Donnerstag, 26. September 2019

Heilige Allianz 1815: Die EU der Kaiser

Es war eine Idee, die spätere Ideen um fast 200 Jahre vorwegnahm. Am 26. September des Jahres 1815 - der Deutsche Bund als Vorläufer des späteren Deutschen Reiches war eben erst gegründet worden - beschlossen die christlicher Monarchen Europas, gemeinsam zu einem überstaatlichen Rechtszustand zu kommen, der es verhindern sollte, das Krieg und Hader den Kontinent überziehen.

An jenem 26. September 1815 war es soweit. Nach dem endgültigen Sieg ihrer bescheiden "heilige Allianz" genannten Verbindung über Napoleon Bonaparte unterzeichneten Zar Alexander von Rußland, Kaiser Franz von Österreich und König Friedrich Wilhelm von Preußen die "Gründungserklärung der Heiligen Allianz", die die drei Monarchen Russlands, Österreichs und Preußens nun für immer "alleine an die Gebote der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens" binden sollte. Die Idee dahinter glich der, die die Gründerväter der EU später auch für sich reklamierten: Die "Alliance Européenne" sollte der Sicherung eines „Ewigen Friedens“ durch konsequente Selbstverpflichtung aller europäischen Monarchen auf die Grundsätze der christlichen Nächstenliebe dienen, Grundlage des großen Fürstenbundes sollten die Bibel als höchstes Gesetz des Völkerlebens sein.

Kein exklusiver Klub, den die drei Monarchen da gründeten, noch im Hochgefühl der Gestaltungsmacht, das sie nach dem Sieg über Napoleon befallen hatte wie es auch spätere Gründer völkerrechtlichter Gemeinschaften nach dem Sieg über Hitler und später über den Kommunismus befiel. Am Ende der Urkunde, die von allen Monarchen unterzeichnet wurde, findet man zudem eine Bitte an alle christlichen Fürsten Europas, dass sie der Heiligen Allianz beitreten sollen.

Eine erste EU, der sich alle Staaten des Kontinents anschlossen, bis auf den Vatikan, der wie immer außen vor blieb, und die damals noch als Osmanisches Reich firmierende Türkei, die dem falschen Glauben anhing. Und Großbritannien, das damals noch strenge regeln und Vorgaben für alle Mitglieder verlangte: Prinzregent Georg IV. hätte gern mitgemacht, doch so lange die Allianz nur ein Bekenntnis zu abstrakten Grundsätzen, aber keine realen Verpflichtungen enthalte, sehe das Vereinigte Königreich keinen Sinn in einer solchen Gemeinschaft.

Manches ändert sich im Laufe der Geschichte, manches nicht. War die Allianz geschaffen worden, um jede Wiederholung der von Napoleon geübten Großraumpolitik zu verhindern, indem sich die Monarchen verpflichten, sich "ihren Untertanen als Familienväter zu fühlen" und als "Delegierte der Vorsehung" für deren Wohlstand und Frieden zu sorgen.

Die Interessen der Mitgliedstaaten aber, so stellte sich mit der Zeit heraus, waren nur partiell gleich. Auf dem Aachener Kongress 1818 beschloss die Allianz Maßnahmen zur Überwachung und Bekämpfung revolutionärer liberaler und nationaler Tendenzen im Deutschland, die bei einem Geheimtreffen in Karlsbad bestätigt wurden. Später wurden militärische Interventionen gegen die Aufrührer in Italien, die Unterstützung der Türkei gegen Griechenland und die Niederschlagung der bürgerlichen Revolution in Spanien durch französische Truppen beschlossen.

Die Allianz, gestartet mit großen Visionen von der Schaffung einer Zeit ohne Kriege, war zum Instrument des fürstlichen Establishments gegen das aufbegehrende Bürgertum in Europa geworden.


1 Kommentar:

  1. „Die Protestbewegung ist nicht demokratisch legitimiert“, sagt Freie-Wähler-Stadtrat Frank Hannig (49).
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    Ähäm. Was machen wir jetzt mi ihm? Zurück in den Schoß der Freunde der Demokratie holen oder blöd sterben lassen?

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