Katzenjammer nach 93 Minuten: Wieder kein Heimsieg für den HFC. |
So spielt ein Absteiger, das beweist die einmal mehr grundlegend umgemodelte Aufstellung, die Ziegner gegen Viktoria Köln auf den Platz schickt. Mit Anthony Syhre und Marcel Hilßner stehen zwei der drei Winterzugänge von Anfang an auf dem Platz, dazu kommt mit Jan-Rafael Shcherbakovski ein junger Mann aus der U 19, der den Vorzug vor Julian Guttau, Kapitän Jan Washausen und Toni Lindenhahn erhält. Wobei Lindenhahn dennoch spielt, diesmal anstelle von Niklas Kastenhofer allerdings in der Abwehr neben Sebastian Mai, die auf der anderen Seite von Antonios Papadopoulos komplettiert wird.
Alles neu, außer Mai und Boyd im Sturm, alles beim Alten, was den Spielverlauf betrifft. Der HFC hat sich gerade sechs Minuten daran versucht, über die Außen bis zum Strafraum der Kölner vorzudringen, da schlägt es bei HFC-Torwart Kai Eisele ein. Mai spielt einen Fehlpass von hinten heraus, der abgefangene Ball landet bei Carls, der sprintet einmal längs über den Platz und überwindet Eisele aus 17 Metern.
Bedröppelt schauen sich die HFC-Spieler an, aber noch ist ja nichts verloren. Zwar gelingt es den Roten in der Folge kaum, wirklich zwingend auf den Kasten von Kölns Torwart Weis vorzurücken. Die Gäste aber scheinen erstmal mit der Führung zufrieden, sie lassen sich viel Zeit bei ihren Aktionen und brechen jeden Konterversuch ab, wenn sie sehen, dass die weit vorgeschobene HFC-Abwehr rechtzeitig zurückgerückt ist.
Jan Rafael Shcherbakovski spielte ein gutes Debüt. |
Es sieht in Wirklichkeit nicht gar so schlecht aus, wie es später erzählt werden wird. Der HFC hat die Partie im Griff, Köln kontert gelegentlich, aber glücklos. Dasselbe Glück fehlt den HFC-Stürmern aber auch, besser gesagt dem HFC-Stürmer, denn außer Boyd und den beiden Mittelfeldmännern Shcherbakovski und Hilßner kommt gar kein Hallenser zum Abschluss.
Es liegt dennoch ein Remis in der Luft, zumindest bis zur vierten Minute nach Wiederanpfiff. Dann gibt es die erste Ecke für Köln, kein Konter, keine Überzahlsituation für die Gäste also. Aber die massive Abwehrformation des HFC bekommt den Ball nicht weggeschlagen. Und Klefisch haut ihn schließlich von der Strafraumgrenze unhaltbar in die Maschen.
Das hat nun schon etwas Tragisches. 0:2 nach einem Spielverlauf, der beileibe nicht so übel war, aber grausam ehrlich alle Fehler offenbar, die seit jenem rätselhaften Oktobermoment wie Würmer im Mannschaftsgefüge des HFC nagen. Es gibt außer Mai, Boyd, Sohm und Keeper Eisele keine Konstanten, es gibt mit der Einstellung der Neuen in der Winetrpause stattdessen klare Zeichen, dass die Vereinsführung annimmt, dass es beim Rest nicht für die hohen Ziele reicht. Sowohl Syhre, der seine Arbeit als Sechser gut macht, aber nicht brilliert, als auch Hilßner, der mit der alten 23 von Sören Bertram auf dem Rücken emsig ist, aber sichtlich noch nicht integriert, können das Ruder nicht herumreißen.
Mathias Fetsch konnte endlich wieder ein Tor feiern. Einen Sieg nicht. |
In der 58. nimmt Ziegner den erfrischend aufspielenden Shcherbakovski raus und er bringt Mathias Fetsch, den früheren Sturmführer der Hallenser. Wenig später kommt Göbel, in der Hinrunde gesetzt, für Sohm, der bis dahin wie immer einer der Besseren war. Nietfeld spielt jetzt hinter den Spitzen, Fetsch neben Boyd. So durcheinander die Wechsel scheinen, so fruchten sie doch: Hilßner schießt einen Freistoß von links auf den rechten Torwinkel, Weis hat den Ball und hat ihn doch nicht. Und Mai, von ganz hinten nach ganz vorn geeilt, drückt ihn ins Tor.
Nur noch 1:2, die Kurve ist plötzlich da und der Glaube zurück. Was wäre das für eine Wiederauferstehung, für eine Umkehrung des Meppen-Traumas, wenn hier heute noch etwas gehen würde. Und wie hier etwas geht! Nur fünf Minuten nach dem Anschlusstreffer setzt sich Felix Drinkuth links außen das erste Mal wirklich durch, er flankt, Fetsch steigt hoch. Und es steht 2:2.
Ausgerechnet Fetsch, dem Ziegner kurz vor Weihnachten quasi die Kündigung unter den Baum gelegt zu haben schien. Boyd, wer sonst, Shcherbakovski ist ja raus, hat in der 77. Minute die Chance zur Führung. Aber ein Köln fälscht zur Ecke ab. Und die bringt, wie üblich beim HFC, nichts ein.
Was dann geschieht, wird wohl auf immer im Totenbuch der HFC-Aufstiegsträume vermerkt sein, mit Tinte aus Trauerflor. Wieder geht Carls auf links auf die Reise, er läuft und läuft und läuft allen davon und flankt und ein anderer Kölner leitet weiter in die Mitte, wo nur noch Papadopoulos herbeirutscht, der auch nichts mehr machen kann. Seaton schiebt ein. Köln führt nun 2:3.
Fassungslosigkeit auf den Rängen, Fassungslosigkeit auf dem Rasen, wo nur Mai und Boyd nicht konsterniert wirken. Das Konzept ist jetzt Anrennen, sich reinwühlen in ein Spiel, das trotz der fünf Treffer alles andere als ein Festival ist. Halle versucht, noch einmal zurückzukommen. Bis Köln rechts außen angreift, Kai Eisele weit außerhalb seines Strafraumes zur Stelle ist, den Ball aber nicht etwa wegknallt, dass es das Stadiondach abhebt. Sondern stehenbleibt, als sei er vor einen Bus gelaufen. In Zeitlupe stürzt er. Lewerenz nutzt die Gelegenheit und befördert den Ball relativ geruhsam aus 30 Metern ins Tor.
2:4 und Ende aller Hoffnungen. Ziegner bringt Jannes Vollert als Abwehrchef, um Mai mit in den Sturm zu stellen, aber das ist mehr Rückstandsroutine als ernsthafte Fanfare zur letzten Attacke. Es sind noch zehn Minuten auf der Uhr, die runterrasen, während sich die Ränge leeren. Fetsch ballert noch einmal an einem Pfosten stehen mit aller Kraft an den anderen. Dann, in der letzten Sekunde der Nachspielzeit, ist tatsächlich Sebastian Mai zur Stelle, um aus einem halben Meter noch das 3:4 zu machen. Es wird danach nicht noch einmal angestoßen.
Die ersten Punkte gegen den Abstieg, gegen den jede Mannschaft in einer solchen Verfassung automatisch spielt, wird der HFC woanders holen müssen.
Sebastian Mai traf am Ende noch zum 3:4. |
Fußball ist unnützes Tun. Diesen Vormittag werde ich mit meinen besten Kumpels verbringen, Sturm&Ruger. Legal!
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