Stephan Balliet hatte seine Tat lange geplant. Er hatte Waffen besorgt und selbst welche gebastelt, er hatte Sprengkörper zusammengefummelt, den Standort einer Synagoge in Halle ausgekundschaftet, von der nicht einmal die meisten Einheimischen etwas wissen, und herausbekommen, dass einer der Jüdischen Gemeinden der Stadt dort das Jom Kippur-Fest feiern wird. Balliet mietete ein Auto, er richtete einen Account beim Livestreaming-Portal Twitch ein und er klebte eine kleine GoPro auf seinen Stahlhelm, um seine Mordtaten ins Internet zu übertragen.
Balliet aber ist Benndorfer, ein Mann aus dem Mansfelder Land, 27 Jahre alt, er lebt bei seiner Mutter, studiert irgendwie und spricht Englisch wie ein Bauarbeiter. So klappte denn auch nichts von dem, was er sich vorgenommen hatte, um weltberühmt zu werden wie der Christchurch-Attentäter. Die Tür zum jüdischen Friedhof bekam er nicht auf, weil der Sprengkörper nicht explodierte und er nicht auf den Gedanken kam, die Tür einfach aufzutreten.
Sein erstes Opfer erschoss er nicht, weil es zum Plan gehörte, sondern weil die 40-jährige Jana L. ihn von der Seite ansprach. Sie wunderte sich offenbar, was der seltsam kostümierte Kerl mit dem Helm da in ihrer ruhigen Straße trieb und schalt sich selbst, "dass ich jetzt gerade hier vorbeigehen muss". Balliet wurde wütend, er schoss von hinten, in den Rücken, einer Frau, die nach den Maßgaben seiner inzwischen überall als felsenfest herumgereichten ideologischen Überzeugung als deutsche Frau allerhöchsten Schutz zu genießen hat. Schon das allein machte theoretisch alle seine weiteren Bemühungen um den "Fame" eines Massenmörders für eine irrsinnige Ideologie obsolet.
Aber Balliet ist ein Mann aus dem Mansfeld, einer Gegend, über die das verbreitete Vorurteil kursiert, man denke dort langsamer und manchmal auch gar nicht. Er machte weiter, indem er mit einer Schrotflinte auf die Tür der Synagoge schoss. Mit einer Schrotflinte. Es platzten tatsächlich ein paar Splitter ab und der Gemeindevorsitzende schwärmte anschließend von einem "Wunder", dass das Holz den Schrotkügelchen standgehalten habe.
Balliet verstand es auch nicht. Im Fernsehen sprangen diese Türen doch auf, wenn man drauf schoss! Was lief da schief? Er hatte alles so gut geplant, oder doch jedenfalls so gut er konnte. Aber gut war das nicht.
In einer richtigen Stadt wäre nun wahrscheinlich schon die Polizei gekommen, er hätte geschossen, die Beamten hätten geschossen und ihn sicher auch getroffen. In Sachsen-Anhalt aber, einem Bundesland, von dem das Klischee sagt, das Leben laufe insgesamt viel langsamer ab, konnte der Terrorist in sein Auto steigen und zwei Straßen weiter einen Mann in einem Dönerladen erschießen. Nicht den Wirt, der für die Rechtsterroristen des NSU das logische Opfer gewesen wäre. Nein, Balliet ermordete einen 20-jährigen Fußballfan, einen Bauarbeiter, der gerade Mittag machte, einen weißen Mann, einen von seiner eigenen Art.
Weil die Waffe klemmte, dauerte auch der zweite feige Mord wieder unendlich lange. Der Heldenfilm, den der Attentäter hatte in die Welt hinausblasen wollen, war längst zu einer tristen Persiflage geworden, ein Zeugnis menschlicher Niedertracht und unendendlicher Dummheit, ein Beweis dafür, dass Ostdeutsche wirklich auch dem Hassbild entsprechen können, das vielerorts von ihnen kursiert: Verschwitzte Glatze, glühende Wangen, dämlicher Blick, gemeines Wesen.
Fast hätten sie ihn dann gehabt. Ein Polizeiwagen blockierte nun den Weg für Balliets Fluchtfahrzeug. Eine Schießerei beginnt, der Doppelmörder ballert mit seiner mehr Rauch als Geschosse verbreitenden Flinte auf Beamte, die außer Reichweite seiner Waffe sind. Er baut sich dabei hinter seinem Auto mehr auf als dass er sich versteckt. Er gibt sich selbst sozusagen Feuerschutz. Was er trifft, ist der Reifen seines eigenen Autos. Und die Polizisten treffen ihn. Ein verirrter Querschläger wohl.
