Sie ist schwarz und man muss das immer dazusagen. |
Eine bessere Kandidatin gab es nicht für Joe Biden, den kommenden US-Präsidenten. Keine andere künftige Vizepräsidentin war nicht nur Frau, sondern auch ein bisschen Obama: Schwarz, ohne wirklich schwarz zu sein. Ein helles Schwarz aber ist genau das, was Biden braucht, um eine Regierung zu bilden, die nach Prinzip Libanon besetzt werden wird: Nicht Kompetenz im Einzelnen entscheidet, sondern die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder ethnischen Gefühlvereinigung.
Obwohl es "Rassen" nach jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen gar nicht gibt, war Hautfarbe bei der Suche nach der running mate für den misstrauisch beäugten weißen alten Mann Biden auch nach Dafürhalten der deutschen Medien das wichtigste Kriterium. Dass sein Vize eine Frau sein sollte, hatte Biden frühzeitig verkündet. Dass es eine „person of color“ sein würde, schob er nach Protesten nach, weil es nicht gleich mitgesagt worden war – eine Verbeugung vor der Black-lives-matter-Bewegung, die im verrückten Klima-Juli des Jahres kurzzeitig vor der weltherrschaft zu stehen schien.
Weiblich und farbig musste Bidens Wahlkampfhelferin also sein, denn diese Mischung verspricht am ehesten, dem in Umfragen schwächelnden Donald Trump nach vier Jahren fortwährender Untergangsvorhersagen nun doch endlich noch aus dem Amt zu helfen. Harris, von Biden angeblich gewählt, weil sie eben so eine tolle "furchtlose Kämpferin für die kleinen Leute" sei, wie die FAZ glaubt, ist noch viel mehr: "the first black woman" ist als Tochter "einer indischen Tamilin und eines Jamaikaners" (Tagesschau) auch noch ein "asian american" wie die britische BBC lobt.
Was kann sich ein Mann mehr wünschen? Der Präsident aller Amerikaner werden möchte? Das Beste an Kamala Harris ist ja zudem, dass man ihr kaum ansieht, dass sie schwarz ist und überhaupt nicht, dass ihre Mutter aus Indien kommt. Sie ist schwarz, aber nicht zu sehr. Und sie hat nach den abstrusen Vorstellungen der Berichterstatter nicht nur afrikanisches, sondern auch jamaikanisches, indisches, asiatisches und tamilisches Blut, das ihr erlaubte, im Kongress als indian american geführt zu werden. Weibliches sogar. Und einen Universitätsabschluss.
Bingo. "Weiblich, schwarz, angriffslustig" (SZ) ist die künftige Vizepräsidentin, "nach nordamerikanischem Verständnis", wie der frühere "Spiegel"-Chef Klaus Brinkbäumer in der "Zeit" schreibt, ohne zu erklären, was das meint. Viel wichtiger: "Schwarz, wenngleich keine Afroamerikanerin" sei die Frau an Bidens Seite und sie könne damit "eine historische Figur werden, die erste Frau und die erste Schwarze, welche die Vizepräsidentschaft der USA übernehmen kann und anschließend womöglich noch mehr."
Die, die das hätte können können war zwar schon Michelle Obama, die es dann doch nicht konnte. Aber in Zeiten, in denen aufgeklärte, progressive Journalisten wie Brinkbäumer, ehemals Anführer der wuchtigsten Kampagne gegen einen Politiker, den die der "Spiegel" in mehr als 70 Jahren fuhr, zu regressiven Eigenschaftszuschreibungen Zuflucht nehmen, um die Eignung eines Menschen für ein Amt zu belegen, ist die Zuordnung zu einer selbstausgedachten vermeintlichen rassisch bestimmten Gruppe nur logisch: Wenn der alte weiße Mann im Weißen Haus der Feind ist, dann gilt alles, was unweiß, unalt und kein Mann ist als probates Gegenmittel.
