Dienstag, 14. August 2018

Fake News von DPA: Manipulieren für Fortgeschrittene

Russland ist bekanntlich gedopt. Russland ist bekanntlich pleite. Russland ist bekanntlich aggressiv. Und Russland steckt nun auch noch "höhere Steuereinnahmen wegen der guten Konjunktur in die Rüstung".

Nein, niemand darf nach Logik fragen, wenn Deutschland faststaatliche Nachrichtenagentur DPA loszieht, die Welt im Sinne der Bundesregierung zu erklären. Führt das ehemalige Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" eben noch vor, wie man gesellschaftliche Entwicklungen auf der Grundlage selbsterfundener Fakten erklären kann, zeigt DPA nun, wie man einen Feind im Handumdrehen als gefährlich darstellt, indem man richtige Zahlen mit einer absurden Betonung vorliest.

Beim "Spiegel" war es noch Manipulieren für Anfänger, billig, dumpf, wie in Fausthandschuhen getippt. Die Nachrichtenfabrik aber demonstriert die hohe Schule: Manipulieren für Fortgeschrittene, elegant, undurchsichtig und fast schon wie echt, indem sie eine Meldung über die Erhöhung der Umsatzsteuer in Russland mit "Russland steckt einen Gutteil seiner höheren Einnahmen aus der Mehrwertsteuer in Armee und Rüstung" überschreibt.

Ist doch so! Die Umsatzsteuer in Russland steigt ab 2019 von 18 auf 20 Prozent und beschert dem russischen Staatshaushalt damit eine theoretische Mehreinnahme von 620 Milliarden Rubel ( neun Milliarden Dollar) jährlich. Von diesem Geld nun fließen 15 Prozent in die Armee und den Rüstungssektor, die damit "der größte Einzelposten" sind, wie DPA errechnet hat, ohne irgendwelche absoluten Zahlen zu nennen - denn merke, wo der Leser vergleichen und einordnen kann, fällt es ihm unter Umständen sehr leicht, dir nicht zu glauben.

Ganz klassisch erwähnt DPA deshalb auch nicht,  das Russland seine Rüstungsausgaben zuletzt gesenkt hatte, eine "politische Botschaft an den Westen" angeblich, denn "Russland will keinen Rüstungswettlauf". Insgesamt schrumpften die russischen Rüstungsausgaben in den vergangenen zwei Jahren um 20 Prozent auf nur noch 66,3 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: das sind etwa 20 Prozent der Rüstungsausgaben der USA. Etwa sieben Prozent der Rüstungsausgaben der Nato. Und nur etwa 15 Milliarden mehr als Deutschland ausgibt.

Nun aber dann ja dieses Hochfahren der Ausgaben mit Hilfe eines von DPA nicht genau bezifferten "Gutteils" (DPA) der Mehreinnahmen aus der Umsatzsteuererhöhung. Der Leser könnte, ja, er sollte hier ein wenig Angst bekommen. Denn das ist ein Verrat Putins an den Ankündigungen "zu Beginn seiner neuen Amtszeit im Mai", als der Kreml-Herrscher "ehrgeizige Ziele beim Wachstum der Wirtschaft, dem Ausbau der Infrastruktur und der Bekämpfung der Armut verkündet" habe. Dafür sollen nun aber, so DPA, "nur 43 Prozent der Mehreinnahmen verwendet werden", die zwar mehr als 15 Prozent, aber kein "Gutteil" sind und deshalb nicht in der Überschrift auftauchen.

Beim Rest der geplanten Ausgaben - immerhin 38 Prozent - sei als Zweck nur „Sonstiges“ vermerkt, kritisiert DPA. Zwar auch mehr als 15 Prozent, aber eben auch kein "Gutteil" und deshalb kein Thema für die Überschrift.

