Samstag, 31. Oktober 2020

Rassismustest: Selbsterkenntnis durch digitale Diagnostik

Die erste Assoziation verrät alles über die Gefährdung der eignen Persönlichkeit.

Kurz vor knapp steht der Bundestag vor der Abschaffung des höchst fremdenfeindlichen und zutiefst diskriminierenden Begriffs "Rasse" aus dem Grundgesetz, der dort durch das Unwissen der Verfassungsmütter und -Väter gelandet war, obwohl es stets ein Ding bezeichnete, dass es nie gegeben hat. Im Unterschied zu Katzen und Hunden, aber auch Pferden kennt die Entwicklung des Menschen keiner "Rassen" oder "rassische" Unterschiede, genausowenig wie "biologische" Geschlechter, von denen frühere Generationen glaubten, sie unterschieden beispielsweise Frauen und Männer.  

Schicksalhafte Zuckeranlagerungen

Ausschließlich die Frage der Blutgruppenzugehörigkeit ist noch strittig, hier ist der Wille nicht Vorsehung, sondern ein zufällig festgelegtes Schicksal prägt etwa die Corona-Geneigtheit, allein durch die Willigkeit bestimmter Zuckerverbindungen, sich molekülklein an die körperbildenden Zellen anzulagern.

Während der Gesetzgeber dieses Problem bislang ignoriert, fühlt er sich durch den wachsenden öffentlichen Druck nun gerade in der Corona-Krise endlich bemüßig, das deutsche Rasseproblem anzugehen: Die Vokabel soll schon in der nächsten Ausgabe der Verfassung verschwinden, für das von Liebhabern gern "GG" genannte Grundgesetz von 1949 wäre es die 217. Änderung und eine gänzlich gegen den Trend. Ddenn das eigentliche Wunder des Grundgesetzes ist, dass es über all die Jahre nie  kürzer, dafür aber unablässig länger und länger geworden ist. Inzwischen besteht mehr Grundgesetz aus Grundgesetz, das ursprünglich nicht im Gundgesetz stand, als aus Grundgesetz, der im originalen Grundgesetz zu finden war.

Das ewige Wachstum des Grundgesetzes

Kam das noch mit schmalen 146 Artikeln auf 47 Seiten aus, die aus 12.216 Wörtern bestanden, die wiederum aus 73.368 Zeichen zusammengesetzt waren, ist die aktuelle Version ein Regelwerk, das in Zeichen gerechnet bereits um mehr die Hälfte dicker ist. 86 Seiten zählt das GG heute, es umfasst nun 23.231 Worte mit satten 153.092 Zeichen. Ein stabiles Wachstum verschriftlichter Parteienwünsche auf diesen Niveau vorausgesetzt, würde das Grundgesetz zu seinem 100. Geburtstag einen Umfang von mehr als 183.000 Zeichen erreichen, zum 200. wäre es dann bereits mehr als 450.000 Zeichen stark.

"Rasse" substrahiert nun immerhin  fünf - und beeilen muss sich, wer vor der Abschaffung des "rassismusdeterminierenden"  (Anatol Stefanowitsch) Begriffs noch schnell den amtlichen Rassismustest machen will. Angelehnt an den klassischen Nazi-Test, mit dem PPQ.li bereits vor fünf Jahren  Tausenden von "Jaaber-Nazis" die mittelstandsbürgerliche Maske vom Gesicht gerissen hatte. 

Selbsterkenntnis als Diagnose

Selbsterkenntnis als ersten Weg zur Besserung bietet auch der nach dem PPQ-Vorbild geschnittene  Rassismustest von IDRlabs International. Die ursprüngliche Forschung, auf der dieser Test basiert, wurde von den Forschern Liang, Li und Kim in Zusammenarbeit mit der University of Maryland und der University of California Santa Barbara durchgeführt. Der Rassetest setzt die Arbeit dieser Wissenschaftler mit den gelebten Erfahrungen nicht-weißer Einwanderer in westlichen Nationen erstmals so um, dass das vom Grundgesetz präjudizierte Konstrukt des Rassismus als charakterimmanentes Persönlichkeitsmerkmal definiert werden kann.

Schon der spontane Gedanke, eventuell ein "falsches" Ergebnis erzielen und damit als Rassist dazustehen, sollte Testpersonen warnen: Womöglich ist dem tatsächlich so. Dann aber bietet der Rassetest, den PPQ jetzt gemeinsam mit IDRLabs anbietet, die sicherste Möglichkeit umfassender Diagnostik: Wer die wissenschaftlich fundierten Fragen selbstehrlich beantwortet, erhält am Ende ein bewerbungsmappentaugliches Zeugnis, das vor allem bei Berufswünschen Richtung Beamtentum, Politik und/oder freie Schriftstellerei viele Wege vereinfacht.

Testergebnisse können ausgedruckt und Bewerbungsunterlagen beigefügt werden, der Test ist kostenlos, PPQ.li speichert die Ergebnisse nicht. 

Hier geht es zum Nazi-Test "Wie viel Nazi bin ich?"


Im Wahn: Klaus, der Kampf geht weiter

Aus Klaus Brinkbäumers Sicht geht Miami gerade unter - und die USA werden folgen.  

Als er noch beim "Spiegel" wirken durfte, baute Klaus Brinkbäumer Deutschlands ehemals seriösestes Nachrichtenmagazin konsequent um.  Mit dem Einzug Donald Trumps ins Weiße Haus schwor der Musterschüler des bekannten Bad-Kleinen-Experten Hans Leyendecker sein Blatt auf eine Mission ein: Trump aus dem Amt schreiben, und bedürfe es dazu auch dem, was später "Relotiusaden" bekannt wurde, erstunkenen und erlogenen Märchen aus tausend und keiner Macht.

Brinkbäumer ließ zwei lange Jahre bedingungslos gegen den US-Präsidenten anschreiben, der "Spiegel" verschaffte Trump dabei einen neuen Rekord an Titelbildern und dem Karikaturisten Edel Rodriguez eine stabile Einnahmequelle. Nahezu jede Woche tauchte Trump auf Seite eins auf, mal als weltverschlingender Komet, mal als Mörder des Klimas, mal als kopfabschneidender Taliban mit blutigem Messer und mal als traurig schlurfender Endpunkt der Degeneration der Menschheit. Ganz nebenbei gründete Klaus Brinkbäumer mit dem Online-Medium "Spiegel Daily" sogar noch ein eigenes Supplement, das sich nahezu ganz und gar der Aufgabe widmete, Trump zu bekämpfen.

Per Obsession ins Auflagental

Eine Obsession, den den "Spiegel" tiefer und tiefer ins Auflagental führte. So tief sogar, dass die verängstigten Eigentümer sich im Midterm-Sommer 2018 von ihrem missionarischen Chefredakteur trennten. Anfangs hieß es noch, der hochgeschätzte Mann aus Münster werde dem Magazin "als Autor erhalten bleiben" - das versprach zahllose neue und beinharte Berichte über Trumps Untaten. Doch schon vier Monate später wechselte Brinkbäumer zur benachbarten "Zeit". Die schienim Gegensatz zum "Spiegel", der mit seinem Ausscheiden schlagartig aufgehört hatte, die endlose Kette an hasserfüllten Trump-Titelbildern zu verlängern, weiter entschlossen, so lange weiter zu hetzen, zu ätzen und zu hassen, bis Trump endlich die Konsequenzen zieht und geht.

Ein Ort, an dem Klaus Brinkbäumer sich wohlfühlt, der ihm allerdings nicht genug Raum gibt, seine Attacken gegen den Präsidenten in aller Breite auszureiten. Brinkbäumer hat deshalb nun auch noch ein Buch geschrieben über seinen Kreuzzug gegen Trump, der eigentlich ein Kreuzzug gegen Amerika ist, soweit es die Vereinigten Staaten betrifft: "Im Wahn" heißt das Werk, das zwar eingangs beteuert, es wolle objektiv schildern, was da eigentlich so los sei in in den verrückt gewordenen Staaten. Das dann aber gar nicht erst versucht, irgendwelche Fakten oder die Usprungsthese vom Demiurgen Trump störende Tatsachen  zu erwähnen. Sondern über .... Seiten pure Ideologie versprüht.

Prägnant wird das an einer Stelle, ab der Brinkbäumer und sein Schreibgehilfe, der Filmproduzent Stephan Lamby, über die drohenden Konsequenzen der Trump-Regierung fantasieren. Hier gehen ihnen die Gäule dermaßen durch, dass sie Miami in einem Nebensatz untergehen lassen. Nein, nicht irgendwann in einer fürchterlichen Klimazukunft. Sondern jetzt, gerade, gleich, unverzüglich. 

Bedrohliche Nachrichten für eine Stadt, die immerhin zwei Meter über dem Meeresspiegel liegt und damit selbst nach den düstersten Prognosen der "Zeit" erst um das Jahr 2100 versinken wird. Doch wo es um alles geht und vor allem darum, Trump aus dem Amt zu treiben, kommt es auf die Wahrheit wahrlich nicht an. Brinkbäumer nimmt also fake news, wo immer es passt, er misst mit ausziehbarer Relotius-Elle und kommt so immer auf Ergebnisse, die wunderbar passen. 

Über fast 400 Seiten beschreiben die Autoren so hingebungsvoll und in einer Einseitigkeit, die kein Erbarnen kennt,  "Die amerikanische Katastrophe" (Untertitel), ohne irgendwelche Ablenkungen in Form von widersprechenden Fakten zu dulden. 

