Schon länger behaupten im Internet als relativ seriös bekannte Portale, dass es bestimmte äußerlich erkennbare Merkmale gebe, anhand derer sogenannte Verschwörungsnarrativisten (früher: Verschwörungstheoretiker) problemlos erkannt werden können. Eine These, der jetzt auch das frühere Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" wieder Futter gibt, indem ein Text in sogenannter leichter Sprache direkt an Kinder gerichtet verspricht, zu erklären "Wie man Verschwörungstheorien erkennt".
Da das Erkennungsgenre ebenso wie der Teilbereich des "Faktencheckens" mittlerweile zu einer eigenen wirkungsmächtigen Branche der Medienindustrie gewachsen ist, die insbesondere immer wieder direkt auf Heranwachsende zielt, zeigt PPQ nachfolgend, wie man Artikel erkennt, die etwa behaupten, man könne Verschwörungstheoretiker am Aluhut und Coronavirusleugner an der Russenflagge erkennen.
Solche Beiträge wirken im ersten Moment schlüssig, sie beruhen jedoch ganz auf dem Versuch, einfache Erklärungen für komplexe Fragen zu finden. Auf Kosten einer semantischen Spaltung der Gesellschaft in klare Gruppen - hier die zuweilen auch "Verschwörer" genannten Anhänger von Verschwörungstheorien, dort die Realisten, die dank regelmäßiger Information durch seriöse Zeitungshäuser und Gemeinsinnmedien wissen, was wirklich läuft - wird der Eindruck erweckt, kein Mensch könne Teil beider Teilmengen sein.
Deshalb erfahren Geschichten, die über Verschwörungstheorien aufzuklären vorgeben, in jeder Krise besonderen Auftrieb. Weil sie versprechen, das Chaos mit einfachen Erklärungen lichten zu können - selbst wenn die Aufzuklärenden von den meisten Verschwörungstheorien erstmals durch die Aufklärung über deren gesellschaftszerstörendes Potenzial erfahren.
Doch in einer Zeit, in der alle Gewissheiten von rechts auf links gekrempelt werden, scheint es für viele Menschen besonders verlockend, einem Narrativ zu folgen, das den oder die Schuldigen kennt: Der "Verschwörungstheoretiker" ist an allem schuld, was falsch läuft. Er muss bestraft, aus der gesellschaftlichen Diskussion ausgeschlossen und geächtet werden.
Aber warum ist das so gefährlich? Weshalb sind Verschwörungstheorien über Verschwörungstheorien überhaupt erlaubt? Was tun Behörden und Bildungseinrichtungen, um Kinder und Jugendliche davor zu bewahren, auf falsche Gedanken zu kommen?
Was ist überhaupt eine Verschwörung?
Manchmal schließen sich Leute heimlich zusammen, um gemeinsam eine böse Tat zu begehen, eine regierungsfeindliche Lüge in die Welt zu setzen oder ganz allgemein anderen zu schaden. Ein bekannter historischer Fall ist der des römischen Senators Brutus, der seinen Kaiser erstach - im Auftrag und mit Wissen einer ganzen Verschwörergruppe. Ähnliche Zusammenschlüsse hat es in der Geschichte immer wieder gegeben - der langjährige DDR-Chef Honecker kam durch eine Verschwörung ins Amt, er wurde später auch durch eine Verschwörung gestürzt. Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl aber zum Beispiel entkam Verschwörern, die von seinem eigenen Generalsekretär Heiner Geißler geführt wurden, und blieb im Amt.
Gerade erst gab es in Mali einen Putsch von Verschwörern - das ist also ein recht häufiges Ereignis. Deshalb vermuten Menschen manchmal auch dort eine Verschwörung, wo gar keine ist.
Diesen Glauben, dass hinter den augenscheinlichen Tatsachen eine verborgene Wahrheit steht, nennt man eine Verschwörungstheorie. In der kritischen Medienanalyse hingegen spricht man wissenschaftlich von "Verabredungstheoremen", gemein sind damit Absprachen, die man aufgrund ihrer Wirkung vermuten kann. Zum Fakt werden sie, wenn ihre Auswirkungen öffentlich oder aber entsprechende Akten bekannt werden.
Was war falsch an der flächendeckenden Überwachung?
