Donnerstag, 17. Oktober 2019

Am Ende der Freiheit: Die neuen Nazischweine


Hitlers treue Truppen an den Universitäten waren damals die eifrigsten bei der Durchsetzung der Reinheit der Lehre. Juden, Abweichler, Andersdenkende wurden boykottiert, bedroht und terrorisiert, ehe sie entlassen und vertrieben wurden. Ganz vorn dabei waren Studentinnen und Studenten, glühende Verehrer des Führers und gelehrige Schüler seiner Ideologie.

Schon im April 1933 rief die "Deutsche Studentenschaft" zur Denunziation von Professoren und Dozenten auf, sofern sie „Juden“ oder „Kommunisten“ waren, die „nationale Erhebung“ oder das „Frontsoldatentum“ beschimpft hätten, müssten sie ausgemerzt und entfernt werden von den Orten, an denen fürderhin nur noch deutscher Geist denken und forschen sollte. Ganz von selbst aber ging der Professorenboykott nicht vonstatten: Von oben musste eine „Aktion wider den undeutschen Geist“ Orientierung geben und etwa anregen, die Errichtung von „Schandpfählen“ für undeutsche Professoren an den Universitäten nicht zu vergessen.

76 Jahre später haben deutsche Studenten nicht nur ihren Namen geändert - sie heißen jetzt "Studierende", auch wenn sie das gerade nicht tun. Sie haben auch aus der Geschichte gelernt. Weder muss ihnen wie damals unter Hitler ein "Amtsleiters für die Hochschulreform" sagen, wo es langgeht. Noch braucht es wie später in der DDR direkte Anweisungen aus einer Parteizentrale, um missliebige Gestalten, die unter dem Verdacht der Staatsfeindschaft standen, durch gezielte Massenproteste in ihre Schranken zu verweisen.

Heute geht das fast wie von allein, wie ein Auftritt des einstigen AfD-Mitgründers Bernd Lucke (Video unten) zeigt. Wie ein Volkstribunal gebärdet sich die Menge im Hörsaal, aufgepeitscht und enthemmt von der Macht, die aus der gemeinsamen Intoleranz besteht. Ein Rausch der Regression, atavistisch in seiner Brutalität, die sich anmaßt, dem niedergebrüllten Professor ein friedliches Verlassen des Gebäudes anzubieten.

Dass Lucke die AfD zwar gegründet, sie aber längst verlassen hatte, ehe sie sich "radikalisierte" (Der Spiegel) und zu der Nazi-Partei wurde, als die sie politische Konkurrenz und verunsicherte Medien am liebsten sehen wollen, spielt für den studentischen Mob an der Uni Hamburg keinerlei Rolle.

"Wir werden an allen Hochschulen einen Schandpfahl errichten", ruft einer der Aktivisten, "einen klobigen Baumstamm, etwas über mannshoch, auf Hochschulgebiet". An den Schandpfahl würden dann "die Erzeugnisse derer genagelt, die nicht unseres Geistes sind". Für Lucke, höhnt die Stimme dann, wären Vierzöller zu empfehlen. Der Schandpfahl solle "für alle Zeiten stehenbleiben, heute für die Schriftsteller, morgen für die Professoren" und "im Ganzen immer bereit für die, die es nicht begreifen wollen oder nie begreifen können".

Draußen sangen die "Omas gegen rechts", drinnen schrieen die in dem Moment nichtstudierenden Studierenden begeistert "Nazischweine raus" und sie reckten Spruchbänder mit der Aufschrift "Keinen Raum den geistigen Brandstiftern". Die Polizei hielt sich zurück, der Saal wurde nicht geräumt. Warum auch, war doch unter den Unterstützern des johlenden Mobs mit Robin Mesarosch eine bekennende Social-Media-Sockenpuppe des deutschen Außenministers Heiko Maas, die die  menschenverachtenden und das Grundgesetz verhöhnenden Methoden der selbsternannten Hüter der gesellschaftlichen Moral kurzerhand  zu "Rettern der Ehre dieser Gesellschaft" ernannte.


13 Kommentare:

  1. Carl GustafOktober 17, 2019

    Aktion Ochsenkopf: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43366009.html

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  2. die fiel mir auch ein, aber wie wir linke sagen: das war nur gewalt gegen sachen, wenn sie auch nicht nur verbal war

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  3. Florida RalfOktober 17, 2019

    das andere mal als farce.

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  4. Nur vor dem äußersten Schritt in der Goebbels-Nachfolge, vor dem amtlichen Verbot des Westempfangs, schreckt die Partei vorläufig noch zurück.

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  5. Schöne doppeldeutige Überschrift.

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  6. Da bekannterweise Bernd Lucke die AFD vor deren abdriftung nach rechts verlassen hat und auch dies zu verhindern versuchte, sei zu dem Vorfall nur eins gesagt.
    Liebe Studierende, erst Gehirn einschalten, nachdenken, recherchieren und dann erst den Mund aufmachen wobei hierbei sichergestellt werden sollte das auch etwas substanzielles vorgetragen werden kann.
    Nicht irgendwelchen schlecht bis gar nicht informierten Labertaschen blind hinterher laufen.

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  7. FleischwolfOktober 17, 2019

    Sozialisten sind nun mal Sozialisten, egal ob nationale oder internationale.