Die todgeweihten Staaten

Alles an den USA ist, natürlich aber erst seit Trump, fürchterlich, schrecklich, dem Tode geweiht. Dass überhaupt noch irgendjemand in den unter Barack Obama noch so wunderbar vereinigten Staaten lebt, erscheint bereits auf Seite 55 als ein veritables Wunder. Alle, die hier interviewt werden, halten es ja seit dem Wahltag von 2016 schon kaum noch aus, alle haben allergrößte Sorgen, wenn auch vielleicht nicht ganz so große wie Klaus Brinkbäumer, und sie fürchten dennoch, dass irgendeine dunkle Macht - wahrscheinlich aus Russland oder China - den "Hassprediger" (Walter Steinmeier) noch einmal mit dem Präsidentenamt betrauen.


Würden alle Amerikaner Brinkbäumers Buch lesen, sie würde sich gut überlegen, ob das zu verantworten ist in Zeiten, in denen Deutschland ein leuchtendes Beispiel für die Welt gibt, das imposant zeigt, wie eine Aufholjagd bei den Corona-Ansteckungen aussieht. Und wie dünn die medialen Hinweise darauf ausfallen, dass daran womöglich auch in Deutschland die eine oder andere  Entscheidung der Regierung zumindest einen klitzekleinen Anteil haben könnte.

Trump ist der bessere Baum, an dem man sich reiben kann, denn er  interessiert sich nicht dafür wenn deutsche Journalisten endlos und immer wieder über "Risse" fabulieren, die sie in Amerika entdeckt haben, über eine natürlich von Trump "gespaltene Gesellschaft", über die US-Fake-News-Industrie, das - verglichen mit dem deutschen Vorbild - undemokratische US-Wahlsystem und den ganzen schauderhaften Rest. Ja, schreibt Brinkbäumer, heute befänden sich die Vereinigten Staaten "mitten in einem neuen Bürgerkrieg, der mit den Waffen der Mediengesellschaft ausgetragen wird". Seine Feder kommt nun endgültig ins Waffenverzeichnis.

Freitag, 30. Oktober 2020

Paris, Nizza, Dresden: Warum der Islam nichts mit dem Islam zu tun hat

"Toleranz" endet an der Moscheetür: Die Religion des Friedens ist auch eine der doppelten Standards.

Es erscheint wie ein Déjà-vu, das an frühere Auseinandersetzungen zwischen Abendland und Morgenland erinnert. Kaum haben die Streiter des Propheten die Abbildung einiger belangloser Bildchen ihres vermeintlichen Religionsstifters mit handfester Gewalt beantwortet, melden sich auf der Seite der Angegriffenen besorgte Stimmen, die fordern, man dürfte nun aber keinesfalls das Kind in der Wanne ersäufen. 

Wer einen Zusammenhang herstelle zwischen Karikaturen des islamistischen Propheten Mohammed und abgeschnittenen Köpfen in Paris und Nizza, der erledige das Geschäft der Populisten, denen nichts gelegener käme als ein Abendland im Ausnahmezustand und westliche Gesellschaften, die von sich selbst den Eindruck gewinnen, der Islam gehöre irgendwie vielleicht doch nicht zu ihnen. Sie ein Mann werfen sich die Terror-Leugner und Terroristenversteher in diesen Momenten vor eine Religion, mit der seit Jahrzehnten in schrecklichster Regelmäßigkeit grausame Morde begründet werden. 

Tanz um den heiligen Popanz 

Während sich in "der Türkei und anderen islamischen Ländern" (taz) ebenso wie in Berlin "wütende Demonstranten sammeln" (taz), um ihren heiligen Popanz zu verteidigen, verteidigt sich Europa, indem es die Meinungsfreiheit verbal verteidigt, ein Prinzip, das für einen gläubigen Moslem so einfach zu akzeptieren ist wie wie für einen Hund der Umstand, dass man Wurst erst bezahlen muss und dann essen darf. Sich lustig zu machen über einen ungelernten Glaubensstifter, mit dem sein Gott so unzufrieden war, dass er ihn noch vor Eintritt ins Rentenalter von seiner irdischen Mission abberief, ist bei den einen erlaubt. Bei den anderen aber schlimmer als Hunde zu essen, die eigene Schwester zu beschlafen oder die Maskenpflicht zu missachten.

Wo sich treffen? Wie einem Konflikt aus dem Wege gehen? Natürlich führt eine Tat wie der Mord an Sebastian Paty, der im Schulunterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte, um darzustellen, was Meinungsfreiheit bedeutet, nicht nur dazu, dass die mutigeren unter den westlichen Staatenlenkern das Recht auf Mohammed-Karikaturen entschieden verteidigen. Sondern es bringt andere auch zum Schweigen, mühsam bemäntelt mit einer Art Trauer, die verschwiemelte Codes verpackt wird, auf dass sie niemandem bitter aufstoße. Zudem ist jede solche Tat ein Erziehungsinstrument: Patys Tod hat zehntausende Lehrer gewarnt. Finger weg von Mohammed. 

Gymnastikzeit im Großraumbüro

In den Großraumbüros der Leitmedien ist Gymnastikzeit. Wie noch stets finden Dehnübungen statt: Wie schnell lassen sich unbequeme Tatsachen mit Krokodilstränen davonspülen, wie glaubwürdig gelingt es, als "besonders traurigen Auslöser des aktuellen Konflikts" die Mohammed-Karikaturen im Unterricht und als Gefechtsfeld einen Streit zwischen Emanuel Macron und Recep Erdogan auszugeben? Nur das schließlich gewährleistet, dass der grüne Elefant im Schrank bleibt und angesichts schrecklicher Verbrechens, bei denen die Täter sich durchweg auf den Islam berufen, über eines nur ja nicht zu sprechen: Den Islam.

Die besten Vertreter einer journalistischen Schule, die nicht informieren, sondern zum richtigen Denken anleiten will,  schaffen es, Sätze zu formulieren wie "es spricht viel dafür, dass der Mörder Kontakte zu Dschihadisten in Syrien hatte und der Mord keine Tat im Affekt war". Die traurigsten Vertreter einer Regierung, die sich angesichts der Bedrohung der Gesellschaft durch den Nadelstich-Terrorismus einer neuen Dschihad-Generation am liebsten in den Büschen aufhält, senden aus der Deckung ihrer Sprechpuppen gut abgehangene Mitleidstweets. 

Der, der immer fehlt

Der Islam, er taucht nicht auf, niemals.  Nicht einmal dort, wo er sein hässliches Haupt reckt und Respekt für seine steinzeitlichen Bräuche, seine  Intoleranz und seinen Hass auf alles fordert,  was anders ist. Stattdessen soll wahlweise die Polizei schuld sein, es wird von Behördenversagen gesprochen, wobei die Behörden anonym bleiben, und darauf verwiesen, dass "die ganz überwältigende Mehrheit der Muslime in Frankreich den Mord verurteilt".

Selbstverständlich tut sie das. Auch die Mehrheit der deutschen Nazis sind schließlich friedliche Mitbürger gewesen, die man mit dem Pauschalurteil, alle Rechtsradikalen, Rechtsextremen und Rechtsextremisten seien gewalttätige Schläger, Mörder und Verbrecher, nur in eine Ecke rückt, in die viele von ihnen nicht gehören.


Der dänische Liedermacher Carl Ladeplads bringt es in seinem Protestsong "What a prophet" unter Todesgefahr auf den Punkt:

Terror in der Tagesschau: Der grüne Elefant

Seit 2015 gilt das eiserne Gesetz, die Dinge bloß ja nicht beim Namen zu nennen.

Es ist eine noch relativ neue Kunst im medialen Betrieb, inzwischen aber gilt sie als eine der am höchsten entwickelten, vergleichbar etwa mit japanischen Tee-Zeremonien und den für Außenstehende vollkommen unverständlichen Hammelsprung-Ritualen im Deutschen Bundestag. Fein abgewogen und mit einer Feder gezeichnet, die so dünn ist, dass sie unsichtbar schreibt, verstehen es die Meister des Faches, Nachrichten, Meldungen und sogar ganze Analysen zu verfertigen, die ihren Inhalt radikal leugnen. Den Besten des Faches gelingt es, zu schreiben, ohne zu schreiben, und zu berichten, ohne zu berichten.
 

Stammgast: Der grüne Elefant

 
Vor allem wenn der gute alte grüne Elefant den Raum betritt, der auch als "der, dessen Name nie genannt werden darf" bekannt ist, steht die Kunst des ohne Erwähnung gesagten Unsagbaren in höchster Blüte. Die amtliche deutsche "Tagesschau" beschäftigt gleich mehrere Meister der neuen Kunstform, die es verstehen, im Handumdrehen Textflächen zu entwickeln, die ihrer Gegenstand umkreisen wie ein Hütehund seine Herde: Alles dreht sich und alles bewegt sich um ein einzig' Ding. Dies Dinge aber will Weile haben und nicht erwähnt sein wie der aktuelle und jetzt schon klassische Beitrag "Frankreich: Tote bei Messerangriff" mit beeindruckendem Stilwillen vorführt. 
 
Die Sprachforscherin und Gebärdendolmetscherin Frauke Hahnwech, bei PPQ.li freiberufliche Solo-Selbstständige für vokale Trends und Übersetzungen aus dem Politischen ins Deutsche, hat die von einer Friedericke Hoffmann und einem Marcel Wagner produzierte Nachricht über den jüngsten islamistischen Terroranschlag in Frankreich analysiert und abgemessen.  Nachfolgend erklärt die 37-Jährige, mit welchen sprachmedizinischen Methoden hier gearbeitet wird und warum der staatliche Rundfunkbeitrag für so viel virtuose Informationsvermeidung gut angelegtes Geld ist.
 
