Es war im Verlaufe der Menschheitsgeschichte meist verpönt, vor aller Augen durchzudrehen, wild über die Stränge zu schlagen, zu sagen, was man denkt und öffentlich zu machen, was man glaubt: Jesus lief übers Wasser, Homöopathie heilt, um Gott zu gefallen, muss man Mütze tragen. Letzteres ist mittlerweile guter Ton. Glaube an unsichtbare Mächte, noch vor einigen Jahren der aussterbende Brauch einsamer Frauen in den leeren Bankreihen großer Kirchenhallen, diktiert längst wieder die Agenda: Glaube an Gott, Glaube an den Weltuntergang, Glaube an die Kraft von Buße und Reue, sie führen Kinder durch die Straßen, Journalismusaktivisten die Feder und die Welt in die Dämmerung der Aufklärung.
Der Ruf nach einem Retter, einer Erlöser, einer Figur, die uns bei der Hand nimmt und aus dem Jammertal führt, er gehörte in solchen Momenten immer auf die Tagesordnung. Jesus, Stalin, Dutschke, Gorbatschow und Papst Benedikt, sie fanden in Obama, Concita Wurst und Greta Thunberg ihrer zeitgemäße Entsprechung. Weil aber alles, was jemals war, als Farce wiederkehren muss, wie Karl Marx im "Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte" schrieb, steht der nächste Erlöser schon wieder vor der Tür. Wolle mern rinlasse? Narhallamarsch! Rammpapa, da kommt sie: Ursula von der Leyen, 61, Mutter von Sieben, Retterin von acht Milliarden.
So will es der "Spiegel", der seit dem Ende seines zwei Jahre währenden Kampfes gegen Donald Trump ratlos auf der Suche nach einer neuen gesellschaftlichen Aufgabe ist. Nun, hier ist sie: Das Magazin macht sich zur Fackel, die dem Marsch der Menschen in eine neue Zeit prophetisch vorausleuchtet. Dazu musste Christian Stöcker zwar die oben erwähnte menschliche Scheu überwinden, auf offener Straße eine Narrenkappe aufzusetzen und sich Schellenschuh und Clownsgewand anzuziehen. Aber ist dieser point of no return erst einmal überwunden, ja, übersprungen glatt, geht der Rest wie von selbst.
Ursula von der Leyen, ein prototypisches Produkt altbundesdeutscher Verwaltungspolitik, deren Karriereleitern die ins Milieu Geborenen nach oben führen, so lange sie nicht mit der Hand in der Kasse oder mit den falschen Bildern auf dem Laptop erwischt werden, verwandelt sich unter Stöckers Stift in 73 Zeilen von der im Volke ungeliebten Allzweckwaffe der Kanzlerin in the savoir of the universe. Eine Sarah Connor, die allein die Menschheit von der Klimaklippe zurückzureißen vermag.
Stöcker hat sich übers Wochenende, womöglich bei einigen entspannenden und furchtmindernden Getränken, ein Rezept ausgedacht, wie die künftige EU-Kommissionspräsidentin "ihre wichtigste Aufgabe" lösen können wird, nämlich die, "Europa zum Anführer bei der Rettung des menschlichen Lebensraums zu machen".
Wo Kleingeister aufs Mittelmeer schauen, zur Nordstream-Gasleitung oder auf die britische Insel und der Eindruck glauben haben zu müssen, dass es nicht eins, sondern eher eins, zwei, viele, viele, viele Europa gibt, wischt der Professor für Digitale Kommunikation an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg solche kleinliche Einwände mit dem Furor des Klimaglaubenskriegers beiseite. "Trump muss weg, China muss ins Boot, die EU muss führen", bestimmt er. An der Spitze Europas als neue Jeanne d'Arc Ursula von der Leyen, denn "erstens ist sie überzeugte Europäerin - und zweitens hat sie sieben Kinder. Sie freut sich auch schon auf Enkel."
Gleich drei Argumente, wie sie handfester nicht sein könnten. Trump zum Beispiel hat nur fünf Kinder und neun Enkel, er käme aus sexistischer Sicht als Weltenretter kaum infrage, denn, schreibt der studierte Psychologe Stöcker, "das Gefühl der Verantwortung für die eigenen Nachkommen schlägt im Zweifel - von furchtbaren Ausnahmen abgesehen - die meisten anderen Antriebe menschlichen Handelns". Dadurch ist, die Fakten und Argumente entsprechend passgenau aufeinander abgestimmt, von der Leyen deutschland- und europaweit allein auf weiter Flut: Merkel hat keine Kinder, Manfred Weber, die Älteren erinnern sich an den "Spitzenkandidaten", nicht, Emmanuel Macron nicht, Juncker hat keine, überhaupt lebt die ganze Führungsspitze Europas nur für ihre Völker.
