Donnerstag, 18. Juni 2020

Ewig lebt die SED: Alte Bekannte


Wer mit Zahlen, Grafiken oder gar mit der Unwahrheit lügen will, hat einige grundsätzliche Regeln zu beachten, um nicht sofort aufzufliegen. Einerseits ist es möglich, nicht alles zu erzählen, was zur Geschichte gehört. Andererseits ist es oft übersichtlicher, wenn gleich eine komplette neue Story erfunden wird - es ergeben sich weniger Räume für Nachfragen und statt früher bekannte Tatsachen abstreiten zu müssen, gehören sie auf einmal gar nicht mehr zum Märchen dazu.

Katja Kipping, immer noch eine der beiden Parteivorsitzenden der Partei, die sich im Moment gerade "Die Linke" nennt,  weiß das ganz genau. Als junges Mädchen erlebte die gebürtige Dresdnerin mit, wie gut die DDR-Pionierorganisation damit fuhr, allen immer nur die Unwahrheit zu sagen, die allerdings nicht so bezeichnet wurde, sondern als klassenmäßig richtige Betrachtungsweise galt. Lügen, Fake News und die Beeinflussung der objektiven Wahrheit waren ausschließlich der Notwendigkeit geschuldet, in der anhaltenden Auseinandersetzung mit dem leider allzu langsam verfaulenden Imperialismus als letztem Stadium des Kapitalismus gegenzuhalten. Dort wurde immer gelogen. Man selbst musste das also auch tun.

Ein Lektion, die Kipping quasi mit der Muttermilch eingesogen hat. So meldete sich die Parteivorsitzende nicht etwa am 22. April zu Wort, dem Tag, an dem ihre Partei ihren 74. Geburtstag feierte. Nein, Kipping gratulierte am 16. Juni und versicherte, dies sei der Tag gewesen, an dem "2007 die gesamtdeutsche LINKE" (Eigenschreibweise) gegründet worden sei.

Ein Meilenstein für die gesellschaftliche Linke, lobt Katja Kipping, die vollkommen und wohl auch völlig zurecht davon ausgeht, dass ihrer Legende von der "Gründung" einer neuen Partei niemand widersprechen wird. Dabei ist die Linke genau das eben nicht. Bei Kippings Partei, die sich häufig auch die "Linkspartei" nennt handelt es sich aber dennoch um alles andere als das. So wenig die Bundesrepublik neugegründet wurde, als die - zum Zeitpunkt des Beitritts am 3. Oktober 1989 noch nicht einmal existierenden - neuen Bundesländer im Osten ihren Beitritt nach Artikel 23 Grundgesetz vollzogen, so wenig gründete sich die Linke, als die westdeutsche SPD-Abspaltung "Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative" im Juni 2007 einem "Verschmelzung" genannten Beitritt zur damals gerade Linkspartei.PDS genannten SED zustimmte.

Die neue Linke ist rein rechtlich gesehen immer noch die alte Sozialistische Einheitspartei der DDR, denn wollte gern behalten, was ihr an Vermögen und Immobilien aus den Jahrzehnten als Staatspartei geblieben war. Heute mag sie das nur selbst nicht mehr so gern hören, weil sich nach "sozialem Schutz für alle, Klimagerechtigkeit, Frieden & anderes Wirtschaften" (Kipping) besser verlangen lässt, wenn nicht immer wieder jemand fragt, wie die Genossen das eigentlich damals gehalten haben, als sie das Staatsruder in Hand hielten, keine oppositionelle Kritik fürchten mussten und bei Wahlen 99 Prozent einfuhren.

5 Kommentare:

  1. Zum Nachlesen, ehe das Internet allzu vergesslich wird:
    An Eides Statt erklärte Bundesschatzmeister Karl Holluba: „,Die Linke‘ ist rechtsidentisch mit der ,Linkspartei.PDS‘, die es seit 2005 gab, und der PDS, die es vorher gab, und der SED, die es vorher gab.“

    https://www.welt.de/politik/article3649188/Die-Linke-Wir-sind-Rechtsnachfolgerin-der-SED.html

    Das war ein juristischer Winkelzug, und natürlich versuchen die Bolschewisten, diesen Winkelzug mit anderen Winkelzügen zu relativieren. Muss man aber nicht mitgehen.

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  2. Blödsinn zum Quadrat. Die SED entstand aus der Vereinigung der in der sowjetischen Besatzungszone liegenden Landesverbände der KPD und der SPD. 1990 hat sich die SED von den KPD-Mitgliedern wieder getrennt (die gesamte SED-Führungsspitze wurde damals ausgeschlossen). Übergangsweise trug die Partei damals den Namen SED-PDS, dann PDS. Das war nichts weiter als der damalige SPD-Teil (der sich damals aber nicht so nennen konnte da es im Osten eine zwischenzeitlich gegründete DDR-SPD und im Westen eben die SPD gab) Die SED-Kommunisten gründeten noch vor der Wiedervereinigung im Osten eine neue Partei mit dem Namen "Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)". Sie ist inzwischen in ganz Deutschland tätig, ihre Tätigkeit fällt nicht unter das KPD-Verbotsurteil von 1956. Erich Honecker und viele andere aus der SED ausgeschlossene Kader waren und sind dort Mitglied. Die PDS gab viele Inmobilien und Gelder auf so auch das Neue Deutschland und das Staatsratsgebäude. Später gründete der SPD-Dissident Lafontaine im Westen die Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG) die dann zur PDS stieß. Seitdem heißt der Laden "Die Linke".

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  3. Anonym Anonym hat gesagt...
    Blödsinn zum Quadrat.

    Das war ein juristischer Winkelzug, und natürlich versuchen die Bolschewisten, diesen Winkelzug mit anderen Winkelzügen zu relativieren. Muss man aber nicht mitgehen.


    AHAHAHAHAHAHA!

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  4. ein bisschen wahr ist das schon, wenn man die zwangsauflösung im 3. reich nicht gelten lässt, dann ist die Linke von heute schon 1919 gegründet worden

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  5. Frei nach Grabbe, Don Juan und Faust:
    Wer den Blogwart mir beleidigt, beleidigt mich! - Entblößt Euer Schwert! - Ist schon geschehen. Nicht schämt es sich der Nacktheit.

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