Längst hat sich ein Muster gebildet, an dem entlang Medien Information imitieren und Politiker Trauer simulieren.  Wenn deutsche Medien über Terror im Namen des Islam berichten, kommen bestimmte Begriffe niemals vor. Zum Beispiel das Wort Islam.
 

Verantwortlich: Das Messer

 
"Bei einer Messerattacke in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza hat es mehrere Tote und Verletzte gegeben", heißt es am Anfang, dann geht es weiter mit "die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen." Soweit, so gut, möchte das Leser*in da meinen, denn Messerattacken gibt es zwar nachweislich nicht mehr als etwa 1987, aber sie kommen doch immer wieder vor. Dick wird es aber im nächsten Satz, der das Publikum unvermittelt und ohne Triggerwarnung mit dem Fakt konfrontiert, dass bei dem "Messerangriff" (Tagesschau) "drei Personen getötet worden" seien. 
 
Das teilte die Polizei mit, folgt dann wie bedauernd. Lieber wäre den Autoren wohl gewesen, man hätte das gar nicht so konkret erfahren. Kunstgriff: Nun ein kurzer Schwenk auf Medienberichte, denen zufolge "weitere Verletzte" gebe. Gut, denn das tröstet, wobei es sprachwirtschaftlicher Sicht eine Bezeichnung als "Überlebende" günstiger gewesen wäre - daraus hätte sich zweifellos die Möglichkeit ergeben, nahezu sämtlich Einwohner von Nizza als "überlebend" zu bezeichnen.
 

Informationen ohne Informationen

 
Aber weiter im Text, der dann auf den Schauplatz schneidet, den der "Nachrichtensender BFMTV", der hier als Quelle angegeben wird, offenbar exklusiv kennt. Der Nachrichtenanalyst sieht an solchen Details, wo fingerflinke Virtuosen zu Gange sind: Durch die Nennung möglichst zahlreicher unsinniger Informationen verliert der Lesende den Überblick darüber, welche Informationen unter den Tisch fallen.
Hier heißt es nun als nächstes "zwei Menschen wurden demnach in der Kirche getötet. Ein drittes Opfer floh, erlag dann aber seinen Verletzungen" schließt der Gedanke. 
 
Die Polizei habe geraten, "den Bereich zu meiden und nahm zu Einzelheiten zunächst nicht Stellung". Vor allem der Hinweis, der Bereich in Nizza zu meiden, ist für "Tagesschau"-Nutzer wichtig, erfühlt sich ad hoc einbezogenn und betroffen, auch, weil "Innenminister Gérald Darmanin einen Polizeieinsatz in der Innenstadt von Nizza bestätigte und eine Krisensitzung ankündigte".
 

Tat ohne Täter

 
Kurze Rückblende: Bis hierher ist es den beiden Autoren wie selbstverständlich gelungen, weder zur Tat noch zum mutmaßlichen Täter irgendeine Angabe zu machen. Auch der nächste Hinweis, dass  Staatspräsident Emmanuel Macron "sich unverzüglich zum Tatort begeben" wolle, hilft da nicht weiter, ebenso wenig, dass der Bürgermeister von Nizza getwittert habe, der mutmaßliche Täter sei festgenommen worden. Offenbar aus dem Tweet stammen die Angaben, dass der "Angreifer" (Tagesschau) bei der Festnahme verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden sei und "nach ersten Kenntnissen allein gehandelt habe. 
 
Wärmer wird die Spur zum grünen Elefanten durch den ersten versteckten Hinweis: Dem Bürgermeister zufolge gleiche die Tat einem "terroristischen Anschlag", denn "ohne Zweifel" passe die Art und Weise zu dem Mord am Geschichtslehrer Samuel Paty vor wenigen Tagen. Auch diesmal seien "die Opfer auf entsetzliche Art getötet" worden. 
 

Geheimnisvolle Gesten

Bis hier hat jeder verstanden, worum es geht, ohne dass es gesagt oder geschrieben werden musste. Die Rechten! Die neuen Corona-Terroristen! Die Partyszene vielleicht. Quatsch. Ganz zart eingeflochten findet sich nun der Verständnistipp, der "Angreifer" (Tagesschau) habe bei seiner Festnahme mehrfach "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen und eine "Geste des Mannes habe keinen Zweifel gelassen".

Woran? Weshalb übernimmt die "Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft inzwischen in dem Fall die Ermittlungen". Nur wegen des Vorwurfs des Mordes "in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben"? Oder weil der französische Innenminister Darmanin bereits "mehrfach vor einer hohen Terrorgefahr im Land" gewarnt habe? Fragen ohne Antwort,. stattdessen wieder ein verschlüsselter Verständnistipp: "Erst vor zwei Wochen war ein Lehrer in einem Vorort von Paris brutal getötet worden. Das Verbrechen hatte im ganzen Land Entsetzen ausgelöst. Es waren Zehntausende auf die Straße gegangen, um sich solidarisch zu zeigen."

Solidarisch mit wem? Und über den Täter weiß man bis heute nichts? Nur bei der Tagesschau, oder überhaupt?

Prinzip der Informationsvermeidung

Das Prinzip wird deutlich. Es ist das der Informationsvermeidung, die der künftige SPD-Chef Kevin Kühnert erst kürzlich deklamatorisch beklagt hatte, um von sich selbst später sagen zu können, er habe das schon immer abgelehnt. Kühnert erregte Aufsehen dadurch, dass er das Wort "Islamismus" zehnmal in seinem Text unterbrachte. Was für eine Tat! Für einen Linken! Und das, obwohl nach dem Mord an Paty abgesehen vom pflichtschuldigen Trauertweet des Bundesaußenministers kein deutscher Spitzenpolitiker wenigstens die übliche tiefe Betroffenheit per patentiertem Tweet geheuchelt hatte.

Der "Islam", immerhin die "Religion", auf die sich alle Islamisten berufen, kam dagegen nur einmal vor. 

Geschickt versteckt in der Formulierung "halbseidene Hobbyislamforscher", denen Kühnert den Kampf gegen den Islamismus nicht länger überlassen will. 

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Karl Lauterbach und die Grundrechte: Auf Abruf

Karl Lauterbach, im Gemälde noch mit Fliege.
Er ist ein kleiner, schmaler Mann, der im ersten Moment schon unsympathisch wirkt. Karl Lauterbach strahlt Unruhe aus, Unruhe und Unduldsamkeit, seine Gesichtszüge wirken knitterig und sein Blick unstet. Der SPD-Bundestagsabgeordnete, Sozialdemokrat, seit er der CDU den Rücken gekehrt hat, fiel in den ersten Jahren seiner mit Sägestimme und ohne Scham verfolgten Politikerkarriere ausschließlich dadurch auf, dass er eine Fliege zu tragen pflegte wie im nebenstehenden Ölgemälde des als "Kümram" bekanntgewordenen Malergenies Severin Jagenberg.  

Die legte er später ab, gerade noch rechtzeitig, um zu einem auf den ersten Blick seriös wirkenden Bundescoronatalkshowsprachrohr zu werden: Lauterbach, der Medizin studiert hat, aber mit seinem Anspruch, eines Tages Bundesgesundheitsminister zu werden, von seiner neuen Partei bis kurz vor Corona ganz weit links liegengelassen worden war, tauchte beinahe jeden einzelnen Tag seit Ausbruch der Seuche irgendwo in einer Talkshow auf wie Corona-Kai aus der Kiste. Und er warnte, mahnte, forderte, rechnete hoch und drohte. 

Die Cassandra aus Düren

Die Nachfrage nach der Cassandra aus Düren ist hoch. Keiner vermag mehr Zischlaute in einem Satz unterzubringen, niemand schafft es, perfekter Panik zu verbreiten, indem er vor Panikmache warnt. Karl Lauterbach, mit 58 im besten Alter für den finalen Karrieresprung in ein Staatsamt, scheint die Medizin der Stunde. Er selbst selbst wirkt in dieser Phase seiner Laufbahn geradezu entgrenzt. "Ich will, das ihr Panik habt", lautet der Grundton seiner Rede, abgeschaut von der derzeit abgetauchten Klima-Aktivistin Greta Thunberg.

Lauterbachs Fantasie ist dabei unerschöpflich.  "Die Unverletzbarkeit der Wohnung darf kein Argument mehr für ausbleibende Kontrollen sein", hat der Sozialdemokrat gerade festgelegt als käme er eben mit den neuen Gesetzestafeln vom Berg Sinai. Kontrollen in privaten Räumen, die unter Verdacht stehen könnten virusverbreitende Ansammlungen zu beherbergen, müssten in "einer nationalen Notlage, die schlimmer als im Frühjahr werden kann" den grundgesetzlich garantierten Schutz der Privatsphäre verlieren, verriet Lauterbach der "Rheinischen Post". 

Das Private als Gefährdung des Kollektivs

Das Private als Gefährdung des Kollektivs, die illegale Zusammenrottung als Bedrohung der Volksgesundheit - nach Lauterbach schlägt nicht die Stunde der Rückkehr der Stasi-Hauptabteilung VIII, die "konspirative Durchsuchungen" bei DDR-Bürgern durchführte, sondern die einer Einsatzeinheit ganz anderen Kalibers. In seiner Idee, bei "privaten Feiern in Wohnungen und Häusern, die die öffentliche Gesundheit und damit die Sicherheit gefährden", "Behörden einschreiten" (Lauterbach) zu lassen, verschwindet das Verschmiemelte, vor der eigenen Courage bei der Missachtung von Grundrechten doch irgendwie immer noch insgeheim Erschrockene der SED-Herrschaft. Karl Lauterbach will offen handeln, Schrecken verbreiten, einen strafen und Millionen erziehen, um "die massive zweite Welle brechen zu können".