So war auch der Fall der flächendeckenden Überwachung Deutschlands durch ausländische Geheimdienste. Dass diese Praxis existiert, galt als extrem unwahrscheinlich, weil so ein Geheimnis kaum jahrelang gewahrt werden kann - schon weil so viele Leute als Verschwörer an der Planung und Durchführung einer allgemeinen Überwachungspraxis hätten beteiligt werden müssen. Aber die Idee hält sich hartnäckig. Menschen glauben daran und sagten am Telefon unter anderen "nicht am Telefon", wenn es in der Leitung knackte.
Völlig zurecht, denn wie sich im Zuge der Snowden-Enthüllungen herausstellte,
Warum gibt es Verschwörungstheorien?
Verschwörungstheorien bieten die Chance, möglicherweise real existierende Verabredungen, zumeist in verschwiegenen Hinterzimmern getroffen, ganz einfach zu Blödsinn zu erklären. Als zu Beginn der Corona-Pandemie viele Menschen verunsichert waren, weil die Bundespolitik trotz weltweit anderer Erfahrungen erklärte, es bestehe keinerlei Notwendigkeit, eine Maske zu tragen, geschah das, weil sich das politische Berlin verabredet hatte, den durch eigene Versäumnisse entstandenen Maskenmangel im Land durch diese Erklärungen längstmöglich zu verbergen, um nicht zur Verantwortung gezogen zu werden.
Eine schwierige Situation, auch für die Medien, die wochenlang eine falsche Botschaft transportierten, ohne später je geraderücken zu können, warum das notwendig war. Aber natürlich keine Verschwörung, auch wenn sie das eine oder andere Leben gekostet haben mag. Viele der Opfer wären sowieso gestorben und im Nachhinein ist es ohnehin nicht möglich, wenn man jemanden für das Corona-Chaos verantwortlich machen könnte. Selbst wenn der Schuldige öffentlich benannt würde, könnte man ihn im Nachhinein nicht mehr stoppen, und die Krise wäre damit auch nicht vorbei.
Welche Verschwörungstheorien gibt es aktuell?
Es gibt viele, und das auch schon sehr lange, aber immer wieder kommen neue dazu. Derzeit erregt vor allem die Verschwörungstheorie vom "Sturm auf den Reichstag" großes Aufsehen. Sie erzählt die Geschichte von einer mehrhundertköpfigen Menge an Nazis und Faschisten, die sich mit Reichsflaggen, "schwedischen" (ZDF) Fahnen und einem Trump-Banner verschworen hatten, das deutsche Parlament zu missbrauchen. Dazu sollen sie "eine Absperrung" (DPA) überwunden, dann aber von "drei mutigen Polizisten" aufgehalten worden sein.
Da viele Zeitungen, Fernsehsender und Magazine im Internet gleichlautende Nachrichten - oft von der Agentur DPA - in Umlauf bringen, verbreiten sich solche Verschwörungstheorien viel leichter und schneller als früher. Auch im Fall der "Sturm"-Theorie funktioniert das, obwohl auf Videos des Vorfalls ein anderes Geschehen zu sehen ist. Danach läuft ein Pulk aus Menschen mit russischen, ukrainischen ("schwedisch"), portugiesischen und Flaggen der Weimarer Republik bzw. des Kaiserreichen, gemischt mit Regenbogen-Bannern und spanischen Fahnen tatsächlich durch einen hüfthohen Absperrzaun auf die frei zugängliche Außentreppe des Reichstages. Dort bleiben die vom Ereignisablauf offenbar selbst überraschten "Stürmer" jedoch stehen und beginnen Parolen wie "Freiheit" und "Widerstand" zu rufen.
Wer verbreitet dennoch Verschwörungstheorien?
Ernsthafte Versuche, die Glasfront des Reichstages zu durchbrechen oder die drei mutigen Polizisten vor den Glastüren körperlich anzugreifen, sind auf keinem Video zu erkennen. Dennoch stellte sich medial binnen Stunden der Konsens her, dass es sich um eine Art zweiten Reichtagsbrand handele, der nun neue Reichstagsbrandgesetze erfordere. Ob die Leute, die diese Darstellungen verbreiten, wirklich daran glauben, steht nicht fest, dass sie andere Menschen zu dieser Überzeugung bekehren wollen, hingegen schon. Es soll damit einerseits ein politisches Ziel erreichen werden, andererseits wird mit Werbung rund um sensationell aufgemachte Berichte über einen vermeintlichen "Sturm auf den Reichstag" Geld verdient, ohne dass Mittel für eigene Recherchen ausgegeben werden müssen.
