Heyer steht hinten, der Ball kommt von vorn. Beide werden sich in dieser Situation nicht treffen. |
Es ist genaugenommen vorbei, als Toni Lindenhahn zum ersten Mal in seiner früheren Funktion als Mittelfeldspieler auftritt. Sein Verein, der Hallesche FC, hat sein zweites Saisonspiel zu diesem Zeitpunkt schon verloren, die Spieler unten auf dem Platz haben die Niederlage auch schon akzeptiert. Selbst Neu-Trainer Torsten Ziegner hat auf der Bank platzgenommen. Der Auslöser einer typisch halleschen gebremsten Vorsaison-Euphorie, kritzelt in einem Block herum, vielleicht Notizen für die Pressekonferenz, denn schon der zweiten Begegnung einer noch so langen Saison scheint es so, als könnte es eng werden mit Ausreden.
Dann aber kommt dieser Lindenhahn, einziger Hallenser im Kader, dienstältester Profi und von Ziegner zum Außenverteidiger ernannt. TL6, wie er halb spöttisch, halb bewundern genannt wird, geht dorthin, wo inzwischen schon lange kein HFC-Spieler mehr war: Rechtsaußen, nahe der Grundlinie. Marvin Ajani hatte das eigentlich machen sollen, aber Ajani ist raus, für ihn Ziegner Tobias Schilk gebracht, einen etatmäßigen Außenverteidiger, den die Mannschaftskameraden seit seiner Einwechslung bei brütenden 35 Grad weitgehend ignorieren. Dafür nun eben Lindenhahn, der gefühlvoll flankt. Und den Kopf des bis dahin ebenso glücklos wie sein Sturmkollege Mathias Fetsch agierenden Pascal Sohm. der steigt hoch. Mühelos drückt er den Ball über die Linie.
Jena, der Konkurrent aus Thüringen, hat so ein Spiel am ersten Spieltag noch gedreht. Der HFC aber dreht heute nichts. Ein paar lange Bälle segeln noch auf die Köpfe der Kölner Abwehrhünen in der Innenverteidigung. dann ist es vorbei, ein Spiel, das in Vielem an den Auftritt der deutschen #Mannschaft im Spiel gegen Mexiko bei der WM in Russland erinnert. Von der ersten Minute an ist es der Gastgeber, der mit sechs neuen Leuten in der Startelf, zeigen will, dass die bitteren Tage der Ära Rico Schmitt vergessen werden können. Neues Spiel, neues Glück, neues Engagement, neuer Wille!
In den ersten elf Minuten hat der HFC fünf hochkarätige Torchancen, jede einzelne für ein Tor gut: der neue Abwehrchef Heyer rutscht nach einer Ecke am Ball vorbei, der alte Stürmer Fetsch schießt aus Nahdistanz einen Kölner an, sein neuer Kollege Sohm tritt ins Tor, steht aber im Abseits. Und die wacklige Foruna-Abwehr rettet sich vier-, fünfmal nur auf Kosten einer Ecke aus kitzligen Situationen.
Was fehlt, ist das Tor. Seit Sembolo, Furuholm, Bertram, Gogia und Osawe den Klub von der Saale verlassen haben, fehlt noch jedem Trainer - hieß er Böger, Schmitt oder Ziegner - ein Mann, der vorn zuverlässig trifft. Auch nach dem Wechsel von zwei Dritteln der Mannschaft bleibt es dabei: So überzeugend das Offensivspiel des im 3-5-2 spielenden Ziegner-Teams ist, so ernüchternd ist die Art und Weise, in der die numerisch teilweise fünf Offensivspieler in der vordersten Linie die Chancen versieben.
