Ende einer fast 40-jährigen Dienstfahrt: Elmar Brok steht vor dem Verlust seines Mandates. |
Er gilt als einer der beliebtesten Talkshow-Politiker Deutschlands, ein Lanzenmann der Kanzlerin, der bräsig wirkt und vernuschelt spricht, aber immer auf Linie ist. "Europa", sagt Elmar Brok dann, und noch mal "Europa". Der Kontinent, der aus der Sicht des 72-Jährigen genau dasselbe ist wie die EU, ist Broks Lebenselexier, sein Lebensunterhalt und sein ganzes Streben. Seit 1980 sitzt Brok im EU-Parlament. Damals herrschte in Moskau noch Leonid Breschnew.
Systeme krachten zusammen, Regierungen kamen und gingen, das Internet wurde erfunden, Rechtsruck und Linksruck kamen und der Neoliberalismus ging, Kanzler übernahmen und übergaben, die EU wurde größer und wieder kleiner, Facebook enstand, Twitter, Google und die Lkw-Maut. Aber Elmar Brok war immer da, unbeschadet von allen politischen Bewegungen, ein Monolith, über dessen Rolle und Bedeutung niemand etwas wusste, der aber dennoch immer wieder auftauchte, wenn einer gesucht wurde, der ein paar nette Sätze zu Europa sagte oder dem Rechtspopulismus mit ein paar genuschelten Brocken eine Absage erteilte.
Der langjährige Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments, der Volksvertretung eines Staatenbundes, der die außenpolitische Kompetenz vertragsgerecht bei seinen Mitgliedsstaaten belassen hat, hatte zuletzt angekündigt, weitermachen zu wollen. Noch einmal fünf Jahre, warum denn nicht. Adenauer war bei seiner ersten Kanzlerschaft genauso alt, nach dieser Logik könnte Brok noch vier Amtszeiten als EU-Abgeordneter dranhängen. Er habe zwar "lange hin und her überlegt, denn irgendwann muss es ja mal ein Leben vor dem Tode geben." Aber die Aussicht, in Brüssel weiterhin Diäten zu kassieren, ist für den jahrzehntelang „legal korrumpierten" (Hans Herbert von Arnim) Kostgänger der Bertelmann-Gruppe, der er nebenberuflich als "Senior Vice President Media Development" diente, einfach zu verführerisch.
Nur dass selbst die willfährige Partei des Dauerkosmonauten auf Brüsselmission nun nicht mehr mitspielen will. Beim Versuch, sich erneut einen sicheren Listenplatz für die EU-Wahl zu sichern, scheiterte Elmar Brok jetzt am Votum der Basis: Statt des erhofften 4. Listenplatzes wurde es gar keiner. Dabei hatte Ministerpräsident Armin Laschet die erneute Kandidatur von Brok ausdrücklich unterstützt.
Aber die Merkelschen Truppen in der CDU stehen nicht mehr wie eine Wand, es bröckelt und bricht überall und selbst Broks Bereitschaft, gegen die Übergabe des Postens als Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten an Merkels Wunschkandidaten David McAllister noch eine Legislaturperoiode geschenkt zu bekommen, hilft nicht, wenn das Fußvolk querschießt.
So neigt sich denn eine Karriere dem Ende entgegen, die wie ausgedacht klingt. Ein Junge aus Verl studiert ohne Abschluss, wird Europabeauftragter der Bertelsmann AG und rutscht von der Lobbybank direkt ins europäische Parlament. Danach kassiert er in Brüssel Diäten, in Gütersloh aber ein auskömmliches Zubrot. Brok, lange vor Donald Trump ausgestattet mit einer Frisur, die aus dem Inhalt eines zerschossenen Sofakissens genäht zu sein scheint, bastelte sich ein eigenes Europa, in dem er als Vorsitzender zahlreicher weltweit unbekannter Vereinigungen zumindest scheinbare Wichtigkeit erlangte.
Als Chef der Union der Europäischen Föderalisten, des Europäischen Demokratiefonds und der Europa-Union wurde er zum Prototypen des "EU-trunkenen Dampfplauderers", "Schwätzers" und "wirren Politkopfes", wie ihn seine Feinde zuweilen nannten. Brok verkörperte ddie EU, die er repräsentierte, wie es sonst nur Komissionschef Jean-Claude Juncker schafft: Er wirkt gebrechlich, starrsinnig, arrogant und an der Wirklichkeit uninteressiert, "ein Unsympath 1.Klasse, borniert und bräsig", wie es in einem Forum heißt.
Der Mann aus Ostwestfalen-Lippe, einst Hochburg der Hexenverfolgung und heute eines der letzten Gebiete, in denen die alte Bundesrepublik noch in ihrer ganzen Schrankwandhaftigkeit besichtigt werden kann, verliert mit Brok seinen wichtigsten Vertreter in Europa.
Europa aber verliert mit dem alten Mann die Gewissheit, dass es nichts macht, wenn du nichts kannst, weil sie dann gerade auf dich warten.
Systeme krachen, Brok bleibt
Systeme krachten zusammen, Regierungen kamen und gingen, das Internet wurde erfunden, Rechtsruck und Linksruck kamen und der Neoliberalismus ging, Kanzler übernahmen und übergaben, die EU wurde größer und wieder kleiner, Facebook enstand, Twitter, Google und die Lkw-Maut. Aber Elmar Brok war immer da, unbeschadet von allen politischen Bewegungen, ein Monolith, über dessen Rolle und Bedeutung niemand etwas wusste, der aber dennoch immer wieder auftauchte, wenn einer gesucht wurde, der ein paar nette Sätze zu Europa sagte oder dem Rechtspopulismus mit ein paar genuschelten Brocken eine Absage erteilte.