Welche Verschwörungstheorien stellten sich als wahr heraus?
Zuletzt war es die seit Jahren herumschwirrende Behauptung, der deutsche Vorzeigekonzern Wirecard verfüge über kein ernsthaftes Geschäftsmodell, sondern nur über geschickte Methoden der Täuschung. Die "Luftpumpe der Illusionen" (PPQ) war mehrfach mit schweren Vorwürfen konfrontiert worden, immer aber kamen die von ausländischen Medien und nie griffen deutsche Medienhäuser die zum Teil detailliert vorgetragenen Vorwürfe auf. Die Bundespolitik schaute weg, denn Wirecard galt als Deutschlands erster Kandidat, einen Internetkonzern von Weltgeltung zu schaffen. Die Bundesbehörden gingen gegen sogenannte Shortseller vor, die die Wirecard-Aktie in Erwartung einer platzenden Blase verkauft hatten, die Deutsche Börse beförderte den vor allem in Asien angeblich überaus erfolgreichen Konzern in den Aktienindex Dax und namhafte Politiker hielten ihre Hand über den hoffnungsvollen Namen, bis das Medienmärchen vom neuen Multimilliardenkonzern aus München platzte. Wirecard, das ist inzwischen bestätigt, bestand zu 99,2 Prozent aus heißer Luft.Warum aber immer die Verschwörungstheorie mit dem Aluhut?
Ein Hut aus Alufolie kam vor vielen Jahren in einer Science-Fiction-Geschichte vor, damals war das als Persiflage auf Menschen gemünzt, die schon vorab an die später offenbar gewordene Verabredung aus den geheimen Verträgen zur Überwachung der Bevölkerung glaubten, ohne Beweise dafür zu haben. Obwohl die Beweise später auftauchten, haben sich Medien bundesweit darauf geeinigt, am Sinnbild des "Aluhut-Träger" festzuhalten, um Teile der Bevölkerung lächerlich zu machen, die glauben, es gebe geheime Abmachungen zwischen Politiker, Politikern und Wirtschaftsmanagern oder auf zwischen staatlicher Ebene, die dazu führen, dass etwa der russische Regimekritiker Alexeij Nawalny binnen Stunden vor Nachstellungen gerettet wird, während der amerikanische Dissident Edward Snowden keinerlei Chance hat, Asyl in Deutschland zu erhalten.
Das Aluhut-Bild folgt also einer Verschwörungstheorie, in Wirklichkeit tragen Menschen, die überzeugt sind, Corona sei vorbei ebenso wie Menschen, die am Telefon nicht über ihr Sexualleben sprechen, niemals Aluhüte. Medial aber löst der Aluhut das Problem der Bebilderung von aufklärenden Texten (oben) über Verschwörungstheorien, das wird als sehr komfortabel empfunden.
Woher kommt der Name Verschwörungstheorie?
Erfunden wurde der Begriff im Jahr 1957 in einer Londoner Außenstelle der heutigen Bundesworthülsenfabrik (BWHF) durch den Philosophen Karl Popper, der davon ausging, dass eine anlasslose Vermutung, wie sie viele Verschwörungsverabredungen als erste Außenwirkung zeigen, eine "Theorie" genannt und bis zum wissenschaftlichen Nachweis ihrer Richtigkeit auch so behandelt werden sollte. Medien sind heute der Ansicht, dass Verschwörungstheorien lieber als Verschwörungs-Idee oder Verschwörungs-Erzählung bezeichnet werden sollen, weil schon zu viele Verschwörungstheorien sich als richtig herausgestellt haben, so dass dem Begriff eine Art potenzielle Seriosität vorauseilt.
Wie kann man unterscheiden, was stimmt und was nicht?
Leider steht auf vielen Medienseiten nicht der Warnhinweis "Achtung, nicht selbst recherchiert" neben irreführenden Behauptungen. So verbreiten sich dann Verschwörungstheorien über Menschen, die Desinfektionsmittel trinken, über besonders tödliche Todesarten und den Unterschied zwischen "gutem" und bösem" Zucker nahezu ungehindert. Stets werden Tatsachen mit komplett ausgedachten Behauptungen kombiniert und flächendeckend gleichlautend veröffentlicht. Das macht jeden Versuch vergeblich, Tatsachen darzustellen.
