Achtzehn Monate, das ist nicht viel, nicht einmal gemessen an der gewöhnlichen Standzeit sozialer Bewegungen. Zwar tanzte Black Lives Matters nur ein ein paar wenige Wochen, doch selbst institutionalisierte Aufstände wie Occupied Wall Street, Attac oder die Ostermärsche hielten deutlich länger durch, ehe sie zur Bedeutungslosigkeit wegschrumpften.
Fridays for Future, im Frühjahr 2019 von einer einsam im Schnee sitzenden Schwedin im Zusammenspiel mit begeistert mitgehenden Medien begründet, überschritt seinen Höhepunkt bereits wenige Monate später, als Kinder und Jugendliche angesichts der medialen Begeisterung über Schulstreiks zur Überzeugung gekommen waren, dass sich die Zukunft durch allfreitägliche Demonstrationen vielleicht nicht ändern, die Gegenwart sich allerdings deutlich unterhaltsamer gestalten lässt. Selbst zu dieser Zeit erschienen zu den fröhlichen Aufmärschen nur kleine Teile der deutschen Schülerschaft. Etwa ein Vertreter jeder deutschen Schulklasse mit einem Pappschild reichte jedoch, um Medienvertreter durchweg fasziniert von einer ganzen "Generation" sprechen zu lassen, die um ihre Zukunft kämpfe.
Wohlwollen allenthalben
Das Wohlwollen war allenthalben. Die wenigen Führungsfiguren, die es an die Spitze der Bewegung schafften, mussten niemals kritische Fragen beantworten. Sie durften ganz Mahner sein, Drängler auf Änderungen, unzufrieden mit dem Ist-Zustand und um keine Entschuldigung verlegen, als für jeden Außenstehenden schon sichtbar war, dass alle Dynamik den Aufstand der Villenvierteljugend verlassen hatte. Wurde bei anderen Demonstrationen penibel gezählt, wie viele Marschierende nun aufgeboten hatten werden können, half bei FFF nicht einmal mehr die Solidarität der Omas gegen rechts, der Wissenschaftler für die Zukunft und der verbeamteten Politik, die Zahlen wenigstens zu halten.
Wie Greta Thunberg, die auf den endlosen Fotostrecken der Hochglanzmagazine immer kleiner und dünner zu werden schien, schrumpfte der Klimaaufstand auf das Maß einer Sekte. Zum letzten "globalen Klimatag" gingen mancherorts noch ein paar Hundert auf die Straße, Thunberg selbst demonstrierte in Stockholm nach Agenturangaben mit einem "Dutzend Anhänger", auch in Südafrika, hieß es, seien "Dutzende Demonstranten" auf der Straße gewesen.
Ende Gelände
Ende Gelände. Für eine Bewegung, die vehement gegen das kämpft, was im öffentlich-rechtlichen Wetterbericht als "schönes Wetter" gezeichnet wird, ist eine Standzeit von 18 Monaten zwar beachtlich. Um das Klima zu retten, reicht es jedoch nicht. Die Anführer der maladen Bewegung, die den Schwung der Klimaschülermasse von Anfang an vor allem als Karrierevehikel betrachtet haben, sind bereits auf dem Absprung. Vom sinkenden Schiff in den Bundestag, um dort "weiterzukämpfen", wie die deutsche FFF-Führerin Luisa Neubauer ankündigt. Dass sich der größte Teil der jungen Generation für seine ferner liegende Zukunft etwa so sehr interessiert wie ein Fan des FC Bayern München für die Mannschaftsaufstellung des Jahres 2030 oder ein heute Zehnjähriger für die Höhe seiner Rente im Jahr 2085, war keine gute Voraussetzung für eine ausufernde Beharrlichkeit.
Ebenso stellte sich als nachteilig heraus, dass FFF mit seinen Forderungen zu einem Doppelleben zwang: Wer den Klmakampf ernst nahm, konnte schon vor Corona nicht mit zur Klassenfahrt auf die Kanaren, wollte er nicht von klimaskeptischen Wutmitschülern gehänselt werden. Er sah sich zudem dauerhaft auf Fahrrad und Bundesbahn zurückgeworfen, bei McDonalds ausgesperrt und zum Bemühen gezwungen, die gebrauchte Garderobe älterer Geschwister abzutragen.
