Ehemann Joachim Sauer sie denn so dringend berühren würde.

Fest steht, dass Merkel fehlen wird, auch weil das Personaltableau hinter der ersten Frau im Staate kaum weniger erschütternd wirkt als das Aufgebot von Demokraten und Republikanern in den USA. Scholz, Laschet, Merz, Habeck, Röttgen und womöglich doch noch Spahn - germanys finest lassen heute schon Vorfreude aufkommen auf die Zeit nach Merkel.

Vielleicht macht es ja doch die Annalena Baerbock!

10 Kommentare:

  1. @ Blogwart: Alle Trolle schweigen still, wenn Dein flinker Zeigefinger es will.

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  2. Auch wenn man Trump nicht für den Beelzebub und Biden nicht für komplett senil hält, war diese Schlammschlacht sicher kein Hochamt der Debattenkultur. Wobei ich ehrlicherweise die zweite Aussage für deutlich wahrscheinlicher halte als die erste. Insbesondere für Trump wäre meiner bescheidenen Meinung nach gegen den müden Joe viel mehr drin gewesen wäre, wenn er seinen Hang zum Narzissmus einmal unter Kontrolle gebracht hätte. Nichtsdestotrotz, nirgends steht geschrieben, das es in einer Demokratie immer sachlich und ohne Tiefschläge ablaufen muss.

    Wenn man da an unseren sicher bald heraufziehenden Wahlkampf denkt, kann einem schon das Grausen kommen. Nur ja nirgends anecken oder den Gegner auch nur halbwegs angreifen. Unsere Debatten gehen absolut vorhersehbar immer genau 50 : 50 aus. Man kann es kaum erwarten bis der Olaf und mein Geheimtipp Angela sich im TV-Duell gegenseitig mit Wattebäuschen einseifen. Vielleicht darf sogar der Robert auch noch beim Gruppenkuscheln mitmachen und verkünden das er sogar ein halbes Jahr früher aus der Kohleverstromung aussteigen würde als die beiden anderen. Uiuiui

    Lieber ein bisschen Fremdschämen bei der Ami-Debatte als sich diesen Ringelpietz mit Anfassen anzutun.

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  3. Passend dazu:

    >> buntstift 1. Oktober 2020 at 09:34
    Unglaublich. Vielleicht ist es tatsächlich an der Zeit, dass diese degenerierte, weisse Rasse zurückgedrängt bzw. dezimiert wird. Sie hat offenbar ihr Pulver verschossen und kann mit ihren eigenen Errungenschaften und ihrer Welt und ihren Werten nicht umgehen oder gar leben. <<

    ... von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken ...

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  4. verkünden das er sogar ein halbes Jahr ...

    Totesstrafe führ Legasnicker. Sogar "buntstift" konnte das besser.
    Und nebenbei - Wahlen und Wahlkampf sind für das Gesäß. Die "AfD" hat ihre Schanx - zum Schein zwar - gehabt.

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  5. einen und manchmal auch anderen Notgroschen mit schwerer körper­li­cher Arbeit verdient. entweder im Kraftwerk Rummelsburg ...
    @ Anmerkung
    Du und ich, wir sind ein Blut (Dschungelbuch). Zwischen Abitur und Yorck'schem Marsch als Maurerknecht im Braunkohlekraftwerk. Bei > 80°C den Kraftwerkskessel inwendig nackig machen*. Zu den üppigen Dreckzuschlägen gab es auch ab 18 noch den Gruselfusel, 3x 0,33 á achtzich Fennje /4 Wochen.
    * Beim Wiederauskleiden war ich nicht mehr dabei, da habe ich mir unter der Laune eines milzsüchtigen Korporals das Fegefeuer im Voraus abverdient. Schiller, Die Räuber.

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  6. an den ersten kommentator, der jetzt fehlt: mach endlich selber einen blog auf, irgendwas. oder schreib ein hörbuch. ich sage es nochmal: mir ist diese krautige gossensprache mit all ihren bezichtigenden adjektiven ein graus. und deine gewaltfantasien mag ich auch nicht verantworten

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  7. @anonym

    Braunkohle war ich auch 8 Wochen. Fing bei Minus 20 Grad an und hörte dann bei lauschigen Frühlingstemperaturen mit anschließender Reihenuntersuchung im Röntgenbus (TBC) und Sonderurlaub auf.

    Am Anfang hieß es im Schichtrhythmus, die Bänder mit Spitzhacke so zu bepochen, daß sie wieder liefen, denn nach wenigen Minuten Stillstand waren die so festgefroren, daß es einen heute noch wundert, daß die dann doch irgendwann wieder liefen.

    Es war in einem dieser berühmten Winter.

    https://die-anmerkung.blogspot.com/2014/06/studie-zwangsarbeit-im-tagebau-fur-ddr.html

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  8. Das Monoell des alten Mannes.
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    https://www.tagescast.de/e/top-22-groste-politische-blogs-in-deutschland-alexa-ranking/
    5 www.politplatschquatsch.com 1022
    8 10 6 www.danisch.de 1912
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    Auweia. Der arme Danisch wird von einem HFC-Fan getoppt.

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  9. Biden ist das, was Schulz für die SPD war. Politisches Einweggeschirr.

    PS Diese Ü-50-Party ist PLatz 5 bei den politischen? Immerhin dürfte der Alterdurchschnitt noch unter dem bei der Achse liegen.

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  10. @anmerkung: erschrocken, erschüttert und irritiert

    das kann nicht stimmen

    @letzter kommentator: unter 50 interessiert politik doch niemanden

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