Deshalb ist der erste Weg zu gucken: Auf welcher Website desinformiere ich mich gerade? Wer könnte ein Interesse daran haben, mir Quatsch als Wissen zu verkaufen? Jeder kann heutzutage alle Texte aus dem Internet nehmen, so dass der Eindruck entsteht, Walter Steinmeier habe niemals etwas mit der NSA gekungelt. Das Gute daran ist: Es gibt immer noch eine Quelle, meist sogar mehrere.
Deshalb: immer noch mal nachschauen, nichts gleich glauben. Nicht alle noch nie gehörten Behauptungen sind falsch, viele warten nur auf die Zeit, in der sie richtig sein werden. Aber man darf nicht alles glauben, was man irgendwo liest - auch nicht, wenn es vom "Spiegel", von der "Zeit", von SZ, Taz, ARD, ZDF, RTL, PPQ oder RT kommt, die man toll findet.
Neu: Nawalny wurde mit hochkonzentriertem Skripal vergiftet, damit Merkel aus Nordstream raus kann.
AntwortenLöschenDer neueste Schrei ist ja Verschwörungsideologie, damit sich die Verschwörungstheoretiker des Spiegel und der Tagesschau von anderen Verschwörungstheoretikern positiv abgrenzen können. Irgednwann schlägt das auf die Verschwörungsideologen in Spiegel und Tagesschau zurück. Es ist nur eine Frage der ZEIT von Giovanni di Lorenzo.
AntwortenLöschennana, Herr anonym! Wir wollen doch bei Verschwörungsdingsen bleiben - die grenzdebile unvollständige Pastorin aus Gotha hat doch aber bestätigt, dass es darum geht: unter diesen Umständen kann an Nordstream II nicht festgehalten werden! Und bestätigt damit aber eine weitere Heureka! Verschwörungstheorie, dass die Grünen seit langem an den Fäden gewisser Kreise jenseits des Atlantik hängen.
AntwortenLöschenAber, lieber Blogwart, die Bundesregierung habe schon seit dem Krieg die Überwachung durch ausländische Dienste gestattet!? Waren da nicht noch ein paar Jahre völlige Rechtlosigkeit dazwischen? Und wurde nicht eher diese Rechtlosigkeit in Bezug auf das Abhören einfach nur beibehalten?
Das dürfte auch für die merkwürdige Behandlung des Asylantrages für Snowden gelten, Foschepoth behauptet mit guten Gründen, dass die Amerikaner den Mann hier problemlos hätten einkassieren können, weil alliiertes Besatzungsrecht diese Maßnahme sogar gerechtfertigt hätte! Und DIESE VT glaube ich ist nun wirklich keine. Insofern hat man dem sogar einen Gefallen getan, ihn nicht hierher zu lassen. Komisch nur, dass Ströbele das nicht gewusst haben will.
Kindgerecht. Was die säuberliche Trennung von verschwörungstheoretischem Müll und Wertstoff betrifft, geht es aber knapper: Wann immer jemand von Einfluß oder Macht das große Verschwörungstheorie-Geheul anstimmt oder durch seine Medienknechte anstimmen läßt, ist so gut wie sicher, daß in ein Wespennest gestochen wurde. Einsamer Großmeister der Wespennest-Stech-Disziplin ist derzeit Hadmut Danisch.
AntwortenLöschenEs ist eine Verschwörungstheorie, daß es sich bei dunkler Hautfarbe und afrikanischem Erscheinungsbild um einen Neger handelt. Wobei die Antwort auf Frage, was ein afrikanisches Erscheinungsbild ist, hochinteressant wäre.
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03.09.2020 - 14:09 Uhr
Hamm – Ein Hund hat in der Nacht zu Donnerstag unvermittelt einen Mann (35) angegriffen und schwer verletzt.
Bei dem Flüchtigen handelt es sich um einen etwa 1,75 m großen Mann mit schmaler Statur. Die Polizei: „Er hat eine dunkle Hautfarbe und ein afrikanisches Erscheinungsbild. Der Mann trug eine rote Kappe und war dunkel gekleidet.“
"RTL" meldet : "die Rechten rekrutieren immer erfolgreicher jugendlichen Nachwuchs ; sie sind gut organisiert und sie verbreiten in bestimmten Gegenden sehr viel Angst" .
AntwortenLöschenre Anmerkung : und was er heute geleistet ?