Mit ihrem Bestseller "Haltung - Reschkes Rückenschule" hat ARD-Journalistin Anja Reschke es vorgemacht: 96 Seiten, fünf Euro, ein Kassenkracher. Einen Monat nach Erscheinen steht das Grundsatzwerk zum richtigen Verhalten in der modernen Gesellschaft auf Platz 50.000 der Amazon-Verkaufshitparade - kein Wunder, dass Reschkes Kollegin Dunja Hayali nun auch auf den Buchmarkt drängt.
Ihr neues Buch "Haymatland: Wie wollen wir zusammenleben?", Nachfolger des gesellschaftskritischen Debüts "Is’ was, Dog? Mein Leben mit Hund und Haaren" von 2014, ist mit 160 Seiten sogar noch dicker als Reschkes Rückenratgeber, dafür aber auch bedeutend kostspieliger: Reschke gibt ihre Lebenshilfelektionen für umgerechnet fünf Cent die Seite ab, Hayali dagegen nimmt zehn.
Aber bei ihr geht es eben auch nicht nur um schnöde Bewegungsübungen in der Postdemokratie, sondern um Grundsätzliches. Was wird aus Deutschland, wenn selbsternannte Heimatschützer diesen Begriff als Chiffre für Ausgrenzung missbrauchen? Und wie lässt sich dem Hass der Nationalisten begegnen und die liberale Gesellschaft erhalten?
Hayali hinterfragt beispielsweise, ob Deutschland wirklich "so ein tolles" Land ist, wie die Bundesregierung immer behauptet. Sie selbst, gestand sie dem "Sternchen", habe sich "innerlich verändert", weil man sie ständig "als Höhlenbewohnerin oder Schlimmeres bezeichnet" habe. Seitdem denkt sie darüber nach, warum es im Duden keinen Plural für das Wort "Heimat" gibt. Nur weil der Begriff vom germanischen Wort "ôÞala" für „Herkunftsort“ komme, müsse das ja nicht heißen, dass ein Mensch nicht mehrere Herkunftsorte haben könne.
Das sei absurd, führt Hayali aus, denn Heimat sei in den seltensten Fällen nur ein einziger Ort. "Was ist Heimat? Das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin? Die Kleinstadt, in der ich meine Jugend verbracht habe? Die Stadt, in der ich studiert habe? Die Großstadt, in der ich seit Jahren lebe und arbeite? Alle diese Orte haben einen festen Platz in meinem Herzen und fügen sich wie Puzzleteile zu einem Stück zusammen."
Mehrere Heimaten haben zu können, seien es ein Datteln, Köln und Berlin, seien es Indonesien und England und China, müsse möglich sein. Deshalb gehöre "Heimaten" in den Duden. "Heimat" im Singular, das habe "vielleicht hat in Zeiten Sinn gemacht, in denen man in einem Ort geboren wurde", führt Dunja Hayali aus. Heutzutage, wo man an vielen Orten geboren werdepasse das nicht mehr.
Der Appell kommt an, zwar noch nicht bei der Duden-Redaktion, aber bei den Lesern. "Ein echter Hayali", lobt ein Rezensent, "kaum jemand kann so wie sie die Perspektiven. verstehen." Ein anderer stellt klar: "Ich finde das Thema super wichtig" und fühlt sich offenbar an die prägende Lektüre von "Is' was Dog" vor vier Jahren erinnert: "Wie gewohnt schreibt Frau Hayali locker und wunderbar lesbar." Bei Amazon steht Hayalis Werk inzwischen schon auf Platz 3300 - 230.000 Plätze vor Heiko Maas' Standardwerk "Aufstehen statt wegducken: Eine Strategie gegen Rechts"
Heimat ist gewiss nicht der Ort, an dem ich geboren wurde. Das kann überall sein.
AntwortenLöschenSie ist für Menschen, die zu einem Volk gehören, da, wo ihr Volk selbstbestimmt lebt (also gewöhnlich nicht in der Vertreibung, möglicherweise aber in der Diaspora).
"Heimat ist, wo Menschen leben, mit denen ich grundsätzlich mehr gemeinsam habe als mit anderen Menschen in deren jeweiligen Heimaten", habe ich mal einen Definitionsversuch unternommen und den Hayal-oder so-Plural vorweg.
Ich will ja nicht sagen: "... wo die Gräber der Väter liegen". Las ich das im Holt?
Ich kenne den Brehm, auch den Duden (den richtigen, VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1975). Wer oder was ist ein Holt?
AntwortenLöschenMrsvp
AntwortenLöschenZuerst kam Heimatland-Hayaliland, wer will mit mir leben? Ich nich sach ich.
"Is’ was, Dog? Mein Leben mit Hund und Harem". Hayalilalali sagt: Wenn ich nochmal groß werde, dann schreibe ich auch ein Haremlandbuch; genau, genau, genau: Heimaten, Harem_en sowas aber auch + Sternchen inne Duden rein.
Ich bin kein Roboter
Rinderwahn und Genderwahn nun auch der Heimatwahn. Das holt den letzten Ötzi aus der Höhle.
AntwortenLöschenA Popo - solchen Schmonzes "Ich liebe mein Leben" genau in diesem Stil sehe ich seit Jahren überall in der Reichshauptstadt als Aufkleber, und frage hiermit, ob jemand weiser ist denn ich, und Kunde geben könnte, was dahinter stecken könnte.
AntwortenLöschenIrgend so ein Psycho-Quark? Aber als Anhänger der Sekte "Die Faust des schönen Frühlings" habe ich das Wu-Wei intus: Sich nicht um jeden Rotz zu echauffieren.
Kann nicht mal jemand für 1001geschichte.de eine neue Story schreiben? Ich lese dort mit viel Freude, aber seit Ende August klemmt es bei denen irgendwie. Geht nicht weiter.
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