Eben war Meiko Haas noch eine direkt auf Heiko Maas zugeschnittene Satireseite. Dann wurde sie gesperrt. |
Manche Bewerbung um einen Posten im kommenden Abwicklungsvorstand der SPD wirkt wie schlechte, stumpfe Satire. Andere hingegen sind überhaupt nicht ernstgemeint und einfach nur witzig, werden aber in diesen dunklen Zeiten für bare Münze genommen. Wie etwa das Angebot eines Twitter-Nutzers namens Meiko Haas an die sozialdemokratische Twitterkönigin Sawsan Chebli, angesichts der überschaubaren Schlange vor dem Bewerbungsschalter für den neuen Parteivorsitz gemeinsame Sache zu machen und ebenfalls einen Hut oder auch ein Kopftuch in den Ring zu werfen. "Wollen wir beide auch kandidieren? Bekommst auch eine Rolex von mir", schrieb Meiko Haas, der vermutlich nicht so heißt, aber genaugenommen durchaus so heißen könnte.
Wer flüchtig schaut, liest "Heiko Maas" statt "Meiko Haas" und selbst der ausdrücklich im Twitterprofil des Spaßvogels hinterlegte Hinweis "Satire!" nützt dann nichts mehr. Auf einmal wird der Witz zur materiellen Gewalt und nicht Meiko Haas macht einen Spaß, sondern der Premiumjournalismus eine Schlagzeile: Außenminister Heiko Maas habe seiner Genossin aus Berlin ein Angebot gemacht, schrieb die Hannoversche Allgemeine unter Bezugnahme auf den Tweet des modernen Michael Kohlhaas, der sich seit Jahr und Tag mit den Mitteln der Ironie, der Übertreibung und der Verhohnepiepelung über den Patheten im Außenamt lustig macht, dem sein Anzug zwar stets zu klein, aber kein historischer Vergleich zu groß ist, um ihn nicht mit bebender Stimme als Ausweis eigener Großartigkeit herumzuzeigen.
Dass sich die kleinen Leute über die großen lustig machen, seien die auch rein körperlich kleiner, war zu allen Zeiten so. Napoleon und Hitlerwitze, Ulbricht, Stalin, Honecker, sie alle wurden nicht nur gefürchtet, sondern auch verklappst, verarscht und madig gemacht. Ein Brauch, der in Diktaturen gefährlich ist, in Demokratien aber zu - heute im Rückblick zuweilen als grausam empfundenen - Dauerscherzen wie dem von der Birne Kohl führten. Die Macht muss damit leben, ob sie will oder nicht, denn wenn die Mächtigen ihre Macht missbrauchen, um gegen Satire ins Feld zu ziehen, ziehen sie gegen die Kunst ins Feld und damit gegen die Kunstfreiheit. Und damit gegen ein Grundprinzip jeder demokratisch verfassten Gesellschaft.
Das will sich in einer Demokratie niemand nachsagen lassen, denn hier gilt, dass "jeder das Recht auf satirische Kritik hat", wie es die ARD einmal von einem Experten hat herausfinden lassen. Ein "zuspitzendes Fokussieren auf die "Fehler des Feindes darf, ja muss sogar vorgenommen werden", hieß es damals, vor zehn Jahren, denn "Satire muss wehtun, sonst "bleibt sie wirkungslos". Auch Kurt Tucholsky, auf den sich in Sachen Satire immer alle einigen können, bestätigt das. "Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht sein", schrieb der, "sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird."
In den Tagen der unendlichen Empfindlichkeit, in denen ein Spaß vom Haas schneller zu Hass erklärt wird als das leitmedialste Leitmedium "Satire" buchstabieren kann, führt aber eins zum unausbleiblichen anderen. Wo eben noch @haasmeiko böse scherzte, prangt nun nur noch ein Warnschild der Twitterpolizei: "Account gesperrt, Twitter sperrt Accounts, die gegen die Twitter Regeln verstoßen".
Keine davon verbietet Witze, nicht einmal zynische. Keine verbietet Satire, Karikaturen, Spott, Parodien oder Persiflagen. Sonst wäre der originale Heiko Maas ja längst gesperrt, der gerade wieder einen unnachahmlichen Treffer gelandet hat, als er wirklich und wahrhaftig schrieb: "Am 17. August versammeln sich immer Neonazis in Spandau, wo früher das Kriegsverbrechergefängnis stand, um Rudolf Heß zu gedenken."
