Sonntag, 21. Juni 2020

Stuttgarter "Zerstörungsgewalt"*: Ein Aufstand junger Männer



Die Feder ist mächtiger als das Schwert, die Beharrlichkeit erreicht mehr als der Augenblick und steter Tropfen höhlt das System - auch das des spätkapitalistischen Rassismusstaates. Obwohl die Gewissensaufwallungen, Denkmalstürme und selbst Hegameh Yaghoobifarahs Polizei-Kolumne in der Taz auch schon wieder Tage zurückliegen, ist der Ruf zur Rebellion jetzt doch noch auch in Deutschland auf fruchtbaren Boden gefallen. In Stuttgart, eigentlich Teil des seit Jahrzehnten stabil demokratisierten Teils der Republik, haben Gruppen der sprichwörtlichen "jungen Männer" jetzt mutig zur Selbsthilfe gegen Bullenstaat und white primacy gegriffen. Video aus der Innenstadt der Wohlstandmetropole zeigen, dass der Krieg des Westens gegen die ärmeren Euro-Länder und den globalen Süden nun nach Hause zurückgekommen ist.

Die Hintergründe sind unklar, wer den Aufstand anführt, ist nicht bekannt. Vieles an den Video erinnert an die Silvesternacht von Köln 2015, als privilegierte weiße Mädchen und Frauen ihren Heimvorteil genutzt hatten, um neu nach Deutschland gekommene Helfer gegen die demografische Krise zu provozieren. In Stuttgart scheint es die Polizei gewesen zu sein, die mit unangebrachten Maßnahmen den Zorn der Bevölkerung anstachelte, die zurecht fordert "black lives matters!".

Mit martialischen Helmen, Küppeln und in provozierender Kampfausrüstung gingen die Beamten in der Stuttgarter Innenstadt gegen Hunderte friedlich randalierende Menschen vor, die Fensterscheiben von Ausbeuterfirmen einwarfen, die schon von Marx geforderte Expropriation der Expropriateure in Angriff nahmen und sich gegen Polizeikräfte zur Wehr setzten, die ohne Aufforderung der Protestierenden einschritten, statt das Knie zu beugen.

Bei den folgenden Straßenschlachten zwischen Polizei und widerständischen dutzende gewalttätige Kleingruppen, die - wie in Videos zu hören ist - eine Zerstörung des System, "fick dich, fick dich" und ein allgemeines Ende der weißen Vorherrschaft forderten, wurden mehrere Beamte verletzt. Zeitweise wurde die Stuttgarter Königsstraße zu einem befreiten Gebiet, über das der Bullenstaat die Kontrolle verloren hatte. "Die Situation ist völlig außer Kontrolle", räumte ein Polizeisprecher ein. Erst nach mehreren Stunden habe sich die Lage am Sonntagmorgen wieder beruhigt. Laut eines Textes der Danachrichtenagentur DPA, der der bisher als einziges mediales Zeichen vom Fanal aus Baden-Württemberg kündet, handelte es sich bei den Aufständischen um "Randalierer", über deren Anzahl und Absichten "bislang nichts bekannt" sei, wie das ZDF aus dem Text zur Stimmungsmache gegen "Kleingruppen" zitiert.

Cem Özdemir, selbst Schwabe, zeigte sich bei Twitter bestürzt über die "schlimmen Ereignisse" (Özdemir). Egal, aus welcher Richtung "diese idiotische Zerstörungsgewalt"* (Özdemir) komme, es gebe dafür aus seiner Sicht keine Rechtfertigung, schrieb Özdemir angesichts des brutalen Vorgehens der Polizei, die derzeit noch dabei ist, sich einen Überblick zu verschaffen. Auch SPD-Chefin Saskia Esken ist empört angesichts der "sinnlosen, blindwütigen Randale" (Esken). Ihr sei unbegreiflich, wie die Polizei die Situation derart habe eskalieren lassen können.

"Wir versuchen jetzt auszuloten, was das war und was das werden könnte", sagte ein Sprecher, der darauf verwies, dass es bereits an den vergangenen Wochenenden zu Auseinandersetzungen von jungen Menschen mit der Polizei über die Frage gekommen war, wie lange der deutsche Staat unverhältnismäßige Polizeieinsätze und "tödliche Polizeischüsse" (Die Welt) noch dulden will. Zur Eskalation hatte beigetragen, dass die Polizei nach einer zumeist friedlichen Demonstration von Grenzüberschreitungen gesprochen hatte. "Teile der linken Szene überschreiten hier gerade Linien, was wir für Stuttgart bisher so nicht gekannt haben", sagte damals ein Polizeisprecher.

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21 Kommentare:

  1. Hast du einen dummen Sohn, dann gründet der 'ne Kommission
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    Lewis Hamilton ruft Kommission zur Förderung von Diversität ins Leben
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    Sag ich ja, der kann stundenlang im Kreis rumfahren.