Eine Überzeugung, die sich aus einem mittelalterlichen Zauberglauben an "Blutlinien", das berühmte "Juden-Gen" des "Spiegel" und andere magische Persönlichkeitsmerkmale klammert, denen zugeschrieben wird, bessere Menschen hervorzubringen. Gerade in den progressiven USA ist dieser Glaube ausgerechnet bei benachteiligten Minderheiten tief verwurzelt: So gibt es bei den einzelnen Stämmen der sich selbst als native americans bezeichnenden früheren Indianer exakte Vorschriften, welchen Anteil an "indianischem Blut" jemand enthalten muss, der ein sogenanntes enrollment, also die Aufnahme in den Stamm beantragt, etwa, um von Zahlungen des Stammes aus Casinoeinnahmen an Stammesmitglieder zu profitieren.
Umstritten ist keineswegs die Vorstellung, es gebe "indianische Gene", sondern allein die Frage, wie hoch ihr Anteil am Körpergewicht zu sein hat, um jemanden zum Indianer zu machen. Bei manchen Stämmen reicht ein Viertel, bei anderen sogar ein Achtel oder weniger, manche Stämme rechnen alle Anteile indianischer Vorfahren zusammen, andere bestehen auf dem Nachweis von wenigstens ein Viertel Blut vom eigenen Stamm, aber gleichzeitig mindestens die Hälfte des sogenannten "Blutquantums" aus native blood.
Ein amerikanischer Fetisch, den Kamala Harris in ihrer Fünffachrolle als Frau, Schwarze, Asiatin, Inderin und Tamilin perfekt bedient. Dass Harris Biden früher mal als Rassisten bezeichnet hat, sollte die Zusammenarbeit der beiden nicht belasten - vorausgesetzt die Gerüchte stimmen, dass ihr künftiger Chef die Beleidigung längst vergessen hat.
Ob die schwache Pigmentierung dieser als Katholikenhasserin bekannten Dame ausreicht, echte people of colour zu überzeugen, sei dahingestellt.
AntwortenLöschenBiden ist die Einmann-SPD der USA: Es fällt einem nichts mehr dazu ein.
AntwortenLöschenNichtsdestowenigertrotz finde ich gut, dass die taz den Link zur NYT publiziert hat.
AntwortenLöschenOhne taz (auch ohne PPQ) wäre mir Harris´ Sündengerister entgangen.
https://www.nytimes.com/2019/01/17/opinion/kamala-harris-criminal-justice.html?fbclid=IwAR3-AaUIOSmIltIM0MYej-JvfOQ5uf9Cyc_NwhdAxwJWZA8l-pahHDq6tEQ
@klimaleugner: wenn die medien überzeugt sind, folgt der rest automatisch, zumindest glauben sie das
AntwortenLöschenDas Schicksal Michael Jacksons hat uns gelehrt, dass die PoC eigentlich nichts so sehr hassen, wie ihre eigene Hautfarbe. Dass der aus diesem Selbsthass sich entwickelte Hass auf alles andere plötzlich so mehrheits- und gesellschaftsfähig geworden ist, lässt sich wohl mit einem Phänomen begründen, dass Paul Fussell als "prole drift" beschrieben hat.
AntwortenLöschenmutmaßlich gibt es auch da keine "die". aber richtig ist, dass vermutlich mehr menschen weltweit mit ihrem körper unzufrieden sind, weit über die hautfarbe hinausgehend. allerdings ist das wie das problem der menschlichen dummheit eine sache, die nur in abnehmshows und in transgenderdokus beleuchtet wird. jemand, dem seine finger zu lang, die beine zu kurz oder das haar zu dünn scheint, muss leise leiden
AntwortenLöschenUnd was machen wir jetzt wenn Trump eine Vize-Kandidatin aus dem Hut zaubert die noch ein wenig mehr nach PoC aussieht wie Frau Harris? Eine tiefschwarze Lesbierin im Rollstuhl wäre nach den aktuellen Maßstäben wohl perfekt.
AntwortenLöschenMuss das diesem Belzebub vorab strikt verboten werden, weil das nur die Demokraten dürfen? Irgendwas müsste an dieser Auswahl dann sicher auch komplett falsch sein, da Trump ja per se immer alles falsch macht.
Würde diese Frau dann wegen Verrats an der eigenen, eigentlich nicht vorhandenen, Rasse gesteinigt werden müssen?
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