Die inzwischen lange vergessene Frauke Petry war noch Chefin der AfD, da fuhr der Medienaktivist Heribert Prantl das schwerste Geschütz auf, das in demokratischen System in die Schlacht um die Meinungshoheit geführt werden darf. Die Politiker von AfD und Co. als "Rechtspopulisten" zu bezeichnen sei eine, so der damals noch als einer der Chefredakteure der Süddeutschen Zeitung amtierende vielfache Journalistenpreisgewinner, "Verharmlosung". In seinem Buch "Gebrauchsanweisung für Populisten" nannte Prantl - nicht verwandt oder verschwägert mit PPQ-Kolumnistin Svenja Prantl - AfD-Mitglieder schlicht und einfach "Extremisten". Ein Begriff, der dem Vorsitzenden des sogenannten Meinungsressorts der SZ passend schien und ausnehmend gut gefiel. Als die AfD ein paar Monate später in den Bundestag einzog, kramte er ihn wieder heraus.
Dass "populistische Extremisten im Parlament" säßen, hieß es nun, sei "ein historischer Rückschritt". Prantl war überzeugt, dass der früher im Sozialistischen Büro der Neuen Linken aktive Politologe Hajo Funke Recht hatte mit seiner Wertung, dass die rechtspopulistische Partei "im schnellen Tempo zu einer rechtsradikalen geworden war". Heribert Prantl nannte die AfD, die er gerade noch "rechtsextremistisch" genannt hatte, nun allerdings nur noch "rechtsradikal" - eigentlich ein schwerer historischer Rückschritt, denn schon Monate zuvor hatte der so tragisch gescheiterte Ex-Bundespräsident Christian Wulff die AfD wie Prantl verbindlich als "rechtsextremistisch" eingestuft.
Da wirbelten dem politischen Fachpersonal die Begriffe wild durcheinander. Augenscheinlich ohne Kenntnis darüber, was rechtsradikal, rechtsextrem und rechtsextremistisch unterscheidet, wird immer die Vokabel gezogen, die eben zur Hand ist.
Dabei waren die drei Worte ursprünglich Steigerungsformen von rechts: Bis Mitte der 70er Jahre galt etwa für den Verfassungsschutz, dass nicht jeder Radikale ein Extremist ist. Der Unterschied zwischen dem Radikalen und dem Extremisten definiert die Bundeszentrale für politische Bildung recht klar: "Als extremistisch werden die Bestrebungen bezeichnet, die gegen den Kernbestand unserer Verfassung gerichtet sind". Nur radikal hingegen seien Ansichten, die "grundsätzliche Zweifel an der Struktur der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung äußern und sie von Grund auf verändern wollen", dabei aber "in unserer pluralistischen Gesellschaftsordnung ihren legitimen Platz" beanspruchen dürften.
Der Extremist, ehemals einer, der seine Radikalität mit Gewalt ausübte, nur mehr aber nur noch jemand, der radikaler ist als die Radikalen, muss keine Angst haben, versichert der Verfassungsschutz. "Auch wer seine radikalen Zielvorstellungen realisieren will, muss nicht befürchten, dass er vom Verfassungsschutz beobachtet wird; jedenfalls nicht, solange er die Grundprinzipien unserer Verfassungsordnung anerkennt."
Aus den Radikalen der ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik waren so Mitstreiter im Kampf um eine bessere Gesellschaft geworden, "Kapitalismuskritiker" nennt sie die Bundesbehörde für politische Bildung auch. Prantls Blatt dagegen nannte die AfD so, obwohl "rechtsgerichtete Demokratiefeinde" (BPB) eigentlich "offiziell als Rechtsextremisten bezeichnet" werden sollen, wie die Bundeszentrale bereits 2008 festlegt hatte.
Eine Botschaft, die bei Heribert Prantl noch zwei Jahre brauchte, ehe sie ankam: Erst gerade eben hat der Aktivist im Gewand eines Journalisten sich selbst auf das Urteil besonnen, mit dem er vor zwei Jahren die Petry-AfD zur Extremisten-Partei erklärt hatte. Da sie seitdem und verstärkt in letzter Zeit nach rechts rückte, sei "die AfD in ihre nazistische Verwandlung eingetreten". Aus der extremistischen Partei von 2017 ist durch eine "Radikal-Salvinisierung" (Prantl) ein "völkischer Kampfverband" geworden. Mit anderen Worten: Aus Extremisten sind Extremisten geworden.
Hätte das jemand geglaubt? Oder glaubt es jetzt? Der Tag, an dem nur noch ein Verbot bleibt, der rückt für Prantl näher. Muss er auch, denn selbst er kann Extremisten höchstens einmal vorwerfen, sie hätten sich in Extremisten verwandelt. Und selbst bei dem einen Mal wirkt es von außen nur noch, als sei dem Schreibmaschinengewehr vor lauter Dauerfeuer die Munition ausgegangen.