Es gibt Menschen, auch junge, die in einer solchen mönchischen Existenz den Sinn des Lebens finden. Es gibt auch die, die in der Entsagung einen Weg sehen, sich selbst und damit die hedonistisch lebende Familie zu bestrafen. Doch es sind wenige, zu wenige vermutlich selbst um die Illustrierte "Stern" mit beherzter Kaufsolidarität vor dem Untergang zu retten.
Kapitulation im Pakt mit den Holzvernichtern
Wie schlimm es um den inneren Zustand der Reste der Bewegung bestellt ist, zeigt gerade die Kooperation der Führungsetage von FFF mit der Zeitschrift aus dem Hause Bertelsmann, einem Unternehmen, das einst mit Feldausgaben von Werken wie „Mit Bomben und MGs über Polen“ und „Wir funken für Franco“ zum wichtigsten Buchlieferanten von Hitlers Wehrmacht wurde und damit den Grundstein für seine heutige Weltgeltung legte. Unternehmenschef Heinrich Mohn war damals förderndes Mitglied der SS, der Journalismus des "Stern" steht heute an der Seite der Klimarebellen aus gutem Haus - ein historische Kontinuität, die nicht nur ideologische Beweglichkeit, sondern auch die innere Stärke zeigt, immer auf der gerade richtigen Seite stehen zu können.
Für Fridays for Future aber bedeutet es nichts Gutes, wenn statt verängstigter Klimakinder die zu einem Gutteil aus Anzeigeneinnahmen der Autoindustrie hochbezahlten Mitarbeiter eines der größten Holzverbrauchers des Planeten im Glied stehen, bereit, die hanebüchenen Forderungen der selbsternannten Exekutoren des Willens der Wissenschaft auszuführen. "Enteignet RWE" heißt es da immer wieder, ein Ansinnen, das vor allem die Städte Dortmund und Essen und die im Verband der kommunalen RWE-Aktionäre treffen würde, die neben allerlei Investmentfonds die größten Anteilseigner am Traditionsunternehmen sind. Wem würde RWE dann gehören sollen? Wenn nicht der öffentlichen Hand wie jetzt?
Fridays for Future ist auch hier alle Antworten schuldig geblieben. Und mit Fragen allein lässt sich auf Dauer eben kein Aufstand ernähren.
Telefon klingelt
AntwortenLöschenStern: Halihalo hier ist Der Stern!!!
FFF: Was? Wer is da?
Stern: Der Stern, eins der größten und angesehensten Nachrichtenmagazine Europas!
FFF: Warte mal ich google mal schnell.
FFF: Ach ok alles klar, was willst du denn.
Stern: Wir dachten, weil ihr in letzter Zeit etwas wenig Coverage gekriegt habt, dass wir mal was zusammen machen!
FFF: Ja stimmt, das ist die Anti-Umwelt-Lobby und so. Ihr habt da wohl auch Probleme, sehe hier grad so ein Balkending mit eurer Auflage.
Stern: Genau, die sind auch gegen uns. Deswegen dachte ich wir machen mal eine Collab.
FFF: Cool wie zwei Musikstars wo's nicht mehr läuft, wo die dann mit anderen was machen damit sie wieder in die Charts kommen.
Stern: Ok ich weiß nicht, ob man das so vergleichen kann. Wie sieht's aus?
FFF: Klar wir sind dabei.
Stern: Mega.
ziemlich wörtlich genau so lief das
AntwortenLöschenHat diese Ausgabe eigentlich den Negativ-Rekord der "Wie rassistisch bin ich?"-Ausgabe bei den Verkäufen unterboten? Weiß man da schon was?
AntwortenLöschen"... Pappschild reichte jedoch, um Medienvertreter durchweg fasziniert von einer ganzen "Generation" sprechen"
AntwortenLöschenInteressante Umschreibung von Fälschung, offener Lüge, Kampagnenjournalismus und impliziter Denunziation Andersdenkender.
das ist doch nur der übliche superlativismus. es gab keine generation bisher, die nicht wegen einer minderheit zu einer bestimmten generation erklärt worden ist. auch bei der generation golf fuhr nur eine minderheit VW
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