Es fing schon damals an mit den Fake News. Der II. Weltkrieg war kaum vorüber, da begannen die Fälschungen: Am 7. Mai, 2.41 Uhr morgens, hatte Alfred Jodl, Chef des Wehrmachtführungsstabes im Oberkommando der Wehrmacht, in einem Zimmer einer Schule im französischen Reims die bedingungslose Kapitulation Deutschlands unterschrieben.
US-Präsident Dwight D. Eisenhower nahm nicht an der Kapitulationszeremonie teil, er schickte seinen Stabschef, General Bedell Smith die Dokumente zu unterzeichnen, deren Text nicht mal eben so hingewischt wurde. Monatelang hatten Experten aus Washington, London und Moskau zuvor schon erörtert, was genau die Deutschen unterschreiben würden müssen. Ein eigenes Gremium - die Europäische Beratungskommission (European Advisory Commission, abgekürzt EAC) - arbeitete eine ganze Anzahl von Entwürfen aus, die die bedingungslose Kapitulation mit allerlei Bedingungen anfüllten. Die Regierungen der Großen Drei USA, Sowjetunion und Großbritannien genehmigten sie, Jodl unterschrieb.
So nahmen zumindest alle Beteiligten an. Doch zum Ärger Stalins stellte sich Stunden später heraus, dass General Bendell Smith nichts von vorbereiteten Kapitulationspapieren gewusst hatte. In der Not, Jodl irgendein Papier hinlegen zu müssen, damit der etwas zum Unterschreiben hatte, wies Smith drei unterstellte Offiziere an, sich Kapitulationsdokumente auszudenken und sie aufzusetzen.
Für den sowjetischen Verbindungsoffizier, General Iwan Susloparow, waren die improvisierten Dokumente völlig in Ordnung. Ihm hatte seine Regierung nie mitgeteilt, dass es bereits vorbereitete Kapitulationsurkunden gab. Als er aber nach Moskau meldete, dass er für die Sowjetunion unterschrieben habe, wurde er nach Moskau zurückberufen und - vermutlich - zusammengefaltet. Stalin war außer sich, weil nicht die mit dem Kreml abgestimmten Bedingungen des EAC-Abkommenas verwendet worden waren. Bei einer hektischen Suche im US-Hauptquartier wurden die vorbereiteten Urkunden gefunden: Eine blaue Mappe im Top-Secret-Schrank von General Smith, der das aufwendig vorbereitete Kapitulationsabkommen schlicht vergessen hatte.
Die Deutschen hatten damit kapituliert, aber eben auch nicht. Offiziell erklärten die (West-)Alliierten im Bemühen, die Panne zu verbergen, dass die von Jodl unterzeichneten Dokumente nicht die Kapitulation selbst, sondern deren "Formalisierung" darstellten. Die "offizielle Kapitulation" Deutschlands aber werde - planmäßig - erst am 9. Mai in Berlin vollzogen werden.
Auch das klappt nicht: Schon am 8. Mai sollen Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff (für die Luftwaffe) und Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg (Marine) noch einmal die nun abgestimmten Dokumente für die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht und aller Teilstreitkräfte in Berlin-Karlshorst unterzeichnen. Doch das Prozedere zieht sich bis nach Mitternacht hin, so dass die Unterschrift unter das nun "endgültige Kapitulationsurkunde" genannte Papier erst erfolgt, nachdem um 24 Uhr bereits mit der Umsetzung begonnen wurde.
Klaus Kahlenberg, der letzte Sprecher des Reichssenders Flensburg, der das letzte Sprachrohr der letzten Reichsregierung von Karl Dönitz ist, an der die Ereignisse berührungslos vorbeibranden, verliest am 9. Mai um 20:03 Uhr den letzten Wehrmachtbericht. „Seit Mitternacht schweigen nun an allen Fronten die Waffen.“ Josef Stalin hält am selben Tag eine Siegesansprache ohne jede Euphorie: "Da wir die Wolfsnatur der deutschen Machthaber kennen, die Verträge und Abkommen als einen bloßen Fetzen Papier betrachten, haben wir keinen Grund, ihnen aufs Wort zu glauben", sagt er.
Und bestimmt den 8. Mai, an dem weder die erste Kapitulation vom 7. noch die zweite vom 9. erfolgt war, zum offiziellen Tag des Sieges.
Dafür haben sie General Jodl aufgehängt. Gewohnt in preussischer Tradition machte er selbst am Hinrichtungstag noch sein Bett. Mit so einem prinzipientreuen Mann konnten die Kaugummikauer nicht anfangen. Angesichts dieses Sauhaufens sang selbst Hallodri Göring noch ein Loblied aufs 3. Reich und wurde deswegen räumlich von den Kameraden getrennt, um sie nicht *negativ* zu beeinflussen.
AntwortenLöschenVielen Dank für die Anekdote.
Man wird alt wie eine Kuh - und lernt immer noch dazu ...
AntwortenLöschenD.a.a.T.