Mit einem Nazi-Test für Menschen, die sich selbst unter Verdacht haben, machte Bento richtig Quote - die Idee aber stammte vom Portal PPQ, das bereits drei Jahre zuvor den Standardtest "Wie viel Nazi steckt in mir" angeboten hatte. (Zum Test geht es hier) |
Es waren immer liebevoll lektorierte Leckerbissen, die es hier zu lesen gab. Bento, das nach dem angolanischen Politiker Bento Bento benannte Clickbait-Portal des früheren Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", lieferte in leichter Sprache formulierte Artikel, die beim Überleben halfen. Hier wurden Fragen beantwortet, die sich kaum jemand außerhalb der Relotius-Redaktion zu stellen wagte: "Benutze ich Nazi-Sprache?" oder die Heldengeschichte von der Knackarschfrau auf dem Räumpanzer bei den G20-Aufständen in Hamburg, deren Mut von den Bento-Experten als "noch größer" als der eingeschätzt wurde, den es braucht, um "im Dunkeln irgendwelche Scheiben einzuschmeißen oder sinnlos Autos abzufackeln".
Bento, im Oktober 2015 gestartet, um mit agressiv-regressiven Inhalten Marke "Und, was machst du so?" (ohne Komma) oder "Wie Jens Spahn künftig Ärzten und Priestern verbieten will, Homosexuelle zu heilen" (mit "künftig") die Zielgruppe der 18- bis 30-Jährigen erschließen sollte, steht vor dem Aus. Es gebe keine wirtschaftliche Perspektive für "Das junge Magazin vom Spiegel" (Selbstbeschreibung), das seine knackige Bezeichnung der portugiesischen Kurzform von Benedito verdankt - auf die die Macher der abenteuerlichen Gründungsgeschichte des intern "Kinderspiegel" genannten Angebots für die spitze junge Zielgruppe angeblich verfielen, als sie die beeindruckenden Jubelchöre für den deutschen Papst Benedikt bei dessen Deutschlandbesuch erinnerten.
So bejubelt wurde Bento nie. Im Alexa-Ranking für Deutschland dümpelte Bento um einen bescheidenen Platz 2.000 herum, 500 Ränge hinter dem bürgerschaftlich-engagierten Mitschreibangebot PPQ, und je schlechter es lief, umso deutlicher wurde das Bemühen, sich über die vergeblichen eigenen Bemühungen lustig zu machen, eine Jugend zu erreichen, die entweder doch noch zu schlau für Texte ist, die "Thomas zeigt in YouTube-Videos, wie du auch wenig Geld richtig anlegst" heißen. Oder aber zu dumm, um sich für Enthüllungen wie "Laetitia Ky kämpft für Frauenrechte – mit ihren Haaren" erwärmen zu wollen.
Es die dieselbe Tragik, die die Spiegel-Bauchlandung "Spiegel Daily" erlebte. Die großen Sorgen der Macher - "Sommer 2020 ohne CSD: Wie wirkungsvoll ist Pride im Internet?" oder "Ich würde ja gern Pornos schauen – aber finde nie die passenden" - waren nie die großen Sorgen der potenziellen Leser draußen im Lande. Bento sendete aus der Großstadt für die Großstadt, ein Betriebsfunk für den Kind gebliebenen Bionadeadel, der sich für Phillips Podcast über die Kölner Fetischszene und die Zerstörungskraft von Instagram-Postings in der freien Natur interessieren sollte. Aber dann auch eher beschloss, das nicht zu tun.
Das Konzept Buzzfeed, halbirre Inhalte mit knackigen Überschriften an ein Publikum aus Impulskäufern zu verscherbeln, es hatte sich schon totgelaufen, ehe Bento überhaupt gestartet war. Zentrale Bento-Botschaften, sortiert in Rubriken wie "Freizeit", "Gefühle", "Gerechtigkeit" und "Uni und Arbeit", waren stets klar erkennbar: 3.700 Artikel widmeten die Macher der Gerechtigkeit, die "Gefühle" wurden 1.700 Mal betrachtet, gewendet und besprochen, die eher weniger hedonistischen Themen "Uni" und "Arbeit" dagegen kamen nur auf 700. In fünf Jahren ist das aller zweieinhalb Tage ein Text. Aber wer über Gerechtigkeit und Gefühle Bescheid weiß, dem gibt's der Herr, auch ohne dass er früh aufsteht.