Sohm und Fetsch zuallererst, aber auch Ajani und Bentley Baxter-Bahn. Braydon Manu, der von Rico Schmitt zum Nagel am eigenen Sarg erkorene Bankdrücker der Vorsaison, ist auch unter Ziegner das einzige wirklich dynamische Moment der halleschen Angriffsbemühungen. Ist der Mann aus Itzehoe am Ball, fährt ein Schreck durch die Fortuna-Abwehr, der von der Tribüne aus zu sehen ist. Manu spielt Boné Uaferro und Bernard Kyere, den beiden Riesen in der Innenverteidigung, Knoten in die Beine. Findet aber keinen Vollstrecker in der Mitte. Und vermeidet es selbst, direkt abzuziehen. Mit einem Chancenverhältnis von 7:1 und fünf zu null Ecken geht Halle in die erste Trinkpause.
Wie solche Spiele ausgehen, weiß jeder, der aufmerksam Fußball-WM gesehen hat. Es gewinnt nicht die Mannschaft, die fleißig ist und auf Sieg spielt. Sondern die, die Geduld beweist, auf die eine glückliche Gelegenheit wartet und diese dann eiskalt nutzt. Wie Köln in der 34. Minute. Fetsch hat gerade noch einmal kläglich vergeben, diesmal völlig freistehend. Einen ersten Konter fangen Halles Niklas Landgraf und Moritz Heyer irgendwie noch ab, doch als der Angriffsversuch im Mittelfeld hängenbleibt, geht der Kölner Ball lang und spitz auf die rechte hallesche Abwehrseite. Kein großes Herumgespiele, nur ein Schuss. Yeboah trifft aus einer Position, aus der bis dahin kein HFC-Spieler auch nur zu schießen gewagt hätte.
Jetzt hängen die Köpfe, jetzt ist alles wie letztes Jahr. Aber damals, zumindest die paar verbliebenden Spieler wissen,m das, reichte es nach einem 1:3-Rückstand gegen Paderborn noch zu einem 4:4, das kurzzeitig die Hoffnung nährte, Schmitt habe eine Mannschaft beisammen, der es vielleicht an Glück und spielerischer Klasse, nicht aber an Charakter und Wille mangelt.
Wie es damals weiterging, ist bekannt, wie es heute wird, sehen die 6672 Zuschauer, davon rund 30 aus Köln, mit eigenen Augen. Der HFC rennt weiter an, ein wenig geknickt nun und ohne die ansehnlichen spielerischen Momente der ersten Viertelstunde. Köln hält unaufgeregt dagegen, ohne auch nur zu versuchen, Halle defensiv in Bedrängnis zu bringen. Die Gäste wissen, dass der HFC mehr läuft und Hitze und Zeit für sie spielen. Torsten Ziegner wechselt schon der 55. Minute, rätselhafterweise direkt vor der Ausführung eines eigenen Freistoßes in aussichtsreic her Position nimmt er den kopfballstarken Fetsch raus und bringt den dribbelstarken Davud Tuma. Nicht weniger enigmatisch der zweite Wechsel: Der weitgehend untergetauchte Ajani muss raus, für ihn rückt aber nicht Lindehahn nach vorn und der eingewechselte Schilk auf seine angestammte Verteidigerposition. Nein, Ziegner lässt Schilk auf außen laufen.
Theoretisch. Praktisch spielt der gebürtige Münchner die Rolle, die Marvin Plattenhardt im Spiel der DFB-Elf gegen Mexikoausfüllen musste. Er steht an der Außenlinie und wird ignoriert.
So wird es nichts mit dem Ausgleich, auch wenn Björn Jopek brüllt und winkt und in die Hände klatscht. Schiedsrichter Koslowski schafft es mit einer Reihe von fragwürdigen Entscheidungen, die Kurve gegen sich aufzubringen und die Männer in Rot und Weiß weiter zu verunsichern. Dann reißt auch noch das Tornetz, als es der neue Stürmer Tuma mit Wucht von außen trifft. Der HFC bringtt nun keine klare Strategie auf den Rasen. Ziegners Spieler vertändeln Bälle im Mittelfeld, spielen immer wieder hintenherum und verzichten in der Vorwärtsbewegung darauf, über außen anzugreifen. Als der neue Kapitän Jan Washausen dann an der Mittellinie einen Ball verliert und Köln schnell umschaltet, ist hinten alles offen. Scheu scheut sich nicht, zum zweiten Mal in Kai Eiseles Tor zu schießen.
