Nicht wissen wollen, was ist: Corona-Journalismus setzt auf Abstand. |
Corona-Verweigerer, Corona-Leugner, Corona-Zweifler - am Wochenende waren sie wieder überall auf den Straßen, ein, gemessen an der Gesamtbevölkerung, winziger Haufen Skeptiker, die zum Beispiel an Dinge glauben, die im Infektionsschutzgesetz stehen. Dessen § 20 ermächtigt das Bundesministerium für Gesundheit "durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates anzuordnen, dass bedrohte Teile der Bevölkerung an Schutzimpfungen oder anderen Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe teilzunehmen haben, wenn eine übertragbare Krankheit mit klinisch schweren Verlaufsformen auftritt und mit ihrer epidemischen Verbreitung zu rechnen ist".
Bedrohte Teile der Bevölkerung. Eine Impfpflicht ist das nicht, denn die hat Kanzleramtsminister Helge Braun in aller Eindeutigkeit ausgeschlossen, wobei er allerdings nicht sagen wollte, weshalb das eben erst in einem Eilgalopp runderneuerte Infektionsschutzgesetz genau diese Möglichkeit per Verordnung ausdrücklich vorsieht.
Nicht fragen, wo die Antwort nicht vorher feststeht
Es hat ja danach auch niemand gefragt. Wie überhaupt auffällt, dass es medial an Fragen genau dort mangelt, wo die Antworten nicht absehbar sind. Seltenst nur finden sich in den farbigen Berichten über die Corona-Demos der verschwindend kleinen Gruppe von Kritikern dieser oder jener Regierungsentscheidungen während der "Corona-Zeiten" (DPA) Aussagen, die direkt von Demonstranten kommen.
Als Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer kürzlich bei einer Demo auftauchte, um selbst mit Protestierenden zu sprechen, sorgte dieser Bruch mit der irgendwo von irgendwem getroffenen stillschweigenden Regel, Wutbürger und Corona-Leugner niemals auf eine solche Weise aufzuwerten, für Aufregung ausgerechnet bei den Blättern, deren erstes Interesse es seit Wochen hätte sein müssen, selbst herauszufinden, wer außer Xavier Naidoo, Ken Jebsen und Attila Hildmann dort eigentlich weswegen öffentlich provokativ meditiert und protestiert.
Doch statt zu tun, was Aufgabe von Medien wäre, nämlich herausfinden, was ist, um es dann zu beschreiben, hält das ehemalige Nachrichtenmagazin "Spiegel" sich lieber einmal mehr selbst den Spiegel vor. Markus Feldenkirchen, bekanntermaßen kein Wutbürger, sondern nach 20 Jahren im Geschäft eine preisgekrönte Betriebsnudel des bundesdeutschen Parlamentsbetriebes, erklärt einmal mehr, dass es richtige und falsche Gründe gebe, auf die Straße zu gehen. Die richtigen kennt der "Spiegel". Vor den falschen kann er nur warnen. Psychiatrische Hilfe bräuchten die, die ihre "wirre Gedankenwelt" (Feldenkirchen) spazierentragen, denn sie hätten "chronisch einen an der Waffel".
"Chronisch einen an der Waffel"
So viel Liebe zum Leser lässt sich ahnen, wo das Finanzproblem herkommt, mit dem der "Spiegel" zu kämpfen hat, weil die Auflage seit Jahren unaufhaltsam schwindet. "Für manche Demonstranten hält die Psychiatrie effektivere Hilfen bereit als die Politik", schreibt Feldenkirchen. Und für manche Journalisten wäre ein Job im Newsroom einer Partei oder Behörde sicherlich ein passenderer Arbeitsplatz als die Schreibmaschinengewehrstellung in einem Medium, das ein Publikum bedienen will, das die Macher verabscheuen und verachten.
Wäre es doch nur endlich ganz verschwunden, dann stünde nichts mehr der finalen Verseiberung im Wege! So lange aber störrische Leser und Werbekunden aus der Autoindustrie einen Job finanzieren, an dem dessen Besitzer nur noch ein Restinteresse haben, darf man seinen Unmut über den Unmut Unbelehrbarer über die Corona-Regeln gern rauslassen. Dazu fragt der "Spiegel" Juli Zeh, die trotz aller Corona-Skepsis irgendwie doch noch menschlich wirkende Lieblingsliteratin des Bionadeadels. Und das ZDF erkundet die Mutmaßungen einer Julia Zilles, von Berufg "Protestforscherin" am "Göttinger Institut für Demokratieforschung". Die will herausgefunden haben, dass der "Teilnehmerkreis sehr diffus" ist. Nicht alle haben Reißzähne, nicht alle Hakenkreuztattoos. Und nur eine Minderheit hält Bill Gates für einen kinderblutsaufenden Teufelsanbeter.
