Kaum vier Monate ist es her, dass der "Spiegel"-Reporter Claas Relotius den deutschen Journalismus revolutioniert hat - und schon steht die Shortlist der Beiträge und Autoren, die in diesem Jahr erstmals mit dem nach ihm benannten Relotius-Preis ausgezeichnet werden sollen.
Für den Neuzugang im branchenweit beachteten "Guide Journalistenpreise", der traditionell einmal jährlich erscheint und insgesamt 262 überwiegend äußerst lukrative Auszeichnungen anpreist, hat eine hochrangige Vorjury über 707 Einreichungen entscheiden und 52 herausragende Beiträge von 17 begnadeten Spitzenfedern in die Endauswahl des Preises berufen. Das geschah über ein mehrstufiges Blind-Bewertungsverfahren, um ostdeutsche Antragsteller nicht zu benachteiligen.
Auf den Shortlists des diesjährigen Relotius-Preises finden sich aber dennoch vor allem gute alte Bekannte des kritischen Journalismus wieder, einige von ihnen sogar mehrfach. Neben Dunja Hayali kann sich auch Anja Reschke mit ihrem Buch "Haltung" Hoffnung auf die eine oder andere Auszeichnung machen. Für seine konsequente Haltung Russland und den USA gegenüber ist der ausgeschiedene Spiegel-Chef Klaus Brinkschäumer Favorit auf einen Sonderpreis, die Auszeichnung für ein Lebenswerk im Dienst der Wahrhaftigkeit dürfte SZ-Starkommentator Heribert Prantl kaum zu nehmen sein.
Transparenz ist Trumpf
Die Branche, verfrühten Nachrufen zufolge tief in der Krise, feiert aber vor allem mit herausragenden Stücken in der Relotius-Kategorie “Reportage” ihre eigene Kraft. Früher als "Egon Erwin Kitsch-Preis" bekannt, später zu Ehren von Henri Nannen, einem früheren Kriegsberichterstatter in der Propagandakompanie der SS-Standarte Kurt Eggers, umbenannt, wird die scherzhaft auch "Nanni-Preis" genannte Auszeichnung in 77 Kategorien vergeben. Allein zehn in “Dokumentation”, 22 in “Investigative Leistung”, vierzehn in “Lokale Investigative Leistung” und sechzehn in der Kategorie “Zusammenarbeit von Gemeinwohlmedien und medienkapitalistischen Heuschrecken" Hinzu kommen 33 Nominierungen für “Reportage-Fotografie (Studio)” und siebzehn für “Inszenierte Fotografie”. Als Favorit gilt hier Ullrich Fichtner, der als Mentor von Claas Relotius bekannt wurde und dessen Nachruf schrieb, sein Amt aber ruhen lässt
Insgesamt ist die Süddeutsche Zeitung allein vierzig Mal nominiert (dreimal mit dem Magazin, einmal mit SZ Familie), hinzu kommen Arbeiten vom Stern, Geo, dem Spiegel, Tagesspiegel und der Zeit, die FR, Taz und Rheinpfalz. Alle Leitmedien sind jeweils mit dem Anteil vertreten, den ihre Auflage ihnen nach der sogenannten Augstein-Formel aus den 60er Jahren zuspricht.
Aus den Shortlists nominieren die Haupt- und die Fotografie-Jury Anfang Mai drei Arbeiten pro Kategorie. Jury-Mitglieder sind unter anderem Herrnfried Hegenzecht, der Chef des Bundesblogampelamtes im mecklenburgischen Warin, der Medienwissenschaftler Hans Achtelbuscher vom An-Institut für Angewandte Entropie der Bundeskulturstiftung, die bekannte Medienkolumnistin Svenja Prantl, Regierungssprecher Steffen Seibert, Rainald Schawidow, Chef der Bundesworthülsenfabrik in Berlin, und die angesehene Sprachexpertin Elisabeth Wehling vom Berkeley International Framing Institute.
Glaubwürdigkeit bewiesen
Die Sieger wählen sie kurz vor der Preisverleihung, die erstmalig zu einem “Tag des Journalismus” erweitert wird, bei dem der Öffentlichkeit ein Einblick in die Arbeit der Jury gegeben werden soll. Wegen der aktuellen Debatte um mögliche Fälschungen durch Claas Relotius hatte die Illustrierte "Stern" den im Vorjahr noch beinahe für sein herausragendes Stück “Löwenjungen” in der Kategorie “Reportage” ausgezeichneten Namensgeber des neuen Preises nicht zum Wettbewerb zugelassen. Der Relotius-Preis gilt bereits jetzt als die bedeutendste Auszeichnung für Journalisten in Deutschland, die Glaubwürdigkeit und Transparenz des Journalismus glaubwürdig verkörpern.
Die Madeille war Ende letzten Jahres vollständig ausgelobt worden, ist aber wieder liefer- und verleihbar. Frisch aus der Plakettenpresse.
AntwortenLöschensuper, das klaue ich
AntwortenLöschenHieß die Ehrung vormals wirklich "Egon - Erwin - Kitsch - Preis"? Glaube ich nicht.
AntwortenLöschenselbstverständlich. wie denn sonst?
AntwortenLöschen"Hieß die Ehrung vormals wirklich "Egon - Erwin - Kitsch - Preis"?"
AntwortenLöschenPhonetisch auf jeden Fall.
da steht vierzig mal.. ähm.. vier mal oder?
AntwortenLöschen400 Mal wäre richtig gewesen, das ist korrekt
AntwortenLöschenDas ist rechtsextreme(pardon: "rechte") Anti-Relotiushetze.Politisch nicht schön, sondern häßlich!
AntwortenLöschender alois - reichsrelotiuswart
Plakettenpresse klingt doof. Natürlich war das die altbewährte Medaillenschmide in Mittweida, die da per Sonderschicht die nächste Charge zu verteilender Medaillen fertigt. Also diesmal nicht Oberhof, Altenberg, Kienbaum und DHFK und alle angeschlossenen Arztptaxen, sondern solide Handwerker, die Meister des Blechs.
AntwortenLöschenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Mittweidaer_Metallwarenfabrik