Samstag, 15. August 2020
Moderne Mythen: Kondomverbot gegen Plastikflut
Im Jubelstrum um die Einführung der neuen EU-Steuern gegen Plastikmüll, die Aufhebung der Bagatellgrenze für Privateinfuhren im Vorgriff auf die kommenden Öko-Zölle und das ganze große Rettungspaket für den Euro 2020 ging der nächste Schritt im Kampf gegen das Aussterben der Menschheit fast verloren: Die Bundesregierung hat die seit Jahren ausstehende Umsetzung des EU-Verbots für Plastikbesteck, Plastik-Wattestäbchen und Einwegbecher aus Styropor in die Wege geleitet. Damit sind Einwegprodukte, die die ökologische Umwelt bedrohen, in Zukunft verboten.
Zwar fordern Umweltschützer und Müll-Entsorger noch Nachbesserungen, aber dass das Kabinett mitten in der größten Herausforderung "seit dem Zweiten Weltkrieg" (Merkel) Zeit und Kraft gefunden hat, sich einer der zentralen Fragen aus der Vor-Coronazeit zu widmen, sprich Bände für die Bedeutung, die das politische Berlin dem symbolischen Kampf gegen lösbare Probleme beimisst. Mit dem Vorgehen gegen Kondome, Einweghandschuhe, Trinkhalme, Wattestäbchen und To-go-Becher die die Große Koalition auf einen Warengruppe, zu deren Produktion in jedem Jahr allein in Europa etwa 350.000 Tonnen von insgesamt mehr als 15 Millionen Tonnen in Europa verbrauchter Plastikmaterialen benötigt werden.
„Viele Einwegprodukte aus Kunststoff sind überflüssig und kein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen”, begründete Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) den Beschluss, mit aller Kraft gegen Rührstäbchen, Plastikgabeln und Luftballonstäbe vorzugehen, die kaum zwei Prozent des EU-Plastikmülls ausmachen. Der zudem, gemessen an den Hauptverursachern in Asien und Afrika, für die Gesamtbelastung der Ozeane kaum eine Rolle spielt. Schulze wiederholte dazu einen auch schon von Bundespräsident Walter Steinmeier verbreiteten modernen Mythos, den einst der World Wildlife Found lanciert hatte: „Wenn die weltweite Vermüllung so weitergeht, haben wir 2050 mehr Plastik als Fisch in unseren Weltmeeren”, behauptete Schulze.
Angesichts von 1,4 Milliarden Tonnen Fisch in Meeren und Seen und gerade mal 100 bis 150 Millionen Tonnen Kunststoffabfall, der sich dort nach Angaben des Umweltbundesamt befindet, müssten ab sofort jährlich etwa 40 Millionen Tonnen Plastikabfall neu in die Ozeane gelangen. Das entspräche je nach Datenbasis einer Verzehn- oder gar Verhundertfachung der Menge, die im Augenblick pro Jahr in die Ozeane gelangt. Mehr als zehn Prozent aller Plastikmaterialen, die weltweit hergestellt werden, müssten ab sofort direkt im Meer verklappt werden, um das Ziel zu erreichen. Doch je verrückter eine Behauptung ist und je absurder eine fake news, desto begeisterter wird sie geteilt.
Wir lösen alle Probleme der Welt durch Verteuern, Beschränken und Verbieten. Hat uns bisher jede Wahl gewonnen.
AntwortenLöschenMfG Angela
Welches Reich oder Imperium ist denn nicht durch verteuern, beschränken und verbieten groß geworden? Wenn wir heute noch irgend eine Epoche im Geschichtsunterricht, außer den Fliegenschiss selbstverständlich, ernsthaft behandeln würden, käme es vielleicht jemandem in den Sinn, das dies immer Anzeichen der Dekadenz und des Verfalls sind.
AntwortenLöschenZum Glück ist diesmal natürlich alles anders und wir gehen goldenen Zeiten entgegen. Und außerdem gibt es sowieso fast niemanden mehr, der die Zeichen, die übergroß von den Wänden leuchten, noch richtig deuten kann. Also weiterhin volle Kraft voraus.