Mittwoch, 20. Mai 2020

Corona-Fracking: Unendliche Geldquellen


Es läuft, und es läuft gut. Über viele Jahre hinweg hatte sich Deutschland auf die Corona-Pandemie vorbereitet, so dass genau im richtigen Moment genug Geld da war, um all die plötzlich hereinflatternden Rechnungen zu bezahlen. Ein paar Milliarden hier, ein paar Milliarden dort, der Bund hat so verteufelt gut gewirtschaftet, dass es jetzt auf eine Null mehr oder weniger vor dem Komma nicht mehr ankommt. Millionen, noch während der Finanzkrise die Größenordnung jeder Menschheitsrettung, fliegen schon längst unter dem Radar. Milliarden wirken wie Kleingeld.  Billionen sind alles, was zählt.

Eine der großen, noch unbeantworteten Fragen der Corona-Zeiten aber ist danach, wie die größten Geldquellen aller Zeiten justament in dem Augenblick gefunden werden konnten, in dem sie am dringendsten gebraucht wurden. Deutschland eine halbe Billion, USA zwei, Italien 750 Milliarden, Spanien führt das bedingungslose Grundeinkommen ein... und die EU legt noch 750 Milliarden Trinkgeld obendrauf. Obwohl sie, die zuletzt als Leerstelle auffiel, bis heute nicht einmal einen Haushaltsplan für das kommende Jahr hat, weil sie die Wertegemeinschaft wegen des akuten Geldmangels damals, im Januar vor der Ankunft des Virus in den gelobten Ländern des Friedennobelpreises, auf keinen hatte einigen können.

Seinerzeit ging es um eine Billion für fünf Jahre. Glücklich, wer nun erleben kann, wie der kleinliche Streit kurzerhand gelöst wird, indem dieselbe Summe für ein halbes Jahr ausgerufen wird. Viel hilft viel und mehr entsprechend noch viel besser. Wenn alle zusammenlegen und Angela Merkel packt noch etwas obendrauf, dann ist Geld genug da, um jedem Land und jedem BürgerIn und Bürgerer der EU Gelegenheit zu geben, "stärker aus der Krise zu kommen, als wir reingegangen sind" (Cem Özdemir).

Möglich macht es eine neue Technologie der Geldschöpfung, die Experten mit den Methoden vergleichen, mit denen die USA in den vergangenen Jahren unerwartet zum größten Ölförderland der Welt aufstiegen. Wo dort tausende und abertausende kleine und kleinster Ölfirmen schwarzes Gold aus halbtaubem Gestein spülen, indem sie ein Wasser-Sand-Gemisch unter hohem Druck in die Lagerstätten pumpten, lässt in Europa die Europäische Zentralbank Geld wie immer aus dem Nichts entstehen, indem einen Tunnel aus der linken in die rechte Tasche legt, durch den Fantastrilliarden strömen wie Blut aus einem Schlagaderschnitt. Und das in einer inzwischen nur noch mit kosmologischen Maßstäben zu messenden Menge, die nach oben keine Grenzen hat.

Das ist die Rettung für alle und jeden, für Firmen und Künstler, Kommunen und Beamte. Im Interview mit einem EZB-Geldschöpfer hat der kürzlich erst das große Geheimnis verraten: "Problematisch ist nicht, ob jemand, der nur schmale 1000 Euro im Monat verdient, 20 oder 200 Millionen Schulden hat." Der Mann oder die Frau könne ohnehin weder die eine Summe noch die andere zurückzahlen. "Problematisch ist, wenn sich nicht mehr leugnen ließe, dass er nicht zahlen kann, ob nun bei 100.000 Euro Schulden oder 100 Trillionen."

Griechenland etwa, vor einem Jahrzehnt eine Nation kurz vor der völligen Vernichtung, hat seitdem keinen Cent seiner Kredite zurückgezahlt. Immer noch steht die Verschuldung bei 190 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, etwas mehr als dreimal höher als das, was die europäischen Verträge einem Mitgliedsland der EU straflos zugestehen. Aber stört das den Frieden in Griechenland? Hindert das die Griechen daran, irgendwie zurande zu kommen? Und privat sogar ein paar mehr Euro auf der hohen Kante zu haben als die Deutschen, die sich für so ungleich viel reicher halten und immerhin kurzzeitig gelegentlich sogar EU-Vorgaben zur Verschuldung erreichen?

