Auf einmal ruft es von links nach „Radikalität“. Alte weiße Männer, sozialisiert in der alten, anämischen Bundesrepublik der Ära Kohl, rufen ebenso nach radikalen Maßnahmen wie junge Migrantinnen der vierten Generation. „Radikal“ ist das neue demokratisch. Wer im Kampf gegen rechts nicht wenigstens Radikalität fordert, „um einen Weg aus der politischen Krise des Landes zu finden“, ist kein rechter Linker mehr, sondern ein Schlappschwanz, der neidisch zuschaut, wie „der rechte Rand sein Programm ohne Angst und Rücksicht durchzieht“ (FR).
Große Gegenentwürfe braucht es, nicht mehr homöopathische Dosen von Veränderung, sondern harte, tiefe Schnitte ins Fleisch, runter bis zu den Knochen, dahin, wo es weh tut. Vergesst endlich den Radikalenerlass der alten Bundesrepublik, der das Wort radikal mit einem negativen Image gebrandmarkt hat, obwohl radikal sein doch, so ein Sprachforscher bei der Frankfurter Rundschau, im übertragenen Sinn nur bedeute, das Übel bei der Wurzel packen.
Und was ist denn das Übel? Dieses windelweiche Rumverhandeln, dieses Schachern um Ideen und Lösungen, die alle irgendwie akzeptieren können. Dieses schwatzbudenhafte der Parlamente, die Zeit, die vergeht, ehe sich etwas tut. Was Deutschland braucht, ein Land im Herzen eines aus lauter Mangel an radikalen Ideen gelähmten Europa, ist „ein Aufbruch, sich radikalen Ideen und Lösungen zu öffnen, um unsere Demokratie und unsere Lebensumstände zukunftsfähig zu machen“.
Dazu gehört für die neuen Radikalisnkis dann natürlich auch, "das herrschende System auch mal radikal infrage zu stellen", wie die gemeinhin staatstragende Frankfurter Rundschau textet. Etwa bei der Bildungspolitik, die in ferner Vergangenheit die Arbeiter und Angestellten zu produzieren in der Lage war, die Deutschland bis heute zur exportstärksten Volkswirtschaft weltweit gemacht haben.
Doch wie lange noch? Derzeit produzierten „Schulen Jahr für Jahr Zehntausende Abgänger ohne ordentlichen Abschluss“, klagt die FR, „Menschen, die ihr Berufsleben bereits als Verlierer beginnen und oft auch für die Demokratie verloren sind.“ Da müsste doch „etwas“ getan werden, radikal, am besten, indem nicht an einzelnen Fehlentscheidungen herumgedoktert wird, sondern gleich am System. Bildungsföderalismus abschaffen, Einheitsschule für alle, finanziert mit einem „Milliardenprogramm aus Bundesmitteln, um die Schulen endlich realitätstauglich zu machen“. Die Landeshoheit für Bildung aus dem Grundgesetz, im Grund fast schon der letzte Rest des Föderalismus, der aus Deutschland ursprünglich einen Bundesstaat gemacht hatte, muss dann eben weg, radikal! Keine Träne wird irgendwer dem nachweinen.
Ähnlich sieht es beim Klimawandel aus, gegen den die Bundesregierung neuerdings mit reduzierten Klimazielen kämpft. Der radikale Weltenretter aber muss doch sehen – wir brauchen mehr und härtere Klimaziele, den Ausstieg aus der Braunkohle sofort, ein Plastikverbot und als radikalsten radikalen Schritt "eine Abschaffung des innerdeutschen Flugverkehrs".
Denn wozu noch fliegen und wohin überhaupt? Wenn erst über die "Verteilung des vorhandenen Reichtums in unserer Gesellschaft" (FR) radikal neu entschieden ist, aus einem feigen „Weiter so“ der derzeit Regierenden der Entschluss erwuchs, die "Superreichen und Konzerne" nicht mehr zu verschonen und den Hartz-IV-Empfängern nicht mehr jeden Cent für Essen, Trinken und Kinderausgaben penibel zu verrechnen, dann werden mit dem verfügbaren Geld nicht mehr nur "Klientelinteressen der Mittelschicht bedient, damit wenigstens die bei der Stange bleibt", sondern die Interessen aller. Nur dass es dann für niemanden mehr zu einer Flugreise reicht.