Neue Namen überall, aber auch die alten Probleme. Noch nicht einmal 180 Minuten der Saison 2018/2019 ist der HFC Tabellenletzter, eine junge Mannschaft unter Druck, ein Trainer, der binnen einer Woche vom Hoffnungsträger zum Entlassungskandidaten geworden. Auch Lindenhahns Auftritt ändert daran nur wenig: 90. Minute, 1:2 immerhin noch. Das Tor reicht, um als Tabellenvorletzter nach Jena zu fahren. Positiv auch: Der Rückstand zum ersten Nichtabstiegsplatz beträgt nur einen Punkt, der zum Relegationsplatz für den Zweiligaaufstieg nur vier.
Noch ist nichts passiert. Doch wenn da vorn, wo die besseren Mannschaften der Liga inzwischen fünf Tore gemacht haben, nicht irgendetwas passiert, wird etwas passieren.
Matthias Fetsch zieht gleich. Er trifft den Ball. Aber nicht das Tor.
Dann aber kommt dieser Lindenhahn, einziger Hallenser im Kader, dienstältester Profi und von Ziegner zum Außenverteidiger ernannt. TL6, wie er halb spöttisch, halb bewundern genannt wird, geht dorthin, wo inzwischen schon lange kein HFC-Spieler mehr war: Rechtsaußen, nahe der Grundlinie. Marvin Ajani hatte das eigentlich machen sollen, aber Ajani ist raus, für ihn Ziegner Tobias Schilk gebracht, einen etatmäßigen Außenverteidiger, den die Mannschaftskameraden seit seiner Einwechslung bei brütenden 35 Grad weitgehend ignorieren. Dafür nun eben Lindenhahn, der gefühlvoll flankt. Und den Kopf des bis dahin ebenso glücklos wie sein Sturmkollege Mathias Fetsch agierenden Pascal Sohm. der steigt hoch. Mühelos drückt er den Ball über die Linie.
Jena, der Konkurrent aus Thüringen, hat so ein Spiel am ersten Spieltag noch gedreht. Der HFC aber dreht heute nichts. Ein paar lange Bälle segeln noch auf die Köpfe der Kölner Abwehrhünen in der Innenverteidigung. dann ist es vorbei, ein Spiel, das in Vielem an den Auftritt der deutschen #Mannschaft im Spiel gegen Mexiko bei der WM in Russland erinnert. Von der ersten Minute an ist es der Gastgeber, der mit sechs neuen Leuten in der Startelf, zeigen will, dass die bitteren Tage der Ära Rico Schmitt vergessen werden können. Neues Spiel, neues Glück, neues Engagement, neuer Wille!
In den ersten elf Minuten hat der HFC fünf hochkarätige Torchancen, jede einzelne für ein Tor gut: der neue Abwehrchef Heyer rutscht nach einer Ecke am Ball vorbei, der alte Stürmer Fetsch schießt aus Nahdistanz einen Kölner an, sein neuer Kollege Sohm tritt ins Tor, steht aber im Abseits. Und die wacklige Foruna-Abwehr rettet sich vier-, fünfmal nur auf Kosten einer Ecke aus kitzligen Situationen.
Davud Tuma hat ein Loch ins Netz geschossen. |
Sohm und Fetsch zuallererst, aber auch Ajani und Bentley Baxter-Bahn. Braydon Manu, der von Rico Schmitt zum Nagel am eigenen Sarg erkorene Bankdrücker der Vorsaison, ist auch unter Ziegner das einzige wirklich dynamische Moment der halleschen Angriffsbemühungen. Ist der Mann aus Itzehoe am Ball, fährt ein Schreck durch die Fortuna-Abwehr, der von der Tribüne aus zu sehen ist. Manu spielt Boné Uaferro und Bernard Kyere, den beiden Riesen in der Innenverteidigung, Knoten in die Beine. Findet aber keinen Vollstrecker in der Mitte. Und vermeidet es selbst, direkt abzuziehen. Mit einem Chancenverhältnis von 7:1 und fünf zu null Ecken geht Halle in die erste Trinkpause.