Das Grundrecht auf Gesundheit, von dem im Grundgesetz nur über den Umweg der "körperlichen Unversehrtheit" die Rede ist, sticht bei ihm ganz beiläufig die von Art. 13 Unverletzlichkeit der Wohnung. Karl Lauterbach beruft sich dabei auf Artikel 13, Absatz 3, der "Eingriffe und Beschränkungen zur Bekämpfung von Seuchengefahr" gestattet. Natürlich gelte  die „Unverletzlichkeit der Wohnung“ weiter, hat er seine Forderung nach ersten Protesten konkretisiert. "Aber wir dürfen nicht zulassen, dass mit 30 Leuten private Feiern stattfinden wenn die Kneipen im Shutdown demnächst geschlossen sind."

Kontrollieren, ohne zu kontrollieren

Das eine tun, das andere aber nicht lassen, private Wohnungen kontrollieren, ohne sie zu kontrollieren, einschreiten, ohne Grundrechte zu verletzen - Karl Lauterbach, den die SPD-Basis bei der Wahl zum Parteivorsitzenden mit nur 15.000 hart abgestraft hatte, sieht sich als Prophet eines nahenden Untergangs, der nur noch mit Maßnahmen des übergesetzlichen Notstands aufzuhalten ist. Niemand hat die Absicht, Grundrechte einzuschränken. Nur wenn es der "Wellenbrecher-Shutdown" (Lauterbach) nötig macht. Lauterbach wagt viel, wenn er Karl-Heinz Rummenigges Ausspruch von der "letzten Patrone" zitiert.

Der frühere Fußballer und spätere Fußballmanager war vor zehn Jahren wegen dieser Formulierung von Lauterbachs Genossen Ulrich Kasparick wegen Volksverhetzung angezeigt worden.

Corona-Welle: Und morgen kommt der Weihnachtsmann

 

Nun muss es der Weihnachtsmann richten. Überall war er gestern, nachdem das hochamtliche Corona-Kabinett aus der Beratungsstube - unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen - und zur Tat geschritten war. Man muss jetzt, damit Weihnachten. Sonst Weihnachten. Wenigstens Weihnachten. Bis Weihnachten. Von der Kanzlerin über alle Ministerpräsidenten hielten sich alle sklavisch an das, was der inner circle beschlossen hatte: Der tiefere Sinn des neuen lockdowns, der einen neuerlichen Lockdown verhindern soll, ist es, Weihnachten zu sichern. "Damit wir dann in Familie feiern können", betionte Reiner Haseloff aus Sachsen-Anhalt. Und Armin Laschet bekräftigte: Weihnachten soll wieder möglich sein."

Fröhliche Weihnacht

Man muss ihnen nur ein Wort geben und sie nehmen es.

Weihnachten, das Abendland, die Kerze am Baum. Der Sinn des Lebens, der Preis für alle Entbehrungen. Ein Licht am Horizont in dunklen Tagen, Monaten gar. Der Lohn aller Anstrengungen. Heute den Gürtel enger schnallen. "Wieder Essen abholen, wieder die Hanteln zu Hause stemmen, wieder nur Musik aus der Konserve hören, wieder nachdenken müssen darüber, ob man sich beim Spaziergang zu dritt verdächtig macht" (Die Welt). Und morgen dann kommt der Weihnachtsmann. Wer nicht artig ist, bekommt keine Geschenke! Aber wer mitmacht, der darf sich am Ende des Lockdown-November auf ein Frohes Fest feuen!

Nächtelang hatten Sprachforscher und Worthülsendreher in der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin in den letzten Tagen  zusammengesessen, um die Verkündigung der Notbremsung light in hübsche Worte zu verpacken. In einem Säftchen sollte dem Volk die Teilnahme an der "nationalen Anstrengung" (Angela Merkel) eingeträufelt werden, auf dass die neuen Corona-Regeln nicht unschön auferlegte Pflicht, sondern private Kür werden überall im Corona-Vorzeigeland, das im Februar noch ausgezeichnet vorbereitet und im Juli schon fast siegreich gewesen war im Kampf mit der Pandemie.

Alarmstufe Rot

Ehe dann im September der Eindruck aufkam, weder die Meldewege der Gesundheitsämter zum Robert-Koch-Institut noch deren Personalausstattung und schon gar nicht die superduper Intensivstationen, von denen die Kanzlerin bis heute nicht eine besucht hat, seien heute besser auf irgendetwas seuchenähnliches eingestellt als im Januar. Symbolisch sollten es dann die Masken richten, Alarmstufe Rot in Permanenz, wenn schon sonst nichts. Auffällig sank die Frequenz der Medienberichte über die schrecklichen Zustände in Schweden, Brasilien und den USA. Im Ganzkleingedruckten nur fanden nerds den Hinweis, dass das beste Corona-Regime der Welt sich in der Sieben-Tage-Inzidenz gerade souverän vor bedauernswerte Brasilien des bösen Bolsonaro gesetzt hat.

Nun eben "Wellenbrecher-Lockdown", ein Begriff, den dasselbe Kollektiv von Phrasendreschern und Worthülsenschleifern in der BHF austüftelte, das schon mit "Heißzeit", "Klimanotstand" und "CO2-Steuer",  "Mietpreisbremse", "Konjunkturspritze", "Abwrackprämie" und "Wärmewende" bemerkenswerte Impulse für Regierungshandeln und Oppositionssimulation gleichermaßen gesetzt hatte. Hohe Sprachkunst, die monatelanges Versagen bei sperrangelweit offenen Grenzen und fröhlichem Lockeren genauso umfassend verbirgt wie die komplette Abwesenheit der EU in einem Moment, in dem alle Mitgliedsstaaten zumachen, herunterfahren und auf eigene Faust versuchen, die Lage in den Griff zu bekommen.

Feind Freizeit

Auch der schöne neue Begriff bedeutet allerdings, dass das Leben wieder auf die unerlässlichsten Notwendigkeiten zurückgefahren wird. Da sich Eingriffe in die Wirtschaft verboten und eine Schließung der Schulen und Kindergärten Millionen Eltern auf die Barrikaden gebracht hätte, blieb nur der Freizeitbereich, um "75 Prozent der Kontakte zu verhindern" (Merkel). Ob das glückt, ist unklar, ob es wirkt so sicher wie eine Symbolmaske. Aber irgendwo muss man anfangen. Denn irgendwann kommt ja der Weihnachtsmann. 

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Schicksalsentscheidung: Wie viel Trump bin ich eigentlich?

Das Licht gegen die Dunkelheit, der Himmel gegen die Hölle, Aufschwung gegen Untergang. Wieder einmal ist es soweit, wie damals, als Franz Josef Strauß Bundeskanzler werden wollte und Helmut Schmidt alle gesunden Kräfte der Demokratie mobilisieren musste, damit der rechte Rand nicht die Macht übernahm. Diesmal heißt es Joe Biden gegen Donald Trump, zwei alte weiße Männer, die die ganze diverse Vielfalt der Gesellschaft der Vereinigten Staaten verkörpern wie das Kabinett Merkel III die des bunten Deutschland im Jahr 2020. 

Hoffnungsträger und Hassobjekte

Dennoch sind beide jeweils Hoffnungsträger ihrer Anhänger und Hassobjekte der anderen Seite. Wo aber stehe ich? Wen muss ich verabscheuen, wen darf ich lieben und wieso weiß ich es nicht? Das fragen sich viele in diesen Schicksalsstunden der Menschheit, die über den weiteren Weg nicht nur der Nato, sondern auch über die Maßnahmen entscheiden, die Bundesaußenminister Heiko Maas im Umgang mit den USA wird anwenden müssen und zudem wegweisend für die Frage sind, ob Bundespräsident Walter Steinmeier dem nächsten amerikanischen Präsidenten von Herzen zur Wahl gratulieren werden. 

Wem drücke ich die Daumen? Wen wähle ich? (Zur Abstimmung hier klicken)Und weswegen eigentlich? Zwar neigen die deutschen Wählerinnen und Wähler mehrheitlich deutlich dem zarten, von hier aus gesehen leicht beeinflussbar wirkenden Herausforderer zu. Doch dem liegen zumeist reine Bauchentscheidungen zugrunde: Fünf Jahre lang ist Trump im Fernsehen, im deutschen Internet und in sämtlichen Druckmedien ausschließlich als Gottseibeiuns aufgetaucht, ein manischer Vernichter alles Guten und Schönen, zur Zerstörung der Erde getrieben von einem krankhaften Ego und nicht bereit aufzuhören, bis jeder Regenwaldbau auf dem Globus gefällt, jeder Liter Öl ins Trinkwasser geleitet und jeder Mensch tot ist.

PPQ.li muss weiter an sich arbeiten.

Gemeinsam mit dem Testportal IDS-Labs hilft PPQ.li in dieser auch moralisch prekären Situation, in der selbst aus Berlin und Hamburg kaum noch wegweisende Hinweise kommen, wer gewählt werden soll. Im "Biden oder Trump"-Test, der auf dem klassischen moralischen Grundlagentest nach Ravi Iver beruht, lässt sich das eigene Bauchgefühl erkunden: Wen würde ich wählen, wenn ich nicht wüsste, dass es Trump ist? Wenn ich eine Doppelstaatsbürgerschaft hätte und nicht nur den deutschen Kanzler*in mitbestimmen dürfte, sondern auch den US-Präsidenten, weil meine Stimme doppelt so viel wiegt? Bin ich ein Joe-Mann? Oder gehöre ich zu den Gefolgsleuten des Teufels in Menschengestalt? In 26 Fragen wird die Wahrheit über das eigene Denken und Glauben enthüllt und eingeordnet, wo die Testperson steht, verglichen mit "Sleepy Joe" und "Orange Don". 

