Freitag, 3. Juli 2020

PPQ-Leser im Aufstand: Diese Denkmäler lehnen wir ab

Gelsenkirchen bekommt in diesen Tagen ein neues Lenin-Denkmal, das die enge Verbindung des Revolutionärs in den Ruhrpott erinnert.


Der Fall George Floyd hat das brennende Thema des Rassismus und die Denkmalfrage auf das Tablet der aktuellen Großkrisen gerückt und deutlich gemacht, dass die Welt nur gesunden kann, wenn nicht an vielen Straßenecken und öffentlichen Plätzen Reklame gemacht wird für entmenschte Sklavenhalter und Kolonialisten. Auch im Fachboard PPQ wurde seit Beginn der Denkmalstürmungskampange über das Thema "Diese Denkmäler lehnen wir ab" eine engagierte und leidenschaftliche Diskussion geführt. Roland Spanier, der am An-Institut der Bundeskulturstiftung zum Rassenhass beim Kinderheimgründer August Hermann Francke  ("Überhöhung eines Ungeheuers") forscht, fasst den Diskussionsstand* zusammen.

Die freie und in Teilen sehr offene Diskussion der letzten Tage befasste sich mit Denkmälern, die man stehenlassen bzw. abreißen sollte. Richtig ist auf jeden Fall die Meinung, dass Denkmäler der reaktionär-chauvinistischen deutschen Gründerzeit, die den imperialistischen Krieg, die Kolonialzeit, den von oft nazinahen weißen Männern organisierten Wiederaufbau und die daran interessierte Klasse glorifizieren, beseitigt werden müssen. Darüber bestand Einigkeit.

Solche "Kunstwerke" stellen eine reaktionäre Provokation unseres demokratischen Wollens dar. Seltsam, dass solche Machwerke sich noch bis heute erhalten haben! Diese Verwunderung teilten beinahe alle Diskussionsteilnehmer. Frühere Generationen haben diese Verherrlichung hingenommen, fraglos und klaglos, wie es scheint. Monumente wie das dem "Kaiser" Barbarossa gewidmete Machwerk, wie der aus dem Blut leibeigener Bauern finanzierte Wörlitzer Park und all die von fragwürdigen Potentaten mit öffentlichen Geldern zum eigenen Spaß erbauten Schlösser und Burgen im Land, sie stehen als Symbole für eine falsche Ideologie.

Unsere Menschen wünschen keine Verherrlichung des Krieges, sie kämpfen für den Frieden! Sie wollen nicht, dass originale Überbleibsel an längst vergangene Zeiten sie daran erinnern, dass der moderne, moralisch hochstehende Jetztmensch sich erst nach und nach aus dem Sumpf monarchistischer, feudalistischer und kapitalistischer Verirrungen erhoben hat.

Dennoch ist damit die Tatsache vereinbar, dass sogenannte "Kriegerdenkmale", wenn sie in schlichter Form gehalten sind und als solche für Kinder und Jugendliche nicht erkennbar sind,  weiterhin dem Gedenken dienen mögen. Das könnte in Musen geschehen, wo die Möglichkeit besteht, mit Schautafeln auf die Verblendetheit der Urheber hinzuweisen. Dadurch wäre auch eine Zugangskontrolle gewährleistet und die Gefahr gemindert, dass rassistische, faschistische und rechtswidrige Denkmale ihr Gift weiterhin ungestört über das Land versprühen können.

Trotzdem darf kein solches Denkmal ohne Genehmigung der Behörden abgerissen werden. Schon allein, um bei den noch Zweifelnden den Eindruck nicht aufkommen zu lassen, dass "der Deutsche des letzten halben Jahrhunderts dauernd seine Vergangenheit ausrotten möchte", wie es in einem Debattenbeitrag hieß, dessen Urheber provokant fragte, ob wir Deutschen  "den anderen Nationen nicht lieber zeigen wollen, was wir sind, und nicht vertuschen, was wir waren?"

Ja, entgegnen wird das. Wir wollen nicht vertuschen und verkleistern. Das ist Sache des anderen Lagers, der Relativierer, Vergleicher und Verharmloser. Aber nur weil der Nachbar nicht tapeziert, muss man nicht solche in unsanierten Räumen leben! Natürlich gibt es weltweit zahlreiche Beispiele für Bauten und Denkmale einer schrecklichen, blutigen und gewalttätigen Vergangenheit, die immer noch selbstbewusst in der Landschaft stehen und in Fällen wie Rom, Venedig, Moskau oder Peking sogar zahlreiche Schaulustige anziehen.

Richtig, und dennoch ist es falsch, beide Tatsachen so in Verbindung zu bringen. Deutschland aber ist seit 1945 ein Vorbild für alle anderen Staaten, nicht wir müssen schauen, was dort passiert, sondern das deutsche Beispiel leuchtet allen anderen voran. Anderswo ist man in der Bewusstseinsbildung noch nicht so weit, zu erkennen, dass die Denkmale der Rassisten, der Militaristen  und  Faschisten für unsere Bevölkerung eine Gefahr darstellen, die die Masse der Menschen noch nicht in der Lage ist,  historisch-kritisch richtig einzuschätzen.