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  2. demnächst nicht mehr free tv. da hat wohl keiner mehr zugeguckt. gab ja auch nichts zu sehen, eigentlich

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  3. Danisch schreibt, die Tagesschau berichtet:

    Die dort feiernden Menschen hätten sich offenbar gegen die Polizei solidarisiert und seien in Kleingruppen in die Fußgängerzone gezogen.

    https://www.danisch.de/blog/2020/06/21/das-verlogene-doppelsprech-der-tagesschau/
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    Dann ist ja alles gut. Ich weiß gar nicht, wozu die Polizei überhaupt vor Ort war.

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  4. um zu provozieren, wie immer

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  5. >> CCRMP 21. Juni 2020 at 13:51
    Jedem nüchtern denkenden Mensch ist zweifelsfrei klar, dass ein ... (Anm.: so schreibt man das richtig! - Aber gleich ist wieder Sense:)
    Mal sehen, wie lange die Politik den Deutschen noch Lug und Betrug per Gesetz aufzwingt.
    Zweimal gab es das bereits in der deutschen Geschichte. Zweimal bis zur totalen Niederlage.<<
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    Jetzt fehlt nur noch: Wir brauchen wieder einmal die Jacke voll, damit wir zur Vernunft kommen ,Größenwahn, Welthauptstadt Germania, heimtück'scher Überfall auf Polen ...

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  6. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  7. @ppq

    Verstehe. Wie beim Fußball. Man feiert ein fröhliches Fußballfest, dann ist alles vorbei, es kommt die Polizei, es folgt Schlägerei. Man feiert halt mit denen die da sind und so, wie die drauf sind.

    Wenn ich genauer drüber nachdenke, ist da was dran. Immer wenn man hört, die Polizei sei da und dort gewesen, hat man es meistens mit übergriffigen Beamten zu tun. Zweimal im Jahr kommt das Ding mit den Entenküken, wofür man die Polizei immer und immer wieder loben muß, und siebzehnmal das Ding mit der Geldbörse, die der afghanische Mitbürger zum Revier getragen hat, was die Polizei sogleich an die Lokalredaktion kabelt, damit das nächsten Tags auf der letzten Seite gelistet ist. Im Klartext heißt das ja, auf unsam Revier wird nich jeklaut.
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    OT für die Duden-Groupies, Ausgabe Leipzig/Mannheim 1967

    Am Mittwoch bringe ich wieder mal den Frees. Im Grunde ein Fest für Raubtiere. Der kann aber nicht anders. Deswegen lasse ich ihn in dieser Hinsicht auch in Ruhe, zumal sein Vortrag völlig berechtigt ist.

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  8. Die Polizisten haben es unverzeihlicher Weise unterlassen, bußfertig niederzuknien! Da brauchen sie sich ja dann auch nicht wundern!

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  9. Der Verstrahlte, der vor so zwölf Jahren bei Madame Tussauds der Adolfpuppe den Kopf abgerissen hat, wäre ein (damals schon, und 41 Jahre auf dem Buckel) Ex-Bulle gewesen.
    Zuweilen möchte man meinen, die versprühen etwas en gros und tun etwas ins Trinkwasser.

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  10. Und plötzlich brennt die eigene Hütte, nachdem man jahrelang Brandstifter unterstützt hat.

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  11. Erheiternd, jedoch man nur bis insoweit: "Kleingruppen".

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  12. >> cogito 21. Juni 2020 at 20:12
    @Zuri Ariel 21. Juni 2020 at 19:10
    Mach‘ Dich mal schlau!…. denn da haste Nachholbedarf!!! Aber wirklich!
    Sag mir doch: Was ist ein Witz ohne Witz?
    Da wird ein Professor immer mit Adon-ha-professor (Herr, der Professor) angesprochen. Der wehrt sich und sagt: Du musst nicht Adon-ha-professor sagen, sag einfach ADONAI.<<



    Staniswaw Lem, Ijon (Nicht: Roland) Tichys Sterntagebücher:
    "Magister A.Donaj war der Erfinder des Monotheismus." -- Nur für Kenner. Es setzt auch eine gewisse Intelligewnz voraus.

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  13. Danke, Blogwart, bei Rolfs Gedächtnis, daß du m e i n e spitzen Bemerkungen meistens doch stehen läßt. Gar nicht mehr so ohne und selbstverständlich heutigentags.