Sag mir, wo du stehst

Ausgeworfen wird kein Ergebnis, wer der bessere Kandidat ist, sondern wo der Getestete mit seinen individuellen Auffassungen zu Mitgefühl, Marktwirtschaft, dem Umgang mit dem nationalen Erbe und den von ihm erwünschten persönlichen Freiheitsgraden steht. Wie viel Empathie habe ich? Wie reguliert und staatlich beeinflusst sollten freie Märkte sein? Wie dringend ist mein Wunsch, die Geschichte hinter uns zu lassen? Und wie kollektivierbar bin ich, wie bereit, in einer Masse mitzumarschieren?

Im Unterschied zum klassischen PPQ-Test "Wie viel Nazi bin ich?" ist beim Moralroulette mit Biden und Trump eine finale Einordnung von Testpersonen als Gesellschaftsfeind nicht vorgesehen. Die anfallenden Daten werden in der IDR-Labs-Zentrale in der Schweiz gespeichert und verarbeitet, da der Service anmeldefrei ist, entspricht das Angebot derzeit zumindest in groben Zügen dem, was seit dem Urteil des EuGH zum "privacy shield"-Abkommen EU-weit an Datenschutzvorgaben weitgehend nicht eingehalten wird.

Zum  "Biden oder Trump"-Test hier klicken.

Zur Endabstimmung über die nächste Präsidentschaft hier.

Neulich im Krisenstab. "Gut, wir machen das mit den Masken"


 

Nach neun Monaten sind die durchschlagenden Erfolge der Corona-Strategie der Bundesregierung überdeutlich zu sehen. Beinahe muss sich Deutschland nicht einmal mehr vor dem Rest der EU verstecken, die sich den Weltmeister-Titel in Covid-19 souverän geholt hat. Nicht die USA, sondern auch Südamerika liegen inzwischen hinter dem Weltklimavorbildkontinent, auf dem mehr gestorben wird als sonst irgendwo auf der Erde.  

Höchste Zeit auch für die Politik hierzulande, dem anschwellenden Bocksgesang von Karl Lauterbach endlich zuzuhören und härtere sowie sogar noch härtere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus zu beschließen. Ein Lockdown kommt freilich nicht infrage, das stellt sich in der allesentscheidenden Sitzung des Corona-Kabinetts vor zwei Wochen schnell heraus, wie ein Tonband-Protokoll verrät, das PPQ.li aus dem Geheimputzausschuss zugespielt wurde. Auch die Grenzen sollten damals zumindest symbolisch insoweit noch offen bleiben, dass Reisen nur auf eigene Gefahr und ohne behördliche Rückkehrgarantie erlaubt würden, war die nur anhand der jeweiligen Stimmfärbung erkennbare Runde einig. 

Was genau beraten wurde, welche Schritte durchfielen und wieso am Ende nur eine Maskenpflicht  auch für Kleingartenanlagen, Freiwasserschwimmer und Ehebetten verhängt wurde, zeigt das von der Gebärdendolmetscherin Frauke Hahnwech für PPQ.li angefertigte Mittschnittprotokoll aus dem Corona-Kabinett, das im Nachhinein von einem Notar per Zoom-App auf Richtigkeit geprüft und testiert wurde.

Merkel: Jens, kann ich mal den Kaffee?

Spahn: Den Kaffee, natürlich.

Söder: Wir sollten anfangen.

Merkel: Ja, ist eins, wir fangen an. Wer fehlt noch, bitte melden.

Haseloff: Sachsen-Anhalt ist hier.

Kretschmer: Wer fehlt, Reiner, melden soll sich, wer fehlt. 

Merkel: Schluss mit dem Geschwatze, bitte. Dafür ist nun wirklich nicht die Zeit, bei dieser Lage.

Söder: Bei dieser ernsten Lage.

Laschet: Aber wir sollten das Kind nicht mit dem Bade auskippen.

Kretschmann: Sagt wer? Der Corona-König?

Spahn: Also Kollegen, ich weiß nicht, ob uns das weiterbringt.

Merkel: Wir brauchen Ideen, wie wir die Lage im Griff behalten.

Schwesig: Also wir haben die Lage im Griff.

Laschet: Bei Ihnen, liebe Kollegin, wohnt ja auch niemand.

Schwesig: Der typische westdeutsche Blick. Danke, Herr Kollege. Aber fangen Sie doch besser bei sich an.

Spahn: Können wir zur Sache kommen? Wir haben eine Tischvorlage, danke an die Kollegen, die sich die Mühe gemacht haben. Ich lese mal vor, was es an Vorschlägen gibt: Geschäfte wieder zu, Friseure, Bars, Kneipen, aber Restaurants auf, die schulen dicht, die Horte nicht, ÖPNV einstellen, Grenzen zu, Ausgehverbote...

Merkel: Ein Sammelsurium, das mir gar nicht gefällt.

Söder: besser als weiterhin nichts zu tun.

Scholz: Die Kanzlerin könnte auch nochmal vor der Tagesschau sprechen. Oder sich bei Anne will einladen.

Kretschmer: Mit Verlaub, hatten wir alles schon mal.

Ramelow: Da stimme ich dem Kollegen zu. Hat nichts gebracht, wo die Kollegen Ministerpräsidenten nicht die richtige Strategie gefunden haben.

Söder: Aber du oder was?

Merkel: Das ist nicht zielführend.  

Spahn: Vielleicht könnte die Bundeskanzlerin eine Corona-Station besuchen, so wie damals den Supermarkt oder in der Özil-Krise die Nationalmannschaft, Verzeihung, Mannschaft.

Merkel: Ich habe seit März nichts besucht und dabei bleibt es.

Laschet: Aber wir brauchen ein deutliches Signal, auch für die Bürger, die noch nicht so gut Deutsch sprechen.

Günther:  Uns nützt kein Strauß von Maßnahmen, den jeder der Kollegen auf seine Weise interpretiert. Und der Kolleginnen. Das verstört die Bürger nur. Und die Bürgerinnen.

Haseloff: Wir sind damit gut gefahren bisher, das föderale System hat sich bewährt.

Schwesig: Unbedingt, ja.

Merkel: Das reicht aber nun nicht mehr. Zwar steigt die Zahl der Intensivpatienten bisher nur moderat - derzeit sind noch 8.400 der mehr als 30.000 Intensivbetten frei, doch schon jetzt stellen sich die Krankenhäuser vielerorts darauf ein, planbare Operationen zu verschieben. 

Söder: Wir müssen ein Zeichen setzten, das jeder versteht. Einzelmaßnahmen nützen gar nichts.

Müller: Aber war wir hier haben, was wir hier haben, das, man merkt doch, das bringt nichts.

Haseloff: Wenn die Leute nicht mitmachen. Bei uns machen sie!

Laschet: Lieber Rainer Heseloff, so gut sieht das bei dir auch nicht mehr aus.

Haseloff: Das muss ich mir von jemandem nicht sagen lassen, der den griff verloren hat, also den Griff, die Lage aus dem Griff, vermutlich. Bei deinen Zahlen, lieber Armin, ich könnte nicht schlafen.

Laschet: Ich schaue zum Kollegen Söder und kann sehr gut. Schlafen meine ich.

Spahn: Können wir zurück zur Sache kommen?

Merkel: Ich bitte die Herren um Vorschläge, Jens, was denkst du?

Spahn: Nun, ich...

Söder: Das sagt der Richtige.

Merkel: Markus, bitte.

Söder: Meinetwegen.

Spahn: Danke. es geht darum, die Notwendigkeit zu verdeutlichen, dass wir in einer ernsten Lage sind, obwohl die Großhochzeiten vorüber sind, nicht wahr. 

Schwesig: Ich mache meine Schulen nicht wieder zu. Wir haben keine Großhochzeiten bei mir.

Kretschmann: Euch sind die jungen Frauen schon seit Jahren weggelaufen.

Merkel: Winfried.

Kretschmann: Ist ja gut.

Spahn: Ich bin jedenfalls für Masken, Masken sind gut, Masken schaden nicht und Masken erinnern die Menschen daran, dass es ernst ist.

Bouffier: Man kann anhand von Masken auch sehr gut sehen, wer die Einsicht hat und wem sie fehlt. Finde ich gut.

Weil: Das heißt, im Freien? Auch im Freien?

Günther: Da wird es manchem an Einsicht fehlen. Am liebsten würde ich Bedenken äußern.

Merkel: Aber?

Günther: Was sollen wir sonst machen? Alle machen Masken, ganz Europa. Wenn wir nicht Ausgangssperren und Schulen zu und die Gastwirtschaften einschränken... sehe ich keine Alternative.

Hans: Ich habe gelesen, so richtig ist die Wirksamkeit nicht belegbar, ich meine, die im Freien. Da gibt es wohl Zweifel, wissenschaftlich, mein ich. Habe ich gelesen.

Haeloff: Hast du eine andere Idee?

Hans: Jetzt nicht gleich.

Söder: Aber diesmal müssen mitmachen, damit es nicht wieder nur darum geht, wie zerstritten wir sind.

Kreschmann: Ich finde es heute sehr konstruktiv.

Merkel: Danke, Winfried. Ich wäre auch einverstanden. 

