Montag, 24. August 2020

gerechtes-netz.eu: Das Ende eines hehren Kampfes

"Nicht ok Facebook" befanden diedeutschen Medienunternehmen, erst nur unter Verzicht auf Kommasetzung, nun auch unter Verzicht auf DSGVO.

Wie die Lobbygruppe gerechtes-netz.eu für mehr Datensicherheit im Netz warb, um Google und Facebook unter Druck zu setzen. Und am Ende selbst die Kontolle über ihre Internetseite verlor. 

Der Kampf war einmal mehr ein ungeheurer, den die große europäische Staatengemeinschaft gegen ein Monstrum ausfocht, das aus den USA nach Europa gekommen war, um Fake News zu verbreiten, Hass, Hetze und Zweifel zu streuen und Menschen in Blasen einzusperren, in denen nur noch eine Meinung zählt. "gerechtes-netz.eu" nannten die deutschen Medienunternehmen eine große Anzeigenkampagne, die Google und Facebook streng mahnte, sich an Recht,. Ordnung und deutsche Sitten zu halten. Gegen "Datenmissbrauch, Hate Speech, Filterblasen und Mobbing nicht entschieden genug vorzugehen" (Zitat) sei "nicht in ok, Facebook" hieß es in großformatigen Anzeigen, die die preisgekrönte Agentur Jung von Matt gestaltet hatte.


Ein großes Vorhaben, mit dem die von der amerikanischen Konkurrenz zunehmend bedrohte deutsche Medienbranche entschlossen ihre Trümpfe ausspielte. Von ihr nimmt die deutsche Politik immer noch an, dass sie keine Fake News produziert, von ihr glauben viele Leser, Leserinnen und Zuschauende, dass sie weder Hass noch Hetze verbreitet, wenn sie auch schon manchmal Menschengruppe diskriminiert, Hitler und seinen Helfen eine Plattform gibt oder gelegentlich Gewaltdarstellungen propagiert. Die von der Interessenvereinigung VG-Media angestoßene Initiative „gerechtes-netz.eu“ solle "eine Debatte über wichtige Fragen der Plattformökonomie und der Verantwortung marktdominanter Online-Plattformen anstoßen" hieß es, es gehe um „Regeln für das Marktverhalten, aber auch für den Einfluss auf demokratische Willensbildung und den Umgang mit den Menschen bei solchen Plattformen".

Wenig später schon gab es Streit, hinter den Kulissen kämpften verschiedene Fraktionen um die Deutungshoheit und die als Initiative für mehr digitale Transparenz und zum Schutz der Kinder gelobte Aktion, bei der Zeitungsverleger Anzeigen in Zeitungen schalteten, versandete, statt "Rechtspolitiker auf nationaler und europäischer Ebene, aber auch Beamte und Richter, die Entscheidungen und Urteile gegen die fünf Digitalmonopolisten Google, Facebook, Amazon, Apple und Microsoft zu treffen haben, zu ertüchtigen" , wie es in einem Strategiepapier der bunten Truppe geheißen hatte.

Und nicht mal ein Jahr danach ist nun alles aus. Der mächtigen Lobbygruppe scheint das Geld ausgegangen zu sein, vielleicht haben auch nur die technischen Mitarbeiter gekündigt oder ein Dienstleister hat den Geschäftsbetrieb ins Hohn-Office verlegt. Unter gerechtes-netz.eu, immer noch registriert auf Lobbyorganisation VG Media in Berlin, erscheint eine Sicherheitswarnung: Das Sicherheitszertifikat der Seite ist abgelaufen, eine sichere Verbindung kann nicht hergestellt werden.

Für eine millionenschwere Kampagne, die darauf gezielt hatte, aufzudecken, dass Nutzerdaten im Internet nicht sicher seien, weil Google, Facebook und andere Megakonzerne ihre Macht missbrauchen, ein imposantes Ende.Das passenderweise mit einem großen Friedensschluss zusammenfällt: Nachdem die Verwertungsgesellschaft VG Media Google über Jahre hinweg vergebens vor Gericht zwingen wollte, den deutschen Medienkonzernen Abstandszahlungen für im Internet gefundene Seiten von Zeitungen und Zeitschriften zu leisten, hat der US-Konzern jetzt zugestimmt, eine ganze Reihe von deutschen Medienhäusern direkt zu bezahlen. Profitieren werden Zeit, Spiegel, TagesspiegelFAZ, die sogenannte Ippen Media Group und die Rheinische Post.

2 Kommentare:

  1. Gegen Filterblasen vorgehen? Filterblasen sind Gruppen von Usern, die bevorzugt Informationen mit einer erwünschten Tendenz teilen. Also eine Katzenzüchtergruppe wird wenig Informationen zum Thema Kartoffelanbau teilen.
    Es kam aber wohl nicht drauf an, es ging nur darum, irgendwie Lärm zu machen oder glaubwürdig mit Lärm zu drohen.

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  2. Wenn jetzt Geld fließt, dann ist ja alles gut. Um nicht mehr und nicht weniger ist es doch von Anfang an gegangen. Glaubt irgendjemand das es denen auch nur im entferntesten um die Sicherheit unserer Daten gegangen ist?

    Unsere heldenhaften Verlage kriegen sich doch vor Lobeshymnen gar nicht mehr ein, wenn der staatliche Leviathan immer noch mehr Informationen über seine störrischen Untertanen einsammelt. Das dient natürlich immer nur dem Guten und Schönen. Da gibt es nicht das kleinste Widerwörtchen.

    Jetzt muss unsere Regierung nur noch die letzten Reste der Presse mit einer Holzmedien-GEZ einfangen und alles wird gut. Endlich gegen die tumben Fortschrittsverweigerer anschreiben wie man will, ohne Rücksicht auf Verluste.

    Nur eines vergessen unsere Edelfedern dabei immer geflissentlich. So ein System hatten wir vor nicht allzu langer Zeit schon einmal. Aber auch in der DDR hatte die Bevölkerung trotz der staatlich vorordneten und verbreiteten Einheitsmeinung irgendwann die Schnauze voll.
    Wenn Anspruch und Wirklichkeit immer weiter auseinanderklaffen hilft ab einem gewissen Zeitpunkt auch das schönste Schönreden nichts mehr.
    Die Journos sollten es sich daher nicht allzu gemütlich in ihrer neuen Hängematte machen. Wir gehen interessanten Zeiten entgegen.

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