Samstag, 20. Oktober 2018

HFC: Eine Bogenlampe ins Herz

Lukas Königshofer im Hachinger Tor kann nicht mehr helfen, der HFC führt 1:0.

Es geht nicht von allein, das hat das verlorene Heimspiel gegen Rostock mit grausamer Klarheit gezeigt. Und manchmal geht es auch gar nicht. Im zweiten Heimspiel der Woche hat der HFC Unterhaching vor der Brust, eine Mannschaft, die in der Vergangenheit immer auf Augenhöhe mit dem Klub von der Saale gewesen ist. Die Begegnung der beiden Vereine aus dem Liga-Mittelfeld ist ein Spiel, in dem mehr steckt als es die Papierform verrät: Wer hier gewinnt, bleibt auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Wer verliert, wird sich Richtung Abstiegsplätze orientieren müssen.

Doch die Elf von Trainer Torsten Ziegner zeigt zu Beginn Nerven. Wo gegen Rostock noch ein Sturm durch den Erdgas-Sportpark fegte, böse unterbrochen vom 0:1 der Rostocker in der 3. Minute, kommt der HFC gegen Haching nur schwer in Fahrt. Obwohl Hoffnungsträger Braydon Manu nach vier Spielen Rotsperre erstmals wieder mitmischen darf, frisst sich die HFC-Offensive meist schon im Mittelfeld fest. Sebastian Mai, von Ziegner erneut anstelle des etatmäßigen zweiter Stürmers Pascal Sohm neben Mathias Fetsch in die Spitze beordert, verlängert zwar immer wieder hohe Bälle, die aus dem Mittelfeld oder von Torwart Kai Eisele heransegeln. Doch Nebenmann Fetsch bekommt keinen einzigen so serviert, dass er daraus irgendetwas Verwertbares machen kann.

Mehr vom Spiel


Der HFC hat dennoch mehr vom Spiel, Haching dagegen hat den Schiedsrichter für sich. Tobias Fritsch aus Bruchsal, nur halb so weit von Unterhaching entfernt wie Halle, pfeift, sobald ein Hachinger Knie den Boden berührt. Die Gästespieler nutzen die gewährte Gnade, um vom Start weg auf Zeit zu spielen: Liegen sie erstmal, bleiben sie auch liegen. Fritsch schaut regungslos zu, eine Aufforderung geradezu, immer so weiterzumachen und die letzten Reste von Spielfluss in der ohnehin zerfahrenen Begegnung zu zerstören.

Ein Spiel zwischen den beiden Strafräumen, unterbrochen von Pfiffen, Gemecker, abgefangenen Flanken und Gelben Karten. Für die 6.000 Zuschauer auf den Rängen, darunter 20 Gästefans, ist es heute kein Vergnügen, dem Tun der eigenen Mannschaft zuzuschauen.

Aber diese dritte Liga ist eben keine Operettenspielklasse, sondern eine Veranstaltung, in der Fußball gearbeitet wird. Manu und Ajani, sein Gegenüber auf der rechten Seite, tauschen irgendwann, doch auch Rochade bringt nichts. Als sich Björn Jopek verletzt, kommt Kilian Pagliuca, der als Stürmer eingekaufte Schweizer, der bis dahin nur zu Kurzeinsätzen gekommen war. Doch Ziegner bleibt dabei - vorn Mai neben Fetsch, dahinter nur Pagliuca auf der Position von Bentley Baxter-Bahn, der sich dafür eine Etage weiter hinter neben Kapitän Jan Washausen einordnet.



Allerdings bringt beide taktische Umstellungen keine Veränderung. Der HFC ist mehr am Ball, auch mehr in der gegnerischen Hälfte. Zwingend aber ist es nicht, was dort passiert, denn Mai ist zu unbeweglich, Fetsch nie dort, wohin sein riesiger Nebenmann den Ball ablegt. Und Pagliuca zeigt in der Folge, was ihm zur Startelf fehlt: Der 22-Jährige, Körperbau Typ Ronaldo, überlegt immer einen Moment zu lange, ehe er zum Ball geht. Wenn er endlich startet, ist das Leder dann natürlich schon weg.

Bezeichnend, dass eine von allerhöchstens drei Chancen, die der HFC sich erarbeitet, aufs Konto von Verteidiger Niklas Landgraf geht, der mehr aus Verlegenheit als mit klarem Ziel mit dem Ball am Fuß von hinten übers ganze Feld nach vorn stiefelt und dann abzieht. Nur eben stilgerecht für dieses Spiel: Kläglich. Als auch noch ein schöner Lindenhahn-Freistoß knapp am Pfosten vorbeisegelt, macht sich der Eindruck im Rund breit, dass hier heute wenig gehen wird.