Spahn: Also machen wir das mit den Masken?

Merkel: Gut, wir machen das mit den Masken. 


Heute folgt die nächste Sitzung, Details dann später hier.

Dienstag, 27. Oktober 2020

Der Tückische: Machtmensch Laschet

Er ist der Mann der Kanzlerin, die ihr Feld bestellt, wie das in der deutschen Politik üblich ist. Traditionell wird bei Hofe bestimmt, wer wem nachfolgt. Wohlverhalten und die Bereitschaft, bis zur eigenen Regentschaft bedingungslos zu folgen, sind Grundvoraussetzungen für eine Karriere, die hoch und höher führt. Verstöße werden in den Sphären der Spitzenpolitik schneller sanktioniert als Versagen - Thomas de Maiziere, über Jahre ein treuer Gefolgsmann Angela Merkels, weiß davon ebenso zu berichten wie Norbert Röttgen, der im Schatten den mächtigsten Frau der Welt segelte, bis sie ihm den Mast kürzte. 

Offene Rechnungen

Auch Friedrich Merz hat seine Rechnung mit Angela Merkel noch offen, denn der gefühlte Kanzler in spe wurde 2004 von der Frau, die er stets unterschätzt hatte, aus seinem Amt als Fraktionsvorsitzender von CDU und CSU entfernt, ehe er überhaupt dazu kam, einen Aufstand anzuzetteln. Als Merkel ihr eigenesd Ende verkündete, tauchte Merz wieder auf, getrieben vielleicht immer noch vom Gedanken, es besser zu können. Womöglich aber auch von dem, immer noch stark genug zu sein um die Pläne der scheidenden Domina der Union zumindest ein wenig durchkreuzen zu können. 

Eine Gefahr, die auch die auf Merkel eingeschworene Chefetage der CDU zu sehen scheint. Nachdem die unglücklich und zunehmend auch unsichtbar agierende Annegret Kramp-Karrenbauer, nach Merkel ursprünglichen Plänen eigentlich die nächste Kanzlerin, in der Thüringen-Krise hatte ihren Hut nehmen müssen, gilt die Nachfolgeentscheidung beim Parteivorsitz als Schicksalsfrage der Union: Mit Laschet weiter nach links oder mit Merz zurück nach rechts? Oder gar mit Röttgen ganz ins Aus? 

Was wäre das Experiment?

Die letzte Volkspartei, nach mehr als sieben Jahrzehnten Bundesrepublik identisch mit dem Staat, will keine Experimente wagen. Weiß aber nicht, was eigentlich das Experiment wäre: Merz, der den Führungswillen eines alten weißen Mannes auszustrahlen versucht? Oder Laschet, der Mann mit der verrutschten Maske, der im Frühjahr als "gefährlicher Lockerungspopulist" brillierte, inzwischen eine Corona-Performance zwischen Bolsonaro und dem Spanier Sanchez vorzuweisen hat und als Graant dafür gilt, den 17 zusehends lähmenden Merkeljahren weitere gleicher Art folgen zu lassen? 

Ein ungleiches Duell, allerdings seitenverkehrt. Schien Friedrich Merz anfangs der Pandemie noch auf verlorenem Posten zu kämpfen, weil sein Konkurrent als Deichgraf und Flutbekämpfer Punkte würde machen können, spülte Armin Laschets unübersehbares Versagen den zwangsläufig untätigen und damit an allen Entwicklungen unschuldigen Merz in der Beliebtheit bei der Parteibasis unaufhaltsam nach oben.

Die platzenden Pläne der Kanzlerin

Das aber bedeutet Gefahr für die Pläne der Kanzlerin, die Armin Laschet als ihren Erben sieht. Der windelweich wirkende Aachener, der vom Stadtrat über den Bundestag, das Europa-Parlament und den Landtag schon auf allen Feldern gedient hat, die einem Parteisoldaten zur Verfügung stehen, verfügt über die große Gabe, unbedarft zu wirken, während er tückisch durch die Hinterzimmer regiert. Diesmal aber musste er gar nicht groß an Strippen ziehen, um die für Anfang Dezember festgelegte Wahl des neuen Parteivorsitzenden verschieben zu lassen. Alle wollten das so.

Bei der feierlichen Verkündigung der Entscheidung war die Dankbarkeit des CDU-Vorstandes für Corona förmlich mit Händen zu greifen: In dieser Situation, wo der Berliner Bundesliga-Verein Union Berlin nur 4.500 Zuschauer in sein Stadion lassen darf, ist es der größten deutschen Partei selbstverständlich vollkommen unmöglich, einen Parteitag mit 1.000 Teilnehmern zu organisieren. Jeder versteht das, nur Friedrich Merz nicht. der spät noch einmal berufene neue Parteivorsitzende sieht „beachtliche Teile des Partei-Establishments“ gegen sich, unterschätzt damit aber offenbar die Situation. 

Wer für uns ist, ist für Laschet

Denn die Medienreaktionen auf die "auf unbestimmte Zeit" terminierte erneute Vertagung der Vorsitzendenwahl besteht nicht etwa aus unmäßigen Staunen darüber, dass die CDU bereit ist, mit den Offenbarungseid zu leisten, dass man unfähig ist, unter Pandemiebedingungen wenigstens rudimentär regulär weiterzuregieren. Nein, 95 Prozent aller Texte zum Thema behandeln Merz' Reaktion mit hocherfreuter Häme: Hahaha, der beschwert sich! Hahaha, und so einer will regieren! der "Sauerland-_Trump" (FAZ) säht doch nur "Zwietracht und Zweifel" (n-tv).  

Das ist es doch gut, dass wir alle für Laschet sind. 

Der bietet sich gleichzeitig als merkelmäßige Alternative an. "Der Machtmenschliche" nennen ihn zwei "ihm wohlgesonnene Journalisten" (SZ) in einem Buch, das wohl als ein Bewerbungsschreiben für die Dezemberveranstaltung gedacht war. Immerhin ehrlich: Schon der Titel der Biografie klingt so vielversprechend wie Laschet aussieht. Im Moment rangiert die Nueerscheinung auf Platz 74.203 in der Amazon-Bestsellerliste. 

Friedrich Merz' Wahlkampfwerk "Neue Zeit. Neue Verantwortung: Demokratie und Soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert" erscheint erst kommende Woche. Belegt aber immerhin Platz 8.581.

Merkel auf Youtube: Regieren mit der Einwegspritze

 

Nur knapp 41.000 Follower, kaum eine eigene Reichweite und organisch auch nach einer Woche zuweilen nicht einmal 20.000 Abrufe: Bundeskanzlerin Angela Merkel regiert und mahnt in der Pandemiekrise inzwischen komplett über ihren Youtube-Kanal. Während sie sich von nachfragenden Journalisten fernhält und es bislang auch vermieden hat, sich wie in früheren Stunden der Bewährung in Talkshows befreundeter Stichwortgeber einzuladen, ist die gebürtige Hamburgerin in ihrem letzten Dienstjahr beim US-Videoportal emsig wie nie. 

Hier mahnt sie, hier redet sie dem Volk ins Gewissen, hier machte sie sich zuletzt sogar die Mühe, selbst ihren eigenen Auftritt aus der Vorwoche noch einmal zu zeigen. Eine Strategie, die Beobachtern lange Zeit Rätsel aufgegeben hat. Mit ihren erfolgreichsten Auftritten erreicht Merkel, die bei Youtube als "Bundesregierung" auftritt, kaum 180.000 Zuschauer - das sind nicht einmal 0,5 Prozent der Bevölkerung. 

Daten, die der Medienforscherf Hans Achtelbuscher exklusiv für PPQ.li erhoben und ausgewertet hat, zeigen nun aber, wie wichtig dieses Sprachrohr für die 66-Jährige ist. 

Von Harald Findig, PPQ-Faktenfinderteam 

Angela Merkel ist im Internet die Bundeskanzlerin, auf Youtube aber tritt sie als das real existierende Verfassungsorgan "Bundesregierung" auf. Mit bescheidenem Erfolg: Seit Gründung im Jahr 2007 erreichte die Bundesregierung über Youtube 6,6 Millionen Menschen. Dafür investierte das Bundespresseamt rund eine Million Euro. Zum Vergleich: Das kurze Zeit später gegründete private Konto von PPQ.li kam seitdem auf 2,3 Millionen. Dafür wurden 32,19 Euro investiert. Trotz dieser ernüchternden Bilanz hält die Kanzlerin aber gerade im aktuellen Krisenmodus hartnäckig an ihrer Strategie fest, aus dem Off über die Google-Tochter zu regieren. 

Regelmäßig und in Blazern wechselnder Farbe setzt sich die Kanzlerin vor die Kamera, um zu loben, zu mahnen, zu appellieren und aktuelle Hinweise zur Lage zu geben. Dass die sogenannten "Podcasts" - in Wirklichkeit handelt es sich um einen Videocast - weniger Informationsquelle als Sprachrohr sind, liegt in der Natur der Sache. Angela Merkel meidet unkontrollierbare Auftritte seit ihrer wegweisenden Begegnung mit dem Flüchtlingsmädchen Reem Sahwil nach Kräften. Selbst journalistische Anfragen beantwortet sie nur im Kreise von Vertrauten und öffentliche Auftritte gibt es nur nach sorgfältiger Inszenierung durch das Kanzleramt. 

Die Nachrichtenfabrik des Kanzleramts

Beachtlich ist hingegen die Zahl der Erwähnungen, die das teure Spartenprogramm aus dem Kanzleramt medial erzielt: Seit 2007 entsprangen dem aus sich selbst heraus vollkommen unsichtbaren Videoangebot mehr als 8,8 Millionen Nachrichten in seriösen Medien. 

