Heribert Prantl, gezeichnet von Stefan Klinkigt.
Erst starb der große Arnulf Baring, dann der Kabarett-Gott Werner Schneyder. Und anschließend verwandelte sich das Wochenende auch noch in den historischen Abschied von einer Ära: Heribert Prantl beendet seine Tätigkeit als sogenannter "Meinungschef" der Süddeutschen Zeitung und scheidet als Mitglied der Chefredaktion beim Leitmedium aus München aus.
Eine Menetekel. Prantl war es gewesen, der der ehemals so geachteten SZ im Alleingang den Beinamen "Prantl-Prawda" verschafft hatte. In einem früheren Leben Jurist, machte der gläubige Katholik nie ein Hehl aus seiner Auffassung, dass es jenseits des geltenden Rechts eine Art höhere Gerechtigkeit gibt, die immer dann zur Anwendung kommt, wenn etwas nicht so läuft, wie es ihm gefällt.
So kritisierte Prantl zwar das Meinungsfreiheitsschutzgesetz NetzDG, vorsichtshalber natürlich erst, nachdem es beschlossen war. Aber "entscheiden muss die Justiz" darüber, was unter Meinungsfreiheit fällt, nicht irgendein Konzern, das sei klar, kommentierte er. Wobei klare Ausnahmen nur gerecht seien: Als die AfD-Politikerin Beatrix von Storch bei Twitter gesperrt wurde, hielt Prantl das keineswegs für bedenklich, sondern für "lehrsam für die AfD-Frontfrau", denn die begreife so vielleicht, "dass ein Bundestagsmandat nicht die Lizenz für Pöbelei und Volksverhetzung" ist.
Prantls Lizenz zum Pöbeln
So lange war sein Jura-Studium her, dass Prantl glatt vergessen hatte, dass es für Pöbelei keiner Lizenz bedarf, weil der Begriff im deutschen Strafrecht gar nicht vorkommt. So hielt es der Träger des "Gebrüder-Grimm-Preises" und zahlreicher weiterer 22 hochrangiger Auszeichnungen immer. Prinzipill wusste Prantl, dass "die Meinungsfreiheit auch für Gemeinheiten und Bösartigkeiten" (Prantl) gilt. Aber wäre es nach ihm gegangen, hätte er den Raum des Erlaubten eben doch streng eingegrenzt. "Wenn die Gemeinheit und die Bösartigkeit zur Hetze wird, endet der Schutz der Meinungsfreiheit", schreib er die Grundrechte aus Prantl-Art um, freischwebend im Raum zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Eine Meinungsführer, dem es nicht peinlich war, auf beiden Seiten des Platzes zu spielen. Er war Berichterstatter und Aktivist, Einpeitsche rund Schulerklopfer, er heimste Preise ein und lobte andere, die sie nach ihm erhielten. Er scherte sich nicht um Fakten, sondern dachte sich einfach aus, was aus seiner Sicht einfach richtig sein musste. Und wenn etwas passend gemacht werden musste, scheute er sich nicht, die Hasskappe des Europa-Kritikers überzustreifen und die EU, die Prantl selbstverständlich stets "Europa" nannte, weil es für ihn außerhalb der EU keine weiteren 23 europäischen Staaten gab, "eine Art Notverordnungs-Demokratie" zu nennen und ihr zu unterstellen, sie respektiere ihr eigenes Recht nicht.
Es ging um den Effekt, nicht um das Prinzip
Heribert Prantl aber hat das nie so gemeint. Es ging ihm immer um den Effekt, nie um das Prinzip. Er lobte Martin Schulz, dem er sich ideologisch nahe fühlte, als "ehrenwerten Mann", der dem "Wahlkampf Würde" gebe und "habe, was Merkel nicht hat". Er urteilte Sachsen kollektiv als Reich des Dunkeln und Bösen ab, voller "zotenhafte Beleidigungen, Affenlauten" und rassistischer Polizisten, die das "Andenken der DDR durch Abwehr alles Fremden verteidigen.