Torchancen Mangelware. Zur Halbzeit ein typisches 0:0, von dem schon in ein paar Wochen niemand mehr wird sagen können, wer da genau mitgespielt hat und weswegen nicht mehr drin war.

Bogenlampe zum Ausgleich


Der HFC aber hat sich in der Pause etwas vorgenommen. Nach Wiederanpfiff beginnen die Weißen die Blauen noch weiter zurückzudrücken. Die Gäste, die in der ersten Hälfte nie wirkten, als seien sie im Begriff die Kontrolle zu verlieren, wackeln nun erstmals. Drei, vier Ecken nacheinander segeln in den Strafraum von Gästekeeper Lukas Königshofer, dem ehemaligen HFC-Mann. Dann passiert es: Baxter-Bahn zieht die sechste HFC-Ecke des Tages Richtung Elfmeterpunkt. Jan Washausen steigt im höchsten. Königshofer ist chancenlos. 1:0, und nun doch irgendwie verdient.

Und Halle bleibt dran. Unverdrossen und jetzt sogar leicht euphorisiert drängen Ziegners Mannen auf das 2:0, die Fankurve singt, die Tribüne klatscht, viel kann nicht mehr schiefgehen.

Wäre da nicht dieser schlechte Abschlag von Kai Eisele, der bis dahin mit fast jeder Spieleröffnung gezeigt hat, warum Halle ihn geholt und nicht Königshofer behalten hat. Dieser Ball aber geht an der Mittellinie zum Gegner, läuft von dort in die Mitte. Washausen muss am Strafraum grätschen, Fritsch sieht im sauberen Tackling ein Foul und pfeift. Alexander Winkler bringt den Freistoß, Fetsch verliert sein Kopfballduell gegen den einen Zentimeter kleineren Marc Endres. Und weil Eisele zwar aus dem Tor gekommen ist, aber nicht weit genug, bogenlampt der Ball sich ungestört zum 1:1 ins HFC-Tor.

Wieder wie im Rostock-Spiel


Es ist wie im Rostock-Spiel die erste richtige Torchance der Gäste, die den Traum vom dritten Heimsieg im sechsten Anlauf abkühlt. Zwar fängt sich der HFC und nach der Auswechslung von Mai, für den nun doch Sohm spielen darf, wird das Angriffspiel der Hallenser auch sehr viel dynamischer. Doch Ziegners Entscheidung, in der 75. Minute auch Manu herauszunehmen und dem gegen Rostock enttäuschenden Tobias Schilk eine n eue Cahnce zu geben, legt die rechte Seite lahm. Wie schon gegen Hansa orientiert sich Schilk zur Seite und nach hinten und nur im Ausnahmefall nach vorn. Gelingt einmal ein Doppelpass mit Bahn oder Pagliuca, ist der Ball dann stets schneller vor dem Tor als Halles Nummer 2.

Dabei bleibt es bis zur Nachspielzeit, die an die des Rostockspiels erinnert. Anrennen der Weißen, lauern auf Konter bei den Blauen, die nun erst recht jede Gelegenheit nutzen, liegenzubleiben, Fouls zu reklamieren und auf Zeit zu spielen. Tobias Fritsch leistet Unterstützung dabei, er bleibt bei seiner klaren Linie, kleinlich zu pfeifen und lieber zweimal zu viel als einmal mit gutem Grund. Die Schlussoffensive auf Königshofers Tor wird dann auch noch von einem "Fan" unterbrochen, der mitten in die finale Druckperiode der Gastgeber meint, eine Flitzerwette einlösen zu müssen.

Die Nachspielzeit um, ehe sie angezeigt werden kann. Statistisch bleibt der HFC eine Mannschaft mit zwei Gesichtern: In der Abwehr zwar besser als 16 andere Vertretungen in der Liga. Im Sturm aber schlechter als zwölf Konkurrenten.

Zusammen ergibt das Platz 9 - fünf Punkte Abstand zu den Aufstiegsplätzen, fünf Punkte zum ersten Abstiegsplatz.

Wohin der Weg am Ende wirklich führen wird, kann nur die Zeit zeigen.

Jan Washausen steigt hoch und trifft zum 1:0.

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