Er wollte erst nicht und dann schon überhaupt nie und nun muss er doch. Nachdem die Kandidatenkür für den künftigen SPD-Vorsitz zunehmend zu einer Lachnummer wurde, bei der Leitmedien sogar satirisch gemeinte Spaßkandidaturen nicht von ernstgemeinten Spaßkandidaturen zu unterscheiden vermochten, hat sich Deutschlands scheidender Finanzminister Olaf Scholz nun doch bereiterklärt, den Vorsitz der ältesten deutschen Partei zu übernehmen.
Eigentlich ist für eine Kandidatur diesmal die Beibringung einer weiblichen Mitkandidatin vorgeschrieben. Doch Scholz, bundespolitisch gesehen das letzte Schwergewicht der alten Arbeiterpartei, startet dennoch solo - der Hanseat, der erst das verheerende Medienecho auf die Parade der bisherigen Kandidaten bewog, seinen Hut in den Ring zu werden, macht damit deutlich, dass er notgedrungen, aber eben doch immer noch zu seinen eigenen Konditionen antritt.
Auf Schulz, den gescheiterten Gottkanzler, folgt nun Scholz, der früh hatte erkennen lassen, dass er sich für den besten Nachfolger des Eurokraten aus Würselen hielt. Die Partei hatten ihn seinerzeit noch ausgebremst, die kalte Machtgier der Andrea Nahles schien vielen Genossen das erfolgversprechendere Konzept zur Kontrastbildung gegenüber der Merkel-Union als das an den verdächtig marktliberalen Vorstellungen der Schröder-SPD orientierteStaatsausbauprogramm des Ex-Hamburger-Bürgermeisters. Scholz zog sich bockig zurück, Beobachter waren sicher, dass er nicht demonstrativ, sondern tatsächlich gnatzte und nach Nahles' dramatischem Abgang nicht mehr bereit war, in die Bresche zu springen.
Doch die Auszehrung der immer noch mitgliederstärksten deutschen Partei hat ein Maß angenommen, dass Konstellationen wie Gesine Schwan und Ralf Stegner, Heiko Maas und Sawsan Chebli oder Kevin Kühnert und Andrea Nahles nicht nur denkbar, sondern durchaus realistisch erscheinen lässt. Die SPD, eigentlich lange schon nirgendwo mehr ernstgenommen, selbst wenn sie nur Leitungswasser predigt, drohte, als Lachnummer zu enden: Ein Verein mit nahezu einer halben Million Mitgliedern und einem milliardenschweren Medienimperium als Hinterland, der keinen Chef findet, der die rund zehntausend Euro Monatsgehalt mitnehmen möchte? Obwohl doch so viel in diesem Amt nicht verlangt wird?
Nach Wahlniederlagen beim Wähler bedanken, die Schuld daran auf die Bundespolitik schieben (bei Landtagswahlen) oder aber auf den Gegenwind aus den Ländern (bei der Bundestagswahl). Steuern erhöhen, abstruse Verbotsideen propagieren und zwischendurch die Erneuerung der Partei ankündigen, das bekommt jeder hin, der im politischen Berlin mehr als eine Wahlperiode überlebt hat. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius und die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping fanden das auch und kandidierten - für alle, die noch mit den Resten der SPD bangen, das Signal, dass Scholz es machen muss.
Vergessen ist der eigentlich ausgemachte Duo-Zwang, der allein schon den unbedingen Willen zum Neuanfang als Die Grünen light demonstrieren sollte. Mit Olaf Scholz tritt ein alter Kämpe in die Bütt, der für die „ Überwindung der kapitalistischen Ökonomie“ steht, schon unter Gerhard Schröder SPD-Generalsekretär war und auf zwei Jahrzehnte im Bundestag und wechselnden Partei- und Regierungsämtern zurückschauen kann. Sicher hätte sich die SPD für ihre letzte Lebensphase ein überzeugenderes Aufbruchssymbol an der Spitze gewünscht. Aber nun ist zumindest sicher, dass es irgendwer machen wird. Mehr als genug in diesen Zeiten, um zufrieden zu sein.
Scholz ist sowas wie Ernst Thälmann für Reiche?
AntwortenLöschenein "Steiff-Teddy"...
AntwortenLöschenzwei hamburger jungs, fürwahr
AntwortenLöschenDer Mann ist auch ein echter Frauentyp. Alle weiblichen Fans fragen sich: Ist das nun eine verpfuschte Haartransplantation oder hat er sich als Charity-Friseur Modell einem syrischen Flüchtlings-Azubi zur Verfügung gestellt?
AntwortenLöschenDer Olaff hat sein Regierungstalent ja bereits in Hamburg beim G20-Gipfel unter Beweis gestellt. Darum ist er der ideale Kandidat für die SPD-Spitze, wo großmäulige Dilettanz noch als Qualitätsnachweis gilt.
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