Der Weg zur politischen Gleichstellung von Frauen in Deutschland war lang und steinig. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kämpften Frauenrechtlerinnen um ein Mitspracherecht an politischen Entscheidungen und mussten hartnäckigen Widerstand überwinden. Am 19. Januar 1919 erreichten sie einen gewaltigen Meilenstein. Zum ersten Mal in Deutschland fanden reichsweit demokratische Wahlen zur verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung statt, bei der Frauen ein aktives und passives Wahlrecht erhielten.
Beinahe ein ganzes weiteres Jahrhundert sollte vergehen, bis im Jahr 2000 mit Angela Merkel die erste Frau zur Bundeskanzlerin gekürt wurde. Mit Ende ihrer Amtszeit wird sie inzwischen sogar ihre männlichen Vorgänger eingeholt haben. Die Kanzlerin selbst sieht sich allerdings keineswegs als Feministin und tatsächlich gibt sie sich beim Thema Gleichberechtigung eher zurückhaltend.
Doch es ist die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Rolle ausübt, aus der ihr emanzipatorisches Grundverständnis spricht, das sich vermehrt junge Frauen zum Vorbild nehmen. Vor allem die Tatsache, dass sie es als Frau in einer noch immer von Männern dominierten Domäne bis ganz an die Spitze geschafft hat, bringt ihr Respekt und Anerkennung ein. Und das obwohl oder gerade, weil sie anfangs als graues Mäuschen von ihren politischen Mitstreitern eher belächelt wurde.
Der unscheinbaren Pfarrerstochter aus dem Osten traute kaum einer zu, dass sie ihren politischen Ziehvater Helmut Kohl eines Tages überholen würde. Mit ihrem unauffälligen Look setzte sie das traditionell meist auf Äußerlichkeiten reduzierte Frauenbild außer Kraft. Ihre Stärken kamen von innen, fußten auf Kompetenz und Sachverstand.
Mit Engagement und Beharrlichkeit bewies sie, dass Frauen etwas zu sagen haben und dabei sogar viel Macht erlangen können, auch wenn sie manchmal unvorteilhafte Blazer tragen und nicht dem medialen Schönheitsideal entsprechen. Doch genau darin liegt Angelas Stärke, sie liefert keine Show, schwingt keine mit Phrasen durchsetzten Reden, ihre Erscheinung ist durchschnittlich, ihr Auftreten fokussiert. Ihre Bewegungen wirken bedächtig, oft sogar ungelenk, ihre Sprache ist schnörkellos und manchmal sogar ein wenig humorvoll.
Sie ist keine leuchtende Primadonna, sondern versprüht mütterlichen Charme. Es ist als würde sie den Töchtern ihres Landes ganz nebenbei sagen: „Schaut mich an, ihr könnt alles erreichen!“
Nicht nur politisch gilt Angela Merkel als die mächtigste Frau der Welt, mit ihrer Vorreiterrolle trägt sie auch eine bedeutende Verantwortung für den weiblichen Nachwuchs. Noch immer finden sich zu wenig Frauen in den Chefetagen von Politik und Wirtschaft. Eine Frau in der obersten Liga der Weltpolitik gibt Hoffnung, dass sich mehr heranwachsende Frauen für Politik begeistern, wenn sie merken, dass ihnen die Türen inzwischen weit offenstehen.
Doch um mehr Frauen zu einer Beteiligung in den Entscheidungsgremien wie dem Parlament zu bewegen, bedarf es nicht nur Vorbildern allein, sondern vor allem einer gleichberechtigten Rollen- und Chancenverteilung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene.
Der Weg zur politischen Gleichschaltung von Frauen in Deutschland war lang ...
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Das hatte ich zuerst gelesen, obwohl es so gar nicht dasteht. Ist bestimmt ein Freudscher Streich.
Ja super. Tolles Ei haben sie sich da gelegt. Aber heute darüber jammern, dass Politik oft nur noch über die emotionale Schiene geführt wird. Demokratie im Endstadium oder kurz davor.
AntwortenLöschenwir danken übrigens unserem gastautor für die erhellenden zeilen
AntwortenLöschenErinnert mich an Stefan Treptes Soldat am Don
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