Es bleibt dabei: Deutschland ist gut vorbereitet. |
Das Corona-Gespenst geht um in Europa, auch in Deutschland ist es wieder da, die Zahl der Toten steigt, allein seit Anfang Juli, als die Schwelle von 9.000 Toten hierzulande überschritten wurde, starben weitere 500 Menschen an und mit der Seuche. 500 vor der Zeit beendete Leben, 500 in nur drei Monaten. Das sind fast sechs Tote am Tag - diese ungeheuerliche Dimension des Schreckens ruft nun endlich auch wieder die Politik auf den Plan, die seit Wochen und Monaten eher tatenlos zugeschaut wie zuerst Großschlächtereien, dann Mietskasernenbewohner, dann Kosovo-Urlauber und schließlich die traditionellen deutschen Großfamilienfeste mit mehreren hundert Gästen zu Kristallisationspunkten immer neuer medialer Fieberschübe wurden.
Härtere Maßnahmen nötig
Alles Vorbildsein hilft nichts. Dass die Ansager im ARD-Morgenmagazin nun seit Monaten demonstrativ Abstand halten, so lange die Kamera läuft, dass sich Politikerinnen für Fototermine Masken überstülpen, dass die tödliche Gefahr, die von coronafeindlichen Demonstrationen ausgeht, wochenlang Hauptthema aller Nachrichtensendungen ist - vergebens.
Es braucht härtere Maßnahmen, "brachiale", wie Angela Merkel sagt, nicht mehr Mahnungen, sondern ein Durchgreifen bis in die maskenfreien Wohnzimmer, die zu den Hauptherden der Schutzmaßnahmenverweigerung geworden sind. Alkohol und Frauen, dieses kreuzgefährliche Gemisch zeigt auch in der Pandemie wieder seine Tücke. Erst wird getrunken, dann werden widerrechtlich Körperflüssigkeiten ausgetauscht und sei es nur der Schweiß, der bei den alkoholseligen Familienpartysin sächsischen und bayrischen Dörfern beim Hochzeitstanz im nebenangelegenen Männersaal fließt.
Wenigstens hat die Kanzlerin mittlerweile erkannt, was getan werden muss, damit Deutschland eine zweite oder dritte zweite Welle weiterhin vermeiden kann. Die Corona-Warn-App ist schon überaus erfolgreich, wie erst kürzlich bekanntgegeben wurde - ebenso erfolgreich soll nun auch ein neues Maßnahmepaket zur Verhinderung einer Weiterverbreitung des Virus werden. Dazu sollen Ordnungsbehörden Verstöße bei falschen persönlichen Angaben in Restaurants mit einem Mindestbußgeld von 50 Euro belegen können - allerdings erst, wenn die Listenprüfkommandos der Ordnungsämter der Gäste habhaft geworden sind, die sich als "Micky Maus", "Donald Trump" oder "Lew Jaschin" in die Namenslisten eingetragen haben.
Ausschankverbot per Amtsorder
In besonders nicht betroffenen Regionen gibt es diese Listen gar nicht mehr, aber sei es drum. In betroffenen Regionen will der Bund dafür direkt eingreifen und den Alkoholausschank per Amtsorder begrenzen lassen. Alkohol gilt nach neuesten Erkenntnissen über Großfamilienfeiern als Auslöser eines "ansteigenden Infektionsgeschehens", so dass "zeitlich eingegrenzte Ausschankverbote für Alkohol" direkt hilfreich im Kampf gegen den Erreger sein könnten. Um ein Ausweichen von alkoholgeneigten Konsumenten ins Private zu verhindern, plant der Bund zudem Maximalzahlen für private Feiern, die allerdings wohl nur gelten sollen, wenn bestimmte Grenzwerte bei den Neuinfektionen gerissen werden.
Im neuen Verordnungsentwurf heißt es dazu, die Länder könnten in bewährter Flickenteppichweise Regelungen zu Teilnehmerzahlen bei Festen erlassen, wenn in einem Landkreis innerhalb von sieben Tagen die Zahl von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern überschritten ist. Unterhalb dieser Schwelle wären dann nur noch Treffen mit höchstens zehn Teilnehmer in privaten Räumen erlaubt, Partyprüfer der Gesundheitsämter und der Polizei würden fortlaufend stichprobenartig kontrollieren, ob Teilnehmerlisten korrekt geführt werden und das Alkoholverbot eingehalten wird.
In der beginnenden kalten Jahreszeit sollen zu der seit April geltenden gesetzlichen "AHA"-Formel - Abstand halten, Hygiene und Alltagsmasken - zwei weitere Buchstaben hinzugefügt werden: "C" wie weltweit allererfolgreichste Corona-Warn-App und "L" wie Lüften. Die Beachtung der neuen AHACL-Vorschrift verspreche durch regelmäßiges Stoßlüften in allen privaten und öffentlichen Räumen eine erhebliche Verringerung der Gefahr der Ansteckung durch die derzeit rund 23.000 bekannten Virenträger*innen in Deutschland.