Wer flüchtig schaut, liest "Heiko Maas" statt "Meiko Haas" und selbst der ausdrücklich im Twitterprofil des Spaßvogels hinterlegte Hinweis "Satire!" nützt dann nichts mehr. Auf einmal wird der Witz zur materiellen Gewalt und nicht Meiko Haas macht einen Spaß, sondern der Premiumjournalismus eine Schlagzeile: Außenminister Heiko Maas habe seiner Genossin aus Berlin ein Angebot gemacht, schrieb die Hannoversche Allgemeine unter Bezugnahme auf den Tweet des modernen Michael Kohlhaas, der sich seit Jahr und Tag mit den Mitteln der Ironie, der Übertreibung und der Verhohnepiepelung über den Patheten im Außenamt lustig macht, dem sein Anzug zwar stets zu klein, aber kein historischer Vergleich zu groß ist, um ihn nicht mit bebender Stimme als Ausweis eigener Großartigkeit herumzuzeigen.
Dass sich die kleinen Leute über die großen lustig machen, seien die auch rein körperlich kleiner, war zu allen Zeiten so. Napoleon und Hitlerwitze, Ulbricht, Stalin, Honecker, sie alle wurden nicht nur gefürchtet, sondern auch verklappst, verarscht und madig gemacht. Ein Brauch, der in Diktaturen gefährlich ist, in Demokratien aber zu - heute im Rückblick zuweilen als grausam empfundenen - Dauerscherzen wie dem von der Birne Kohl führten. Die Macht muss damit leben, ob sie will oder nicht, denn wenn die Mächtigen ihre Macht missbrauchen, um gegen Satire ins Feld zu ziehen, ziehen sie gegen die Kunst ins Feld und damit gegen die Kunstfreiheit. Und damit gegen ein Grundprinzip jeder demokratisch verfassten Gesellschaft.
Das will sich in einer Demokratie niemand nachsagen lassen, denn hier gilt, dass "jeder das Recht auf satirische Kritik hat", wie es die ARD einmal von einem Experten hat herausfinden lassen. Ein "zuspitzendes Fokussieren auf die "Fehler des Feindes darf, ja muss sogar vorgenommen werden", hieß es damals, vor zehn Jahren, denn "Satire muss wehtun, sonst "bleibt sie wirkungslos". Auch Kurt Tucholsky, auf den sich in Sachen Satire immer alle einigen können, bestätigt das. "Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht sein", schrieb der, "sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird."
In den Tagen der unendlichen Empfindlichkeit, in denen ein Spaß vom Haas schneller zu Hass erklärt wird als das leitmedialste Leitmedium "Satire" buchstabieren kann, führt aber eins zum unausbleiblichen anderen. Wo eben noch @haasmeiko böse scherzte, prangt nun nur noch ein Warnschild der Twitterpolizei: "Account gesperrt, Twitter sperrt Accounts, die gegen die Twitter Regeln verstoßen".
Keine davon verbietet Witze, nicht einmal zynische. Keine verbietet Satire, Karikaturen, Spott, Parodien oder Persiflagen. Sonst wäre der originale Heiko Maas ja längst gesperrt, der gerade wieder einen unnachahmlichen Treffer gelandet hat, als er wirklich und wahrhaftig schrieb: "Am 17. August versammeln sich immer Neonazis in Spandau, wo früher das Kriegsverbrechergefängnis stand, um Rudolf Heß zu gedenken."
"... Doch dieses Jahr gibt es dank eines breiten Bündnisses dort ein Picknick der Demokratie."
AntwortenLöschenDie besten Gutmenschen, die man für Geld verarschen kann, picknicken im Gedenken an Rudolf Heß.
unnachahmlich
allen ernstes schockierend. man kuckt einen film und fragt sich, wie er wohl endet; ahnend, dass er nicht ewig laufen kann (denn so grosse spulen gibt es nirgends).
AntwortenLöschenwenn man die schlinge um den hals einer gans nur recht langsam zuzieht, habe ich mal gelesen, ist es möglich, sie so eng zu zerren, dass sich die gegenüberliegenden teile des seils berühren, die gans also gar keine luft mehr bekommt. sie aber dennoch weiterlebt, weil sie das nicht mitbekommt!
AntwortenLöschenist das nicht toll
https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/todestag-von-rudolf-hess-bislang-kein-neonazi-aufmarsch-in-berlin-angemeldet/24907612.html
AntwortenLöschenImmer wieder demonstrierten Neonazis rund um den 17. August in Spandau. Doch in diesem Jahr wurde keine Demo angemeldet – allerdings mehrere Gegenproteste.
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Ähäm, wogegen nochmal, wenn kein Demo stattfindet?
NieWieder 16. August 2019 at 01:07
AntwortenLöschen@eo 16. August 2019 at 00:22
Von Voltaire soll angeblich folgendes Zitat stammen. Wobei andere sagen, es stammt nicht von ihm.
„Wenn du wissen willst, wer dich beherrscht, mußt du nur herausfinden, wen du nicht kritisieren darfst.“----------
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Ist jemand geneigt, mir beizupflichten: Armes, armes Würstchen!?
Anschrift ? Bewegungsprofile ? Freunde , Bekannte , wo im Urlaub ?
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