Bisher glaubte man, dass das reicht. Dass es am sichersten für alle ist, wenn all diese Kinderlosen von akuter Zukunftsangst gepackt all die Bürger ihrer Länder wie ihre Kinder annehmen und ihnen wie denen, die noch nicht einmal geboren sind, den Eindruck zu vermitteln, dass an sie gedacht worden ist. Während Eltern, die selbst Kinder haben, irgendwann unweigerlich begreifen, dass der Nachwuchs seine eigenen Wege geht und seine eigenen Fehler macht, ganz egal, wie umfangreich und detailliert die hinterlassenen Testamente sie auf Verhaltensregeln verpflichten, schienen die Kinderlosen mit ihren Gesetzen für Morgen und Übermorgen eine Nachhaltigkeit zu beschwören, die die Nachgeborenen von der Mühe freispricht, sich um sich selbst zu kümmern. Statt die Gegenwart zu regieren, betonierten sie die Zukunft per Gesetz in feste Formen.
Dass das nicht reichen könnte, diese Angst plagt Christian Stöcker beim Sonntagsbraten. Steht doch "die Zukunft der gesamten Menschheit" auf dem Spiel "und damit auch die aller Kinder und Enkelkinder" von Frau von der Leyen. Klimasommer. Klimakatastrophe. "Schneller taut es nicht nur in Kanada, sondern auch in arktischen Regionen." Und "in Brasilien wird der Regenwald unter dem rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro schneller abgeholzt als seit zehn Jahren - allein im Mai verschwanden 739 Quadratkilometer Amazonasdschungel." Das, rechnet Stöcker vor, sei "mehr als die doppelte Fläche Münchens". Geht das in dem Tempo weiter, ist der Amazonaswald in 539 Jahren komplett abgeholzt.
Mit anderen Worten: Dadurch, dass Christian Stöcker Fakten und Argumente entsprechend passgenau aufeinander abstimmt, entsteht der Eindruck drängender Gefahr. Und es naht das Rettende auch: Ursula, die Klimaverteidigerin, die der Menschheit "die Herbeiführung der Katastrophe" untersagen wird, indem sie "CO2-Kraftwerke" (Stöcker) im Handstreich abschalten lässt - auch "in China, das immer noch neue Kohlekraftwerke plant".
Gerade noch als wacklige und innerlich zerstrittene Gemeinschaft wahrgenommen, die eine für in 14 Tagen versprochene europäische Lösung zur Flüchtlingsverteilung auch in 14 Monaten nicht zustandezubringen in der Lage war, verwandelt sich die Europäische Union unter der flotten Feder Hamburger Fantasten Stöcker flugs in "die größte Hoffnung, die die Menschheit der Gegenwart und Zukunft hat, als politischer Antreiber und als Vorbild". Von von der Leyens Büro, einem mit klimaholz getäfelten Raum in Brüssel, kann nun "das radikale, menschheitsgeschichtlich einmalige Umdenken und -lenken ausgehen, dass uns alle vor dem Schlimmsten bewahren kann".
Der Ruf nach einem Retter, einer Erlöser, einer Figur, die uns bei der Hand nimmt und aus dem Jammertal führt, er gehörte in solchen Momenten immer auf die Tagesordnung. Jesus, Stalin, Dutschke, Gorbatschow und Papst Benedikt, sie fanden in Obama, Concita Wurst und Greta Thunberg ihrer zeitgemäße Entsprechung. Weil aber alles, was jemals war, als Farce wiederkehren muss, wie Karl Marx im "Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte" schrieb, steht der nächste Erlöser schon wieder vor der Tür. Wolle mern rinlasse? Narhallamarsch! Rammpapa, da kommt sie: Ursula von der Leyen, 61, Mutter von Sieben, Retterin von acht Milliarden.
Weltenrettung als Wochenendaufgabe
So will es der "Spiegel", der seit dem Ende seines zwei Jahre währenden Kampfes gegen Donald Trump ratlos auf der Suche nach einer neuen gesellschaftlichen Aufgabe ist. Nun, hier ist sie: Das Magazin macht sich zur Fackel, die dem Marsch der Menschen in eine neue Zeit prophetisch vorausleuchtet. Dazu musste Christian Stöcker zwar die oben erwähnte menschliche Scheu überwinden, auf offener Straße eine Narrenkappe aufzusetzen und sich Schellenschuh und Clownsgewand anzuziehen. Aber ist dieser point of no return erst einmal überwunden, ja, übersprungen glatt, geht der Rest wie von selbst.
