Mit gesunder Staatsbeteiligung: T-Online ist ein privates News-Portal, bei dem der deutsche Staat größter Fremdanleger ist. |
Dabei ist die Geschichte des Internetportals t-online (Eigenschreibung) die einer Enttäuschung für Millionen. Einst als Tochter des Staatskonzerns Deutsche Telekom für 27 Euro pro Aktie an die Börse gebracht, kostete die Beteiligung an der Gesellschaft, die eigentlich schon vor dem Börsengang allen Deutschen gehört hatte, jeden Privataktionär über die gesamte Haltezeit rund 20 Euro pro Aktie.
Den Rest verbuchte der Bundesfinanzminister als Gewinn, die Deutschen aber als Lehrgeld: War es der Bundesregierung doch gelungen, ihnen ein prosperierendes Unternehmen in einer Wachstumsbranche zu verkaufen, in der Börsengänge Erstaktionäre in der Regel reich machen. Wer beim Börsengang 2.700 Euro in Google investierte, kann seine Aktien heute für ein Vielfaches verkaufen. Bei Facebook sind sprängen immerhin das Zehnfache heraus. Und bei Amazon läge der Wert der für 2.700 Euro gekauften Aktien bei etwa einer halben Million Euro.
Bei T-Online lief es andersherum. Wer zum Beispiel 100 Aktien für 2.700 Euro gekauft hatte, bekam bei der Rückführung der Tochter in die Mutter Telekom 130 Telekom-Aktien. Im Gegenwert von 670 Euro. Doch dem Erfolg des Internetportals tat das keinen Abbruch, so dass die Telekom die begehrte Adresse schließlich an den Werbevermarkter Ströer weiterverkaufte. Die Transaktion erfolgte auf dem Wege einer Kapitalerhöhung; die Deutsche Telekom erhielt dabei einen Anteil von 11,6 Prozent an Ströer. Seitdem ist der deutsche Staat über seine Telekom der größte außenstehende Aktionär der reichweitenstärksten Nachrichten-Website Deutschlands.
Eine ideale Kombination, denn T-Online ist damit wichtiger Teil einer öffentlich kaum beachteten staatlichen Nachrichteninfrastruktur. Der frühere Internetanschlussverkäufer tritt heute wie seine privaten und öffentlich-rechtlichen Konkurrenten auf, ohne irgendwo zu verraten, dass der Bund über den Bundesfinanzminister selbst Miteigentümer ist.
20 Jahre nach dem Börsengang versorgt t-online jeden Monat rund 30 Millionen Menschen mit Nachrichten, gemacht von Profis, die ehemals bei privaten Medienhäusern arbeiteten.
Als "Top-15-Nachrichtenseite" in Deutschland bezeichnet das ebenfalls zu Ströer gehörende Statistikportal Statista T-Online, das Werbung für staatliches Lotto ohne Spielerschutzhinweis macht und daneben Gastbeiträge gleich von "14 EU-Außenministern" (T-Online) "exklusiv" anbietet. Die Ströer-Schwester Statista hat hier ihre eigene Ecke.
Und der Miteigentümer Bundesregierung ebenso.
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