Wie solche Spiele ausgehen, weiß jeder, der aufmerksam Fußball-WM gesehen hat. Es gewinnt nicht die Mannschaft, die fleißig ist und auf Sieg spielt. Sondern die, die Geduld beweist, auf die eine glückliche Gelegenheit wartet und diese dann eiskalt nutzt. Wie Köln in der 34. Minute. Fetsch hat gerade noch einmal kläglich vergeben, diesmal völlig freistehend. Einen ersten Konter fangen Halles Niklas Landgraf und Moritz Heyer irgendwie noch ab, doch als der Angriffsversuch im Mittelfeld hängenbleibt, geht der Kölner Ball lang und spitz auf die rechte hallesche Abwehrseite. Kein großes Herumgespiele, nur ein Schuss. Yeboah trifft aus einer Position, aus der bis dahin kein HFC-Spieler auch nur zu schießen gewagt hätte.
Jetzt hängen die Köpfe, jetzt ist alles wie letztes Jahr. Aber damals, zumindest die paar verbliebenden Spieler wissen,m das, reichte es nach einem 1:3-Rückstand gegen Paderborn noch zu einem 4:4, das kurzzeitig die Hoffnung nährte, Schmitt habe eine Mannschaft beisammen, der es vielleicht an Glück und spielerischer Klasse, nicht aber an Charakter und Wille mangelt.
Da winkt er wieder, der Tobias Schilk. |
Theoretisch. Praktisch spielt der gebürtige Münchner die Rolle, die Marvin Plattenhardt im Spiel der DFB-Elf gegen Mexikoausfüllen musste. Er steht an der Außenlinie und wird ignoriert.
So wird es nichts mit dem Ausgleich, auch wenn Björn Jopek brüllt und winkt und in die Hände klatscht. Schiedsrichter Koslowski schafft es mit einer Reihe von fragwürdigen Entscheidungen, die Kurve gegen sich aufzubringen und die Männer in Rot und Weiß weiter zu verunsichern. Dann reißt auch noch das Tornetz, als es der neue Stürmer Tuma mit Wucht von außen trifft. Der HFC bringtt nun keine klare Strategie auf den Rasen. Ziegners Spieler vertändeln Bälle im Mittelfeld, spielen immer wieder hintenherum und verzichten in der Vorwärtsbewegung darauf, über außen anzugreifen. Als der neue Kapitän Jan Washausen dann an der Mittellinie einen Ball verliert und Köln schnell umschaltet, ist hinten alles offen. Scheu scheut sich nicht, zum zweiten Mal in Kai Eiseles Tor zu schießen.
Neue Namen überall, aber auch die alten Probleme. Noch nicht einmal 180 Minuten der Saison 2018/2019 ist der HFC Tabellenletzter, eine junge Mannschaft unter Druck, ein Trainer, der binnen einer Woche vom Hoffnungsträger zum Entlassungskandidaten geworden. Auch Lindenhahns Auftritt ändert daran nur wenig: 90. Minute, 1:2 immerhin noch. Das Tor reicht, um als Tabellenvorletzter nach Jena zu fahren. Positiv auch: Der Rückstand zum ersten Nichtabstiegsplatz beträgt nur einen Punkt, der zum Relegationsplatz für den Zweiligaaufstieg nur vier.
Noch ist nichts passiert. Doch wenn da vorn, wo die besseren Mannschaften der Liga inzwischen fünf Tore gemacht haben, nicht irgendetwas passiert, wird etwas passieren.
Matthias Fetsch zieht gleich. Er trifft den Ball. Aber nicht das Tor.
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