Sie reüssierte zuletzt als Buchautorin mit einem Ratgeber zur gesunden Haltung und Rückenschäden, der derzeit Platz 45231 der Amazon-Bestenliste hält. Und jetzt hat die ARD-Journalistin Anja Reschke für ihren Einsatz und ihre Bemühungen um die Haltung der Deutschen den angesehenen Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis bekommen.
Sie selbst bewies auch in der Stunde des Triumphes über Kritiker, Kritikaster und plumpe Hetzer bescheidene Größe: In ihrer Dankesrede, gehalten im großen Ballsaal des Hamburger Nachrichtenmuseums, in das das gesamte politische Berlin geeilt war, um Dank zu sagen für jahrelange freundliche Betreuung, verneigte sich Anja Reschke nicht nur vor Hanns Joachim Friedrichs, den eigentlichen Namensgeber des Journalismuspreises. Sondern mehrfach auch vor einem „Hajo Friedrich“, der vielen im Publikum bis dahin kaum oder gar gar nicht bekannt war, für Reschkes Blick auf die Welt aber offenbar große Bedeutung hat.
Der rätselhafte "Friedrich"
„Wenn Hajo Friedrich wüsste, wie oft er Thema ist, in meinen Auseinandersetzungen mit verärgerten Zuschauern“, gesteht Reschke im Redemanuskript ihre enge Beziehung zu dem Unbekannten, die ihr in vielen Stunden helfe, wenn Zuschauer ihr „Manipulation, Parteilichkeit, Propaganda“ (Reschke) vorwerfen. Die meisten dieser Leute wüssten, „dass Hajo Friedrich seit Jahren falsch zitiert, beziehungsweise, dass sein Satz aus dem Zusammenhang gerissen wird“, stellt sie dann eine Verbindung zwischen Hajo Friedrichs und dem beinahe gleichnamigen Hajo Friedrich her - zwei Männer, die desselbe sagten. „Seine Worte“ sagt sie, also die von Hajo Friedrich ohne S, sind identisch mit denen von Hajo Friedrich mit: „Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken."
Anja Reschke gehört nun zum Glück zu den wenigen Menschen auf der Welt, die wirklich verstanden haben, wie Friedrich das gemeint hat, was Friedrichs sagte. Es sei ihm – im Unterschied zum bekannten Fernsehmann Hajo Friedrichs offenbar - nur darum gegangen, „wie man es schafft, auch die schlimmsten Katastrophen-Meldungen vorzutragen, ohne mit der Wimper zu zucken“ und nicht „darum, ob man sich als Journalist neutral verhalten müsse“.
Persönliche Sichten auf Hans mit einem N
Das müsse man, das dürfe man nämlich nicht. Man müsse nur einmal das Lied von Udo Jürgens "Gehet hin und vermehret euch" anhören, für das Hanns Joachim Friedrichs - nicht Hajo Friedrich - warnende Worte über die Sexualmoral der katholischen Kirche eingesprochen habe. Das zeige, dass Friedrich - jetzt wieder der ohne S - wie sie selbst ein „Journalist mit Haltung“ gewesen sei. Sie nehme an, „Hans Joachim Friedrichs“ – nun mehr mischt ein dritter fast gleichnamigen Kollege mit nur einem N im Vornamen mit – „wäre nicht einverstanden damit, dass er benutzt wird von bestimmten Gruppierungen, die damit ihre persönliche Sicht durchsetzen wollen, was Journalismus darf und was nicht.“
"Persönliche Sichten", das klingt zweifelhaft, ja, fast verboten. Und verstößt damit gegen den "Auftrag", den sie „von den Alliierten nach dem Krieg“ (Reschke) erhalten habe: „Gemein machen mit einer Sache. Und zwar mit einer guten. Unserer Verfassung.“
Genau ausformuliert lautet dieser Auftrag Reschke zufolge so: „Wir, die Presse, die öffentlich-rechtlichen Sender im Besonderen, haben einen Auftrag von den Alliierten nach dem Krieg bekommen an der freien demokratischen Meinungsbildung zu gewährleisten. Mündige Bürger, Deutschland zu einem demokratischen Land zu machen und diese Demokratie zu bewahren.“ (Grammatik wie im Original)
Ein Satz wie zwei
Ein Satz wie zwei. Oder drei. Glasklar, haltungsmäßig, preiswürdig. In dunklen Zeiten gilt das doppelt und zweifach, und es gilt für Hans und Hanns, für Hajo und Friedrich und Friedrichs und für Anja Reschke sowieso, die noch nicht geboren war, als Franz Joseph Strauß „Spiegel“-Redakteure inhaftieren ließ, die NPD allein in Westdeutschland 50.000 Mitglieder hatte (AfD 2018: 30.000) und der BND systematisch Zeitungsredaktionen abhörte.
