Alte weiße Männer, alte weiße Frauen - wer Geschlecht und Rasse als real wahrnimmt, sieht überall Minderheiten. |
Positiver Rassismus, gelebte Intoleranz, messerscharf ins Gute gezerrt und öffentlich ausgestellt. Sobald deutsche Journalisten sich dem Thema Rasse nähern, entsteht ein Schlagschatten aus Unaussprechlichem: "Macho, weiß, von gestern", wie die zwangsfortschrittliche Wochenschrift "Die Zeit" einstmals einen längst legendären Beitrag zur Bekämpfung des Neuzeit-Phänomens alter weißer deutscher Mann nannte, sind 78 Prozent der Ressortleiterstellen in deutschen Medienhäusern, 66 Prozent der Verlagsleitungsmitarbeiter und selbst in deutschen Talkshow dominieren zu mehr als 60 Prozent Männer als Gäste - obwohl Annalena Baerbock seit Jahren nahezu allein dagegen ankämpft.
Weder in der EU-Kommission noch im deutschen Kabinett ist es bisher gelungen, Gleichstellung nach Herkunft herzustellen. Immer noch kommt, wer nach Frauen und Männern zählt, auf ein Missverhältnis, vorausgesetzt freilich, das soziale Konstrukt Mann und das soziale Konstrukt Frau werden als eine biologische Realität wahrgenommen, die eigentlich nicht existiert. Mit der Rasse verhält es sich ebenso: In Deutschland wie in Russland, in Frankreich, Polen, Dänemark und den USA, ja, nahezu in allen westlichen Staaten mit überwiegend als "weiß" wahrgenommener Wohnbevölkerung sind die meisten Politiker, Wirtschaftsführer, Talkshowgäste und Supermarktmanager immer noch weiße, ältere Männer. Ebenso ist die Mehrheit der Kunden von Baumärkten weiß und männlich, in Supermärkten dagegen weiß und weiblich.
Zustände wie im alten Rom, Zustände wie unter dem Germanenfürsten Arminus, einem weißen Mann, der Ausländer als Sklaven hielt und ausländische Besucher zu Hunderten erschlagen ließ, in Deutschland aber bis heute verehrt und gerühmt wird. Nichts hat sich seitdem geändert, jedenfalls nicht grundsätzlich. Wiewohl die "Zeit", die gesamte ARD, das ZDF und eine Legion von privatwirtschaftlich - meist von alten weißen Männern - geführten Medienhäusern hartnäckig gegen die Einordnung von Menschen nach Rasse und Geschlecht einerseits, gegen eine Benachteiligung wegen Rasse und Geschlecht andererseits anschreibt, ändert sich der Blick darauf, welche Art Mensch gut und welche Art nicht gut ist, je nach Wasserstand.
So ist der Begriff "Rasse" selbst in der Verwendung im Grundgesetz selbst rassistisch - was nicht verwundern kann, denn es waren alte weiße Männer, die ihn dort hineinschrieben. Andererseits ist der Rassismus, den das Diskriminierungsverbot aus Gründen der Rassezugehörigkeit verhindern soll, selbst eine rassistische Kategorie. Nur wer Hautfarben für eine realistische Kategorie der Einteilung von Menschen in Opfer und Täter hält, ist in der Lage, anhand von Opfern und Tätern auf deren Hauttonus zu schließen.
Diese Lehre vom positiven Rassismus ist eine Entsprechung zur Lehre vom positiven Genderkampf. Die Mehrheit aller Menschen gehört auf diese oder jene Weise irgendeiner Minderheit an, war aber zugleich über Jahrhunderte hinweg bestrebt, sich selbst einer Mehrheit zuzuordnen. Es war kein Beinbruch, weiß zu sein, es war aber auch keiner, schwarze Haut zu haben, denn immer gab es andere, die ebenso waren wie man selbst. Alt, weiblich, Glatze, dick, dumm, hochintelligent oder ostdeutsch - das Eigene wurde als besonders empfunden, ein Distinktionsmerkmal der unverfälschbaren Art. Keine Frau und wäre sie noch so fleißig, kann ein alter weißer Mann werden. Kein Mann vermochte dafür, eine junge, schöne Frau zu sein. Das Bemühen, das eigene Schicksal als Mensch in dieser oder jener Form oder Farbe hinter sich zu lassen, war da. Doch alle Versuche endeten als bizarre Zirkusnummern und Beweis, dass Phänomene wie das kritische Weißsein mehr rassistische Grundüberzeugungen in sich tragen als Anzeigenkampagnen des "Spiegel" zur Früherkennung des "Juden-Gens".