DPA folgt damit dem Handbuch der Demagogie: Faktisch gibt Russland 81 Prozent seiner rechnerischen Steuermehreinnahmen für alles mögliche aus, nur nicht für Rüstung. Faktisch summiert sich die angekündigte Verwendung von 15 Prozent der Mehreinnahmen für Armee und Rüstungsgüter auf jämmerliche 1,3 Milliarden Dollar - etwa ein Fümnftel dessen, was Deutschland 2018 mehr für die Bundeswehr ausgibt als 2017. Die russische Erhöhung der Verteidigungsausgaben einspricht einer Steigerung von nicht einmal zwei Prozent - nach einer Senkung der Rüstungsausgaben in zehnfacher Höhe.

Aber mit handwerklichem Geschick gelingt es DPA doch, daraus eine Meldung zu machen, an der nichts stimmt. Die sich aber dennoch flächendeckend verbreitet. Zum Vergleich: Die deutschen Rüstungsausgaben stiegen 2017 um zehn Prozent, 2018 werden sie um weitere vier Prozent steigen und bis 2021 ist eine weitere Steigerung um neun Prozent vorgesehen. Die deutschen Rüstungsausgaben steigen damit nicht nur schneller als die Steuereinnahmen, sondern auch schneller  als die russischen.

Eine DPA-Meldung dazu findet sich im ganzen Internet nicht.

3 Kommentare:

  1. Carl GustafAugust 14, 2018

    Der Militärhaushalt der USA beträgt stolze 627 Mrd Euro, wie es der halbstaatliche SPIEGEL heuer berichtet (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/donald-trump-unterzeichnet-us-verteidigungsetat-ignoriert-john-mccain-a-1223017.html). Imho beträgt Putins Militärhaushalt sogar nur rd. 10% dessen der Amerikaner.

    Aber die Kanzlerin wird dem Putin am Wochenende mal wieder ordentlich die Leviten lesen. Oder war es der Leviathan?

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  2. FortschreiterAugust 14, 2018

    Sie können hüben wie drüben versuchen, das Kanonenfuttervolk zu manipulieren, wie sie wollen ... so lange der Durchschnittsnacktaffe das in seiner ignoranten Arroganz mit sich machen lässt, hat die Zivilisation weder hier noch dort eine echte Chance.

    Es ist betrüblich, wenn man seine lieben Zeitgenossen nur noch als eine dressierte Masse von tumbem Herdennutzvieh erleben muss, weil da neben primitivsten Überlebensinstinkten nichts an Klugheit erkennbar ist. Und dank der Massenimporte von IQ70-Fachkräften wird es bei uns zukünftig noch stumpfsinniger und archaischer zugehen.

    Verglichen mit den Kunstwerken von Höhlenmalern in der Steinzeit haben heutige Sammler und Jäger doch nichts mehr anzubieten, was man mit Fug und Recht Kultur oder gar Hochkultur nennen könnte. Sie rennen schließlich nur noch wie hypnotisiert im kindischen Schnäppchenjägerrausch durch alle glitzernd verlockenden Konsumtempel, um das allerneueste Smartphone zu ergattern, mit dem sie dann ihren infantilen Schwachsinn in alle Welt versenden, um ihre einfältige Vielfalt mit allen anderen Schwachmaten zu teilen, die sich genau so bescheuert verhalten.

    Wer beim gemeinen Volk auf eine kollektive Erleuchtung hofft, der ist verloren, denn genau so gut kann man erwarten, dass Schimpansen zum Alpha Centauri fliegen. Auch so ein Wahn: wollen unbedingt das Weltall erforschen und erdgleiche Planeten entdecken, die Lichtjahre entfernt und somit unerreichbar sind, verbrauchen hier wie explosionsartig sich vermehrende Wanderheuschrecken alle Ressourcen und vermüllen das irdische Paradies.

    Der Mensch ist eine schäbige Missgeburt, die sich auch ohne Meteoriteneinschlag auslöschen wird, denn im Gegensatz zu seinem Verstand ist seine Gier grenzenlos.

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  3. >> Der Mensch ist eine schäbige Missgeburt ... <<

    Bist Du des sicher, daß dieses wirklich Deine eigenen Gedanken sind, oder es Dir - möglicherweise - von interessierter Seite, und in nicht ungeschickter Weise, untergejubelt wurde?

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