Keine Sekunde. Griechenland ist nach der 17. Rettung den Weg aller Dinge gegangen, über die viel zu viel gesprochen wurde. Als der Internationale Währungsfonds sich weigerte, eine weitere Umschuldung mitzutragen, diesmal sollte es eine nach dem Sankt Nimmerleinstag hinter der letzten Klimakatastrophe Mitte des Jahrhundert sein,  drohte der damalige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble noch kurz, dann werde Deutschland wie von Anfang an versprochen auch nicht mehr mitmachen. Allein die Not gebot, dann doch dabei zu bleiben, obwohl man doch immer sicher gewesen war, dass "die EU allein nicht die Instrumente habe, um mit dem finanziell und politisch unkalkulierbaren EU-Mitglied fertig zu werden".

Schäubles Aufstieg zum zweiten Mann im Staate hat die Lüge nicht gestört, ebenso wenig wie der Ausstieg des IWF aus der endlosen Kreditkette Griechenland daran hinderte, bis heute deutlich mehr für Rüstung auszugeben als die Schweiz.

Wer Schulden hat, hat kein Problem, denn das Problem hat immer der Gläubiger. Der aber ist im Falle der aktuell entstehenden Trillionen noch nicht einmal geboren: Kein Cent des Geldes, das jetzt überall rettet, als sei der Euro der eigentliche Impfstoff gegen das Corona-Virus, wird zu Lebzeiten irgendeines Menschen zurückgezahlt werden, der heute schon auf der Welt ist. Das Gute für alle, die schon da sind - man muss sich bei niemandem entschuldigen und nirgendwo Danke sagen. Das Dumme für die, die kommen: Bei ihnen liegt die Rechnung schon auf dem Tisch, wenn sie sich setzen.



3 Kommentare:

  1. FrolleinwunderMai 20, 2020

    Niemand wird dieses "Geld" überhaupt jemals zurückverlangen, das ist der eigentliche Trick daran. Die Zinsen ermöglichen eine gewisse Werterhaltung für die Kreditgeber, im besten Falle sogar einen wirklichen Zinsgewinn und die Kreditnehmer können so tun, als hätten sie Geld für was auch immer. Es ist vollkommen egal. Dass dieses neu geschaffene "Geld" immer weniger werthaltig sein wird, liegt in der Natur der Sache, merkt aber wegen der zeitlichen Streckung keiner.

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  2. Wer kennt das noch? "Für eine Milliarde Maiblätter." --- Von Karl Mundstock. (Nicht von Max Zimmering: "Sie sind in wat rinjetreten ...")

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  3. Ich bin mir inzwischen nicht mehr sicher, ob diese Rechnung erst unseren Kinder präsentiert wird. Bis vor ein paar Monaten hatte ich eine gewisse Hoffnung, das ich mein kleines Leben durchziehen kann, ohne den ganz großen Knall noch live miterleben zu müssen.
    Die aktuellen Luftbuchungen machen einen aber staunen. Es scheint nur noch eine Frage von Wochen bis die Billiarde die neue Rechnungsgröße wird. Je architektonisch gewagter aber die finanziellen Kartenhäuser gebaut werden, desto leichter neigen sie dazu komplett in sich zusammen zu fallen. Derzeit packen wir gefühlt jeden Tag ein Stockwerk auf unser Meisterwerk oben drauf und ziehen gleichzeitig von unten schon mal vorsorglich ein paar Karten raus. Seit wir das Geld erfunden haben, läuft das so. Und es läuft immer so.

    Meiner Meinung nach fehlt derzeit nur noch eine kleine Böe und wir haben wieder einmal Stunde null. Dann können wir alle endlich einmal dabei sein, wie man alle Guthaben und Schulden streicht. Jeder darf dann mit nagelneuen 50 EU-Mark in der Tasche und einer Zwangshypothek auf sein Häuschen von vorn anfangen. Bisher kannte man das ja nur von Großvaters Geschichten. Das wird ein großes Abenteuer für uns alle werden.

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