Mit der richtigen Haltung sind das Petitessen. „Nie wurden unsere Demokratie, unsere Errungenschaften, vorneweg die Pressefreiheit, so offen in Frage gestellt wie jetzt“, sagt die Anja Reschke abschließend, „ich glaube, dass sich auch Hanns Joachim Friedrichs eingebracht hätte in diesen Kampf.“ Oder Hans Joachim Friedrichs. Oder Hajo Friedrich.
Hauptsache Italien!
AntwortenLöschenHat die das wirklich so gesagt? Aufgabe der deutschen Presse ist es, als eine Art politische Polizei der Siegermächte des 2. Weltkrieges für die Einhaltung der ideologischen Linientreue der Besiegten zu sorgen? Der deutsche Jounralist ist also primär Politkommissar? Aha. Ich meine, nicht dass ich sowas nicht schon vermutet hätte. Manchmal ist aber die Offenheit doch verblüffend.
AntwortenLöschensie hat das laut ard in ihrer dankesrede so formuliert
AntwortenLöschenKrass.
AntwortenLöschenIch frage mich nur, 73 Jahre nachdem Wenck nicht mehr kam, ist das also immer noch oder immer wieder nötig. Was ist schiefgelaufen? Das wäre doch mal Stoff für eine Serie auf ppq. Da ich das Datum gerade sehe, ist nicht heute "The day that lives on in infamy"-Tag? Ein frohes Banzai aus Westdeutschland und danke für die immer sehr vergnügliche Seite.
der kampf ist ein ungeheuerer und er endet nie. wovon soll die serie handeln?
AntwortenLöschenIch bin dennoch heilfroh, dass die Reschke nur Journalistin und nicht z.B. Pilotin oder Busfahrerin geworden ist. Nicht auszudenken, wenn sie diesen Job dann genauso schlecht machen würde, wie ihren jetzigen. Als Fleischerin hätte die sich bereits alle zehn Finger selbst abgesäbelt, als Kassiererin würde die sich ständig verzählen, als Einzelhandelstreibende hätte sie schon unzählige Insolvenzen hingelegt.
AntwortenLöschenJetzt wo Sie fragen, weiss ich auch nicht mehr. Ich frage mich nur, was ist bei mir schiefgelaufen? Geboren 77 in einem westdeutschen Mittelzentrum, Mittelschicht, c64 und Pentium, Tennis, Abi, Bund, Studium, Beruf, Hochzeit, Kinder, Nazi, ppq....
AntwortenLöschenUnd jetzt habe ich mich wörtlich wiederholt, im selben Strang und in wenigen Stunden, oj jeh, editieren kann ich nur, wenn ich deanonymisiere, richtig? Dann lassen wir es....schönen Abend
AntwortenLöschenWas ist schiefgelaufen? -----
AntwortenLöschenNichts. Es läuft nach Plan, mindestens seit Adam Weishaupt.
Relativ neu ist aber, daß sie unsereins nicht mehr als Nutzvieh, sondern als Merzvieh ansehen.