Ende? Nein. In Sachsen-Anhalt haben auch Verfolgungsjagden ihren eigenen Speed. Auf drei Rädern und einer Felge entkommt Balliet der Polizei, die aus Versehen nur eine Straßenrichtung blockiert hat. Weil er "schnell", so heißt es später, "in eine kleine Nebenstraße gefahren" sei, sei er den "nacheilenden Polizisten aus dem Sichtfeld geraten". Trotz der kreischenden Felge konnte man ihn offenbar auch nicht hören.
Wenigstens, so klagt der Täter auf seinem schrecklich nazisstischen Video, sind zu dieser Zeit schon alle seine Waffen funktionsunfähig. Es reicht nur noch, in einem nahen Dörfchen zwei Personen schwer zu verletzen, die sich weigeren, ihm ein neues Fluchtfahrzeug zu überlassen. Am Ende seiner Flucht, die nur noch ein paar Kilometer weiterführt, baut Stephan Balliet einen Unfall, bei dem er mit einem Lkw zusammenstößt. Den auf die Straße zu fahren haben die inzwischen in Hundertschaftsstärke aufgefahrenen Polizeikräfte einen zufällig anwesenden Trucker überredet.
Alles, was danach folgt, passiert nun eigentlich nicht wegen allem, was geschehen ist. Sondern wegen dem, was hätte geschehen können.
Wie alles hier gerne überlegen detailverliebt präsentiert wird, ein gelungen abwertendes Psychogramm eines ostzonal dumpfen Möchtegernpatridioten, der so ziemlich alles vermasselt, was er sich zusammen fabuliert hat, um wie sein Vorbild Breivik ein Weltstar der Neonazi-Terrorszene zu werden.
AntwortenLöschenTrotz der vielen analytischen Worte über den Täter offenbart uns diese Story zu allererst eines: das für Buntland inzwischen typische weil alltägliche Versagen der sogenannten Sicherheitskräfte, die uns vor genau solchen Attentaten schützen sollen.
Da gibt es z.B. trotz einer Million importierter fanatischer Antisemiten zu einem hohen Judenfeiertag keinen Polizeischutz vor dieser Synagoge, obwohl einige Tage zuvor ein Hallaballa mit einem Messer vor einer anderen herum fuchtelte. Wichtig ist wohl nur noch, solche Islamirren schnellstmöglich wieder auf die Straße zu schicken, damit es dort vielfältig bunt zugehe. Zudem sah ich ein Foto, auf dem unsere Antiterrorexperten in Halle hinterher, als bereits alles beendet war, wegen der immer noch verschlossenen Tür über die dortige Mauer steigen, die Leiter jedoch mit dem breiteren Unterteil nach oben aufstellten.
Kreativ und flexibel ist sie, die hochgelobte Spezialistentruppe zur Verbrechensverhütung und -bekämpfung. Alles sondergeschulte echte Fachkräfte, die außerdem zukünftig aus dem internationalen Importfundus aufgestockt werden sollen. Hohlkörper in Uniform, die nur beim Knöllchen verteilen eine erfolgreiche Amtsbüttelfigur beweisen. Harmlose Piefkevergehen radikal ahnden, bei Amokläufern jedoch etwas zu kultursensibel oder schlichtweg zu doof agieren, das schaffen die prima.
Die zwei, die der Mörder auf der Flucht verletzte, um das Auto zu wechseln, gehen also auf das Konto unserer Polizeitrottel, die den trotz erheblicher Kfz-Schäden nicht zeitnah verfolgen und stoppen konnten. Waren auf höheren Weltretterbefehl wohl auf klimaschützenden Körperkraft-Fahrrädern im Dienst. Nach oben buckeln, nach unten treten.
Die Pannendauerbilanz wird im besten aller Schlands jedoch lieber medial verschwiegen, denn die Wahrheit könnte die bereicherte Bevölkerung verunsichern. Die zu ihrer Polizei optimal passenden Micheltrottel sollen elitenprofitabel eingelullt weiter schlafen.
Dann herrscht trotz täglicher "Einzelfälle" Ruhe im Land. Regimehörige Grabesstille.