Denkt der Radikalinski so darüber nach, öffentlich und ungeschützt, fällt ihm immer mehr ein, was ihm nicht gefällt. Wohnungsnot, Verkehr, Verödung abgehängter Regionen. Da muss man bauen, das muss man verbieten, da muss man Menschen auch mal zwangsansiedeln. "Immer mehr spüren, dass es mit dem „Weiter so“ eben nicht so weitergeht", unkt es aus den Tiefen des Großraumbüros. Da sein "etwas ins Rutschen gekommen", das zeige, dass "die große Koalition und ihre Kanzlerin der kleinen Schritte nicht in der Lage" seien, "mehr als noch einmal die eine oder andere Stellschraube anzuziehen oder zu lockern".
Was Deutschland braucht, ist ihrer Meinung nach aber eben diese neue Radikalität, die geschichtlich gesehen immer eine Chance hatte, wenn die Stunde der "wenigen Wachen" (FR) schlug, die jede herrschende Elite selbst nach Jahren der inneren Auszehrung noch in ihren Reihen hat. Die müssen ans Ruder, radikale Verächter von Resignation und Desinteresse, radikale Muntermacher in Zeiten des "Schlafwandelns am Rande des Abgrunds", als der der Radikalinski das Leben im reichsten Deutschland aller Zeiten sehen will.
Mehr Steuereinnahmen als jemals, Mindestlohn, Aufstockerrente, refugees welcome, Wirtschaftswachstum, Landflucht trotz höchster Mieten, kostenlose Kindergärten, immer mehr Geschlechtergerechtigkeit, ein drittes Geschlecht im Ausweis, Reisefreiheit und Europawahl, sogar eine Zeitumstellung auf Bürgerwunsch - all das klingt genau nach der von den alten weißen Klassenkämpfern seit Ende der 60er Jahre sehnsüchtig erwarteten Stunde der Linken, um "radikal-realistische Vorschläge zu machen, wie Demokratie, Gerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft für alle zu erreichen sind". Täten sich "die Linken bei Grünen und die SPD, die Partei Die Linke und die neue Bewegung Aufstehen" nur mal zusammen, dann könnten "Mut und Fantasie zu radikalem Denken und Handeln wieder ganz normal werden".
Und Deutschland, bis Mitte der 70er Jahre noch in Furcht vor "Radikalen", würde von ihnen regiert werden.
Harte, tiefe Schnitte
Große Gegenentwürfe braucht es, nicht mehr homöopathische Dosen von Veränderung, sondern harte, tiefe Schnitte ins Fleisch, runter bis zu den Knochen, dahin, wo es weh tut. Vergesst endlich den Radikalenerlass der alten Bundesrepublik, der das Wort radikal mit einem negativen Image gebrandmarkt hat, obwohl radikal sein doch, so ein Sprachforscher bei der Frankfurter Rundschau, im übertragenen Sinn nur bedeute, das Übel bei der Wurzel packen.
Und was ist denn das Übel? Dieses windelweiche Rumverhandeln, dieses Schachern um Ideen und Lösungen, die alle irgendwie akzeptieren können. Dieses schwatzbudenhafte der Parlamente, die Zeit, die vergeht, ehe sich etwas tut. Was Deutschland braucht, ein Land im Herzen eines aus lauter Mangel an radikalen Ideen gelähmten Europa, ist „ein Aufbruch, sich radikalen Ideen und Lösungen zu öffnen, um unsere Demokratie und unsere Lebensumstände zukunftsfähig zu machen“.
Sehnsucht nach Umsturz
Dazu gehört für die neuen Radikalisnkis dann natürlich auch, "das herrschende System auch mal radikal infrage zu stellen", wie die gemeinhin staatstragende Frankfurter Rundschau textet. Etwa bei der Bildungspolitik, die in ferner Vergangenheit die Arbeiter und Angestellten zu produzieren in der Lage war, die Deutschland bis heute zur exportstärksten Volkswirtschaft weltweit gemacht haben.
Doch wie lange noch? Derzeit produzierten „Schulen Jahr für Jahr Zehntausende Abgänger ohne ordentlichen Abschluss“, klagt die FR, „Menschen, die ihr Berufsleben bereits als Verlierer beginnen und oft auch für die Demokratie verloren sind.“ Da müsste doch „etwas“ getan werden, radikal, am besten, indem nicht an einzelnen Fehlentscheidungen herumgedoktert wird, sondern gleich am System. Bildungsföderalismus abschaffen, Einheitsschule für alle, finanziert mit einem „Milliardenprogramm aus Bundesmitteln, um die Schulen endlich realitätstauglich zu machen“. Die Landeshoheit für Bildung aus dem Grundgesetz, im Grund fast schon der letzte Rest des Föderalismus, der aus Deutschland ursprünglich einen Bundesstaat gemacht hatte, muss dann eben weg, radikal! Keine Träne wird irgendwer dem nachweinen.