Ursula von der Leyen, ein prototypisches Produkt altbundesdeutscher Verwaltungspolitik, deren Karriereleitern die ins Milieu Geborenen nach oben führen, so lange sie nicht mit der Hand in der Kasse oder mit den falschen Bildern auf dem Laptop erwischt werden, verwandelt sich unter Stöckers Stift in 73 Zeilen von der im Volke ungeliebten Allzweckwaffe der Kanzlerin in the savoir of the universe. Eine Sarah Connor, die allein die Menschheit von der Klimaklippe zurückzureißen vermag.
Europa als Anführer der Erde
Stöcker hat sich übers Wochenende, womöglich bei einigen entspannenden und furchtmindernden Getränken, ein Rezept ausgedacht, wie die künftige EU-Kommissionspräsidentin "ihre wichtigste Aufgabe" lösen können wird, nämlich die, "Europa zum Anführer bei der Rettung des menschlichen Lebensraums zu machen".
Wo Kleingeister aufs Mittelmeer schauen, zur Nordstream-Gasleitung oder auf die britische Insel und der Eindruck glauben haben zu müssen, dass es nicht eins, sondern eher eins, zwei, viele, viele, viele Europa gibt, wischt der Professor für Digitale Kommunikation an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg solche kleinliche Einwände mit dem Furor des Klimaglaubenskriegers beiseite. "Trump muss weg, China muss ins Boot, die EU muss führen", bestimmt er. An der Spitze Europas als neue Jeanne d'Arc Ursula von der Leyen, denn "erstens ist sie überzeugte Europäerin - und zweitens hat sie sieben Kinder. Sie freut sich auch schon auf Enkel."
Gleich drei Argumente, wie sie handfester nicht sein könnten. Trump zum Beispiel hat nur fünf Kinder und neun Enkel, er käme aus sexistischer Sicht als Weltenretter kaum infrage, denn, schreibt der studierte Psychologe Stöcker, "das Gefühl der Verantwortung für die eigenen Nachkommen schlägt im Zweifel - von furchtbaren Ausnahmen abgesehen - die meisten anderen Antriebe menschlichen Handelns". Dadurch ist, die Fakten und Argumente entsprechend passgenau aufeinander abgestimmt, von der Leyen deutschland- und europaweit allein auf weiter Flut: Merkel hat keine Kinder, Manfred Weber, die Älteren erinnern sich an den "Spitzenkandidaten", nicht, Emmanuel Macron nicht, Juncker hat keine, überhaupt lebt die ganze Führungsspitze Europas nur für ihre Völker.
Kinderreichtum als Gelegenheitsargument
Bisher glaubte man, dass das reicht. Dass es am sichersten für alle ist, wenn all diese Kinderlosen von akuter Zukunftsangst gepackt all die Bürger ihrer Länder wie ihre Kinder annehmen und ihnen wie denen, die noch nicht einmal geboren sind, den Eindruck zu vermitteln, dass an sie gedacht worden ist. Während Eltern, die selbst Kinder haben, irgendwann unweigerlich begreifen, dass der Nachwuchs seine eigenen Wege geht und seine eigenen Fehler macht, ganz egal, wie umfangreich und detailliert die hinterlassenen Testamente sie auf Verhaltensregeln verpflichten, schienen die Kinderlosen mit ihren Gesetzen für Morgen und Übermorgen eine Nachhaltigkeit zu beschwören, die die Nachgeborenen von der Mühe freispricht, sich um sich selbst zu kümmern. Statt die Gegenwart zu regieren, betonierten sie die Zukunft per Gesetz in feste Formen.
Dass das nicht reichen könnte, diese Angst plagt Christian Stöcker beim Sonntagsbraten. Steht doch "die Zukunft der gesamten Menschheit" auf dem Spiel "und damit auch die aller Kinder und Enkelkinder" von Frau von der Leyen. Klimasommer. Klimakatastrophe. "Schneller taut es nicht nur in Kanada, sondern auch in arktischen Regionen." Und "in Brasilien wird der Regenwald unter dem rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro schneller abgeholzt als seit zehn Jahren - allein im Mai verschwanden 739 Quadratkilometer Amazonasdschungel." Das, rechnet Stöcker vor, sei "mehr als die doppelte Fläche Münchens". Geht das in dem Tempo weiter, ist der Amazonaswald in 539 Jahren komplett abgeholzt.
