Was nicht passt, muss passend gemacht werden. Dieses Selbstbewusstsein haben nicht nur deutsche Politiker, sondern auch deutsche Medien. Wenn also der „Focus“ versucht, Europa in die Hände von Frauen zu schreiben, weil eine „neue Stärke der Frauen“ darin zu sehen sei, dass „die führenden Posten Europas“ in ihren Händen seien, dann rechnet das Münchner Blatt als erstes alles, was nicht EU ist, nach dem Vorbild der von Altbundespräsident Christian Wulff erst kürzlich aufgedeckten Friedenslüge aus seiner Gleichung heraus. Die Leitung der EU-Kommission, die Spitze der Europäischen Zentralbank, die Führung der bedeutendsten europäischen Volkswirtschaft und die Verantwortung für die größte europäische Armee liegen so plötzlich tatsächlich in den Händen von Frauen!
Um zu diesem Ergebnis zu kommen, bedarf es aber selbstverständlich einiger Verbiegungen. So ist die größte europäische Armee natürlich nicht die deutsche, sondern die russische. Auch den Umstand berücksichtigt, dass es sich die politische Klasse der EU als Marketinggründen antrainiert hat, "EU" und "Europa" synonym zu verwenden, als existierten es außerhalb der Wertegemeinschaft nicht noch weitere 15 Staaten mit rund 250 Millionen Einwohner, stimmt die Behauptung nicht. Dann wäre die größte Armee der EU gemeint, denn Frankreichs Streitkräfte sind um ein ganzes Fünftel größer als die Deutschlands. Selbst die Streitkräfte Großbritanniens, derzeit unzweifelhaft noch sowohl europäisch als auch EU, sind bedeutend größer als die Bundeswehr.
Wo aber rohe Kräfte Fake News produzieren, als könne ein Höchstmaß an Unsinnsverteilung die sterbende Branche retten, kommt es auf Tatsachen nicht an. Beziehen sich vermeintlich professionell arbeitende Medienhäuser bei Falschmeldungen meist auf Vorgaben aus der Politik, die sie unwidersprochen übernehmen, liegt die wahre Meisterschaft darin, sich Dinge, die in die eigene Argumentationskette passen, einfach selbst auszudenken. Oder um es mit einer nie eingelösten Fantasie des gestürzten und inzwischen längst vergessenen ehemaligen Gottkanzlerkandidaten Martin Schulz zu sagen: "Wir würden aus der Bundeswehr die größte Armee Europas machen".
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AntwortenLöschenIst wohl am besten, die Trolle nicht zu atzen.
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