Die Demokratie hinwegfegen
Ähnlich sieht es beim Klimawandel aus, gegen den die Bundesregierung neuerdings mit reduzierten Klimazielen kämpft. Der radikale Weltenretter aber muss doch sehen – wir brauchen mehr und härtere Klimaziele, den Ausstieg aus der Braunkohle sofort, ein Plastikverbot und als radikalsten radikalen Schritt "eine Abschaffung des innerdeutschen Flugverkehrs".
Denn wozu noch fliegen und wohin überhaupt? Wenn erst über die "Verteilung des vorhandenen Reichtums in unserer Gesellschaft" (FR) radikal neu entschieden ist, aus einem feigen „Weiter so“ der derzeit Regierenden der Entschluss erwuchs, die "Superreichen und Konzerne" nicht mehr zu verschonen und den Hartz-IV-Empfängern nicht mehr jeden Cent für Essen, Trinken und Kinderausgaben penibel zu verrechnen, dann werden mit dem verfügbaren Geld nicht mehr nur "Klientelinteressen der Mittelschicht bedient, damit wenigstens die bei der Stange bleibt", sondern die Interessen aller. Nur dass es dann für niemanden mehr zu einer Flugreise reicht.
Denkt der Radikalinski so darüber nach, öffentlich und ungeschützt, fällt ihm immer mehr ein, was ihm nicht gefällt. Wohnungsnot, Verkehr, Verödung abgehängter Regionen. Da muss man bauen, das muss man verbieten, da muss man Menschen auch mal zwangsansiedeln. "Immer mehr spüren, dass es mit dem „Weiter so“ eben nicht so weitergeht", unkt es aus den Tiefen des Großraumbüros. Da sein "etwas ins Rutschen gekommen", das zeige, dass "die große Koalition und ihre Kanzlerin der kleinen Schritte nicht in der Lage" seien, "mehr als noch einmal die eine oder andere Stellschraube anzuziehen oder zu lockern".
Alte Männer, alte Forderungen
Was Deutschland braucht, ist ihrer Meinung nach aber eben diese neue Radikalität, die geschichtlich gesehen immer eine Chance hatte, wenn die Stunde der "wenigen Wachen" (FR) schlug, die jede herrschende Elite selbst nach Jahren der inneren Auszehrung noch in ihren Reihen hat. Die müssen ans Ruder, radikale Verächter von Resignation und Desinteresse, radikale Muntermacher in Zeiten des "Schlafwandelns am Rande des Abgrunds", als der der Radikalinski das Leben im reichsten Deutschland aller Zeiten sehen will.
Mehr Steuereinnahmen als jemals, Mindestlohn, Aufstockerrente, refugees welcome, Wirtschaftswachstum, Landflucht trotz höchster Mieten, kostenlose Kindergärten, immer mehr Geschlechtergerechtigkeit, ein drittes Geschlecht im Ausweis, Reisefreiheit und Europawahl, sogar eine Zeitumstellung auf Bürgerwunsch - all das klingt genau nach der von den alten weißen Klassenkämpfern seit Ende der 60er Jahre sehnsüchtig erwarteten Stunde der Linken, um "radikal-realistische Vorschläge zu machen, wie Demokratie, Gerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft für alle zu erreichen sind". Täten sich "die Linken bei Grünen und die SPD, die Partei Die Linke und die neue Bewegung Aufstehen" nur mal zusammen, dann könnten "Mut und Fantasie zu radikalem Denken und Handeln wieder ganz normal werden".
Und Deutschland, bis Mitte der 70er Jahre noch in Furcht vor "Radikalen", würde von ihnen regiert werden.
ohne wenn und aber-rhabarber!!!
AntwortenLöschenSPIEGEL ONLINE 04. September 2018, 23:34 Uhr
AntwortenLöschenVorwürfe sexueller Übergriffe
Anklage gegen Kevin Spacey fallengelassen
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Darf er dann ab jetzt wieder radikal im Fernsehen spielen?
Oder gilt radikal nur für Auserwählte?
Ich bedauere sehr, daß mein Kommentar zu hetzenden Biochemikern sich eine Abteilung zu hoch installiert hat.
AntwortenLöschenverkauft schibo antifantenshirts ? uAwg
AntwortenLöschender Sepp Reichsmodeberater
selbstverständlich. für 20 % gewinn wird das kapital lebhaft!
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