Donnerstag, 20. August 2020

Geheimnisvoller Kosovo: Exportgut Infektion


Natürlich hätte niemand wissen können, dass das Ende der Abschottung nach Abflauen der ersten Welle der Corona-Pandemie eventuell dazu führen könnte, dass Infektionen sich wieder von einem Land ins Land verbreiten. Europa öffnete sich Europa, wenn auch noch nicht der ganzen Welt. Und fast wie in alten Zeiten strömten die Menschen an Strände und Berge, in sehenswerte Städte und hübsche Hotels. Wer zurückkehrte, der tat das gemäß den Regierungsregeln zur Corona-Kontrolle aus dem März: Deutsche Willkommenskultur sah keine Tests vor, selbst wenn Urlauber aus Corona-Hochburgen einreisten.

Das zeigte schnell Wirkung. Die Zahlen stiegen, die "zweite Welle", die SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach seit Monaten vorhergesagt hatte, war da. Nun wurde es hektisch im politischen Berlin, wie immer, wenn die Realität ihre Rechnung präsentiert. Mit der Windeseile einer Wanderdüne wurden Testkapazitäten geschaffen, ein Streit um die Finanzierung von Corona-Tests pflichtgemäß wurde absolviert und eine Testpflicht verordnet. Als die neue Außenverteidigung stand, war die Urlaubssaison so gut wie vorüber. Aber wie bei der Maskenpflicht gilt auch hier, dass alles besser ist als nichts und zu spät eingeleitete Maßnahmen immer noch gut für die Außendarstellung sein können, wenn man sie nur konsequent umsetzt.

Deutschland lernt in dieser Krise vieles neu über sich selbst. So etwa, dass angesteckte Ballermann-Urlauber nur rund 1,5 Prozent der Neuinfizierten stellen, obwohl Spanien doch ebenso wie die in dieser Urlaubssaison weitgehend ausgefallenen Italien und Österreich jahrzehntelang der Deutschen liebstes Ferienziel waren. Stattdessen scheint ein neuer Trend aus den Zahlen auf: Geht man davon aus, dass das Infektionsrisiko in allen europäischen Partnerstaaten annähernd ähnlich hoch ist, müssen die Deutschen in diesem  Jahr ein neues Traumziel entdeckt haben: Den Kosovo.

Dessen impact auf das deutsche Infektionsgeschehen ist unübertroffen: Auslandsreisende stellen derzeit rund 39 Prozent aller Neuinfektionen, Reisende, die aus dem Kosovo zurückkehrten, stellen ein Drittel aller im Ausland angesteckten und sagenhafte 11,7 Prozent aller Neuinfizierten in Deutschland insgesamt.

Erstaunliche 1.755 Kosovo-Urlauber kehrten in den vergangenen vier Wochen infiziert aus der ehemaligen serbischen Provinz zurück - das ist umso bemerkenswerter, als der Kosovo selbst seit Anfang März offiziell nicht einmal 12.000 Infektionen gezählt haben will. Zu den noch aktiven rund 4.000 Fällen, die sich im jüngsten Staat Europas in den vergangenen zwei Wochen infizierten, kommen diese 1.755, die das Land nach der Infektion Richtung Deutschland verlassen haben.

Und es wird noch rätselhafter, weil sich in der Hitparade der verseuchten Urlaubsrückkehrer zwar auch die Türkei, Kroatien und Bulgarien finden, drei Pauschalurlaubsländer, in die es tatsächlich zahlreiche Urlauber zieht. Doch mit Bosnien-Herzegowina, Serbien und Rumänien lieferten auch drei Staaten jede Menge Infizierte zu, deren massentouristische Anziehungskraft bisher kaum bekannt war.

Gemeinsam brachten sie es dennoch auf 700 Infektionsexporte binnen dreier Wochen, weit weg vom kosovarischen Rekord, aber mit fast fünf Prozent der Neuinfektionen insgesamt doch ein substanzieller Bestandteil der so langerwarteten zweiten Welle, die allen Vorhersagen zufolge eigentlich hatte von beinahe illegalen Demonstrationen von Coronaleugnern, Impfgegnern, Verschwörungstheoretiker, Menschen mit Dreadlocks, Trommelgruppen, Rechtsextremen, Reichsbürgern, grünen Stadträten, rechten Esoterikern, identitären Wutbürgern, Rechtsradikalen, Virusleugnern und SUV-Fahrern, Maskenverweigerern, Merkelrausrufern, AfD- und NPD-Fans, Ausländerfeinden, Klimaleugnern und GEZ-Boykotteuren in Berlin hatte ausgelöst werden sollen.

Terminlich passt das noch nicht, eine medial allgemein akzeptierte Erklärung für die neue Liebe zum Urlaub auf dem Balkan aber ist auch nicht in Sicht. Mit "auch viele Deutsche haben dort Verwandte" jedenfalls wagt sich der "Focus" zweifellos zu weit vor.