Ein falsches Signal ist in dieser Situation sicher richtig erkannt, wo sich selbst als demokratisch gerierende Blätter die vermoderten Reste der Monarchie feiern und an die zentrale Monumentalachse der deutschen Hauptstadt eine rückwärtsgewandte Eloga auf die Herrschaftszeiten von Fürsten, Königen und absolutistischen Zaren baut. Sicher muss die Bewertung eines Denkmals wie eines jeden Kunstwerkes stets nach zwei Gesichtspunkten erfolgen: Einmal ist der künstlerische Wert. d. h. der erreichte Grad der Einheit von Form und Inhalt, maßgebend. Andererseits trägt das Denkmal den Auftrag in sich, in das Bewusstsein des Passanten und Beschauers zu wirken, dass der sich, vom Kunstwerk angesprochen, daranmacht, seine Einstellungen, Haltungen und Aktivitäten so ausrichtet, dass er aktiv an der Veränderung, d. h. Besserung des Lebens teilnimmt.

Dieses Konzept der Wirkmächtigkeit aus schädlicher Denkmale spricht klar dafür, dass wir keine Denkmäler der Kriegspropaganda, des Monarchentums, der imperialistischen Ausbeutung und der Unterschiedlichkeitsbetonung von Menschen dulden können. Sie würden zweifellos schädliche Auswirkung im Leben nach sich ziehen.

Besser und angebrachter, so lässt sich das Ergebnis mehrere Diskussionsrunden der PPQ-Leser zusammenfassen, wäre es, Friedensdenkmäler zu schaffen, Denkmale für Helden des Alltags, für Opfer von Nachstellungen und für die Schönheiten der Natur. damit könnten wir den anderen Nationen am besten zeigen, was wir sind, wie wir sind und wie Gutes wir wollen.

*Nach Motiven des Textes  "Diese Denkmäler lehnen wir ab", Berliner Zeitung, 1952

7 Kommentare:

  1. >> Die freie und in Teilen sehr offene Diskussion der letzten Tage

    In welchem Land war'n das? Bundesland zählt nicht als richtige Lösung.

    Wenn ich es recht verstehe, wird der Bismarck geschleift und statt seines plastischen Konterfeis dortüberall ein überdimensionaler Hering installiert?

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  2. barbarossa war das, barbarossa!

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  3. Diese Denkmäler lehnen wir ab:
    https://katu.com/news/local/portlands-iconic-elk-statue-to-be-removed-after-vandalism-fires-during-protests

    Die Statue eines patriarchalischen, kolonialistischen Elches wurde nach BLM-Protesten entfernt.

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  4. Hase, Du bleibst hier...Juli 03, 2020

    Ich habe heute eine respektable 88 gespielt. Das steht nicht für Heil Hitler oder Hamburg, sondern für 16 Schläge zu viel. Der Platz ist 72 und sächlich, da auch Damen auf Mutter Natur herum trampeln, die Spikes tief in die Greens bohren.

    Was soll das alles ? Die Lösung aller Gutmenschensorgen. Eine Vorgabe, ein Handicap. Da Menschen unterschiedliche Startchancen haben zwischen Afrika und Alaska, müssen Menschen geratet, also gewertet werden. Weiße 100 Meter Läufer bekommen 40 Meter Vorsprung, und somit eine Chance auf den Sieg. Schwarze Schachspieler haben ein volles Brett, Asiaten und Bleichgesichter spielen ohne Dame und nur mit einem Turm. Allen Menschen gleiche Aufstiegschancen.

    Darwin 2.0

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  5. AuflehnerJuli 04, 2020

    Es lebe der Fortschritt der globalen Idiotie!

    Besonders im besten aller Schlands erreicht man nach kurzem Irrweg in die Intelligenz wieder Weltniveau in der Denkschwäche.

    Also Gratulation zur absolutistischen Gleichheit im irdischen Primatendelirium.

    Das erdumspannende Hirntotenimperium rückt näher, und alle Zombies freuen sich auf ihr Paradies der vollkommenen Verblödung.

    Man kann Kamele und Esel mit Büchern vollpacken ... sie werden daraus kein Wort verstehen.

    Naja, außer vielleicht FFFF: Fressen, Ficken, Fernsehen, Fußball.

    Also weiter malochen, den Ali alimentieren, und inbrünstig "Weiter so!" grölen.

    Dann hat eure dicke Übermutti euch lieb.

    Ein kopfloser Bismarck wäre inzwischen also das passendere Denkmal des 87%-Doidschdödels.

    Hauptsache, die scharfe Hieb- und Stichwaffe bleibt unversehrt Symbol der neuen Nacktaffen-Weltordnung mit den massenhaft importierten Messermännern.

    Dann kann Doofmichel beruhigt weiterschlafen und von seinem Lottogewinn träumen.

    Etwas Brot und viele Spiele, und das vom Hirten bzw. Schlachter dirigierte Nutzvieh ist zufrieden bis glücklich.

    Warum also etwas ändern?

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