Der Eindruck drängender Gefahr
Mit anderen Worten: Dadurch, dass Christian Stöcker Fakten und Argumente entsprechend passgenau aufeinander abstimmt, entsteht der Eindruck drängender Gefahr. Und es naht das Rettende auch: Ursula, die Klimaverteidigerin, die der Menschheit "die Herbeiführung der Katastrophe" untersagen wird, indem sie "CO2-Kraftwerke" (Stöcker) im Handstreich abschalten lässt - auch "in China, das immer noch neue Kohlekraftwerke plant".
Gerade noch als wacklige und innerlich zerstrittene Gemeinschaft wahrgenommen, die eine für in 14 Tagen versprochene europäische Lösung zur Flüchtlingsverteilung auch in 14 Monaten nicht zustandezubringen in der Lage war, verwandelt sich die Europäische Union unter der flotten Feder Hamburger Fantasten Stöcker flugs in "die größte Hoffnung, die die Menschheit der Gegenwart und Zukunft hat, als politischer Antreiber und als Vorbild". Von von der Leyens Büro, einem mit klimaholz getäfelten Raum in Brüssel, kann nun "das radikale, menschheitsgeschichtlich einmalige Umdenken und -lenken ausgehen, dass uns alle vor dem Schlimmsten bewahren kann".
Die Bayern wollen jetzt Haßkommentare auf Vorrat speichern. Ja ist denn schon Ernstfall?
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SPIEGEL ONLINE 08. Juli 2019, 12:54 Uhr
Justizminister Eisenreich
Bayern fordert Vorratsdatenspeicherung gegen Hasskommentare
Ich habe ja Beiträge von HW Sinn zum Thema "Umwelt und Weltenrettung" gelesen.
AntwortenLöschenWenn er recht hat, dann ist in dem Papier zum Kohleausstieg keine ernsthafte Beschreibung für vorhandene bzw. dann nutzbare backup-Kraftwerke (wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint).
Ebenso wenig wird berücksichtigt, daß eine Elektrifizierung des Straßenverkehrs NOCH MEHR Strom benötigt.
(Generell sieht es für mich so aus, als hätte man auch nicht einen "fallenden Grenznutzen" beachtet. Es sollte mich sehr wundern, wenn die zusätzlich zu nutzenden Standorte für weitere Solaranlagen und Windräder mind. die gleiche "Nützlichkeit hätten, wie die bisher vorhandenen.
re Anmerkung : und wenn wir Herrn Eisenweich ganz einfach immer ne Kopie zukommen lassen ?
AntwortenLöschenalso ich las das stueck mit interesse, aus dem begeisterung wurde, und habe im prinzip nur eine frage: wo kann ich meine stimme fuer sie abgeben?
AntwortenLöschenerste erdenbuergerpflicht: uschi waehlen gehn!
Ich brauche nichts als Kopie bei den Bevorratern von haß und zwietracht abgeben. ich werde schon überwacht. Siehe Abschlußbericht des NSU-Ausschusses 2 Sachsen, wo ich mit einer lobenden Erwähnung bedacht wurde.
AntwortenLöschendie wissen eben, wo die wahren gefahren lauern!
AntwortenLöschenwir brauchen eine neue Regierung .
AntwortenLöschenWir brauchen eine Sowietregierung - mit'm unumschränkten Offeßier anne Spitze!
Jud' Tucholsky: Ein älterer, leicht besoffener Herr.
https://www.strawpoll.me/18291626
AntwortenLöschenhttps://www.fixpoetry.com/autoren/literatur/feuilleton/julietta-fix
AntwortenLöschenhttps://www.facebook.com/fixpoetry/?ref=py_c
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Julietta Fix
Rothenbaumchaussee 47
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https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2019/der-zugfuehrer-sorgt-fuer-bombenstimmung/
https://www.stern.de/reise/deutschland/zugfuehrer-mit-ansage-zu-bombenentschaerfung---wortwahl-macht-fassungslos-8789616.html
Hinter den Kulissen der EU
AntwortenLöschen"Reisende können Wortwahl nicht fassen", Reisende empörten sich: gelogen! Frau Fix wird zitiert mit "...keiner hat sich gerührt."
AntwortenLöschen"Allein die Wortwahl, 'Westalliierte' ...: Ich finde, das kann die Deutsche Bahn nicht durchgehen lassen", so Fix im Gespräch mit dem stern.
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Völlig richtig. Der Russe war's. Auch heute müssen Deutsche Bahnräder für den Propagandasieg rollen.