Aber! Keine Entwarnung! "Es sind Menschen dabei, die die Corona-Pandemie aus medizinischer Sicht anzweifeln, anderen geht es um die wirtschaftlichen Folgen, während wieder andere sich massiv in ihren Grundrechten eingeschränkt sehen", lässt Zilles keinen Zweifel an der fragwürdigen Diffusität, die "typisch" sei "für die Anfangsphase von Protesten." Zwei Wochen später ist Hitler dann wieder in Berlin. Kennt man doch.
Geliebter und ungeliebter Protest
Nein, das sind jetzt keine "Bürgerproteste" (Zilles), wie die Forscherin sie so liebevoll beschrieben hat, als es noch um "die Energiewende als gesellschaftlicher Konsens" ging. Hier muss vor einer Vereinnahmung der Proteste durch Extremisten gewarnt werden, denn in einschlägigen Facebook-Gruppen "tummeln sich Menschen, die ihr Mitspracherecht fordern, neben solchen, die Medien, Staat, und Statistik mehr oder weniger stark misstrauen" (Komma im Original). Und dazwischen selbstverständlich "handfeste Verschwörungstheoretiker" (Zilles) - nur Stunden entfernt vom Moment, in dem der Glaube an nicht endgültig verbeamtete Wahrheiten für strafbar erklärt und einschlägige Delinquenten durch reisende Meinungsgerichte gleich am eigenen Küchentisch abgeurteilt werden.
Gäbe es Julia Zilles nicht, die für Medien, die selbst durch nicht klar ersichtliche Umstände daran gehindert werden, zu beobachten, ein Auge auf die Demos hat, wüsste niemand, dass dort "durchaus gewaltbereite Strömungen unterwegs sind". Zwar kann auch die Expertin nicht sagen, wie groß der Anteil an Radikalen und Extremisten wirklich ist. Doch in dieser frühen Phase der Beobachtung nützt das eher, denn wüsste man jetzt schon, dass unter den recht wenigen Demonstranten noch weniger richtig Irre sind, erschwerte das das die Aufrechterhaltung des Daueralarms, diese Truppenteile könnten morgen auf Berlin marschieren und die Demokratie abschaffen.
So aber ist sicher, dass es "einen gewissen Anteil" gibt, der "argumentativ nicht zu überzeugen ist".
Diese Leute glauben einfach, dass Lockerungen bis hin zur Aufhebung aller Auflagen möglich und nötig sind. Dabei ist so klar, dass dann alle völlig ungeschützt wären.
"Protestierende" Igitt.
AntwortenLöschenIch dächte das seien Protestanten oder sowas.
Wolfgang Röhl faßt das Ärgernis bündig zusammen.
Wer glaubt, wenigstens Qualitätsjournalisten wüssten besser, was ihr Publikum interessiert, der irrt gewaltig. Nahezu die gesamte Presselandschaft floppt, mit Ausnahme einiger kleiner Blätter wie „Der Freitag“ oder „Junge Freiheit“. Sie floppt auf Raten. Seit Jahren ist jede Vierteljahresmeldung der IVW, welche die verkauften Auflagen misst, nichts als ein Jammertal für Medien von „Bild“ bis „Spiegel“.
https://www.achgut.com/artikel/notleidende_medien_ran_an_die_staatsknete
Bis die Nazis kamen, wurde in Göttingen Mathematikgeschichte geschrieben. Heute wird dort Protestforschungsgeschichte geschrieben. Ist doch auch nicht schlecht und vor allem nicht so anstrengend.
AntwortenLöschen"protestierende" folgt dem neuen standard, dass studenten studierende, redner redende und fahrradfahrer fahrradfahrende sind.
AntwortenLöschendie ungebildeten und ignoranten wahnsinnigen, die so versuchen, eine sprache auf ihre verquere gedankenlinie zu bringen - frau will mit ihrer belästigenden _innen-sprache ist da nur die spitze - vergessen vollkommen, dass die deutsche sprache eben radfahrer und radfahrende gals wort gibt, weil ein radfahrer gar nicht rad fahren muss, denn er bleibt auch radfahrer, wenn er schiebt oder fernsehen schaut. während ein radfahrender schon im moment des absteigend nicht mehr radfahrender ist.
die geistige verarmung, die im versuch steckt, das eine durch das andere zu ersetzen, widert einen an, also mich, zumindest mich. pidgin deutsch für vollidioten
Unwissenheit ist die neue Stärke. Wozu recherchieren, wenn schon fest steht, was die Politik lesen möchte. Ich hoffe unsere Qualitätspresse schafft es noch finanziell durchzuhalten bis endlich der Rundfunkbeitrag auch auf die Holzmedien ausgeweitet wird. Eine derartige Anbiederung muss doch endlich belohnt werden. Was ist schon der Verlust der deutschen Sprache gegen ein gesundes, treues, moralisch anständiges und voll durchdemokratisiertes Regierungspressewesen. Da fällt einem die Entscheidung doch leicht.
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