John DeVries wusste 1943 schon, worauf das alles hinauslaufen würde. "Es wird eine heiße Zeit in Berlin geben" dichtete der Lyriker aus Pennsylvania für den großen Bing Crosby, und sein Partner, der Pianist Joe Bushkin, dachte sich eine flotte Melodie dazu aus. "Hot Time In the Town of Berlin" handelte zwar nicht vom Klimawandel, der sich 75 Jahre später fast schlagartig in eine Hitzekatastrophe verwandeln würde. Aber Nazis, Hitler und "Heil" kamen damals bereits vor - drei Komponenten des Klimaleugnens, die sich bis heute gehalten haben.
Ebenso wie das Wort "Heißzeit", das die von der Bundesreierung und den Regierungen der Länder finanzierte Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) jetzt zum gefürchteten "Wort des Jahres" ernannt hat. Dazu hatte zum 42. Mal eine Jury aus anonymen "Mitgliedern des Hauptvorstandes und die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GfdS" in Wiesbaden getagt und beschlossen, dass die Mitbewerber "Merkel-Nachfolge", "Diesel-Nachrüstung" und "Vorrundenaus" der Heißzeit nicht das Wasser werden reichen können.
Schließlich war 2018 weltweit das viertwärmste Jahr, eingebettet in das wärmste Jahrzehnt aller Zeiten und die Diskussion um eine Klimapolitik, die sich nicht einmal mehr auf die nächste große Zusammenkunft von Vielfliegern und fleißigen Abschlussdokumentfeilern einigen kann.
Bing Crosby und die Andrews Sisters groovten seinerzeit entspannter durch die Heißzeit des II. Weltkrieges, damals "eines der gravierendsten globalen Phänomene", wie es Der Spiegel zweifellos nennen würde. Ohne Worte des Jahres wie "Stresstest", "Lichtgrenze" oder "Abwrackprämie" fehlte ihm und seinen Zeitgenossen jede Einsicht in die Originalität interessanter Wortbildungen, wie sie die Bundesworthülsenfabrik (BWHF) heutzutage als endlosen Strom vom Verbalfließband laufen lässt.
Egal ab "Rettungsschirm" und "Energiewende", "Schuldenbremse" und "Wachstumspakt", "Stromautobahnen" und "Benzinpreisbremse", "Wachstums"- oder "Digitalpakt", "Konjunkturspritze", "Konjunkturspritze", "Protestterroristen", "Klimagipfel" oder beim ganz nagelneuen "Berufsspezialist" - bloße Substantive - die Gesellschaft für deutsche Sprache nennt sie "Ausdrücke" - erhalten durch die im Englischen oder Georgischen unbekannte Zusammensetzung mit anderen Substantiven - im aktuellen Gymnasialunterricht "Dingworte" - über die bloße Bedeutung hinaus eine epochale Dimension. Und verweisen im Falle von "Heißzeit" möglicherweise auf eine sich ändernde Klimaperiode, möglicherweise aber auch auf Bing Crosby, so die Jury in ihrer Begründung.
There'll be a hot time in the town of Berlin
When the Yanks go marching in
I want to be there boy, spread some joy
When they take old Berlin
There'll be a hot time in the town of Berlin
When the Brooklyn boys begin
To take the joint apart, tear it down
When they take old Berlin
We're going to start a row, show 'em how
Paint the town down in Kokomo
Take a hike through Hitler's Reich
Change the heil to whatcha-know-Joe
There'll be a hot time in the town of Berlin
Yanks go marching in
Well you can never keep them happy down on the farm
After they take Berlin
We're going to start a row, show them how
Paint the town down in Michigan
We're gonna take a hike through Hitler's Reich
Change the heil to give-me-some-skin
There'll be a hot time in the town of Berlin
The Yanks go marching in
Well you can never keep them happy down on the farm
After they take Berlin
Man hätte aus dem Begriff "heiße Luft" auch das Substantiv "Heißluft" konstruieren können, und sich somit selbst charakterisiert.
AntwortenLöschenHeiszeit-H=Eiszeit (Heizzeit), Highzeit?
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