Nun zieht der "Spiegel", selbst in schwerem Fahrwasser, brutal den Stecker. Nicht einmal der gerissene Trick, Werbeartikel für die kindliche Klientel so aussehen zu lassen wie echten Bento-Journalismus Marke "Nette Menschen geraten eher in finanzielle Not" und "Du willst reich werden, ohne zu arbeiten? Dann nimm dir Norwegen zum Vorbild", half mehr.
Sechzehn Redakteurinnen und Redakteure, von denen jeder in den zurückliegenden fünf Jahren im Durchschnitt aller vier Tage einen unvergesslichen Klassiker wie "Immerzu fehlt mir einer der beiden": Polyamorie in der Coronakrise", "Sarah Silverman erzählt vom Besuch beim Frauenarzt – und zeigt, wie wichtig es ist, sich zu wehren" oder "Lidl feiert sich für frauenverachtende Werbung – geht's noch?" ausdachten, sind von der Schließung betroffen. Betriebsbedingte Kündigungen wolle man vermeiden, teilte der "Spiegel" mit, doch nur fünf Clickbait-Spezialisten werden für den geplanten Nachfolger "Spiegel Start" gebraucht. Die anderen werden nachschlagen müssen. Etwa beim Bento-Lebenshilfebeitrag "So planst du deinen Umzug ohne Chaos".
16 Mann auf des toten Mannes Truh'
AntwortenLöschenJo hoho und 'ne Buddel voll Rum
16 Leute mit Edelabschlüssen in Nachrichtendesign können nicht reißen, was einzelne Blogger mit einem bißchen Witz und dem Ohr an der Masse hinkriegen. Früher hätten solche Leute auf'm Bau Backsteine geschleppt.
Jaja, ganz schlimm, diese Nazis. Haben in ihrer Bosheit alle ständig deutsch gesprochen.
AntwortenLöschenDarum müssen wir grenzenlos besserwisserischen Weltoffentrottel nun fleißig arabisch lernen, die liebliche Sprache des importierten toleranten Islamfriedens. Allein der Wohlklang des Wortes Djihad klingt wie Musik in den Ohren ... bis einem der wilde Messerschnitt einer jubelnd importierten rechtgläubigen Enthauptungsfachkraft das dazu passende Lächeln unters Kinn zaubert.
Wir faffen daf! Weiter so!
Inshallah.
ein bisschen beileid hätten wir uns schon gewünscht. aber was kommt? nur hass und häme. es ist klar, dass die mission, die bento hatte, noch nicht erfüllt ist. benedetto, der kampf geht weiter!
AntwortenLöschenJetzt liegt die Verantwortung bei den tapferen Mitstreitern von ze.tt und jetzt.de. Habe die gerade schonmal bei mir im DNS blockiert, falls ich doch mal versehentlich auf 'n Link von denen klicke.
AntwortenLöschenso lange die frankfurter rundschau weitermacht, ist mir um die durchsetzung des guten nicht bange. gerade reißen sie dem lanz endlich mal die biedermann*inmaske vom allerweltsgesicht des alten weißen mannes. wenn den text alle zwölf FR-abonnenten und die siebenundvierzig homepagebesucher*In* gelesen haben, erholt dieser hetzer*in sich davon sicher nicht https://www.fr.de/kultur/tv-kino/markus-lanz-tv-kritik-fall-maddie-corona-oder-rassismus-boulevard-bevorzugt-zr-13794860.html
AntwortenLöschen*fr.de ist die 461zigs erfolgreichste seite im deutschen internet
https://www.alexa.com/siteinfo/fr.de#section_traffic
okay, dann hebe ich jetzt mal die hand: das ist eine katastrophe, in echt. ich habe bento jeden tag gelesen, im ernst. bento hat mich gelehrt, zu verstehen, wie die 18- bis 30-jaehrigen bitte denken moegen. es gab kein vergleichbares portal, das ein so klar definiertes und pur destilliertes angebot in dieser hinsicht machte; nicht, jedenfalls, seit dedrommel und isneuelaehm zu machten.
AntwortenLöschenich war, bin, und bleibe bento. guten tag.
Es gibt sie doch noch, die guten Nachrichten.
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