    Beide Varianten sind Fanatiker und können nur per Terror regieren. Die sind in ihrem rechthaberischen Bessermenschenwahn bereit, andere Meinungen nieder zu brüllen, nieder zu schlagen, zu foltern und zu morden, wie sie es bis vor kurzem in zwei deutschen Diktaturen bewiesen haben. Schon bei Hitler waren es Studenten, die Juden raus aus der Uni schrien. Es sind also immer wieder dieselben totalitären Charakterschweine.

    Warte, warte noch ein Weilchen, dann kommt der linke Nahtzie mit dem Hackebeilchen und macht Hackepeter aus dir.

    Genug gewissenlose Halsabschneide-Fachkräfte haben sie ja bereits rekrutiert und importiert.

    Das ultimative kunterbunte Gulag-Paradies kann also bald herbei geschlachtet werden.

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  8. "Dass Lucke die AfD zwar gegründet, sie aber längst verlassen hatte, ehe sie sich "radikalisierte" (Der Spiegel) und zu der Nazi-Partei wurde, als die sie politische Konkurrenz und verunsicherte Medien am liebsten sehen wollen, spielt für den studentischen Mob an der Uni Hamburg keinerlei Rolle."

    Um ehrlich zu sein, für die Bewertung dieser Schweinerei spielt das wirklich keine Rolle.
    Aber es bestätigt sich immer wieder, der einzige Unterschied zwischen den roten, braunen und grünen Sozialisten ist die Farbe.

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  9. "Da bekannterweise Bernd Lucke die AFD vor deren abdriftung nach rechts verlassen hat und auch dies zu verhindern versuchte"

    Nop.
    Die AfD war vom ersten Tag an eine rechtsradikale, rechtspopulistische, rechtstextremistische, ausländerfeindlicher, klimafeindliche, frauenfeindliche, islamfeindliche, neoliberale Nazipartei.

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  10. @ Jahwe Richtet Auf Schmitz (wirklich Schmitz?): Die "AfD" wäre "nach rechts abgedriftet"? Benutzt Du Kraftpflanzen (Carlos Castañeda) ohne eines kundigen Schamanen Anleitung, oder schnüffelst Du nur Klebstoff?
    Dieses Meckerbrötchen mit Verbrecherflabbe hat immerhin gucken lassen, a) die Arbeitseinkommen wären immer noch viel zu hoch, und b) das Rasieren privater Konten von Staats wegen ginge in Ordnung, nur sollte man nicht wie damals auf Zypern lange herumeiern.
    Natürlich entschuldigt das nicht das Gebaren dieses unflätigen Hongweibing-Verschnittes, aber hier hat es schlicht den Richtigen erwischt.

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  11. Die AfD war vom ersten Tag an eine rechtsradikale, rechtspopulistische, rechtsextremistische, ausländerfeindlicher, klimafeindliche, frauenfeindliche, islamfeindliche, neoliberale Nazipartei.

    also wenn das stimmt, auch in dieser ballung von adjektiven, wie konnte die truppe sich dann nach rechts radikalisieren? ich meine, geht das denn? kann glatzkopf, nur mal beispielsweise, mit der zeit haarloser werden? auf dem kopf? oder ein kommunist kommunistischer? ist es möglich, dass ein süchtiger süchtig wird?

    man liest ja nun seit jahren von der tendenz in der afd, sich zu radikalisieren. aber springen kann doch nur, wer noch nicht fällt, oder irre ich da?

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  12. Ich verstehe nicht ganz warum ständig betont werden muss, dass Lucke die Partei AfD verlassen hat bevor diese nach rechts gerückt ist. Heißt das, wenn Lucke heute noch in der Partei wäre, dann wäre diese niederträchtige Aktion schon irgendwie in Ordnung gewesen.

    Habe ich irgendwo nicht mitbekommen, dass die AfD verboten wurde und alle Mitglieder offiziell als vogelfrei gelten?
    Inoffiziell ist das ja leider schon oftmals so.

    @ppq
    Anscheinend gibt es nach Meinung unserer staatstragenden Meinung am rechten Rand keinerlei Begrenzung. Immer wenn man die AfD ganz an die rechte Wand geschrieben hat, kommt irgendein superschlauer Journalist daher und stellt fest, das diese Wand nur aus Pappmache war. Die Wand wird umgeschubst und die AfD wandert unbegrenzt weiter nach rechts. Rechts, das geht wohl bis zur Unendlichkeit und noch weiter. Leider gehen der Presse inzwischen die Steigerungsformen in der Sprache für immer noch mehr rechts und nazi aus. Aber da soll uns nicht bange sein. Wer sich das Gendersternchen ausgedacht hat, dem fallen auch bald neue Wörter ein, die beschreiben um wie viel teuflischer die AfD doch ist als wie man bisher gedacht hat.

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  13. "also wenn das stimmt, auch in dieser ballung von adjektiven, wie konnte die truppe sich dann nach rechts radikalisieren? ich meine, geht das denn? kann glatzkopf, nur mal beispielsweise, mit der zeit haarloser werden? auf dem kopf?"

    Klar geht das.
    AfD-Flügel wird immer extremistischer
    Das sagt sogar der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang.
    Und dann ist das auch so!

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