4 Kommentare:

  1. OT
    >> Grobschlosser
    18. August 2020 21:23
    Der "Deutschlandfunk" agitiert rund um die Uhr; der Bückbürger ist das neue Ideal. Auch der Denunziant ist wieder en vogue; das System braucht ihn - er ist überall: in Ämtern und Behörden, in Schulen, im Verein.
    Bleibt die Frage: Was tun ? Kreative Köpfe haben Lösungen für das o.g. Problem - wer seine Umwelt bespitzelt, muss nicht ruhig schlafen. <<

    Der letzte Satz gefällt mir nicht unübel, so man sich vorläufig an das 11.Gebot hält.
    Es steht aber zu befürchten, daß es zu spät ist.
    Nach Solshenizyn begann mit dem "Spitzelstechen" die (bis insoweit) Befreiung. Nun ja.

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  2. Ja, schon rätselhaft, dass die Migranten-Routen und Neubürger-Regionen besonders viel Corona (Hybrid aus nordischem Erkältungsvirus & Nahost Kamelseuche MERS - die Conquistadores bringen ihre Seuchen immer mit) vorweisen, auch seltsam, dass europäische Abwasser-Proben schon Jahre vor Wuhan nachträglich auf das "neuartige" Virus positiv getestet haben und sich darüber nun ausgeschwiegen wird...

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  3. Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen. Den Vorhang zu und alle Fragen offen.
    Als hätte es der gute Berthold vorausgesehen.
    Und wieder einmal steht der Elefant im Einwanderungs-Porzellanladen. Leider will einmal mehr niemand den Gevatter beim Namen nennen. Es soll und darf niemand der schon länger hier lebenden verunsichert werden. Es bleibt also ein großes unlösbares Rätsel.
    Ich wünsche daher allen Großfamilien und Familienclans weiterhin eine gute Reise in das jeweilige Heimatland, auf das wir uns bald alle wieder sehen. Das Jahresendfest will ja auch zusammen gefeiert werden.
    Wir haben daher nur noch wenig Zeit bis die Urlaubssaison zu Ende geht und wir uns noch die guten Viren von außen rein holen können. Nicht was wir noch an unseren eigenen degenerierten Viren inzuchtmäßig zu Grund gehen. So habe ich zumindest damals Herr Schäuble verstanden.
    Und der weiß es bekanntlich ganz genau.

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  4. Alter Hut - immer wieder gutAugust 21, 2020

    Brief von Ali an seine Frau Suleika,

    mein liebe Frau Ich nix mehr arbeiten am Bau. Auch viele Kolega schon entlassen. Polier sagt: nix mehr Geld in Kassen. Doch Du nix denken das sei schlimm, ich trotzdem froh und munter bin, denn Allah hat mich nicht verdammt, war gestern schon beim Arbeitsamt. Weil ich noch ein Jahr Aufenthalt, komm nicht nach Hause ich so bald. Muss meiden noch Moschee und Tempel, zeig Arbeitsamt Papier, macht Stempel. Das ganze Arbeit, nix mehr bücken und kann noch immer Geld dir schicken. Hier scheint mir alles wie verhext, brauch nur noch schlafen, Konto wächst. Und ganz bestimmt bis nächsten Winter zahlt Arbeitsamt mir Geld für Kinder. Ich bin jetzt schon drei Jahre fort, vielleicht hast Du noch Kinder dort? Wo ich nix weiss ist ganz egal, Du musst mir melden nur die Zahl. Und schleunigst schicken mir nach hier von Amt beglaubigtes Papier. Du sollst mal sehen wie dann munter, Einkommen rauf und Steuer runter. Heut Zahnarzt sagen ganz gewiss bis Montag hab ich neu Gebiss. Vielleicht wenn es ist Allahs Wille, bis andern Mittwoch neue Brille. Das alles macht mir viel gut Spass, weil alles zahlt die Krankenkass. Wenn Ostern Oma kommt, will sehen, das Sie auch kriegt so schöne Zähn, damit nix warten muss beim Essen, bis Opa fertig hat gegessen. Weil es doch immer besser ist, dass jeder eigenes hat Gebiss. Wir sind kleine Kolonie und spielen Karten oft bis früh. Du Deutschland schönstes Land der Welt, nix Arbeiten und viel Stempelgeld. Ich wohn im Altbau, noch ganz nett mit Wasser, Strom und Plumpsklosett. Ist Zimmerchen auch ziemliche klein, fühl ich mich wohl als wie daheim. Und Hausbesitzer lässt mich walten, kann mir sogar Kaninchen halten. War erst heut morgen noch eins krank, habs raus gemacht aus Kleiderschrank. Hab ganzen Tag es noch bewacht und dann am Abend notgeschlacht. Das gleich verkauft, dann wieder weiter an einen Freund - auch Gastarbeiter. Hast du auch unser Zelt geflickt von Geld, was ich Dir hab geschickt? Halt Einsamkeit noch ein Jahr aus, dann bring ich Geld und bau ein Haus. Vermiete Zelt dann mit viel List an deutsch Familie, die Tourist. Will wohnen im Nomadenzelt und zahlen mir viel schönes Geld. Will wandern dort im Wüstensand weiss nicht, wie schön sein eignes Land. Und nun ich machen Brief jetzt Schluss, will senden Dir ganz viele Gruss. Bleib schön Gesund, grüss alle Lieben. Sag Ihnen Ali hat geschrieben aus Deutschland, schönstes Land der Welt, wo man für Faulheit noch kriegt Geld, denn wenn Vertrag hier ist am Ende, komm ich in Heimat noch mit Rente. Vorbei ist Armut, Not und alles — Deutschland, Deutschland über alles.

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