Dabei erweisen sich die kurzen Filmschnipsel in der Corona-Krise als besonders verbreitungsfreudig: Weil aus dem Kanzleramt ansonsten nicht viel kommt, stürzen sich Zeitungen, Zeitschriften und Internetportale auf jede neue Folge, selbst wenn Angela Merkel darin nur sich selbst zitiert. "Die Reichweite der knappen Ansprachen der Kanzlerin explodiert dadurch geradezu", hat der Medienforscher Hans Achtelbuscher errechnet. 

Weil quasi jede "Videobotschaft" (DPA) der Kanzlerin medial aufgegriffen und beispielsweise im Fernsehen gezeigt werde, erreichten die überwiegend banalen und meist redundanten Äußerungen jeweils Millionen. "Während früher spontane Antworten in TV-Interviews der Ausgangspunkt von Nachrichten waren, sind es nun vom Platt abgelesene Sprachregelungen, die dann im Fernsehen und Hörfunk zitiert und thematisiert werden", erläutert Achtelbuscher. 

Damit spielen die großen, alteingesessenen und mit staatlicher Hilfe finanzierten Medien für Merkels Beliebtheit eine große Rolle: Die Kanzlerin bestimmt ihr eigenes Bild komplett selbst. "Die aktuelle Berichterstattung reagiert auf sie, sie selbst muss auf die Berichterstattung nicht reagieren", erlätert Hans Achtelbuscher das Erfolgsrezept, das er eine "Einwegspritz" nennt. Am häufigsten beziehen sich die "heute"-Nachrichten des 2. Gemeinsinnsenders auf Merkels Podcast, hier wurde bisher allein mehr als 420.000 Mal darauf Bezug genommen. Die Hamburger "Zeit" kommt auf knapp unter 400.000, der "Spoiegel" auf über 220.000, die "Tagesschau" in der ARD auf 170.000 Bezüge. 

 Keine Kritik an der Einwegkommunikation

 Nach einer Analyse, die Hans Achtelbuscher an seinem An-Institut für Angewandte Entropie mit Studenten der Bundeskulturstiftung durchgeführt hat, gibt es dabei keinerlei kritische Anmerkungen zur etablierten Einwegkommunikation. "Wir haben nirgendwo einen negativen Kontext gefunden, etwa, indem nachgefragt wurde, wie eine Kanzlerin ein Land über eine US.-Plattform regieren kann, die seit dem Ende des "Privacy Shield"-Vertrages zwischen EU und USA ohne gültige Rechtsgrundlage agiert." Achtelbuscher verweist auf das "Fake News"-Potential, das die ungeprüfte Weiterleitung von vermeintlich amtlichen Aussagen der Kanzlerin hat, wenn die im Grunde genommen als social-media-Aktivität im Sinne der Influencer-Gesetzgebung gewertet werden müssten.

Montag, 26. Oktober 2020

Die Schonungslosen: Die kranken Vorbilder aus der Politik

Dass der gerade 66-jährige Thomas Oppermann am Sonntagabend plötzlich und unerwartet starb, versetzte selbst das abgebrühte politische Berlin in einen Schockzustand. Der Thomas. Der Bundestagsvize. Ein Politiker mit menschlichem Antlitz, der in jede sozialdemokratische Partei gepasst hätte, heiße sie nun CDU, SPD oder Linke. Tot. Wo er doch gerade verkündet hatte, seine 30 Jahre währende Laufbahn als Bundestagsabgeordneter zu beenden. Und "noch mal etwas Neues anzufangen".  

Was man mit 66 so plant: Aufsichtsrat, Beraterstab, ein fetziges start up-Unternehmen? Oder doch  noch mal als Anwalt arbeiten? Thomas Oppermann hatte noch nicht öffentlich gemacht, wo er seine Zukunft sah, da war sie schon vorbei. Klar aber war auch für den Sozialdemokraten, der zum politischen Mobiliar zahlloser Talkshow der Nach-Schröder-Zeit gehörte, dass es weitergehen muss, immer weiter und weiter, weil die Droge der öffentlichen Aufmerksamkeit die, die einmal von ihr abhängig geworden sind, nicht mehr aus den Krallen lässt.

Der Dienst ruft immer

Politiker leiden unter dieser Sucht ebenso heftig wie etwa Künstler oder Instagram-Models. Es gibt keine Schonung, es gibt nur den Dienst, der in jeder Minute ruft und keine Entschuldigung kennt. Nicht einmal eine Erkrankung an Covid-19, einer allen amtlichen Angaben zufolge schweren Infektionskrankheit, die häufig zum Tode führt, gilt in diesen Kreisen als Grund, mal zwei Wochen im Bett zu bleiben, sich auszuschlafen und wieder gesund zu werden wie das aktuelle Beispiel des Bundesgesundheitsministers zeigt.

Dessen Covid-Erkrankung war kaum publik geworden, da ließ der Regierungssprecher schon wissen, dass man hoffe, der Corona-Fachminister werde trotz seiner Erkältungssymptome "einsatzfähig" bleiben. Umgehend versuchte Spahn selbst, sich im Stil eines Donald Trump als harter Gegner seiner Krankheit zu inszenieren: Es geht ihm trotz der Corona-Diagnose so weit gut. "Die Erkältungssymptome sind bisher jedenfalls, toi toi toi, nicht stärker geworden.“

Warum also nicht weiterarbeiten? Als Amtsträger und Behördenchef kann Jens Spahn auf eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verzichten, darüberhinaus steht ihm wie jedem Arbeitnehmer das allgemeine Recht zu, trotz Krankschreibung und auch gegen den Rat seines behandelnden Arztes zu arbeiten, wenn er das denn will. Die Bundeskanzlerin als Dienstherrin ihrer Minister zumindest insofern, dass sie sie berufen, entlassen und zur Einhaltung von von ihr erlassenen Richtlinien veranlassen kann,  hätte hier womöglich eine Fürsorgepflicht, hat sich bisher aber nicht zu Spahns Dienstbereitschaftserklärung trotz Covid-19 geäußert.

Covid-kranke Vorbilder

Wie überhaupt ringsum für selbstverständlich gehalten zu werden scheint, dass ein Politiker selbst dann noch arbeitet, wenn er krank ist, und selbst dann noch hervorragende Entscheidungen mit Auswirkungen auf Millionen Menschen trifft, wenn er "Erkältungssymptome" spürt. Weiterarbeiten trotz Corona - was bei Donald Trump noch als unverantwortlicher Schindluder mit der eigenen Gesundheit und dem Schicksal der Nation galt, verwandelt sich hastunichtgesehen in einen heroischen Akt im Kampf gegen das Virus.

„Bitte helfen Sie weiter mit und hören Sie nicht auf diejenigen, die verharmlosen und beschwichtigen. Es ist ernst", hat Jens Spahn vom Krankenbett heimischen Wohnzimmer aus videogebotschaftet. "Den Umständen entsprechend" gehe es im gut, also weiter so. 

Wie Wolfgang Schäuble, der vor Jahren trotz schwere Erkrankung und eines Nachrufes im "Spiegel" weiterarbeitete, wie Helmut Kohl, der den Aufstand seiner parteiinternen Gegner um die Führung der CDU im Jahr 1989 mit einer akuten Blasenentzündung aussaß, und wie das gesamte Bundeskabinett, das nach Bekanntwerden von Spahns Infektion nicht etwa geschlossen in Quarantäne flüchtete wie eine Mecklenburger Grundschulklasse, führt Spahn das Land trotz Krankheit durch die Krise.

Draußen im Lande kommt das beim einfachen Arbeiter, beim einfachen Angestellten und bei vielen Sozialdemokraten vermutlich hervorragend an.gerade in Zeiten des home office, in denen Solo-Selbständige ohne Sozialkontakte die Gesellschaft am Laufen halten müssen, sind Beispiele für schonungslose Selbstausbeutung selbst um den Preis der vielbeschworenen "Spätschäden auch bei leichtem Verlauf" (NDR gefragt. Und wenn ein Minister all die Verantwortung für all die Schicksale schultern kann, obwohl ihn ein Corona-Husten quält, warum sollte dann ein Arbeitnehmer nicht trotz Krankschreibung weiterarbeiten, so lange es irgend geht? Zu jeder Zeit, an jedem Tag, zu jeder Stunde?

Thomas Oppermann, der kurz davor stand, seine politische Karriere zu beenden, fand es doch auch angemessen und wichtig, noch an einem Sonntagabend für das ZDF bereitzustehen, um sich in eine der üblichen Politsendungen schalten zu lassen. Da muss ab dieser Woche ein Kollege ran. Und sie werden sich drängeln, in diesen slot zu kommen.


Pandemie: Blutlinie zum Corona-Gen

Im Blut liegt das Coronageheimnis, versteckt in "Genen", von denen es nach Angaben der Frankfurter Rundschau verschiedene gibt.

Dass alle Menschen gleich sind, dass es keine Rassen gibt und keine "Ethnien", ein Begriff, mit dem rassistisches Denken nur bürgerlich bemäntelt werden soll, das ist klar, seit sogar der Bundestag sich nach Jahren hartnäckigen Widerstandes anschickt, die entsprechenden diskriminierenden Begriffe aus dem Grundgesetz zu streichen. Immer wieder aber kommt es zu Rückfällen, zu Versuchen, racial profiling mit smarten neuen Methoden im gesellschaftlichen Diskurs zu platzieren. 