Einen diktatorisch positiven Effekt aber hat das ganze Halle-Malheur: Maulkörbe und Zwangsjacken für Multikultikritiker werden bald radikal straffer gezogen! Maasregeln und Kahanekette werden verschärft, um den DDR2.0-Sozialismus unverhandelbar zu betonieren.
Schöne neue Welt wünsche ich allen.
https://www.youtube.com/watch?v=n6dze1EHGUM
AntwortenLöschenMich beschleicht bei all dem was passiert ist und wie es abgelaufen ist, das ungute Gefühl, dass das Ausdruck eines schleichenden Staatsversagens ist.
AntwortenLöschenUnd bekanntermassen fängt der Fisch immer vom Kopf her an zu stinken.
@ Anonym
AntwortenLöschenDystopische Zudröhn-Gigantomanie, bei der keine pubertäre Klimaschutzsau nach Energiesparen schreit. Was mag so ein Konzert denn wohl an dem anderswo mittelalterlich verteufelten C0² erzeugen? Spielt aber wohl keine Rolle, denn schuld an allem sind ja ältere SUV-Fahrer.
Wie leicht es doch ist, halbgare Menschenmassen an einen Ort zu locken und von politischen Schweinereien abzulenken oder aber mit Deutschland-Propaganda zu manipulieren. Brot und Spiele wie zu Zeiten der Alten Römer klappt zur Freude der aktuellen Cäsaren immer noch prima.
Broder hat den Stahlknecht soeben in den erlauchten Kreis der bedeutenden Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts aufgenommen. Ist das für die Einwohner Sachsen-Anhalts als Äquivalent zum Friedensnobelpreis denkbar? Was könnte man ihm noch ans Revers heften, auf daß sein Ruhm auf ewig im kleinen Elbvolk nachhallt?
AntwortenLöschenhttps://www.achgut.com/artikel/bedeutende_denkerinnen_und_denker_des_21._jahrhunderts_h.s
Wo steht denn das Video?
AntwortenLöschen@ Die Anmerkung
AntwortenLöschenVor 15-20 Jahren wäre der amtierende Innenminister nach solch einem chaotischen Auftreten der Polizei noch in der Nacht entlassen worden, wenn er nicht am Abend bereits von selbst die politische Verantwortung übernommen und seinen Rücktritt erklärt hätte.
Heute darf er in der Form dilettieren, dass er allen ernstes erklärt, dass es seit fünf Jahren keinen antisemitischen Vorfall mehr gab und die Synagoge deswegen keinen Schutz mehr brauchte. Und daneben sitzt ein Ministerpräsident, der nicht ansatzweise auf die Idee kommt, diesem politischen Versagen zu widersprechen.
Wie gesagt, der Fisch fängt vom Kopf her an zu stinken.
PS: Bezeichnend auch, dass es schon zur Heldentat genügt, wenn man, sich im 2. Obergeschoss hinter der Gardine versteckend, das Geschehen mit dem Handy aufnimmt und anschliessend nichts besseres zu tun hat, als das Filmchen an MDR, BILD-Zeitung und Co. durchzustechen.
Davon, dass es hätte viel Schlimmer kommen können, haben die beiden Toten und ihre Angehörigen nun mal leider gar nichts. Tot ist tot, ob der Mörder fähig war oder nicht. Außer sein ernst gemeintes Beileid auszudrücken und für die Hinterbliebenen zu spenden, kann man hier leider nicht viel tun.
AntwortenLöschenNur für alle weiteren potenziellen Opfer war es ein Gottesgeschenk, dass der Täter offensichtlich ein geistig umnachteter Volltrottel war. Man stelle sich nur vor, was für ein Blutbad ein Täter mit Grips bei dieser Glanzvorstellung unserer Polizei hätte anrichten können. Die Verantwortung für diesen Auftritt muss, wie üblich, selbstverständlich auch niemand tragen. Auch waren die Opfer nur Deutsche. Trotzdem muss es der Anschlag eines Nazis gewesen sein. So viel neue Munition im Kampf gegen rechts lässt man sich nicht mehr nehmen. Gerade dem Innenminister würde es in dieser Situation gut zu Gesicht stehen, erst einmal zu schweigen.
Nichtsdestotrotz muss man wirklich froh sein, dass wir in Schland wirklich nichts mehr richtig auf die Kette bringen. Sogar Attentäter setzen ihre Pläne komplett in den Sand.