Kampf gegen rechts: Der Fluch des Alarmismus
Dass "populistische Extremisten im Parlament" säßen, hieß es nun, sei "ein historischer Rückschritt". Prantl war überzeugt, dass der früher im Sozialistischen Büro der Neuen Linken aktive Politologe Hajo Funke Recht hatte mit seiner Wertung, dass die rechtspopulistische Partei "im schnellen Tempo zu einer rechtsradikalen geworden war". Heribert Prantl nannte die AfD, die er gerade noch "rechtsextremistisch" genannt hatte, nun allerdings nur noch "rechtsradikal" - eigentlich ein schwerer historischer Rückschritt, denn schon Monate zuvor hatte der so tragisch gescheiterte Ex-Bundespräsident Christian Wulff die AfD wie Prantl verbindlich als "rechtsextremistisch" eingestuft.
Durcheinanderwirbelndes Vokabular
Da wirbelten dem politischen Fachpersonal die Begriffe wild durcheinander. Augenscheinlich ohne Kenntnis darüber, was rechtsradikal, rechtsextrem und rechtsextremistisch unterscheidet, wird immer die Vokabel gezogen, die eben zur Hand ist.
Dabei waren die drei Worte ursprünglich Steigerungsformen von rechts: Bis Mitte der 70er Jahre galt etwa für den Verfassungsschutz, dass nicht jeder Radikale ein Extremist ist. Der Unterschied zwischen dem Radikalen und dem Extremisten definiert die Bundeszentrale für politische Bildung recht klar: "Als extremistisch werden die Bestrebungen bezeichnet, die gegen den Kernbestand unserer Verfassung gerichtet sind". Nur radikal hingegen seien Ansichten, die "grundsätzliche Zweifel an der Struktur der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung äußern und sie von Grund auf verändern wollen", dabei aber "in unserer pluralistischen Gesellschaftsordnung ihren legitimen Platz" beanspruchen dürften.
Der Extremist, ehemals einer, der seine Radikalität mit Gewalt ausübte, nur mehr aber nur noch jemand, der radikaler ist als die Radikalen, muss keine Angst haben, versichert der Verfassungsschutz. "Auch wer seine radikalen Zielvorstellungen realisieren will, muss nicht befürchten, dass er vom Verfassungsschutz beobachtet wird; jedenfalls nicht, solange er die Grundprinzipien unserer Verfassungsordnung anerkennt."
Mörder von einst, Mitstreiter von heute
Aus den Radikalen der ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik waren so Mitstreiter im Kampf um eine bessere Gesellschaft geworden, "Kapitalismuskritiker" nennt sie die Bundesbehörde für politische Bildung auch. Prantls Blatt dagegen nannte die AfD so, obwohl "rechtsgerichtete Demokratiefeinde" (BPB) eigentlich "offiziell als Rechtsextremisten bezeichnet" werden sollen, wie die Bundeszentrale bereits 2008 festlegt hatte.
Eine Botschaft, die bei Heribert Prantl noch zwei Jahre brauchte, ehe sie ankam: Erst gerade eben hat der Aktivist im Gewand eines Journalisten sich selbst auf das Urteil besonnen, mit dem er vor zwei Jahren die Petry-AfD zur Extremisten-Partei erklärt hatte. Da sie seitdem und verstärkt in letzter Zeit nach rechts rückte, sei "die AfD in ihre nazistische Verwandlung eingetreten". Aus der extremistischen Partei von 2017 ist durch eine "Radikal-Salvinisierung" (Prantl) ein "völkischer Kampfverband" geworden. Mit anderen Worten: Aus Extremisten sind Extremisten geworden.
Hätte das jemand geglaubt? Oder glaubt es jetzt? Der Tag, an dem nur noch ein Verbot bleibt, der rückt für Prantl näher. Muss er auch, denn selbst er kann Extremisten höchstens einmal vorwerfen, sie hätten sich in Extremisten verwandelt. Und selbst bei dem einen Mal wirkt es von außen nur noch, als sei dem Schreibmaschinengewehr vor lauter Dauerfeuer die Munition ausgegangen.
Kampf gegen rechts: Der Fluch des Alarmismus
wann ist der Prantl eigentlich vom Süddeutschen Beobachter zum Stürmer gewechselt?
AntwortenLöschenSo, nach Jahrzehnten Irrglaubens - wie soll ich sagen - so verkehrt war der Stürmer gar nicht. Der Giftpilz übrigens auch nicht.
AntwortenLöschenStichworte: Noel Ignatiev, Barbro Lerner Spectre, Yasha Mounk, Theo N.Kaufman, ... Herz(l), was willst du mehr ...
Zur Jahrtausendwende war die Süddeutsche die beste deutsche Tageszeitung.
AntwortenLöschenAnsonsten ...
Prantl macht nur den Job, für den er bezahlt wird.
Ges...pien auf die Saudeutsche Zeitverschwendung. Aber der "Eulenspiegel" - hatte nach der "Wende" richtig aufgedreht - den letzten habe ich allerdings 12/2010 gekauft. So lustig, wie die Moskauer "Satirezeitschrift" "Krokodil" der 60er.
AntwortenLöschenEin staatsloyaler politischer Witz ist so erheiternd wie ein Hakenkreuz aus Pessachmatzen.