Donnerstag, 18. Oktober 2018

Einsame Avantgarde: Dieses eine kleine Land, das so einsam gegen den Diesel kämpft


Der Diesel ist schuld. Der Diesel verfeinstaubt, er verpestet, er reizt die Schleimhäute und er tötet, er überschreitet Grenzwerte, die der europäische Gesetzgeber in seiner Weisheit nie so gesetzt hatte, dass ihre Einhaltung im Straßenbetrieb zwingend vorgeschrieben war. 

Aber seit der Politikbetrieb durch die Klagen der Deutschen Umwelthilfe in Alarm versetzt wurde, lässt sich auch nicht mehr zugeben, dass die zuständigen Ministerien in Berlin einschließlich des damaligen Umweltministers Sigmar Gabriel, in einer Schaffenskrise einst selbst Auftragnehmer des halbstaatlichen Volkswagen-Konzerns, nicht gewusst haben, dass Theorie und Praxis der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften nicht nur beim Grenzregime zweierlei paar Schuhe sind.

Bühnenreifes Schlachtgemälde


Nun eignet sich der Diesel fast so gut wie ehemals das Atom oder das geheimnisvolle "Umweltgift" (Greenpeace) Glyphosat für ein bühnenreifes Schlachtgemälde. Hier die wackere politische Klasse, entschlossen, die Menschen, die im Büro ganz vorschriftsmäßig zehnmal höheren Schadstoffkonzentrationen ausgesetzt werden dürfen, wenigstens auf dem Heimweg zu schützen. Dort eine profitorientierte Großindustrie, die über Leichen fährt, Hauptsache, Niedersachsen kann alljährlich weiter hunderte Millionen Mord-Dividende einstreichen.

Da ein ernsthaftes Vorgehen mit harten Strafen gegen "Dieselsünder" (Spiegel) zweifellos zutage fördern würde, wie EU-Politiker mal was richtig Gutes tun und ihre deutschen Kollegen sie machen ließen, weil sie meinten, Zeit bringe bestimmt Rat, auch wenn alle Fachleute warnten, das werde nicht funktionieren, findet ein Schaukampf um jede Straße und jede Marke statt. Erst VW, dann Porsche, dann alle anderen, angeklagt des Giftgasmordes durch Unterlassen und der Klimavernichtung durch Umbauverweigerung.

Seltsam nur, dass niemals über Lastkraftwagen gesprochen wird. Drei Millionen Diesel-LKN sind in Deutschland zugelassen, ein paar hunderttausend mehr noch fahren jeden einzelnen Tag durch das Land in der Mitte Europas. Sie alle stinken und qualmen und machen doch weniger Schlagzeilen als Schiffsdiesel, obwohl die nicht mehr, wie oft behauptet, sondern pro Kilogramm Ladung viel weniger Schadstoffe ausstoßen. Auch Deutschlands Kampf für suabere Luft zielt, seit er ausgerufen wurde, ausnahmslos auf Pkw, nicht auf die viel schmutzigeren Lieferwagen und die mehr als drei Millionen Trucks.

Transportverbot für alles


Wieso eigentlich? Der erste Grund ist sicherlich, dass ein Dieselverbot bei Lieferwagen, Bussen und Lkw einem Transportverbot für Menschen und Waren gleichkäme. Es gibt derzeit schlicht keine Alternative zum Dieselantrieb: Kein Hersteller bietet Kleintransporter etwa für Handwerker und Gewerbetreibende an, die mit Benzin betankt werden. Von großen Trucks und Bussen ganz zu schweigen: Städte müssten, würde der Kampf gegen den Diesel ernsthaft geführt, käme das öffentliche Leben zum Erliegen.

Was also tun? Das Umweltbundesamt hat sich da etwas ausgedacht. Nicht der Ausstoß an Treibhausgasen, Kohlenmonoxid, Stickoxid oder Feinstaub pro Bus oder Lkw wird betrachtet. Sondern der Ausstoß pro Passagier, der noch den ältesten durch eine Innenstadt qualmenden Dieselbus zum Saubermann macht, weil sich theoretisch 20 Passagiere den Dreck teilen.

Dass es in Wirklichkeit nicht die Passagiere sind, die die Abgase einatmen, stört in der Theorie nicht weiter, denn praktisch würde jede andere Entscheidung zu einem Lahmlegen des öffentlichen Lebens führen. Also darf alles weiterrollen, obwohl 2,2 Millionen der Diesel-Transporter und -Lkw in Deutschlandsogar gerademal den Vorgaben der Euro-Normen 3, 4 und 5 entsprechen. Nur ganze 550.000 erfüllen die Euro-VI-Norm. Doch nach den derzeitigen Herstellungszahlen würde es zwischen acht und zehn Jahre dauern, die älteren Fahrzeuge komplett auszutauschen. Ähnlich sieht es bei den rund 80.000 deutschen Bussen aus, erst recht vor dem Hintergrund, dass in ganz Europa mehr als 800.000 Dieselbusse zu ersetzen wären.

Dann doch lieber nochmal bei Audi vorbeischauen und ernst machen mit generellen Fahrverboten für Diesel, wo immer die Hokus-Pokus-Werte der einschlägigen EU-Richtlinie übertroffen werden.

Auf der Weltlandkarte der Dieselverbieter ist Deutschland damit ein einsamer Leuchtturm, abgesehen von Japan und einer langen Liste von Ankündigungen für irgendwann nach 2030, wie sie sich inzwischen jede Regierung auf die Fahne schreibt, die weiß, dass sie dann sicher nicht mehr wird regieren müssen.





2 Kommentare:

  1. KötervolkloristOktober 18, 2018

    Die Deutschen spielen mal wieder Extrawürstchenbraterei auf suizidale Gutmenschenart.

    Ständig wollen diese erbärmlichen Wadlbeißerpinscher irgend eine Nation oder ein Volk schlecht quatschen, um selber als moralisch-politische Weltmeisterunstanz besser dazustehen als die anderen, die dann oft mit pawlowschen Sabbermaulreflex zu Nazis diffamiert werden. GLeichzeitig demontieren sie aus schizophrenen Tageslaunen ihrer Ersatzkaiserin heraus das wenige an technischen Errungenschaften, das ihnen Vorteile bringt.

    Der sich dabei auch noch edel dünkende Piefke fühlt sich in seiner ignoranten Arroganz immer im Recht und wird darum auch blind jubelnd ins dritte Inferno marschieren. Der Schlafmützenmichel ist genetisch einfach nicht in der Lage, aus früheren Fehlern zu lernen, und so folgen sie zwar neuen Fahnen aber alten Ideologien.

    Übergründliche Hirnhautbeschneidung par Excellence.

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  2. Nun gemach, verehrter Vorredner: Daß etwa vier von fünf mit einer quasi natürlichen, gelinden Blödheit versehen sind, wußte schon Gustave le Bon.
    Wer erinnert sich noch der Unterschriftenkampagne gegen das saugefährliche Dihydrogenmonoxid? Aber "Wenn ich mit ... Engelszungen redete, und hätte der ..." Medien nicht ... Klingt zwar komisch, ist aber so.

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