Dienstag, 4. September 2018

Rock für den Frieden: Eindrucksvolles Bekenntnis führender Rockgruppen

Die ARD und das ZDF weigerten sich diesmal, die Veranstaltung live zu übertragen, wie es so viele Jahre gute Tradition gewesen war. Aber dennoch wurde das diesjährige Konzert "Rock für den Frieden", erstmals und nicht ganz grundlos im sächsischen Chemnitz zu Gast, zu einem machtvollen Bekenntnis der besten Rockmusiker unserer Republik für ein friedvolles und fremdenfeindlichkeitsfreies Alltagsleben. Angeführt von der aus Mecklenburg-Vorpommern angereisten Formation Feine Sahne Fischfilet mit ihrem Sänger Jan "Monchi" Gorkow lieferten Kraftklub, Marteria, Caspar, Kiz und die aus Westdeutschland nach Sachsen gekommenen "Toten Hosen" einen stimmungsvollen Abend voll rassigem Punk, fröhlichem Sprechgesang und Aufrufen zum Kampf gegen die, die das Deutschland-Bild im Ausland derzeit so schwer beschädigen.

Schätzungsweise 250.000 Menschen aus ganz Deutschland waren gekommen, um das unter dem Motto „Wirsindmehr“ stehende erste Rock für den Frieden-Konzert seit 1988 zu einem vollen Erfolg zu machen. Chemnitz. Nachdem die Initiatoren von Feine Sahne Fischfilet, zu deren Fans auch Bundespräsident Walter Steinmier gehört, die Besucher mit flotten Rhythmen und engagierten Texten vorgeheizt hatten, riefen zahlreiche Fans „Nazis raus“ und "Alerta, Alerta, Antifacista". Sänger "Monchi" kommentierte das von der Bühne mit einem gutgelaunten "Nazis auf die Fresse", ehe das Septett seinen großen Hit "Komplett im Arsch" anstimmte, in dem es heißt: "Mein radikales Nein zu dieser Welt ist es was mich stark und lebendig macht, ich bin komplett im Arsch, weiß nicht wohin mit mir, ich bin komplett im Arsch, keine Ahnung wie es weitergeht".

Weiter ging es dann aber mit KIZ, drei Rappern aus Berlin, die der Trauer um den bei einem "verbalen Streit" (Focus) ums Leben gekommenen Daniel H. vor den Augen und Ohren führender Vertreter der Zivilgesellschaft deutlich Ausdruck verliehen. Ein starkes Zeichen bei dem delbst die alternative Szene das Gemeinschaftserlebnis nicht kaputtmachen wollte.

Anschließend folgten Kraftklub, die Lokalmatadoren aus Karl-Marx-Stadt. Wie stets streng uniformiert (rote Jacken, schwarze Hosen, weiße Turnschuhe, rote Socken), rockten die jungen Musiker gegen einen zunehmend uniform-rechten Mainstream an. "Ich will eure Fäuste sehen, alle", forderte Kraftklub-Sänger Felix Brummer. "Ich knall mir alles rein, was mir in die Finger kommt, ich bin 10 Meter gewachsen, die Welt wird zu Lego, die Stadt ist zu klein für mich und mein Ego", hieß es dann im Text von "Chemie, Chemie, ya", ehe die versammelte Menge bei "Schüsse in die Luft" begeistert mitsang. "Nur dieser Stein in meiner Hand, es ist ein einsamer Krieg, gegen den Dreck, der mich umgibt, den verfickten Dreck, den scheinbar keiner außer mir sieht".*

So aber war es diesmal nicht, trotz der Sendeverweigung der beiden großen Gebührensender. Dank des amerikanischen Internetgiganten Google und dessen Videotochter Youtube, deren Macht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in Kürze brechen zu wollen bereits angekündigt hat, wenn er nicht doch als Kommissionspräsident nach Brüssel wechselt, konnte auch der imposante Live-Auftritt der beiden Rapper Casper und Marteria und der früheren Punk-Band Die Toten Hosen kostenlos auf den Internetseiten aller deutschen Zeitungen, Magazine und Fernsehsender geschaut werden.

Casper und Marteria nutzten die Gelegenheit, ihr gerade erst erschienenes erstes gemeinsames Album "1982" vorzustellen. "1982" handelt vom gleichnamigen Jahr, in dem der bis dato letzte sozialdemokratische Bundeskanzler Helmut Schmidt von rechten Kräften gestürzt wurde und der später als Parteispendenpate überführte Helmut Kohl an die Macht kam.

Aus Protest gegen diesen verhängnisvollen Rechtsrutsch gründeten sich damals Die Toten Hosen, deren wilder, ungezähmter Kuschelrock heute zur Grundausstattung jeder Studenten-WG-, aber auch jeder Geburtstagsparty mit einer 50 auf der Torte gehört. Ihre einigende Kraft bewies die Kapelle aus Düsseldorf auch im dunkelbraunen Sachsen: Mit zahlreichen Hits, aber auch vielen nachdenklichen und kämpferischen Ansagen positionierte Sänger Andreas "Campino" Frege seine Combo entschieden auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger, die entschlossen Gesicht zeigen, aufstehen gegen rechts und an diesem Abend in Chemnitz ein Zeichen setzten, dass Musik vielleicht nicht alle Wunden heilen kann, aber immer für eine gute Party taugt.

* Die DVD zur Veranstaltung soll bereits zum Weihnachtsgeschäft in den Läden stehen und auch Interviews und Kommentare von den Rändern der Veranstaltung neben Originalaufnahmen der vorhergehenden Ereignisse in Chemnitz enthalten. Eine Doppel-CD in Dolby-surround-Sound ist in ausgewählten Fachhandelsgeschäften bereits ab kommenden Freitag erhältlich.

5 Kommentare:

  1. Eine deutliche Botschaft: Abstechen lassen und Fresse halten.

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  2. wieso fresse halten? singen

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  3. Der Poschardt wieder mal vom hinterm Mond. Beim Punk ist alsbald die erste Rate für die verlängerung des Grabes fällig.
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    https://www.welt.de/kultur/buehne-konzert/plus181409154/Popkultur-Punk-stirbt-in-Chemnitz.html

    Punk stirbt in Chemnitz

    Im großen vaterländischen Krieg gegen den deutschen Neofaschismus muss jetzt auch die Popkultur ran. Und scheitert mit schlechter Musik, simplen Texten und stumpfen Videos.

    Die aktuelle Lieblingsband des antifaschistischen Widerstands heißt Feiste Sahne Silbereisen und erinnert an Florian Silbereisen, der so eine Art von Musik zwischen Scheunenattrappen und Wirtshausbühnen präsentiert. Oder heißen sie anders? Mit holpernden Reimen zieht diese Band über Beamte und Polizisten her, die die Radikalisierung der Gesellschaft einzudämmen versuchen. Die Band erledigt dies unter heroischem Verzicht auf jede Form von Originalität, Humor oder auch nur Spurenelementen von Eleganz.

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  4. Die Toten Hosen 1982 gegründet? Da haben sie aber schon ziemlich zeitig mit dem Staatsfunk gekungelt. Ich erinnere mich an eine Sendung in den 80er Jahren (früher 80er bis Mitte 80er), wo sie dabei waren.
    Staatspunker.

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  5. offiziell, ja. 1982. der anlass ist ja im text beschrieben

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