Kapitulation: Der "Spiegel" kührt seinen Erzfeind Trump zähneknirschend zur "letzten Hoffnung". |
Es war Belzebub und Teufel, das Unmenschliche in Menschengestalt, ein Faschist, Fremdenfeind, Populist des Bösen, Ungeheuer, "Irrer" und "Hassprediger" (Steinmeier). Zwei Jahre lang mochte niemand in Deutschlands Leitmedien oder in der deutschen Spitzenpolitik dem amerikanischen "Milliardär" (Spiegel) Donald Trump verzeihen, dass er seiner demokratischen Konkurrentin Hillary Clinton den Sieg bei der US-Präsidentenwahl weggenommen hatte, ohne dass Deutschland dazu vorher seine Genehmigung erteilt hatte.
Trumph hatte damit Verhältnisse zum Tanzen gebracht, die aus deutscher Sicht für immer an ihren Tischen hätten sitzenbleiben sollen: Schließlich marschierten die Weltfriedensgemeinschaft EU und die unter Barack Obama endlich zur globalpolitischen Vernunft gekommenen Vereinigten Staaten gerade gemeinsam in eine lichte Zukunft aus TTIP und Russland-Embargo, um dem üblen Chinesenmann den Appetit auf Konkurrenz vom Start weg zu verderben.
Mediale Jagt auf Milliardär
Trump kam, sah und verdarb allen die Laune. Das verlangte nach Konsequenzen. Als gelte es, einen Bären zu erlegen, startete vom ersten Tag der Trump-Präsidentschaft an eine mediale Jagd auf den Mann im Weißen Haus, die keinerlei Rücksicht kannte. Egal wie irrsinnig die Beschuldigungen waren, wie wie verrückt die Anlässe und wie sehr von Wunschdenken geprägt die Berichterstattung ganzer Supplements großer Nachrichtenmagazine, kein Schwer war zu stumpf, es nicht zu schwingen und keine Titelseite zu schade, sie nicht dem Kampf gegen Trump zu widmen, koste es auch noch den letzten Getreuen aus der schrumpfenden Leserschar.
Klaus Brinkbäumer, als "Spiegel"-Chef ein General des großen Endkampfes um das Schicksal der freien Welt, wie Europa sie gern haben würde, ließ die Propagandapeitsche knallen, so lange es ging. Dann musste er gehen, nunmehr in der Rolle des Zuhälters von journalistischen Fabelwesen wie Claas Relotius, die sich ganze US-Kleinstädte ausdachten, um daheim abliefern zu können, was Nachrichtenführer wie Brinkbäumer sich an klischeestrotzenden Reportagen aus Trumpland wünschten.
Brinkbäumer in Trumpland
Es nützte nichts. Relotius flog auf, Brinkbäumer musste zur "Zeit" flüchten, einem Sturmgeschütz des Bionadebürgertums, das noch in hundert Jahren vor einer weiteren Radikalisierung der Trump-Administration warnen wird wie eine vergessene Nebelboje, die weiter trötet, obwohl der Schiffsverkehr auf ihrer Strecke längst eingestellt ist.
Der "Spiegel" immerhin korrigiert seit Monaten vorsichtig seinen Kurs: Schon seit 40 Wochen gab es kein Titelbild mehr mit Trump, der doch in seinen ersten 16 Amtsmonaten sagenhafte 31 Titelblätter füllte - 15 mehr als sein Vorgänger Obama in achten Jahren.Die einzigartige Tintenwelle aus Pöbel-Publizistik, die Trump zur weltverzehrender Welle, zum neuen Hitler, Klimakiller, Klu-Klux-Klanmann, Frauenfeind und zum ultimativen Vernichter allen Lebens im Kosmos, Köpfer der Demokratie und Verräter Amerikas an die Russen gemacht hatte, ist verebbt.
Stattdessen ruft der der "Spiegel" seinen Erzfeind nun zum Retter aus. Trump sei "die letzte Hoffnung" auf eine Erholung der Weltkonjunktur, die sich gerade "gefährlich eintrübe", würden Finanzminister und Notenbanker glauben, die "selbst kaum noch gegensteuern können". Notgedrungen müssten sie auf den "unberechenbaren Hoffnungsträger setzen", unter dem das Wachstum der USA auch den schlimmsten Prognosen im kommenden Jahr nach immer noch mehr mehr als doppelt so hoch sein wird wie das deutsche.
Verlorener Kampf gegen die Realität
Eine tragische Geschichte. Nur weil die glorreiche EU es auch zehn Jahren nach der Finanzkrise nicht geschafft hat, ein Wachstum anzustoßen, dass auch ohne Null- und Negativzinsen funktioniert, muss der "Spiegel" in seinem Kampf gegen Trump, der immer auch ein Kampf gegen die Wirklichkeit war, die Waffen strecken. Wenigstens aber nicht, ohne dem Retter seine mutmaßliche Dämlichkeit noch einmal vor die Füße zu legen: Es sei "nicht unwahrscheinlich, dass diejenigen, die jetzt alle Hoffnungen auf Trumps Lernfähigkeit setzen, am Ende selbst gefordert" wären. Denn Trump, daran ist nun mal nicht zu rütteln nimmt von denen, die es viel besser wissen, keine Lehre an.
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