Weißsein, Black Facing, die Hegemonie des Westdeutschen in den Gemeinsinn-Medien, sie sind die "Maske des Bösen", das der alte weiße Mann Bertolt Brecht als "japanisches Holzwerk, bemalt mit Goldlack" beschrieb. Japanisch und Goldlack geht gar nicht mehr, den Rassist sein heißt zwingend Weiß sein, Mann sein, alt sein. Der Dreiklang aus oberflächlichen und vorurteilsbeladenen Stereotypen funktioniert als "rassistisches Ausgrenzungstool" (Horsch Blümel), das der kritische Anti-Rassist durch einen Wechsel der Blickrichtung zu einer Fortschrittsidee aufwertet: Statt wie ein dämlicher Rassist das „Schwarzsein“ als Problem zu betrachten, betrachtet er wie ein dämlicher Rassist das Weißsein als Problem.
Allein die Farbe macht den Unterschied, allein die Farbe macht aus Mittelalter Zukunft und aus Rassisten zukunftsfrohe Fortschrittsverteidiger, die im Wasserstoffauto Richtung Rassismus ohne Rasse reisen. Barack Obama war in ihren Augen nicht zuerst amerikanischer Präsident, sondern ein schwarzer amerikanischer Präsident. Angela Merkel ist nicht Bundeskanzler, sondern eine Frau in diesem Amt. Roberto Blanco kein Schlagersänger, sondern der Ausweis, dass es auch ein Schwarzer schaffen kann. Nur muss mehr gefördert werden, damit das öfter passiert.
Der alte weiße Mann, er kann auch eine Frau sein. Und wäre er schwarz, müsste er nur den Aufenthaltsort wechseln, um mit seiner Aufstiegsleistung den "Machtverlust des weißen Mannes" (Die Zeit) als profunde Tatsache zu illustrieren. Wer Geschlecht und Rasse in einer doppelten Volte als das gesamte Leben unauslöschlich determinierende Schicksalsurteile wahrnimmt, sie zugleich zu nur bei Bedarf zu registrierenden imaginären Merkmalen erklärt, hat es schwer, aus der magischen Falle eines Gedankengebäudes herauszukommen, in dem Rassen und Geschlechter nur Vorstellungen und Projektionen sind, die allerdings dieselbe beschreibende Macht über Menschen haben wie die Kategorie "groß", "dick", "dünn" oder "blond".
Dämliche, bizarre Zirkusnummer, genau. Kognitive Dissonanz. Scheinheilig, heuchlerisch. Die Washington Post bezichtigt ihren Namensgeber des Verbrechens.
AntwortenLöschenbessere Kunst ist möglich
AntwortenLöschendie mittagsstunde, grau ummantelt, hält die wärme
des bettes bereit und das erschöpfte singen der vögel
hinter dem vorhang träumt sich so leicht. wie schwer
wiegt das lautlose atmen zu zweit, denn was dir im arm
liegt, ist nicht das, was dir bleibt. der staub, der sich bei
allen abschieden zeigt, macht dich so milde und furchtsam
zugleich: wie gut, dass sich das schweigen zerschweigt.
und jene hand, die vormals geliebte, fasst in die mittags
wunde hinein und was sie berührt, wird wieder zu stein.
"das schweigen zerschweigt" -da möchte man den Schweißbrenner zünden und Kunst machen .
"die schweren Arbeitsstiefel zertreten den letzten brd-Müll ; es ist vollbracht - nach langen Hundertjahren -zertretene Püppchenglieder liegen sinnlos in den Straßen ; von Berlin und Kölln ; eben noch achtsam vergeistigt , blickt sie nun aus dem Streifenhemd - in die Röhre, die Neo-rauchige Neonröhre summt ; das Werkzeug brummt ; die Fragen kommen rasch ; das Achtsammaurerkind im Sessel - hat noch 3 Stunden .
( aus : "der Keller der letzten Fragen " 2033 S. persia Dünndruck )
Man kann es allenthalben kaum erwarten, dass hier Friede und Wohlstand ausbrechen wie überall da, wo weiße Männer keine Macht haben.
AntwortenLöschenNoch mehr Poesie:
AntwortenLöschenZerhauen ward mir bis zum Handgriff der Schild,
Hiebe treffen uns wie Hagelkörner,
heute abend sind wir Odins Gäste ...
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Oder:
Wir stritten tapfer, wir stehen auf Leichen,
erzmüden Goten, gleich Aaren im Gezweig.
Heldenruhm bleibt uns, ob wir heute auch sterben.
Niemand sieht den Abend, wenn die Norne sprach.