Auch Corona macht da keine Ausnahme, denn in der Pandemie haben sich Fake News zum Virus und Verschwörungsmythen "schneller als das Virus selbst" vermehrt, wie die Bundesregierung bekanntgegeben hat. Manche schüren Angst, andere sind eher verwirrend, wiederum andere versuchen, mit vermeintlich wissenschaftlich klingenden Erläuterungen zu Ansteckungsrisiken die alte Sarrazin-These vom "Juden-Gen" (Der Spiegel) wieder aufzuwärmen.  

Darwinistische Behauptungen

Die in den vergangenen Jahren immer wieder durch eine fortschreitende Radikalisierung aufgefallene "Frankfurter Rundschau" liefert jetzt ein besonders abstoßendes Beispiel dafür, wie mit naturalistischen und darwinbasierten Behauptungen kurz vor der Genderleugnung Verunsicherung geschürt werden soll: Nach einem Bericht des Blattes befällt das Virus Menschen mit Blutgruppe 0 seltener als andere. Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB dagegen seien öfter betroffen.

Die FR führt zum Beleg sogenannte "Studien" an, etwa von "Forschenden" (FR) der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin an der Universität Grazim rechtspopulistisch regierten Österreich, die die alte rechte These von der naturgewollten Unterschiedlichkeit der Menschen in angebliche neue medizinische Erkenntnisse verkleidet. "Manche Menschen erkranken schwer, wenn sie sich infiziert haben, andere merken kaum etwas", beschreibt Autorin Pamela Dörhöfer. Beeinflusst werde das von der Blutgruppe, die dem Menschen vom Schicksal zugeteilt worden sei. Zudem würden "offenbar bestimmte Gene die Schwere einer Erkrankung beeinflussen".

Es geht wieder um "bestimmte Merkmale"

Verantwortlich dafür seien "bestimmte Merkmalen auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen", deren  Aufgabe ist sei "Sauerstoff und Kohlendioxid durch die Blutbahn zu transportieren". "Bestimmte Merkmale", das war auch das, was früher von Pseudowissenschaftlern genutzt wurde, um nach Schädelmaß und Knochenlänge Menschen einzuteilen. Mit ihren pseudo-wissenschaftlich "Erythrozyten" genannten modernen Merkmalen wird die Frankfurter Rundschau nun direkt anschlussfähig an die umstrittenen Behauptungen des früheren SPD-Politikers Thilo Sarrazin zu verschiedenen regionalen Haplotypen und dem davon abweichenden "Normalgenom" (Die Welt). 

Corona liefert den Propagandisten einer von der Verfassung abgelehnten Verschiedenheit des Menschen eine willkommene Vorlage, um eine Blutlinie  zur Hülle der roten Blutkörperchen zu ziehen, dort "verschiedene Kohlenhydrate und Proteine" zu entdecken, die "ihnen eine bestimmte Oberflächenstruktur verleihen" und dafür sorgen, dass Menschen mit der Blutgruppe A sich wegen "bestimmter Kohlenhydrate auf der Oberfläche ihrer Erythrozyten" von Menschen mit der Blutgruppe B unterscheiden, während Menschen mit der Blutgruppe AB "anders" sind, weil sie über beide Kohlenhydratgruppen verfügen, Menschen mit der Blutgruppe 0 hingegen keines davon besitzen.

Noch nichts Genaues weiß man nicht, weder, auf welche Weise diese Oberflächenmerkmale das Ansteckungsrisiko beeinflussen noch wie sie in Geweben der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts beim Erkennen von Mikroorganismen eine Rolle spielen. Aber sicher scheint der "Frankfurter Rundschau, dass ein "Zusammenhang" besteht: Menschen mit der Blutgruppe 0 zeigten eine statistisch geringere Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken als Menschen mit den Blutgruppen A, B und AB. Menschen mit AB dagegen seien besonders anfällig für Infektionen und Erkrankungen.

Es geht um "Marker" (FR), um Markierungen also, die in  der Lage sind, Menschen voneinander zu unterscheiden, zur Not auf molekularer Ebene.Eine geradezu bizarre Vorstellung in einer Zeit, in der immer mehr Einsicht herrscht, dass selbst das eigene Geschlecht nicht festgelegt ist.

Die Agenda dahinter ist unschwer zu erkennen: In Zeiten, in denen fortschrittlich gesinnte Menschen weltweit um die Auflösung vorbelastender Eingrenzungen in rassische, geschlechtliche und biologistische Kategorien kämpfen, sucht eine Traditionsblatt, das sich bisher verlässlich in einer volvolinken Nische platziert hatte, den Schulterschluss mit den rechtsoffenen Predigern von "Schicksalsbestimmung" (Goebbels) und gentechnischer Überlegenheit.

Sonntag, 25. Oktober 2020

Staatspunk: Die Ärzte im Oktoberklub

Was passt besser in eine Pandemie als Ärzte in der Spätnachrichtensendung, umgeben von aktuellen Zahlen und warnenden Mahnungen zum weiteren Seuchenverlauf? Im neunten Corona-Monat war es soweit: Die Ärzte eröffneten die "Tagesthemen" im Gemeinsinnfunk, ordentlich ironisch in schwarzen Anzügen und weißen Hemden, dünne schwarze Binder um den Hals und aus ihren spätkapitalistischen Instrumenten die Erkennungsmelodie der Sendung wringend.

Punk, 34 Jahre nach "Anarchy in the U.K."  und Johnny Rotten gesellschaftsfriedensfeindliches Bekenntnis "I am an anti-Christ, I am an anarchist" und seinem Wunsch "God save the queen, the facist regime". Der Fortschritt ist unüberhörbar - die Ärzte hatten gar keinen Text mitgebracht. Es ist ja so schwer geworden, nichts Falsches zu singen, wo schon noch ältere Künstler wegen mangelnder Bereitschaft zur Verteidigung "pluralistischer Werte" als Beteiligte in "völkischen und rassistischen Diskursen" ans Ende der Meinungsvielfaltstoßen.

Die Ärzte, immer schon die Streber im deutschen Punk, sind viel zu schlau, sich in eine solche Gefahr zu begeben. Sie haben immer wieder vom "Ficken" gesungen, immer aber auch die richtige Position zu den großen Menschheitsfragen bezogen. Unvergessen ist ihr "Schrei nach Liebe", aber auch das feministisch-engagierte "Männer sind Schweine", eine Bezichtigungshymne, gegen die niemand etwas sagen konnte. Großtaten der deutschen Popmusik, die zugleich politisch korrekt und frankzanderhaft zum Schenkelklatschen geeignet waren. 

Die Selbstironie, die in einer Miniatur wie "Buddy Holly's Brille" noch so sagenhaft strahlte, überholte sich selbst, wie im DDR-Rock war die Botschaft so sorgsam dreifach verschlüsselt, dass alle Lesarten möglich wurden. Punk war das nie, weil Punk immer auch mit Wut und Ohnmacht zu tun hatte. Der Pop der Ärzte aber rebellierte nicht mit einem zynischen "God save the queen, the facist regime", das auf  Deutsch übersetzt womöglich "Danke, Merkel!" lauten würde. Sie waren die braven Partisanen vom Amur, ÖPNV-Rebellen mit Bahnsteigkarte, gut Freund mit dem Establishment.

Die Ärzte formulierten nie Wut, schon gar nicht auf ein System, denn sie sind selbst systemrelevant. Ihr Punk war Ware, spätestens ab „Beste Band der Welt sucht Plattenfirma“, mit dem das Trio die Reihenhaussiedlungen der Republik als Zielgruppe anvisierte.

Der Auftritt in den "Tagesthemen", die dort ebenfalls ihre Hauptzielgruppe sitzen wissen, ist nur eine logische Folge der Entwicklung. Hätten die Ärzte nicht ja gesagt, wären es zweifellos die Toten Hosen gewesen. Hier wuchs zusammen, was zusammengehört: Die als "Staatssender" verhöhnte  ARD holt sich, was sie für street credibility hält. Die Ärzte, Meister im Marketing, dekonstruieren mit ihrem Gastspiel die Mechanismen, mit denen im anderen Deutschland  Musikformationen popularisiert wurden. 

Niemand dort hatte so viele doppelte Böden in der Gitarre wie diese drei, denen heute geradezu Böll'sche Miniaturen aus dem deutschen Alltag gelingen. "Meine Freundin war einmal für eine Weile rechtsradikal, doch dann hat sie es sich überlegt: Liebe brachte sie auf den richtigen Weg, niemand wird als Faschist geboren, man muss um sie kämpfen, sonst sind sie verloren", heißt es in "Liebe gegen rechts", das den Puhdys zweifellos noch übelgenommen worden wäre. Heute formuliert es Hoffnung für Monika Maron, für Uwe Steimle und vielleicht sogar für Xavier Naidoo, die alle noch errettet werden können. Und sei es mit solchem Scherzrock, der Walter Ulbrichts großen Beatmoment zitiert: "Man braucht Liebe und ruhig Blut, denn mit Liebe wird am Ende alles gut (Oh yeah)". 

Wo es so singt, das lass dich ruhig nieder, denn wer so singt, der hat keine besseren Lieder. In der Rolle des Oktoberklub liefern Bela B., Farin Urlaub und Rodrigo Gonzales große Unterhaltung für großen Menschenmengen und gemeinsam mit "ARD aktuell" gelingt ihnen ein weiterer gewaltiger social media-Erfolg, zufällig punktgenau am Tag der Veröffentlichung des neuen Albums. Der Kunst geht es schlecht seit Corona. Drei Künstlern aber nun wenigstens nicht mehr.