Der langjährige Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments, der Volksvertretung eines Staatenbundes, der die außenpolitische Kompetenz vertragsgerecht bei seinen Mitgliedsstaaten belassen hat, hatte zuletzt angekündigt, weitermachen zu wollen. Noch einmal fünf Jahre, warum denn nicht. Adenauer war bei seiner ersten Kanzlerschaft genauso alt, nach dieser Logik könnte Brok noch vier Amtszeiten als EU-Abgeordneter dranhängen. Er habe zwar "lange hin und her überlegt, denn irgendwann muss es ja mal ein Leben vor dem Tode geben." Aber die Aussicht, in Brüssel weiterhin Diäten zu kassieren, ist für den jahrzehntelang „legal korrumpierten" (Hans Herbert von Arnim) Kostgänger der Bertelmann-Gruppe, der er nebenberuflich als "Senior Vice President Media Development" diente, einfach zu verführerisch.
Nur dass selbst die willfährige Partei des Dauerkosmonauten auf Brüsselmission nun nicht mehr mitspielen will. Beim Versuch, sich erneut einen sicheren Listenplatz für die EU-Wahl zu sichern, scheiterte Elmar Brok jetzt am Votum der Basis: Statt des erhofften 4. Listenplatzes wurde es gar keiner. Dabei hatte Ministerpräsident Armin Laschet die erneute Kandidatur von Brok ausdrücklich unterstützt.
Merkels Truppen schwächeln
Aber die Merkelschen Truppen in der CDU stehen nicht mehr wie eine Wand, es bröckelt und bricht überall und selbst Broks Bereitschaft, gegen die Übergabe des Postens als Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten an Merkels Wunschkandidaten David McAllister noch eine Legislaturperoiode geschenkt zu bekommen, hilft nicht, wenn das Fußvolk querschießt.
So neigt sich denn eine Karriere dem Ende entgegen, die wie ausgedacht klingt. Ein Junge aus Verl studiert ohne Abschluss, wird Europabeauftragter der Bertelsmann AG und rutscht von der Lobbybank direkt ins europäische Parlament. Danach kassiert er in Brüssel Diäten, in Gütersloh aber ein auskömmliches Zubrot. Brok, lange vor Donald Trump ausgestattet mit einer Frisur, die aus dem Inhalt eines zerschossenen Sofakissens genäht zu sein scheint, bastelte sich ein eigenes Europa, in dem er als Vorsitzender zahlreicher weltweit unbekannter Vereinigungen zumindest scheinbare Wichtigkeit erlangte.
"Borniert und bräsig"
Als Chef der Union der Europäischen Föderalisten, des Europäischen Demokratiefonds und der Europa-Union wurde er zum Prototypen des "EU-trunkenen Dampfplauderers", "Schwätzers" und "wirren Politkopfes", wie ihn seine Feinde zuweilen nannten. Brok verkörperte ddie EU, die er repräsentierte, wie es sonst nur Komissionschef Jean-Claude Juncker schafft: Er wirkt gebrechlich, starrsinnig, arrogant und an der Wirklichkeit uninteressiert, "ein Unsympath 1.Klasse, borniert und bräsig", wie es in einem Forum heißt.
Der Mann aus Ostwestfalen-Lippe, einst Hochburg der Hexenverfolgung und heute eines der letzten Gebiete, in denen die alte Bundesrepublik noch in ihrer ganzen Schrankwandhaftigkeit besichtigt werden kann, verliert mit Brok seinen wichtigsten Vertreter in Europa.
Europa aber verliert mit dem alten Mann die Gewissheit, dass es nichts macht, wenn du nichts kannst, weil sie dann gerade auf dich warten.
Brok ist seit Jahren der vollgefressene Prototyp des dämmrigen Tranfunzelirrlichtes, das die EU-Bürokratur gespenstisch erhellt.
AntwortenLöschenEin adipöser Politparasit, der auf Kosten der wirklich arbeitenden Bürger ein fürstliches Einkommens-Vermögen einsackt wie viele seiner überflüssigen bis nichtsnutzigen Kollegen, die nach nationaler Inkompetenz zur Belohnung mit doppelten Bezügen nach Brüssel entsorgt wurden.
Aber die genau so dämliche Bevölkerung stimmt ja immer wieder für jene Parteien, die dieses Beförderungskarussel für Nieten in Nadelstreifen erfanden und praktizieren. Die "mündigen" Mehrheitsbürger bekommen also adäquate Volksvertröter, die mental optimal zu ihnen passen.
Das eigentlich Tragische an diesem Fallenlassen von Brok ist doch, daß ihn niemand vermissen wird.
AntwortenLöschen@ Die Anmerkung
AntwortenLöschenUnd ich hatte schon befürchtet: Scheitert Brok, scheitert Europa. Sie meinen also, diese Gefahr besteht nicht?
OT:
AntwortenLöschenFreund Danisch, den ich ehre, schon deswegen, weil ich nach wie vor von IT soviel verstehe wie ein Schwein vom Segelfliegen, ist aber, die Zusätze zum 2+4-Vertrag betreffend, ein wahrer Blitzmerker.
Es heißt ja, Th.A.Edison wäre in technischen Dingen ein Genie gewesen, in Fragen des schnöden praktischen Lebens aber gelinde einfältig, und wäre auch öfter über den Nuckel gezogen worden. So z.B. von einem "Gould" -sprechender Name- ...
Halbgott in Weiß
@Die Anmerkung
AntwortenLöschenWirklich niemand? Das werden die Betreiber einiger Etablissements in der Ukraine wohl anders sehen.
Da vollzieht der Elmar jetzt sozusagen und im wahrsten Sinne des Wortes seinen "Bro(k)xit".
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