Er sah in der inzwischen still verstorbenen "Bewegung" "Pulse of Europe" eine Antwort "auf den neuen Nationalismus und den populistischen Extremismus, der Europa auffrisst". Und kurz vor dem Brechen aller Dämme an den deutschen Grenzen scheiterte sein Versuch, mit dem käsescheibendünnen Bändchen "Im Namen der Menschlichkeit" (32 Seiten, 3,99 Euro) zum deutschen Stéphane Hessel zu werden: zwar folgte Angela Merkel seiner Empfehlung, einfach alle reinzulassen, in derer "Heimat die Hölle los ist" (Prantl) Aber kaufen wollte das Heftchen mit dem bizarren Vorschlag, afrikanische Bauern in Mecklenburg-Vorpommern anzusiedeln, nicht einmal die Bundeszentrale für politische Bildung.
Wie zuvor die Armen, die die Ostdeutschen, die Sozialdemokraten, die Berufspolitiker und die Katholiken waren auch die Flüchtlinge ein Geschenk für Heribert Prantl, mit dem er großzügig umgehen konnte, um zu beweisen, dass er zu den Guten gehört.
Ein Pionier der Bigotterie
Prantl war ein Pionier des Bigotten als Grundüberzeugung, des Wissens darum, dass manche besser sind als andere, klüger, weiser, demokratische rund deshalb berechtigt, ganz andere Ansprüche zu stellen - an andere.
Waren Menschen, die mit Pegida auf die Straße gingen, für ihn verabscheuenswürdige Demokratiefeinde, von deren konkreten Motiven man gar nichts wissen musste, galt ihm Zorn aus der richtigen Richtung als Anfang einer besseren Welt. Hinterzimmergekungel um die Besetzung höchster Ataatsämter wurde unter seiner willfährigen Feder zu notwendiger "Staatsräson", den Strafrechtstatbestand Mord wollte er für einige Täter abschaffen und ihn durch die mildere "Tötung" ersetzen. Und als "Prantls Blick", so der Name seiner Kolumne bei der SZ, auf einen Spielzeuggalgen fiel, der bei Pegida mitgeführt wurde, nannte er das "die Sprache der Gosse, die Primitivierung des Abendlandes", die "strafrechtlich verfolgt werden muss."
Die professionelle Justiz tat ihm den Gefallen nicht. Und Prantl? Er kam später noch einmal auf den Galgen zurück, den ein einziger Demonstrant seinerzeit mit der Aufschrift "Reserviert für "das Pack" Siegmar Gabriel" mitgeführt hatte. Er tat das natürlich auf die typisch Prantlsche Art: Er sehe "den Galgen für Merkel vor mir, den Pegida-Demonstranten in Dresden mit sich getragen haben", schrieb der Mann, der offenbar einfach keine Wahrheit kann.
grosszuegig, grosszuegig. fuer solch einen liebevollen nachruf muessen andere aus mehr als dem amt scheiden. aber auch wahr ist: schulz und dem "wahlkampf wuerde" gegeben, das ist schon fast eine kuenstleriche lebensleichtung.
AntwortenLöschenfür mich ist seine wiederentdeckung der wasserpest als relotiusfunktion seine lebensleistung
AntwortenLöschenDer achgut-Artikel hat es echt in sich. Prantl und alle die ihn zu- bzw. hochjubeln, sollten sich schämen. Wahrscheinlich ist denen dieser Zustand völlig fremd, weil altmodisch, nicht progressiv.
AntwortenLöschenBranntl ist ein psychotischer Bolschewist und gehört ins Sondermaßnahmenzentrum
AntwortenLöschenPeter Sloterdijk : nagelneue Regeln für den Lorenz Zoo ; weshalb die weinerlichen Schwächlinge demnächst mit der Zahnbürste den Jungfernstieg putzen werden
AntwortenLöschenhttps://www.pnp.de/nachrichten/bayern/3246444_Drei-Regensburger-Szene-Gastronomien-stellen-Insolvenzantrag.html
AntwortenLöschenVolksfeinde verkacken richtig
Der Begriff "Hetze" ist eine Erfindung übelster Sozialisten in ihren übelsten Diktaturen. Im Westen gab es den Begriff nicht - schon gar nicht im Strafrecht.
AntwortenLöschenEin Regime, welches "Hetze" bestraft, ist längst tief in der tendierenden Diktatur versackt.
Achja: ich empfehle mal den Wikipedia Artikel zu "Hetze" zu lesen und dann dessen ersten Versionen vor ca. 15-20 Jahren, wo er in DE noch eine "andere Bedeutung" hatte...
Besser kann man die Vershitholeung von Schland kaum dokumentieren...