Es klappt nicht alles in Deutschlands Wirtschaft: Flughäfen, Autobahnen, Internet und Stromtrassen zu bauen, fällt der ehemaligen Vorzeigewirtschaft mittlerweile schwer. |
Noch ist Deutschland vorn dran, für das ZDF sogar das reichste Land der Erde. Doch die aktuelle Hitparade der größten Firmen der Welt zeigt ein anderes Bild: Unter den tausend umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen stammen 299 aus den Vereinigten Staaten, aus Japan kommen 146 Firmen, China folgt mit 79 Konzernen. Dahinter liegen Großbritannien und Frankreich mit je 45. Und dann erst taucht Deutschland auf, mit 44 Top-Tausend-Firmen auf Platz 3 in Europa und Platz fünf weltweit.
Ein Menetekel, das nicht nur den steten Wandel des Kapitalismus zeigt, in dem Wachsen und Vergehen Zeitalter des Fortschritts sind, sondern auch eine Verschiebung der Gewichte rund um den Globus. Vor fünfzehn Jahren noch war Deutschland mit 56 Unternehmen sind in der Forbes-Liste vertreten, davon schafften es sieben sogar unter die Top 100. Die Allianz stand auf Rang 15, die Deutsche Bank, seinerzeit noch ein beinahe volkseigenes Unternehmen mit mehr als 500.000 privaten Anteilseignern, auf Rang 27.
Fünf Jahre später kam Europas Zentralmacht dann auch noch glimpflich aus den Verwerfungen der Finanzkrise. Die hiesigen Großunternehmen hätten "gerade in der Forschung und Entwicklung die Ausgaben stabil hoch gehalten oder gar erhöht", analysierte die FAZ. Deutsche Unternehmen hätten sich zudem - auch aus politischen Gründen und nicht immer freiwillig - "früher als Mitbewerber aus anderen Ländern dem Thema Umweltschutz zugewandt".
Nun hätte der große Sturm der deutschen Unternehmen auf die Weltspitze beginnen können. Geschehen ist das Gegenteil: Aus der Deutschen Bank wurde ein anämischer Regionalinstitut, das noch ganze 13 Milliarden Euro wert ist - ein Fünftel des französischen Konkurrenten BNP. Die deutschen Autofirmen halten zwar noch vorn mit, doch angesichts des verordneten Wechsels zur Elektromobilität ist das eine Momentaufnahme mit eilig näherrückendem Verfallsdatum.
Und viel mehr ist da nicht. Mit 50 Unternehmen unter den größten 2000 Firmen und acht unter den Top 100, darunter neben den Autoherstellern Firmen wie E.on, BASF und Siemens, lag Deutschland hinter den USA (543), Japan (251), China (136), Großbritannien (95) und Frankreich (64) seinerzeit auf Platz 6. Zehn Jahre danach reicht es noch zu Platz 9. Der eine Platz unter den Top 20, den Allianz und Volkswagen über die letzten Jahrzehnte abwechselnd gesichert hatten, liegt derzeit bei Volkswagen. Platz 18 allerdings ist zwei Plätze schlechter als im Vorjahr. Auch die Allianz ist in einem Jahr um einen Platz auf 23 abgerutscht.
Bis Platz 50 kommt dann nichts mehr, bis Platz 100 kommen nur noch BMW und BASF. Unter den großen Industrienationen ist der Exportweltmeister das Land, das ohne große Industrieunternehmen auskommt. Und die es hat, gehören nicht Deutschen, sondern Investoren aus dem Ausland: Fast 54 Prozent der Aktien der Dax-Konzerne sind gegenwärtig in der Hand nicht-deutscher Besitzer. 28 Prozent der Aktien befinden sich in den Händen von Anlegern in Europa, 20 Prozent gehören Nordamerikanern. Auf Aktionäre aus Deutschland entfielen insgesamt nur 35,8 Prozent, das ist ein Rückgang von zuvor 37,7 Prozent.
Und der bedeutet, dass von den mehr als 36 Milliarden Euro, die die 30 Dax-Unternehmen an Dividende ausschütten, fast 20 Milliarden ins Ausland fließen.
Zur Verzwergung eines Riesen
AntwortenLöschenhttps://www.welt.de/politik/ausland/article195244065/Jean-Claude-Juncker-Darum-haelt-er-sich-von-sozialen-Medien-fern.html
Der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ist kein großer Fan von sozialen Medien. Er wolle die beleidigenden Angriffe nicht sehen. Was von Gegnern als Trunkenheit verkauft worden sei, habe einen ganz anderen Grund gehabt.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hält sich von den sozialen Medien fern – um verletzenden Kommentaren aus dem Weg zu gehen. Er folge den sozialen Netzwerken nicht, weil er „nicht gerne Tag für Tag sehe, dass ich betrunken bin, dass ich korrupt bin, dass ich ein Niemand bin“, sagte Juncker am Dienstag in einem Interview mit dem europäischen Politmagazin „Politico“, das wie WELT zum Axel-Springer-Konzern gehört.