Samstag, 15. Juni 2019

Youtube: Krieg gegen die Meinungsfreiheit

 Ekkehard Schall liest verächtlich aus "Mein Kampf". Aber das darf er nicht:

Als Axel Voss zum "Europaabgeordneten des Jahres" gewählt wurde, war dann doch alles richtig gewesen. Der jährlich vergebene Award des "The Parliament"-Magazins aus Brüssel ehrte einen Mann, der den Weg bereitet hatte für ein Internet, das inzwischen auch zeigt, wie funkelnd neu, sicher und sauber es zu werden verspricht. So hat Youtube, das mächtige Filmportal jetzt hunderte Kanäle gesperrt, die historisches Archivmaterial posteten.

Geschichte aber, das wusste schon Stalin, ist nie fertig, sie wird fortwährend neu interpretiert und kann durchaus gefährlich sein, obwohl sie schon längst vergangen ist. Scott Allsops Youtube-Channel mit historischen Filmschnipseln, der sich vor allem an Schüler richtete und Aufklärung über die Macht totalitärer Gedanken betrieb, wurde von YouTube gesperrt, weil er für „Hass“ geworben habe. Erst umfassende Proteste veranlassten das Portal, Allsop wieder Zugang zu gewähren und weiterzusenden.

Auch der Sender Regionaal Archief Alkmaar ist betroffen. Der Kanal zeigte hauptsächlich Videos aus den 20er bis 50er Jahren, darunter Aufnahmen der Bundeswehr und Ausschnitte von Adolf Hitler-Reden. "Youtube hat unseren gesamten Kanal gelöscht", twitterte Kanalbesitzer @ArchiefAlkmaar. Er sei als "Hetzer" bezeichnet worden, weil er unter anderem Filmmaterial aus den 30er und 40er Jahren zeige. Auch hier half öffentlicher Protest, Youtube stellte den Kanal wieder her - natürlich ohne Kommentar oder gar Erklärung.

PPQ kam glimpflicher davon. Auf unserem Kanal erfasste die aktuelle Sperrwelle einzig einen Clip mit den großen ostdeutschen Theaterschauspielers Ekkehard Schall, der dort mit einer Bluesmusikimprovisation unterlegt knappe zwei Minuten Text aus Adolf Hitlers "Mein Kampf" liest. Seit elf Jahren tat er das, unbehelligt. Die komplette Doppel-CD der Lesung des gebürtigen Magdeburgers, der mit Brechts Tochter Barbara verheiratet war, war bereits Ende der 90er Jahre verboten gewesen, weil die Bayrische Staatskanzlei als Hüterin von Hitlers Erde dessen Urheberrechten verletzt sah. Mittlerweile ist das Album problemlos käuflich zu erwerben.

Nur bei Youtube kann es nicht angehört werden, nicht einmal in Auszügen, die sich satirisch mit den Parallelen auseinandersetzen, die zwischen Hitlers Ansicht, dass wer nicht arbeitet, auch nicht essen sollte, und der Erziehungspraxis von Hartz IV bestehen. Alles fällt unter das Verdikt von Youtube, dass Inhalte generell zu löschen sind, die sich dokumentarisch mit dem Nationalsozialismus beschäftigten. Als Begründung führt die Löschabteilung nur an, dass "Guidelines" verletzt worden seien, die Inhalte verbieten, die "glorifying or inciting violence against another person or group of people". Über seine neuen "Richtlinie zu Hassreden" berichtet das Videoportal selbst: "Es werden alle Inhalte entfernt, in denen behauptet wird, dass eine Rasse, Religion, sexuelle Orientierung oder sonstige Gruppe anderen Personen überlegen ist, um Diskriminierung, Segregation oder Ausgrenzung zu rechtfertigen. Dies gilt auch, wenn die Inhalte nicht ausdrücklich zu Gewalt aufrufen."

Ekkehard Schall tut nun weder dies noch das, er diskriminiert nicht, er ruft nicht zu Gewalt auf, er grenzt nicht aus und äußert sich zu keiner sexuellen Orientierung. Doch "Hate Speech" kann nun auch die reine Dokumentation von Ereignissen, das Zitieren historischer Reden oder das Zeigen von Ereignissen aus der Geschichte sein. Nicht von alldem findet sich in Schalls Performance aus Hitlers ödem Standardwerk. Aber ein neues Kapitel im Krieg gegen die Meinungsfreiheit, in dem die Staaten die - ihnen selbst verbotene - Zensurfunktion an private Firmen ausgelagert haben, erlaubt den Wächtern des Netzes eben alles.

Und den Nutzern nichts.

5 Kommentare:

  1. Leseratte
    5,0 von 5 SternenMein Kampf
    30. Oktober 2014
    Verifizierter Kauf

    So widerlich wie die Auszüge sind, hatte ich sie mir gar nicht vorstellen können.
    Die jenigen die behaupten, wer Mein Kampf gelesen hat, konnte wissen, was kommt
    haben völlig recht

    5 Personen fanden diese Informationen hilfreich
    -----
    Dann kauf ich nicht.

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  2. Facebook monitors your OFFLINE behavior to decide if you're a "Hate Agent" via:

    — who you were seen with
    — comments about immigration
    — your tattoos
    — if you are NEUTRAL about someone
    — things you say IN PRIVATEhttps://www.breitbart.com/tech/2019/06/13/exclusive-facebooks-process-to-label-you-a-hate-agent-revealed/ …

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  3. Klar, innerhalb der Lügen-Matrix lupenrein konsequente und selbstkonsistente Agenda, muss doch um jeden Preis der Zunahme der "red-pilled" Individuen Einhalt geboten werden, andernfalls die Existenz der perfide camouflierten Matrix selbst auf dem Spiel steht. -

    Noch fungiert das Internet als "Quasi-Westfernsehen", daher auch die fieberhaften Anstrengungen der bolschewistischen Schurken-Schaft, die letzten Löcher zu stopfen, die das Eindringen von "Wahrheits-Luft" in die gigantische, über Europa gestülpte, fast schon hermetisch dichte Lügen-Glocke, noch ermöglichen. -

    Daher z. B. die schon beinahe manischen Auftritte eines Hundsfotts Maas, die letzten Keime v. "free speech" brutal zu ersticken. -

    Und muss eine Lügen-Matrix natürlich diese Intention ebenfalls zynisch verdrehen und ins Gegenteil verkehren, gerieren sie sich infamerweise als edle Drachentöter, die insinuierte und daher halluzinierte "Feinde der Freiheit" bekämpfen.





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  4. @ Anmerkung: Danke dafür:

    >> So widerlich wie die Auszüge sind, hatte ich sie mir gar nicht vorstellen können. <<
    Kann nur mutmaßen: Vielleicht bezieht sich das Spießerlein auf "müßte man einmal so unter Gas halten ..." - Aber shietegal. Es ist die Sorte, die alles, was die Obrigkeit gebeut, je nachdem Spitze oder pfui bäh findet.
    In der Tat ist Kein Mampf ein ziemlich langatmiges Machwerk, auch sachlich in weiten Zügen Narretei, z.B. die a priori Minderwertigkeit der Slawen, was ihm Skorzeny auch krummgenommen haben soll.
    Was aber Adolf zur parlamentarischen Demokratie schreibt, erfüllt einen mit grimmigem Entzücken.

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  5. Es sagte ein gewitzter Russe, daß die Freiheit der Meinungsäußerung gar nicht das Problem wäre - jedoch die Freiheit n a c h der Meinungsäußerung.

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