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  14. die grenze zieht die - mutmaßliche - strafbarkeit, nicht ich

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  15. Wenn den Polizisten durch das Herumwühlen in stinkenden Abfallbergen nicht das Hirn vernebelt wäre, würde sie sich aus den friedlichen Demonstrationen der jungen Männer heraushalten. Dann gäbe es auch keine Gewaltausbrüche und zerschlagene Fensterscheiben, denn die Jungens wollen nur auf die unmenschlichen Zustände ihres Lebens in einer rassistischen Gesellschaft aufmerksam machen. Es ist ein Hilferuf an die in voller Mast lebenden Schwaben, doch auch einmal an die kolorierten Benachteiligten zu denken und ihnen zu helfen, wirtschaftlich aufzuschließen und akzeptiert zu werden, als Menschen mit diversen Lebensweisen. Diese Anerkennung haben sie sich schon dadurch verdient, daß sie Stuttgart wie gewünscht bunt gestalten, wodurch das triste Einerlei, die Uniformität des Schwabentums mit bunten Farben durchbrochen und aufgehübscht wird. Ich fordere freie Entfaltung des besseren Teils der Stuttgarter Bevölkerung und eine definitive Verbannung der Polizei auf den Müllberg ohne Rückkehrmöglichkeit. Dort mögen sie sich mit der Verhaftung der auf Müllhalden wuselnden Ratten beschäftigen, das lastet sie vollkommen aus und verhindert ihr randalieren in den Luxusmeilen der Innenstadt.

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  16. die politiker geben vor auf wem man einschlagen darf: faule, schwule, obdachlose, ausländer usw. und jetzt auch polizisten was sagt uns das: wer unrecht sät wird unrecht ernten, deshalb steht es niemandem zu andere abzuwerten/zu benachteiligen, wer gewalt über andere ausübt kann selbst zum opfer werden, deshalb keine macht für niemand/kein vergleichen mit anderen/kein ranking/keine selbstverachtung usw. sondern selbstliebe die automatisch nächstenliebe hervorbringt

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  17. @anonym

    Jetzt fehlt nur noch der Hinweis darauf, daß man sich im Internet preiswert mit Tagesenrgetischen ratschlägen eindecken kann, die einem über die Schwierigkeiten des 24-Stunden-Parcours hinweghelfen, ersatzweise hülfen einstündige ASMR-Seancen von mümmelnden Kaninchen. Dann wäre es perfekt.

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  18. Es ist schon atemberaubend mit welchen Schnelligkeit diese Gewaltorgie und offene Verhöhnung unseres Rechtsstaates dem akuten Themensterben anheim fällt. Zum Glück zeigen unsere Gemeinsinnsmedien hier wieder einmal ihr Verantwortungsbewusstsein. Der Vorfall ist doch auch eher von regionaler Bedeutung. Es ist hier auch ausnahmsweise einmal komplett egal aus welcher Richtung die Gewalt kommt. Was ist schon ein bisschen stundenlange, unkontrollierbare Gewalt von Kleingruppen in Stuttgart gegen die alltäglichen Fehler eines Donald Trump.
    Nicht das noch jemand von den schon länger hier Lebenden verunsichert wird.

    Nach den Floydwochen kann man nur froh sein, das das staunende Publikum nicht schon wieder mit Brennpunkten, Sondersendungen und Diskussionen um das große Ganze belästigt wird. Wozu hat man denn eine Fernsehzeitung gekauft, wenn das Programm ständig umgestoßen wird. Ruhe ist hier erste Bürgerpflicht, schließlich war unsere Regierung und deren Polizei im Gegensatz zu den rassistischen Ami-Komplettversagern hervorragend auf ein wenig Ramba-Zamba vorbereitet.

    Jetzt müssen nur noch alle Beteiligten, wie nach der legendären Silvesterparty in Köln, mit aller härte des Gesetzes nicht bestraft werden, dann kann endlich Gras über diesen kleinen und nicht mehr erwähnenswerten Vorfall wachsen.

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  19. ... auf wem man einschlagen darf: faule, schwule, obdachlose, ausländer usw. und jetzt auch polizisten ...

    "Hm, etwas unverständlich," rief der Vorsitzende. "Sie, Genosse, müssen etwas volkstümlicher sprechen, bitte, daß Sie die Masse auch versteht!"

    (Der Berliner nimmt immer den Dativ, auch, wo es richtig ist, der Anhaltsche immer den Akkusativ - Haut mich der Broddi doch paar vor die Fresse - aber das nur nebenbei.)

    Herr, dunkel war der Rede Sinn (Schiller) - Wäre mir nun ganz neue Kunde, daß man auf Schawule und Außengeländer von offizieller Seite "einschlagen" (auch wieder so ein Ausdruck!) dürfe - das Gegenteil ist ja wohl der Fall.

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  20. hm..,wenn ich es richtig geschrieben hätte wäre es vermutlich nicht als satire durchgegangen und ich wäre jetzt im knast

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  21. das würde ich mir im sinne der politischen hygiene wünschen. saubere herzen, saubere gedanken! und wer querschießt, für den muss der rechtsstaat ein zeichen setzen

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